Folgendes Buch wurde hier schon mal in irgendwelchen Links zumindest genannt:
Rudolf Steiner, Die Geheimwissenschaft im Umriß, 1. Auflage 1910
Aus der Vorrede zur 16. - 20. Auflage , von Januar 1925:
"Daß ich dem Buche den Titel "Geheimwissenschaft" gegeben habe, hat sogleich Mißverständnisse hervorgerufen. Von mancher Seite wurde gesagt, was "Wissenschaft" sein will, darf nicht "geheim" sein. Wie wenig bedacht war ein solcher Einwand. Als ob jemand, der einen Inhalt veröffentlicht, mit diesem "geheim" tun wolle. Das ganze Buch zeigt, daß nichts als "geheim" bezeichnet, sondern eben in eine solche Form gebracht werden sollte, daß es verständlich sei wie nur irgendeine "Wissenschaft". Oder will man , wenn man das Wort "Naturwissenschaft" gebraucht, nicht andeuten, daß es sich um Wissen von der "Natur" handelt? Geheimwissenschaft ist Wissenschaft von dem, was sich insoferne im "Geheimen" abspielt, als es nicht draußen in der Natur wahrgenommen wird, sondern da, wohin die Seele sich orientiert, wenn sie ihr Inneres nach dem Geiste richtet.
. . .
Das Buch enthält ja die Umrisse der Anthroposophie als eines Ganzen."
Weiter aus dem ersten Kapitel:
Charakter der Geheimwissenschaft
"Ein altes Wort: "Geheimwissenschaft" wird für den Inhalt dieses Buches angewendet. Das Wort kann Veranlassung werden, daß sogleich bei den verschiedenen Menschen der Gegenwart die entgegengesetztesten Empfindungen wachgerufen werden. Für viele hat es etwas Abstoßendes; es ruft Spott, mittleidiges Lächeln, vielleicht Verachtung hervor. Sie stellen sich vor, daß eine Vorstellungsart, die sich so bezeichnet, nur auf einer müßigen Träumerei, auf Phantasterei beruhen könne, daß sich hinter solcher "vermeintlichen" Wissenschaft nur der Drang verbergen könne, allerlei Aberglauben zu erneuern, den mit Recht meidet, wer "wahre Wissenschaftlichkeit" und "echtes Erkenntnisstreben" kennengelernt hat. Auf andere wirkt das Wort so, als ob ihnen das damit Gemeinte etwas bringen müsse, was auf keinem anderen Wege zu erlangen ist und zu dem sie, je nach ihrer Veranlagung, tief innerliche Erkenntnissehnsucht oder seelisch verfeinerte Neugierde hinzieht. Zwischen diesen schroff einander gegenüberstehenden Meinungen gibt es alle möglichen Zwischenstufen der bedingten Ablehnung oder Annahme dessen, was sich der eine oder der andere vorstellt, wenn er das Wort "Geheimwissenschaft" vernimmt. - Es ist nicht in Abrede zu stellen, daß für manchen das Wort "Geheimwissenschaft" deshalb einen zauberhaften Klang hat, weil es seine verhängnisvolle Sucht zu befriedigen scheint nach einem auf naturgemäßem Wege nicht zu erlangenden Wissen von einem "Unbekannten", Geheimnisvollen, ja Unklaren. Denn viele Menschen wollen die tiefsten Sehnsuchten ihrer Seele nicht durch das befriedigen, was klar erkannt werden kann. Ihre Überzeugung geht dahin, daß es außer demjenigen, was man in der Welt erkennen könne, noch etwas geben müsse, das sich der Erkenntnis entzieht. Mit einem sonderbaren Widersinn, den sie nicht bemerken, lehnen sie für die tiefsten Erkenntnissehnsuchten alles ab, was "bekannt ist", und wollen dafür nur etwas gelten lassen, wovon man nicht sagen könne, daß es durch naturgemäßes Forschen bekannt werde. Wer von "Geheimwissenschaft" redet, wird gut daran tun, sich vor Augen zu halten, daß ihm Mißverständnisse entgegenstehen, die von solchen Verteidigern einer derartigen Wissenschaft verursacht werden; von Verteidigern, die eigentlich nicht ein Wissen, sondern das Gegenteil davon anstreben.
Diese Ausführungen richten sich an Leser, welche sich ihre Unbefangenheit nicht dadurch nehmen lassen, daß ein Wort durch verschiedene Umstände Vorurteile hervorruft. Von einem Wissen, das in irgendeiner Beziehung als ein "geheimes", nur durch besondere Schicksalsgunst für manchen zugängliches, gelten soll, wird hier nicht die Rede sein. Man wird dem hier gemeinten Wortgebrauche gerecht werden, wenn man an dasjenige denkt, was Goethe im Sinne hat, wenn er von den "offenbaren Geheimnissen" in den Welterscheinungen spricht. Was in diesen Erscheinungen "geheim", unoffenbar bleibt, wenn man sie nur durch die Sinne und den an die Sinne sich bindenden Verstand erfaßt, das wird als der Inhalt einer übersinnlichen Erkenntnisart angesehen. - Wer als "Wissenschaft" nur gelten läßt, was durch die Sinne und den ihnen dienenden Verstand offenbar wird, für den kann selbstverständlich das hier als "Geheimwissenschaft" Gemeinte keine Wissenschaft sein. . . .
