Grenzen setzen, ohne zu verletzen

Themenstarter
Beitritt
19.03.06
Beiträge
9.021
Ich möchte einladen, über die Frage, wie Eltern (Menschen) Grenzen setzen können, ohne dem Kind/ Anderen (schwerwiegende) Verletzungen zuzufügen oder die Beziehung zu gefährden.

An den Anfang möchte ich einen ganz kurzen Ausschnitt aus einem Vortrag von
Klaus Mohr setzen, den in einem Vortrag zu erleben, ich schon ein Mal das Glück hatte.

Zitat Klaus Mohr, Individualpsychologe:

"Kinder brauchen die Gewissheit, dass sie geliebt werden und das Gefühl in einer Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Um dies zu erreichen, muss in der Erziehung die Methode der Bestrafung durch Methoden der Ermutigung ersetzt werden.
Bestrafung fördert Schuldgefühle und wertet das Kind in seinem Selbstwertgefühl ab. Körperliche Zuneigung ist eine logische Folge, die sich aus einem auf Strenge und erzwungenen Gehorsam aufgebauten Erziehungsstil ergibt. Diese Methode erzwingt den Widerstand und die Rebellion der Kinder.
Ein demokratischer Erziehungsstil, der auf der Grundlage der sozialen Gleichwertigkeit beruht und mit friedlichen und respektvollen Methoden die Beziehung zwischen Eltern Kindern regelt, ist die Grundlage für ein gegenseitiges kooperatives Verhalten.
Verständniss für die Situation des Kindes und Motivation von Innen, statt Durchsetzung der eigenen Vorstellungen & Druck von außen, das sind die wichtigsten Bausteine eines respektvollen Umgangs. Die Anwendung von logischen und natürlichen Folgen setzen Grenzen ohne die Würde des Kindes zu verletzen und stärken es darin, Verantwortung für sein eigenes Handeln zu übernehmen. Eine konsequente Haltung verbunden mit einem liebevollen Umgang gibt dem Kind Sicherheit und Verlässlichkeit in der Beziehung."

www.ipbi.de/Klaus%20Mohr%20-%20Zur%20Person.htm#Anfang

Herzliche Grüße von

Leòn


P.S.: Einen guten Artikel findet man auch hier:

Begrenzen ohne zu beschämen. Wie man wertschätzend Grenzen setzen kann
 
Grenzen setzen in der Erziehung

„Erst habe ich geschimpft und geschrien, dann habe ich ihn in sein Zimmer geschickt und lange nicht mit ihm geredet. Oft wußte ich mir nicht anders zu helfen, als meinen Sohn zu schlagen“.

Es ist von der Annahme auszugehen, daß elterliches Handeln in der Regel gut gemeint ist. Eltern wollen „das Beste“ für ihr Kind erreichen. Die Anwendung von körperlicher oder seelischer Gewalt drückt Hilflosigkeit und das momentane Fehlen von anderen Lösungsideen aus. Es fehlen offenkundlich im Moment andere Möglichkeiten, Grenzen zu setzen.

• Kinder brauchen Grenzen, innerhalb derer sie sich bewegen können. Sie bieten Orientierung, Handlungs-richtlinien und vor allem auch Sicherheit.
• Ältere Kinder und Jugendliche benötigen Grenzen außerdem, um sich an ihnen zu reiben und sich ausprobieren zu können. Auch das ist für die Persönlichkeitsentwicklung sehr wichtig.
• Und größer werdende Kinder und Jugendliche bedürfen vor allem Grenzsetzungen, die sozusagen „mitwachsen“ und sich nach den neuerworbenen Fähigkeiten der Kinder bzw. Jugendlichen richten.

Die meisten Eltern, die gefragt werden, ob der gelegentliche ‚Klaps‘ oder auch die ‚Tracht Prügel‘ zum gewünschten Ziel geführt haben, antworten mit einem entschiedenen „Nein!“.
Oft schließt sich die Frage an: „Aber was soll ich sonst tun?“.


