IMD Institut für medizinische Diagnostik, Labor: Klinische Bedeutung des HLA-Systems
Die zentrale immunologische Funktion der Antigenpräsentation und der hochgradige Polymorphismus des HLA-Systems ließ schon sehr früh vermuten, dass HLA-Moleküle eine wichtige Rolle bei Autoimmunerkrankungen, Allergien und chronisch persistierenden Infektionen spielen können. Inzwischen wurden durch eine Vielzahl von Untersuchungen bei mehr als 40 Erkrankungen, meist autoimmuner oder unklarer Genese, HLA-Krankheitsassoziationen erkannt.
Für Mechanismen, mit denen die HLA-Allele direkt die Empfänglichkegegenüber bestimmten Erkrankungen beeinflussen, werden mehrere Hypothesen diskutiert, u.a. T-Zellrestriktion, molekulares Mimikry, Ligand/Rezeptor-Interferenz und klonale Deletion. Es wurden aber auch vereinzelt HLA-Krankheitsassoziationen gefunden, bei denen nicht zwingend das HLA-Gen, sondern ein eng benachbartes Gen an der Pathogenese einer Erkrankung beteiligt ist. Aufgrund der engen Nachbarschaft liegt ein Kopplungsungleichgewicht zwischen HLA- und Pathogenitätsgen vor, d.h. beide Gene werden fast immer zusammen (gekoppelt) vererbt. Daher kommen das eigentliche Krankheitsgen und das scheinbar assoziierte HLA-Gen gehäuft bei entsprechenden Patienten vor.
==> Für mich ist das aber noch kein Beweis, dass DAS auch wirklich die Ursachen der Erkrankungen ist. Es kann auch gut sein, dass die HLA-Veränderungen Teil der Symptomatik sind. Die wirkliche Ursache (die eben auch zu den HLA-Veränderungen führt) ist dann etwas ganz anderes (wie Schadstoffe, Schwermetalle, Parasiten, ...).
Als Beispiel mal das:
Reaktive Arthritis
Shigellen, Yersinien, Salmonellen, Gonokokken B27, Risiko 40
Borrelien (Lymearthritis, chronisch) DR1, DR2, DR4 Subtypen, Risiko 22
Da stellt sich die Frage nach Henne und Ei - was war zuerst da, die Parasiten, die dann die Gewebemerkmale verändert haben oder gab es zuerst die veränderten Gewebemerkmale, was dazu geführt hat, dass sich die Parasiten dort festsetzen konnten und das Immunsystem sie nicht erkennt.
Nachtrag: gerade noch gelesen...
Der positive Nachweis eines krankheitsassoziierten HLA-Merkmals weist somit auf eine genetische Prädisposition hin. Merkmalsträger müssen jedoch nicht (!!!!!!) zwingend erkranken, da gerade die Pathogenese bei Autoimmunerkrankungen sehr komplex ist (!!!) und umweltbedingte Faktoren ebenfalls eine entscheidende Rolle spielen (!!!!!!). Die HLA-Typisierung ist daher nicht als Suchtest indiziert. Bei Verdacht auf eine bestimmte Erkrankung stellt jedoch der Nachweis eines prädisponierenden HLA-Merkmals einen wichtigen differentialdiagnostischen (!!!) Baustein dar.
Wer sagts denn ...