Den Weg zur Geheimwissenschaft kann jeder Mensch in dem für ihn geeigneten Zeitpunkte finden, der das Vorhandensein eines Verborgenen aus dem Offenbaren heraus erkennt oder auch nur vermutet oder ahnt, und welcher aus dem Bewußtsein heraus, daß die Erkenntniskräfte entwickelungsfähig seien, zu dem Gefühl getrieben wird, daß das Verborgene sich ihm enthüllen könne. Einem Menschen, der durch diese Seelenerlebnisse zur Geheimwissenschaft geführt wird, dem eröffnet sich durch diese nicht nur die Aussicht, daß er für gewisse Fragen seines Erkenntnisdranges die Antwort finden werde, sondern auch noch die ganz andere, daß er zum Überwinder alles dessen wird, was das Leben hemmt und schwach macht. Und es bedeutet in einem gewissen höheren Sinne eine Schwächung des Lebens, ja einen seelischen Tod, wenn der Mensch sich gezwungen sieht, sich von dem Übersinnlichen abzuwenden oder es zu leugnen. Ja, es führt unter gewissen Voraussetzungen zur Verzweiflung, wenn ein Mensch die Hoffnung verliert, daß ihm das Verborgene offenbar werde. Dieser Tod und diese Verzweiflung in ihren mannigfaltigen Formen sind zugleich innere, seelische Gegner geheimwissenschaftlicher Bestrebung. Sie treten ein, wenn des Menschen innere Kraft dahinschwindet. Dann muß ihm alle Kraft des Lebens von außen zugeführt werden, wenn überhaupt eine solche in seinen Besitz kommen soll. Er nimmt dann die Dinge, die Wesenheiten und Vorgänge wahr, welche an seine Sinne herantreten; er zergliedert diese mit seinem Verstande. Sie bereiten ihm Freude und Schmerz; sie treiben ihn zu den Handlungen, deren er fähig ist. Er mag es eine Weile so weiter treiben: er muß aber doch einmal an einen Punkt gelangen, an dem er innerlich abstirbt. Denn was so aus der Welt für den Menschen herausgezogen werden kann, erschöpft sich. Dies ist nicht eine Behauptung, welche aus der persönlichen Erfahrung eines einzelnen stammt, sondern etwas, was sich aus einer unbefangenen Betrachtung alles Menschenlebens ergibt. Was vor dieser Erschöpfung bewahrt, ist das Verborgene, das in der Tiefe der Dinge ruht. Erstirbt in dem Menschen die Kraft, in diese Tiefen hinunterzusteigen, um immer neue Lebenskraft heraufzuholen, so erweist sich zuletzt auch das Äußere der Dinge nicht mehr lebensfördernd.
Die Sache verhält sich keineswegs so, daß sie nur den einzelnen Menschen, nur dessen persönliches Wohl und Wehe anginge. Gerade durch wahre geheimwissenschaftliche Betrachtungen wird es dem Menschen zur Gewißheit, daß von einem höheren Gesichtspunkte aus das Wohl und Wehe des einzelnen innig zusammenhängt mit dem Heile oder Unheile der ganzen Welt. Es gibt da einen Weg, auf dem der Mensch zu der Einsicht gelangt, daß er der ganzen Welt und allen Wesen in ihr einen Schaden zufügt, wenn er seine Kräfte nicht in der rechten Art zur Entfaltung bringt. Verödet der Mensch sein Leben dadurch, daß er den Zusammenhang mit dem Übersinnlichen verliert, so zerstört er nicht nur in seinem Innern etwas, dessen Absterben ihn zur Verzweiflung zuletzt führen kann, sondern er bildet durch seine Schwäche ein Hemmnis für die Entwickelung der ganzen Welt, in der er lebt.
Nun kann sich der Mensch täuschen. Er kann sich dem Glauben hingeben, daß es ein Verborgenes nicht gäbe, daß in demjenigen, was an seine Sinne und an seinen Verstand herantritt, schon alles enthalten sei, was überhaupt vorhanden sein kann. Aber diese Täuschung ist nur für die Oberfläche des Bewußtseins möglich, nicht für dessen Tiefe. Das Gefühl und der Wunsch fügen sich diesem täuschenden Glauben nicht. Sie werden immer wieder in irgendeiner Art nach dem Verborgenen verlangen. Und wenn ihnen dieses entzogen ist, drängen sie den Menschen in Zweifel, in Lebensunsicherheit, ja eben in die Verzweiflung hinein. Ein Erkennen, welches das Verborgene offenbar macht, ist geeignet, alle Hoffnungslosigkeit, alle Lebensunsicherheit, alle Verzweiflung, kurz alles dasjenige zu überwinden, was das Leben schwächt und es unfähig zu dem ihm notwendigen Dienste im Weltganzen macht.
Das ist die schöne Frucht geisteswissenschaftlicher Erkenntnisse, daß sie dem Leben Stärke und Festigkeit und nicht allein der Wißbegierde Befriedigung geben. Der Quell, aus dem solche Erkenntnisse Kraft zur Arbeit, Zuversicht für das Leben schöpfen, ist ein unversieglicher. Keiner, der einmal an diesen Quell wahrhaft herangekommen ist, wird bei wiederholter Zuflucht, die er zu demselben nimmt, ungestärkt hinweggehen."
. . .
Weitere Kapitel sind:
- Wesen der Menschheit
- Schlaf und Tod
- Die Weltentwickelung und der Mensch
- Die Erkenntnis der höheren Welten (Von der Einweihung oder Initiation)
- Gegenwart und Zukunft der Welt- und Menschheits-Entwickelung
- Einzelheiten aus dem Gebiete der Geisteswissenschaft
Der Ätherleib des Menschen
Die astralische Welt
Vom Leben des Menschen nach dem Tode
Der Lebenslauf des Menschen
Die höheren Gebiete der geistigen Welt
Die Wesensglieder des Menschen
Der Traumzustand
Zur Erlangung übersinnlicher Erkenntnisse
Beobachtung besonderer Ereignisse und Wesen der Geisteswelt