• Klarheit an den Tag legen
Damit ein Kind ein bestimmtes Verhalten zeigen kann, muß es genau wissen, was von ihm erwartet wird. Das heißt für die Eltern, ein hohes Maß an Klarheit in Sprache und Ausdruck zu zeigen.
• Klar mit Verboten und Geboten
umgehen Wenn z.B. ein Gebot ausgesprochen wurde, wie etwa: „Nach dem Zähneputzen werden keine Süßigkeiten mehr gegessen!“, ist es wichtig, klar und konsequent damit umzugehen. Inkonsequenter Umgang mit Regeln verstärkt eher das unerwünschte Verhalten. Gelegentiche Ausnahmen dagegen sind möglich, sollen aber immer klar besprochen und als Ausnahme
erklärt und behandelt werden.
• Konsequenz statt Strafe
Es ist hilfreich, Fehlverhalten mit ‚Konsequenzen‘ statt mit ‚Strafen‘ zu beantworten.Die Strafe hat den Charakter von ‚Rache‘. Die Konsequenz ist als unmittelbare Folge des Handelns vom Kind erfahrbar. Die Konsequenzen sollen eng mit dem Verhalten, das verändert werden soll, zusammen-hängen. Zum Beispiel: Ein vierjähriges Kind reißt Blätter von einer Zimmerpflanze ab. Nachdem Erklären und das Erläutern der Konsequenz („Ich werde Dich hier weg nehmen und an eine andere Stelle setzen“) nicht fruchtete, nehme ich das Kind und setze es an eine andere Stelle im Wohnzimmer. Ich erkläre mein Verhalten dem Kind nochmals.
• Positive und negative Konsequenzen
Leicht fällt in der Regel das Aus-
sprechen von negativen Konsequenzen, z.B.: „Wenn Du nicht in die Schule gehst, darfst Du nicht raus!“
Sehr wirksam können auch positive Konsequenzen sein, z.B.: „Wenn Du regelmäßig zur Schule gehst, darfst Du am Wochenende eine Stunde länger ‚raus!“
Eine „Mischung“ von beidem kann hilfreich sein.
• Selbstermutigung
Eltern müssen nicht perfekt sein, sie dürfen Fehler machen. Fehler bieten die Chance, zu lernen und sich weiter zu entwickeln. Es gibt keine ‚Patent-rezepte‘. Vieles kann ausprobiert werden.
Eltern haben die Möglichkeit, Hilfen durch die Beratungsstellen und das Jugendamt anzunehmen.

www.neuhland.de/haupt/html/di_in_hd.htm

Leòn
 
hallo,

was ist da eigentlich für eine seuche ausgebrochen?
warum macht ihr nun schon das vierte kapitel zu diesem thema innerhalb kürzester zeit auf?
was ist das eigentlich für ein modesplin momentan?
irgendwie bohren plötzlich alle in ihrer kindheit herum und reden über kindsmisshandlung und solche sachen. ich finde, man kann sich in diese sachen auch reinsteigern. vor 100 jahren wurde noch nicht so ein zeugs um diese sachen gemacht.

ich gehe nicht gerne mit der mode.
deswegen schreibe ich zu keinem dieser themen.

ich finde eh, dass in letzter zeit immer mehr in so themen rumgebohrt wird.
schon mit dieser einredeliste im seelenordner ging es los...

viele grüsse von shelley :lolli:
 
Hallo Shelley,

ich danke Dir für Deinen Beitrag!

Ich denke, es gibt immer eine Zeit für etwas. Das Themenspektrum, das du ansprichst, ist ja immer "irgendwie da" und immer relevant. So wie andere auch. Im Moment wird es hier im Forum an- und ausgesprochen. (Inwieweit dies mit aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen mit Kindeswohl - Fragen, auch in der Öffentlichkeit - und den traurigen aktuellen Anlässen . zusammenhängt, kann ich nur vermuten.)

Einer der ganz interessanten und faszinierenden Aspekte, auch dieses Forums ist es, dass individuelle und vor allem gesellschaftliche Themen, angesprochen und auf breiter Ebene diskutiert werden können. Irgendwann ist das meiste gesagt und es "ebbt" wieder ab.
:) Ich stelle mir das ganze ein bisschen wie eine Welle vor (ich lebe ja in der Nähe der Nordseeküste): ein Thema bereitet sich langsam vor, taucht vereinzelt hier und da auf, baut sich auf, nimmt Gestalt an, nähert sich und erreicht einen Höhepunkt.

Wenn uns das eine oder andere Thema besonders berührt - das heißt, es uns positiv oder negativ anspricht, hängt das mit unserer eigenen Disposition zu der Thematik zusammen. Die besteht aus eigener Erlebens-Erfahrung, praktischem und theoretischem Wissen und den Gefühlen dazu. Diese wiederum werden, so denke ich, ganz besonders vom Grad der Auseinandersetzungsbereitschaft und dem Grad der vollzogenen inneren Auseinandersetzung mit dem Thema, bestimmt.

Meine Intention bei der Gestaltung dieses Themas ist nun folgende:
In den anderen Threads wurde über die Folgen von physischer (und am Rande auch psychischer) Gewalt gegenüber Kindern gesprochen. .

Dass Gewalt in der Erziehung nichts Gutes ist, braucht eigentlich niemandem gesagt zu werden und das wissen auch extreme MisshandlerInnen. Meine Hypothese ist, dass Menschen aus Hilflosigkeit zur Gewalt greifen.

