Hallo phealwood,
danke für das Reinstellen des Berichts.
So ein Bericht ist nicht schön, zum einen, weil sie etwas Relevantes gefunden haben, zum anderen, weil man sich wahrscheinlich fühlt, wie im Regen stehen gelassen. Sie sagen nicht wirklich, wie schlimm es ist, und leider auch nicht, welches Chance-Risiko-Verhältnis bestimmte Therapien haben. Wie soll man dann entscheiden bzw. mitentscheiden, was man macht?
Ich schreibe mal, was mir zu dem Bericht auffällt:
Komplexe Zusammenschau komplexe Vorgeschichte mit tendenz zur Chronifizierung.
und:
im stationären Rahmen wurde mehrfach hingeweisen, das sich der patient von anatomishcen und morphologischen Fehlvorstellungen im oberen HWs-Bereich entfernen sollte, um einer Chronifizierung nichtw eiter Vorschub zu leisten.
Das heißt nach meinem Empfinden: Man macht Dir und den Ärzten, die Dir das "einreden", wie beispielsweise der Neuroradiolge, der das Upright-MRT gemacht hat, oder Dr. Kuklinski den Vorwurf, dass die bereits begonnene Chronifizierung in der falschen Vorstellung begründet ist, dass die festgestellte Verletzung / Schädigung
ursächlich für Deine Symptome ist.
Die eigentliche Ursache für Deine (aus deren Sicht subjektiv empfundenen) Symptome wird man in Zukunft wohl noch stärker als bisher hierin vermuten:
Der Patient wird uns nochmals alle bsiherigen Befunde, auch inclusibe psychosomatishcer Aufenthalte udn beurteilungen zuzusenden.
Denn es wurde gleich zu Beginn des Befunds juristisch richtungsweisend formuliert:
mit möglichem Korrelat zu ausgeheilter Ligamnetum alaria-Läsion mit DD Normvariante.
Die Ligamentum-Alaria-Verletzung gilt aus "ausgeheilt". Demnach dürften keine starken Folgen mehr davon zu spüren sein, außer etwa bei einer psychosomatischen Anpassungsstörung. Oder es ist sogar nur eine angeborene Normvariante, komplett ohne Krankheitswert.
Zur "
Mikroinstabilität":
Hier wird unter der Überschrift "Diagnose" lediglich ein Verdacht geäußert, der zudem auf das viele Jahre zurückliegende Kindesalter bezogen wird:
Verdacht auf craniocervikaler Mkrostabilität bei Kopfimpakttrauma im Kindesalter
Dann heißt es:
wurde die möglichkeit einer degenerativen Mikroinstabilität craniocervikal nicht ausgeschlossen.
Ich meine, Du hattest geschrieben, dass Du 39 bist. Die Betonung, dass es degenerativ bedingt sein kann, verwundert da eigentlich - mich allerdings nicht mehr, da ich schon einige Befundberichte gelesen habe und mir als typisch vermutete Strukturen in solchen Be"richt"en auffallen.
Die in der Diagnostik abgebildete craniocervikale Mikro-Instabilität wurde fetgehalten.
Also ist die Mikroinstabilität "abgebildet", also in anerkannten bildgebenden Verfahren belegt. Daran werde "festgehalten", was offensichtlich in einem solchen Bericht keine Selbstverständlichkeit ist, sonst bräuchte man es nicht zu betonen. Als Laie frage ich mich, warum man - da doch die Diagnose "Mikroinstabilität" im Bereich des kraniozervikalen Übergangs bildgebend belegt ist - man unter der zusammenfassenden Überschrift "Diagnose" lediglich von einem "Verdacht" derselben ausgeht.
Der Befundbericht bewegt sich m.E. in hohem Maße auf die medizinpolitische Richtung hin, die "von oben gewollt" und in den
AWMF-Leitlinien (hier: Leitlinien für Diagnostik und Therapie in die Neurologie: Beschleunigungstrauma der Halswirbelsäule, 4. überarbeite Auflage 2008 Thieme Verlag Stuttgart zum Maßstab erhoben wird:
Therapeutisch wird dort empfohlen:
"Konsequente psychische Führung (Psychoedukation) unter Hinweis auf die fast immer günstige Prognose, im Bedarfsfall engmaschige Wiedervorstellungen" (S. 3, zitiert nach der Online-Fassung über:
AWMF: AWMF aktuell) D.h.: Wenn es einem nach einem Beschleunigungstrauma der HWS länger schlecht geht, ist es in der Regel die Psyche, die therapiert werden muss, da sie in der Regel für die subjektiven Symptome verantwortlich sei.
