[25.08.2010]
Hinter Sinnestäuschungen kann ein epileptischer Gelegenheitsanfall stecken
Ungewollte Bewegungen einzelner Gliedmaßen, Gesichtszuckungen oder eine veränderte Wahrnehmung können Ausdruck eines epileptischen Anfalls sein. „Viele Menschen denken nur bei großen Anfällen, die mit Bewusstlosigkeit, zu Boden stürzen und starken Zuckungen einhergehen, an Epilepsie. Es gibt aber recht unterschiedlich ausgeprägte Anfallsformen“, erläutert Dr. Frank Bergmann vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) in Krefeld.
„Manche Betroffene verdrehen die Augen, verharren in einer ungewöhnlichen Körperhaltung, geben unartikulierte Laute von sich und reagieren nicht wenn man Sie anspricht.“ Diese Anfälle dauern meist einige Sekunden bis zu einer halben Minute und werden mitunter von Außenstehenden gar nicht bemerkt. „Abhängig davon, in welchem Teil des Gehirns es zu einer Übererregung kommt, können sich die Anfälle auch in irrtümlichen Wahrnehmungen bemerkbar machen“, so der Facharzt. „Betroffene hören plötzlich Geräusche, Töne oder Stimmen, riechen etwas Ätzendes oder sehen Streifen und Blitze.“ Diese Anfälle treten gehäuft infolge von Schlafentzug, übermäßigem Alkoholgenuss, Drogenkonsum oder auch bei emotionaler Belastung auf. Ferner kann Flackerlicht, wie bei Computerspielen oder einer Autofahrt durch eine Allee bei Sonnenschein, die Anfälle auslösen. 5% der Deutschen erleiden mindestens einmal in ihrem Leben einen Gelegenheitsanfall.
Ein derartiger Anfall sollte in jedem Fall umfassend von einem Neurologen abgeklärt werden. „In der Regel bekommen Patienten nach einem ersten epileptischen Anfall noch keine Medikamente verabreicht. Es sei denn, die Anfallsursachen lassen sich auf eine zugrunde liegende Erkrankung, wie einen Gehirntumor, eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder einen Schlaganfall zurückführen. Dann erfolgt selbstverständlich eine Behandlung“, ergänzt Dr. Bergmann. „Erfahrungen mit Epilepsie-Kranken haben gezeigt, dass nach einem Krampfanfall nicht unbedingt weitere Anfälle folgen müssen.“ Von einer Epilepsie spricht man erst, wenn Anfälle wiederholt und nicht von außen provoziert auftreten. Wird dann nicht medikamentös behandelt, können stärkere Anfälle mit Stürzen, Zuckungen und Krämpfen dazukommen, die beim Autofahren oder beim Bedienen von Maschinen sehr gefährlich sein können.
Die Epilepsie ist die häufigste chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems, in Deutschland sind 500.000 Menschen davon betroffen. Durch eine medikamentöse Behandlung mit Antiepileptika, Medikamenten die vor epileptischen Anfällen schützen, werden 7 von 10 Epilepsie-Patienten anfallsfrei.
Die Pressemeldung des BVDN ist zur Veröffentlichung freigegeben.
Bitte weisen Sie bei Verwendung im Printbereich auf das Informationsportal des BVDN,
Neurologen & Psychiater im Netz, hin. Bei Online-Veröffentlichung erbitten wir eine Verlinkung auf die Website.