Kinder - Menschen überhaupt - brauchen Grenzen. Grenzenlosigkeit kann bis hin zu individuellen und gesellschaftlichen Tragödien führen.

Und in diesem Thread soll es eben um das Thema gehen, wie Erziehung, insbesondere das Setzen von Grenzen, ohne physische und psychische "Gewalt" gestaltet werden kann!

Mit herzlichen Grüßen von

Leòn
 
Ich finde die Initiative zu diesem Thread sehr gut. Ich hoffe, dass sie vordergründig praktische Ideen bringt und nicht bei der Erörterung theoretischer Überlegungen stecken bleibt.
Einzelne Ideen habe ich in den anderen Threads schon gelesen. z.B. sich in der Kaufhale neben das strampelnde schreiende Kind legen. So richtig praktikabel und sinnvoll halte ich diese Lösung allerdings nicht. Vielleicht gibts aber andere. Am schwierigsten halte ich das Alter von 1,5 - 3 Jahre, wo man verbal keinerlei Chance hat, irgendwie an das Kind ran zu kommen, wenn es einmal am toben und schreien ist. Einen tobenden Dreijährigen mit Worten zur Vernunft bringen zu wollen halte ich z.T. für völlig unmöglich. Aber was dann?
Ich weiß es auch nicht. Ich habe es zwar niemals übers Herz gebracht, mein Kind zu schlagen o.ä., es aber als ausgesprochen schwierig empfunden, solche Situationen aufzulösen. Am ehesten wirkte es, das Kind vom Ort des Geschehens wegzutragen. Das geht aber irgendwann nicht mehr, weil das Kind zu schwer wird. Und dann fangen die Probleme wirklich an. Und was dann? Theroretisiert mal nicht so viel. Schreib mal, was ihr konkret in solchen Situationen gemacht habt.

Ehrlich gesagt bin ich ziemlich froh, dass mein Sohn nun schon lange diesem Alter entwachsen ist und wir keinerlei Probleme mehr haben, Meinungsverschiedenheiten nun schon lange verbal zu klären.

Anne
 
hi Leon,

freut mich das du dieses thema anschneidet.
vor allem weil ich mich schon sehr lange hin und her beschäftige damit wie man grenzen setzt ohne andren zu verletzen,kinder gehören dazu, aber ich finde das kinder das im algemein so ziemlich schnel verstehen,ausnahmen da gelassen.weil kinder meist noch besser im gefühl sind fühlen die so ziemlich viel an.
mir ist es wichtig grenzen zu setzen ohne zu verletzen,aber einfach gar nicht.
das kommt ,weil es menschen gibt die so einfach verletzt werden,das es fast unmöglich ist nicht zu verletzen.
der frage die sich da dan bei mir aufdringt ist ,kann das überhaupt,und hat es vielleicht manchmal ein funktiion,weil verletzt werden heist das es was gibt in den mensch wo ich nochmal nicht teil an hätte,aber er mir als verletzer ansieht obwohl ich es nicht war.
es ist sehr schwer wenn man jemand kent die alles was man sagt als kritik empfindet oder vorwürfe,und man muss aufpassen aus fürcht der ander zu verletzen sichselbst wieder mal an die seite zu stellen,ich sag dich gesund fühlt das nicht.vor allem weil jemand die verletzt wird beissen geht,in bildliche sinne.
aber gehen wir zurück nach der punkt das wir ein andere grenzen stellen möchten ohne dies zu verletzen,tja ist gefühls und beobachtungssache,und klarsprache.sagen warum man etwas nicht möchte,und auch deutlich sagen das es um ein eigen gefühl geht,also versuchen deutlich zu sein.
wird sich jemand dan noch verletzt fühlen ,könnte man versuchen darüber zu reden,ist natürlich davon abhängig oder derjenige bereit dazu ist.
man könnte sich entschuldigen und sagen das du ihm oder sie nicht verletzen wollte,
so das mal erst...später mehr dazu


liebe grüss soul
 
Die "praktikabelste" Lösung scheint mir nach der Fülle an theoretischen Feststellungen bzw. Forderungen, was Eltern alles können müssen, gar nicht erst daran zu denken, ein Kind zu bekommen
ratlos.gif
...

Uta
 
hi Uta,

Da hasst du ein ganz schöne überlegung,hihi
Aber mehr als mühe geben und sichselber zu verzeihen wenns mal nicht gut läuft,und es dan danach anders zu tun ,ist hilfreich.
Eltern dürfen auch entschuldigung sagen ,dadurch lernen kinder das es nicht schlimm ist fehler zu machen.

liebe grüss soul:D
 
Die "praktikabelste" Lösung scheint mir nach der Fülle an theoretischen Feststellungen bzw. Forderungen, was Eltern alles können müssen, gar nicht erst daran zu denken, ein Kind zu bekommen ...