"Bei drohender Chronifizierung erweiterte Anamnese bezüglich psychosozialer Belastungsfaktoren und zusätzlicher oder bereits vor dem Trauma bestehender Körpersymptome, um eine somatoforme Schmerzstörung frühzeitig erkennen zu können. Ggf. Konsiliaruntersuchung durch einen Arzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie oder Psychiatrie und Psychotherapie." (a.a.O., S. 3.) Ich vermute, die finden immer etwas, allein schon deswegen, weil man nicht normal lebt und arbeiten kann. Das ist ja in Anlehnung an Freud (Ein psychisch gesunder Mensch kann normalen leben und lieben. Tut er das nicht, ist er psychisch zumindest gestört, falls es dafür keinen somatischen Grund gibt.) ein ausreichendes Anzeichen dafür, dass psychisch etwas nicht stimmt. Zudem Dir ja - wie in Deinem Befundbericht beschrieben wird - mehrfach "erklärt" wurde, dass Deine Symptome nicht von dem somatischen Schaden kommen:
Zum Beispiel hier:
im stationären Rahmen wurde mehrfach hingeweisen, das sich der patient von anatomishcen und morphologischen Fehlvorstellungen im oberen HWs-Bereich entfernen sollte, um einer Chronifizierung nichtw eiter Vorschub zu leisten.
Auf deutsch: Dadurch dass Du ein Upright-MRT hast machen lassen, dabei ein Befund herauskam, und Du Literatur von Dr. Kuklinski liest etc., leistest
Du einer Chronifizierung
weiter Vorschub. (In Klammern gesagt: So eine Sichtweise finde ich wirklich bemerkenswert!)
Ausdrücklich nicht empfohlen werden in der AWMF-Leitlinie:
"Pessimistische Haltung mit inadäquater Warnung vor bleibenden Spätschäden oder frühe Stellung einer ungünstigen Prognose" (a.a.O., S. 4) D.h. also, dass ungünstige Prognosen auf keinen Fall früh gestellt werden dürfen. Dann hätten sie nämlich eine juristische Relevanz, beispielsweise bei Autounfällen gegen die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers oder gegen die Berufsgenossenschaft (was in Deinem Fall vermutlich nicht der Fall ist). Das Geltendmachen von rechtlich und rechtsethisch begründeten Schadensansprüchen wird durch die Umsetzung der AWMF-Leitlinie sehr effektiv behindert.
Nebenbei gesagt, wird in der AWMF-Leitlinie ausdrücklich
nicht empfohlen:
"Anlage eines Schanz-Kragens oder anderer mechanisch ruhigstellender Vorrichtungen (meist überflüssig. Ausnhame: Instabilität, massivster Bewegungsschmerz), kann Chronifizierung fördern. (a.a.O., S. 4)
Zu den Chancen und möglichen Folgen einer operativen Fusion hat man sich juristisch m.E. sehr geschickt abgesichert:
die konsequenzen der Fusion und die fehlende unkehrbarkeit einer solchen OP wurde dargelegt: ebenfalls bei chronifiziertem Beschwerdebild mit multiplen Symptomen wurden die eingeschränkten chancen auf erfolg dargelegt, auch die Risikofaktoren für die Weiterbehandlung.
Chronifiziertes Beschwerdebild und multiple Symptome weist (verdeckt) auf den erheblichen psychischen Anteil Deines Beschwerdebildes hin, den man demnächst wie ich oben schon geschrieben habe noch weiter schriftlich (für etwaige spätere juristische Auseinandersetzungen) fixieren wird.
Das bedeutet: Falls
Du Dich für eine OP entscheiden solltest und nachher Probleme auftreten, ist klar, dass man Dich vor der Schwere der OP gewarnt hat und Dich außerdem darauf hingewiesen hat, dass Dein Beschwerdebild zu großen Teilen psychisch bedingt sein soll. Diese psychischen Störungen / Krankheiten wie z.B. eine somatoforme Schmerzstörung oder eine Anpassungsstörung werden natürlich durch die OP nicht behoben. Im Gegenteil man, muss viel mehr vermuten, dass jemand, der schon eine alte
ausgeheilte Bänderverletzung aus der Kindheit seelisch nicht verarbeiten kann, eine schwere Fusions-OP noch viel weniger seelisch verarbeiten können wird. Auch daher wird massiv gewarnt:
Aus wirbelsäulenchirurgischer sciht besteht aktuell keine Indikation zur OP. Craniocervikal keine Makroinstabilität, keine Atlas-Funktionsstörung, auch keine skoliotische Fehlstellung der Wirbel.
Dass Du keine Atlas-Funktionsstörung haben sollst, glaube ich persönlich nicht. Beispielsweise Dr. Schaumberger hat sie bei mir diagnostiziert und meine Symptome sind nicht so stark wie Deine.
Das, phealwood, ist meine leider traurige Sicht auf diesen Befundbericht. Ich denke, dass er sehr viel weniger beschreibt, was Du körperlich hast, als was Du haben darfst. Es geht weniger darum Dir zu helfen als vielmehr darum, Ärzte, Versicherungen und Krankenkassen zu entlasten, auch wenn es in Deinem Fall wohl noch nicht mal um diesbezügliche juristische Auseinandersetzungen geht. Aber die von oben gewollten und geprägten Strukturen zur Kostenminimierung der Versicherer, Schadensverursacher etc. (was dann im Großen zu einer Kostenverstärkung auch der Sozialkassen führt) werden auf Dich angewandt.
Leider.
Ich hoffe sehr, ich täusche mich mit meinen Gedanken!
Ich wünsche Dir erfahrene und ehrliche Ärzte, mit denen Du Dich beraten kannst, und einen guten Weg in und aus dem Schlamassel.
Liebe Grüße
Karolus