Ja - super Uta - genau das ist mir nämlich auch durch den Kopf.... :D.

Wir reden hier ja eigentlich immer von einem Ideal, das so bisher für die allerwenigsten jemals existiert hat. Natürlich wissen wir, dass es Kulturen gab und vielleicht noch gibt, die einen weitaus liebevolleren Umgang mit ihrem Nachwuchs pflegen als die unsere. Aber möchten wir wirklich das Leben eines Ureinwohners am Rio Urumbamba im tiefsten Dschungel leben?

Bei allem was war - meine eigene Kindheit, und die meiner beiden Kinder - es gibt keinen Augenblick (einmal mehr) den ich missen möchte. Danke, ich habe auch durch sie viel lernen dürfen und ich wäre ganz bestimmt nicht das was ich heute bin, wäre all das nicht gewesen - ein Geben und Nehmen.

Es ist natürlich schon mit zu beachten, dass wir in unserem Alltag, Arbeitsalltag andauernd mehr oder weniger subtiler Gewalt und Druck ausgesetzt sind, und bekanntlich ist eine Kette nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Leider sind das oftmals die Kinder, die - wenn sie ihre berechtigten Bedürnisse anmelden - eben die Entladung (die jetzt nicht auch noch) zu spüren bekommen. Manche Menschen würden sich tatsächlich gscheiter einen Hund zulegen...

Daher ist - ganz praktisch - ein ganz wesentlicher Teil des Umgangs mit dem Grenzen setzen bei Kindern, der Umgang mit sich selber und seiner eigenen Kindheit. Aber ebenso den mit seinem eigenen Lebensalltag. Hier gilt es für jeden und jede Grenzen zu setzen, dem Chef, dem Partner, den eigenen und den Schwiegereltern und der restlichen Verwandschaft gegenüber und deutlich zu signalisieren: bis daher und nicht weiter, dabei nicht mit Konsequenzen zu drohen, sondern diese für sich durchzuziehen.

Für mich ganz praktisch heisst das: meine eigenes Lebensumfeld so zu gestalten, dass der ganze abbauende und Stress erzeugende Druck nicht besteht, selber ein friedvolles Leben in meiner Mitte (mit Vorbildpotential) zu leben, Ding die mal waren zu entflechten (das ist deins, das ist meins). Die Auswirkung meiner eigenen Ursachenauflösung, selbst aus der Kindheit, zeigt sich auch am veränderten Verhalten meiner mitlerweile erwachsenen Kinder. Eltern und Kinder bleiben nun mal verbunden - energetisch gesehen - ein Leben lang - ob sie's nun wollen oder nicht.

Somit ist es nie zu spät diesen Energiefluss in Harmonie zu bringen. Das hängt einzig und allein von der eigenen Bereitschaft, vom eigenen Willen ab.

herzlichst - Phil
 
Hallo Phil,

das klingt natürlich alles toll. Aber wie soll das aussehen in der Praxis.?

Ich glaube aber, dass einem selbst in Momenten völliger Harmonie mit sich selbst, kaum etwas wirklich Vernünftiges einfällt, wenn ein Dreijähriger sich in der Kaufhalle möglicherweise vor einem Süßwarenregal auf dem Boden wälzt und brüllt und er zum Wegtragen aber schon zu schwer ist. Da nutzt es unter Umständen auch nicht viel, wenn er sich vorher am Einkauf durch Vorschläge usw. beteiligen durfte o.ä..
Das einfachste ist natürlich nachzugeben. Aber es ist nicht gesagt, dass es dann noch was nützt. Und langfristig ist das sicher auch nicht unbedingt gut.

Anne
 
Liebe Anne,

diese Situation kenne ich aus der Beobachterperspektive. Mir ist das beim Einkaufen selber nie passiert, und soviel mir ist, meiner Frau auch nicht. Allerdings stelle ich mir dennoch die Frage, was ich in dieser Situation getan hätte? Vermutlich eben nicht schreien, aber auch nicht auf den Boden legen, vielleicht ignorieren und so dem Knirps seine Energie im Sande verlaufen lassen... und dann, "na, geht's jetzt wieder?", in den Arm nehmen, drücken, wieder auf die Füsse stellen und weiter gehen.

Oftmals kommt man ja wegen der ganzen Umstehenden und ihrer Kommentare unter Druck. Und ist es nicht gerade das, womit Kinder mitunter ganz gut mit umzugehen verstehen, vor allem wenn man schon mal nachgegeben hatte? Machtspielchen und ein sich aneinander Reiben, gehören zur Entwicklung - nicht nur des Kindes.

Unsere beiden hatten andere Spielchen drauf. Die kleinere, meine Tochter - ganz Weib (hihi) - reizte ganz subtil ihren Bruder, der dann explosionsartig reagierte, und dafür die ganze elterliche Aufmerksamkeit auf sich zog.
Und natürlich - wie auch anders - wollten beide mmer wieder mal dasselbe spielen,gleichzeitig für sich selber und alleine. Da eine salomonische Lösung zu finden - eine echte Herausforderung für Eltern.

Es mag womöglich daran liegen, dass bei uns am Tisch viel miteinander geredet und mitunter auch gestritten wurde. Unser Kinder hatten auch nie "Händli" und "Füessli" sondern von Anfang an Hände und Füsse. Sie waren in unserem Verständnis von anfang an vollwertige Wesen, also nichts minderes.

Von ganz klein an trug ich sie oft nahe am Körper, (Snugly, Tuch) legte mich vor dem Einschlafen zu ihnen (ich schlief meistens vor ihnen ein), spielten zusammen auf derselben Augenhöhe am Boden. Ich denke, dadurch war schon von klein auf eine Basis für ein tiefes und anhaltendes Vertrauen, auch wenn wir nicht immer selber Ansicht sind, gelegt.

Meiner Frau sei dank, dass sie klare Vorstellungen davon hatte, dass der Papa zum Lebensalltag der Kinder gehört, auch wenn er abends müde nach Hause kommt, so nach dem Motto "ich habe die Kinder den ganzen Tag gehabt, jetzt kannst Du dran, Dich um sie kümmern".

Und wenn es um's Grenzen setzen ging, gab's Konsequenzen wie Einschränkungen beim Fernseher, Mithilfe im Garten, mal im eigenen Zimmer zur Ruhe kommen - sehr unbeliebt war das Verdikt "aufräumen", etc. Klappse und Schläge gehörten meinerseits nicht zum Repertoire, dass ich die Kinder hin und wieder unter Druck setzte, das hingegen schon, aber da war ich selber nicht in Form, nicht in meiner Mitte. Dann war's Zeit, wiedermal eine Runde zu drehen, mit dem Bike über den Hausberg, all diese destruktive Energie in der Bewegung loszuwerden und ausgeglichen wieder zurück zu kommen.

Auch wenn ich mich des Friedens zu liebe nicht immer durchgesetzt habe, meiner eigenen Intuition nicht folgte und mir selber somit untreu wurde, so konnte ich die Trennung von der Familie zwar verzögern, jedoch nicht verhindern. Was ich damals verdrängte kam umso heftiger wieder hervor bis zum "Schuss vor den Bug" und "Kursänderung" oder "der nächste Schuss trifft bestimmt". Das würde ich heute bestimmt anders handhaben.

Nach und nach wird, wenn ich mich mit meinen inzwischen erwachsenen Kindern treffe - die Tischgespräche gibt es noch immer - Vergangenes hervorgeholt, nachgefragt, aufgearbeitet. Etwas, was ich mit meinen eigenen Eltern beispielsweise nicht konnte.

In dem Masse wie ich meine eigene Vergangenheit aufarbeite, in dem Masse verändern sich Dinge bei den Kindern.

Es ist offensichtlich - die energetische Eltern-Kind-Beziehung hält lange an und hört nicht damit auf, dass sie ihr eigenes Leben leben. Daran können wir nichts ändern, hingegen sehr wohl auf die Art und Weise, wie dies geschieht Einfluss nehmen.

herzlichst - Phil ;)
 
Hallo Leon

Damit man beim setzen von Grenzen Gewalt anwenden kann, braucht es schon sehr viel negative Energei. Das setzen von Greenzen braucht doch keine Gewalt.

Die Frage müsste heissen, wie wird mit dem BEWUSSTEN Übertreten von grenzen umgegangen?

Bsp:
Es ist hilfreich, Fehlverhalten mit ‚Konsequenzen‘ statt mit ‚Strafen‘ zu beantworten.Die Strafe hat den Charakter von ‚Rache‘. Die Konsequenz ist als unmittelbare Folge des Handelns vom Kind erfahrbar. Die Konsequenzen sollen eng mit dem Verhalten, das verändert werden soll, zusammen-hängen. Zum Beispiel: Ein vierjähriges Kind reißt Blätter von einer Zimmerpflanze ab. Nachdem Erklären und das Erläutern der Konsequenz („Ich werde Dich hier weg nehmen und an eine andere Stelle setzen“) nicht fruchtete, nehme ich das Kind und setze es an eine andere Stelle im Wohnzimmer. Ich erkläre mein Verhalten dem Kind nochmals.
Die konsequenz hängt eng mit dem Verhalten zusammen, schreibt er zurecht. Das hiesse bei seinem Vorschlag, dass das Kind hat sich an einem falschen Ort aufgehalten, weshalb es versetzt wird. Das kann es doch nicht sein! Das Abreissen mit seinen eigenen Fingern trotz wissen das es das nicht darf, DAS ist das falsche Verhalten unds die Konsequenz sollte eng mit DEM zusammenhängen
 
Hallo Anne, für eine Mutter, die mit ihrem Kind alles „bereden“ kann, stellst du gute Fragen. Hast du Zugang zum Internet?

Deine Frage ließ mich mal eben googeln – von 1.200.000 Einträgen zu - Kinder / schreien - nahm ich gleich den dritten:

Wohin die traditionelle Erziehung der Kinder geführt hat

Ich finde, man braucht kein Buddhist sein oder werden, um den dort angesprochenen Ansatz zu verstehen.

Es gibt in der Kinderpsychologie einen Kernsatz:
Kinder kämpfen um Aufmerksamkeit
Davon halte ich persönlich zwar nicht sehr viel – allerdings:

Wer seinem Kind zu Hause zu wenig Aufmerksamkeit gab, könnte vielleicht im Kaufhaus vor unlösbar scheinenden Problemen stehen.

Gruß
Gretel
 
Es kann auch andersherum sein: Wer seinem Kind zu Hause ständige Aufmerksamkeit gab, könnte im Kaufhaus vor großen schreienden Problemen stehen.

Gruss,
Uta
 
Meine Güte, hier ist aber viel passiert, seit heute Morgen,


Hallo Anne,
.... Ich hoffe, dass sie vordergründig praktische Ideen bringt und nicht bei der Erörterung theoretischer Überlegungen stecken bleibt.
Einzelne Ideen habe ich in den anderen Threads schon gelesen. z.B. sich in der Kaufhale neben das strampelnde schreiende Kind legen. So richtig praktikabel und sinnvoll halte ich diese Lösung allerdings nicht. Vielleicht gibts aber andere. Am schwierigsten halte ich das Alter von 1,5 - 3 Jahre, wo man verbal keinerlei Chance hat, irgendwie an das Kind ran zu kommen, wenn es einmal am toben und schreien ist. Einen tobenden Dreijährigen mit Worten zur Vernunft bringen zu wollen halte ich z.T. für völlig unmöglich. Aber was dann?
Ich weiß es auch nicht. Ich habe es zwar niemals übers Herz gebracht, mein Kind zu schlagen o.ä., es aber als ausgesprochen schwierig empfunden, solche Situationen aufzulösen. Am ehesten wirkte es, das Kind vom Ort des Geschehens wegzutragen. Das geht aber irgendwann nicht mehr, weil das Kind zu schwer wird. Und dann fangen die Probleme wirklich an. Und was dann? Theroretisiert mal nicht so viel. Schreib mal, was ihr konkret in solchen Situationen gemacht habt.

Ja, also: ran an die Praxis. Als meine Tochter in dem „Trotzalter“ war (es war glücklicher weise nur eine kurze Zeit, so um die drei Jahre herum, neigte sie zu „Tobsuchtsanfällen“, aber immer nur Zuhause. Der Anlass war meistens gar nicht genau auszumachen.
Wir haben ihr dann meist mitgeteilt, dass ihre Lautstärke uns in den Ohren weh täte und sie aufgefordert, es zu lassen. Das tat sie nicht, das konnte sie gar nicht. Wir haben sie dann, nach einer Ankündigung, freundlich und bestimmt in ihr Zimmer bugsiert, mit der Maßgabe, hier dürfe sie schreien und toben und wenn sie fertig sei, könne sie wieder rauskommen. Meist hat sie ihren Teddys dann noch eine Kostprobe ihrer verbalen Wut mitgeteilt und sich dann schnell beruhigt. Entweder kam sie dann von alleine heraus oder einer von uns hat nachgesehen, wenn sie – nach abgeklungener Wut – sich im Zimmer „verspielt“ hat.
Im Prinzip haben wir unserer Tochter eine Ich – Botschaft übermittelt: Das ist schon in Ordnung dass Du tobst, ich kann das aber nicht gut aushalten. Tue das bitte woanders.

Anne, das Beispiel das Du nennst habe ich auch schon öfter gehört. Dr. Jan – Uwe Rogge erzählte in einem seiner Vorträge von einer Mutter aus Bremen: Ein vierjähriger Junge hatte gelernt, dass er mit Toben und Schreien an der Kasse irgendwelche Wünsche durchsetzen kann. Der Mutter ist das furchtbar peinlich.
Um dem Kind vorzuführen, was das für die Begleitung bedeutet, inszeniert sie (nach Absprache mit der Kassiererin) solch eine Situation, in der sie sich wie das Kind gebährdet.
Der junge soll wie vom Blitz gerührt da gestanden und gesagt haben: „Mama, das ist peinlich!“.

Aber es gibt keine Patentrezepte und es muss nicht immer so funktionieren!


Herzliche Grüße von

Leòn
 
Hallo Soul,

es ist sehr schwer wenn man jemand kent die alles was man sagt als kritik empfindet oder vorwürfe,und man muss aufpassen aus fürcht der ander zu verletzen sichselbst wieder mal an die seite zu stellen,ich sag dich gesund fühlt das nicht.vor allem weil jemand die verletzt wird beissen geht,in bildliche sinne.
aber gehen wir zurück nach der punkt das wir ein andere grenzen stellen möchten ohne dies zu verletzen,tja ist gefühls und beobachtungssache,und klarsprache.sagen warum man etwas nicht möchte,und auch deutlich sagen das es um ein eigen gefühl geht,also versuchen deutlich zu sein.
wird sich jemand dan noch verletzt fühlen ,könnte man versuchen darüber zu reden,ist natürlich davon abhängig oder derjenige bereit dazu ist.
man könnte sich entschuldigen und sagen das du ihm oder sie nicht verletzen wollte,
so das mal erst...später mehr dazu


Also ich habe ganz gute Erfahrungen, auch mit Erwachsenen mit der Methode gemacht, erst mal von mir zu sprechen, meine Gefühle und Erwartungen zu äußern. In meinem Team gibt es eine Kollegin, die regelmäßig zur Teamsitzung zu spät kam. Statt zu sagen: "Du bist ein unpünktlicher Mensch, das ist ganz, ganz schlecht!", habe ich etwas gesagt wie: "Ich bin zufrieden, wenn Du pünktlich bist, weil ich wir alle dann gemeinsam anfangen und pünktlich aufhören können!".

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Eigentlich setzen Kinder uns täglich Grenzen, die wir Erwachsenen nur nicht akzeptieren wollen ;).

Ich räume meinen Kindern stets dieselben Rechte ein, die ich auch mir zugestehe und umgekehrt. Das ist unsere einzige Regel. Eine Erziehung im klassischen Sinne gab und gibt es bei mir nicht, weil ich gar nicht weiß, wie das geht. Ich höre auf meine Kinder, deshalb hören sie auch auf mich (meistens).

Grenzen können Kinder auch von ihren Eltern abhängig machen und den Ablösungsprozeß später erschweren.

Anne
 
Die "praktikabelste" Lösung scheint mir nach der Fülle an theoretischen Feststellungen bzw. Forderungen, was Eltern alles können müssen, gar nicht erst daran zu denken, ein Kind zu bekommen
ratlos.gif
...

Uta

Hallo Uta,:)

ja - das ist zu befürchten, darum lege ich viel Wert auf die Selbstermutigung:


"Eltern müssen nicht perfekt sein, sie dürfen Fehler machen. Fehler bieten die Chance, zu lernen und sich weiter zu entwickeln. Es gibt keine ‚Patentrezepte‘. Vieles kann ausprobiert werden."

Ganz beeindruckend fand ich übrigens Deine "lautstarke" Methode des "Löschens" (Ignorierens), die Du in einem anderen Thread erzählt hast: Staubzusaugen, als die Beiden Helden durch fortgesetzte Streitereien nervten ... .;)

Herzliche Grüße von

Leòn

Hi, Phil,

Liebe Anne,

diese Situation kenne ich aus der Beobachterperspektive. Mir ist das beim Einkaufen selber nie passiert, und soviel mir ist, meiner Frau auch nicht. Allerdings stelle ich mir dennoch die Frage, was ich in dieser Situation getan hätte? Vermutlich eben nicht schreien, aber auch nicht auf den Boden legen, vielleicht ignorieren und so dem Knirps seine Energie im Sande verlaufen lassen... und dann, "na, geht's jetzt wieder?", in den Arm nehmen, drücken, wieder auf die Füsse stellen und weiter gehen.


nach meinen Erfahrungen in Familien, kann das „Ignorieren“ von Verhaltensweisen ein hilfreiches Mittel sein, wenn einem die Möglichkeiten gegeben sind, das durchzuhalten. Beginnt man allerdings erst mit dem Ignorieren und kann es dann nicht durchhalten, zum Beispiel weil einem Zeit, der Rahmen oder die Geduld fehlt und geht man dann doch zum Grenzen setzen hinüber oder gibt sogar nach, lernt der besagte Knirps: „Aha, ich habs geschafft. Beim nächsten Mal kann ich das wieder so machen!“

Herzliche Grüße von

Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
Eigentlich setzen Kinder uns täglich Grenzen, die wir Erwachsenen nur nicht akzeptieren wollen ;).

Ich räume meinen Kindern stets dieselben Rechte ein, die ich auch mir zugestehe und umgekehrt. Das ist unsere einzige Regel. Eine Erziehung im klassischen Sinne gab und gibt es bei mir nicht, weil ich gar nicht weiß, wie das geht. Ich höre auf meine Kinder, deshalb hören sie auch auf mich (meistens).

Grenzen können Kinder auch von ihren Eltern abhängig machen und den Ablösungsprozeß später erschweren.

Anne

Hallo Flowerpower,

wenn die Regeln (und sei es nur die goldene: gegenseitiges Respektieren) klar sind, braucht man auch keine Grenzen zu setzen.

Mit meiner lieben Tochter geht das weitgehend auch so. Zum Glück!

Herzliche Grüße von

Leòn
 
Hallo Gretel,

"Wer seinem Kind zu Hause zu wenig Aufmerksamkeit gab, könnte vielleicht im Kaufhaus vor unlösbar scheinenden Problemen stehen."
Ich habe aber auch schon erlebt, dass Dreijährige auch dann irgendwann anfangen zu toben, wenn sie eigentlich üblicherweise genug Aufmerksamkeit haben müssten.

Hallo Uta
"Es kann auch andersherum sein: Wer seinem Kind zu Hause ständige Aufmerksamkeit gab, könnte im Kaufhaus vor großen schreienden Problemen stehen."
Da kann ich dir nur zustimmen

Hallo Leon, hallo Phil,
danke für deine guten Ausführungen. Ja, es stecken mehrere gute Ideen drin.

Wie habe ich mich durch diese Zeit gebracht? Das bewusste Toben vor dem Süßwarenregal gab es nicht, weil wir nur wenig Gelegenheit zum gemeinsamen Einkaufen hatten. Ich fand das hier aber als klassisches Beispiel besonders gut geeignet. In die Kita habe ich ihn aber z.B.lieber mit dem Fahrrad gefahren, weil er früh meist nicht hin, dafür abends dann aber nicht heim wollte :mad: und der Frust vorprogrammiert gewesen wäre.
Getobt wurde ab und an bevorzugt zu Hause. Da konnten Banalitäten Auslöser sein, dass die Wut raus musste, z.B. dass nun es draußen regnete und der Gang zur Rutsche des Spielplatzes ausfallen musste. Es ist schon frustrierend, wenn der ganze Nachmittag dadurch hinüber ist. Man könnte so schön zu Hause was tun, aber statt dessen muss gebrüllt werden und alle Ablenkungsmanöver laufen ins Leere und alle anderen Vorschläge.
Ihn ins andere Zimmer zu bugsieren habe ich mir nicht mit dem Nachdruck gewagt. Da er frühkindliche autistische Züge hatte, war es mir wichtig, dass wir einen gewissen Kontakt zueinander nicht völlig verlieren und uns wenigstens noch sehen können (bzw. wenigstens ich ihn sehen konnte). Aber sehr laut durch sein Gebrüll war es ab und zu schon.

Inzwischen weiß ich, dass das eine Zeit ist, die man generell irgendwie so recht uns schlecht hinter sich bringen muss.Da kann alles sinnvoll sein:Ablenkung, Bestechung, uva.Reden ist meist fruchtlos.Natürlich war ich mir auch nie so ganz sicher, was nun unter die Besonderheit Dreijähriger gehört und wo die Probleme ihre Ursache in der speziellen Besonderheit (autistische Züge) meines Kindes lagen.
Es war so ein wunderbares Gefühl für mich, als im Kindesalter von 4,5 Jahren Ermutigungen endlich bei ihm ankamen, als meine Zuwendung nicht mehr ins Leere liefen wie vorher, dass trotz besagter leichter autistischer Auffälligkeiten er endlich irgendwie auf mich zu reagieren begann. Wir wurden wirklich ein gutes "Team" und es wurde ein ständiges Geben und Nehmen und man hatte das Gefühl, dass er nun so viel Nähe nachholen wollte, die ihm vorher nicht möglich war auf Grund seiner Besonderheiten. Das gute Verhältnis ist auch bis jetzt geblieben und es gibt keinerlei Anlass über Züchtigungen irgendeiner Art auch nur ansatzweise nachzudenken. Es ist toll mit so einem "großen" 12 jährigen Kind. Es gibt Regeln, die funktionieren recht gut. Falls es mal nicht klappt, redet man drüber und tauscht sich aus, warum das jetzt nicht ging und wie die Lösung aussehen soll usw.

Aber es wäre gut gewesen, wenn ich besser durch die schwierige Zeit bis ca 4 gekommen wäre. Ich denke, in der Zeit kann es auch am schnellsten passieren, dass man selbst mal ausrastet oder Enttäuschung aufkommt, weil mal wieder ein Nachmittag mit Konflikten dahin ist.

Anne
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben