Jesper Juul: „Aus Erziehung wird Beziehung"

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Ich finde Jesper Juul weiter sehr, sehr gut zu lesen und er ist ein guter Erklärer :) .
Kinder fangen heute sehr früh an mizubestimmen, was sie z.B. anziehen möchten, was sie unternehmen möchten usw. Damit ist es nicht immer ganz einfach umzugehen. Jesper Juul schreibt dazu:
...
(1/2) Kinder bestimmen heute mehr und mehr über ihr aussehen – heisst das, dass es gut ist, ihnen jeden Wunsch zu erfüllen?

Auszug aus "Vom Erziehen - zur Beziehung in Familien"
Auszug des Interviews mit Jesper Juul geführt von Dr. Ingeborg Szöllösi

Natürlich haben Kinder eine Vorstellung davon, wie sie aussehen möchten – welche Kleider sie tragen wollen, welchen Haarschnitt usw. Aber das heißt noch lange nicht, dass du ihnen alles kaufst, was sie sich wünschen. Es heißt nur, wenn sie sagen: „Ich möchte diese Schuhe!“, dass du das ernst nimmst. Und es kann vielleicht tatsächlich so sein, dass du sie ihm nicht kaufst und ihm sagst: „Ich sehe, dass dir diese Schuhe gefallen, aber sie sind für uns einfach zu teuer! Du musst dir andere suchen.“ Es geht hier also nicht um ein Machtspiel – um die Frage: Wer ist ermächtigt? – , sondern darum, auf den anderen einzugehen und ihn ernst zu nehmen.
Ähnlich ist es im Dialog zwischen Mann und Frau: Der eine will nach Spanien in Urlaub fahren, der andere nach Finnland. Sie müssen eine Lösung finden – eine Möglichkeit wäre: „Dieses Jahr fahren wir nach Spanien, aber nächstes Jahr fahren wir nach Finnland.“ Beide Wünsche wurden ernst genommen, und es darf auch hier nicht um die Frage gehen, wer ist mächtiger, wer setzt sich durch, denn das führt in die Beziehungslosigkeit. Wenn sich beide einig sind, dass das Wichtigste für beide ist, zusammen irgendwohin zu fahren, dann können sie miteinander offen darüber sprechen, müssen ihre Wünsche nicht unterdrücken und finden dann auch gewiss eine Lösung. Für die Generation meiner Eltern war zum Beispiel dies, dass man zusammen in den Urlaub fährt, ein MUSS! Heute geschieht es freiwillig, wenn beide wollen - ja, aber sie müssen nicht!
Wie läuft das aber mit den Kindern?
Genauso – das Kind will etwas, was du wirklich nicht gut findest, dann musst du ihm das mitteilen und ihm klar machen, weshalb du seine Idee nicht gut findest. Und es wird dich genauso ernst nehmen, wie du es ernst nimmst. Denn, wenn du dazu nicht bereit bist, ein Kind ernst zu nehmen, erwarte auch nicht, dass es dich ernst nimmt! Wenn ein Kind spürt, dass du es nicht ernst nimmst, ...
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Inhalt
Vorwort ......................................................................7 ErziehungalsThema .....................................................9 DerbiographischeHintergrund .......................................13 Therapeut sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Selbsterkenntnis und Eigenverantwortung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Verantwortlichleben ....................................................27 SichselbstGrenzensetzen ............................................. 45 Verantwortungübernehmen........................................... 51 Überverantwortlichsein ................................................ 58 Der persönliche Dialog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Der Dialog zwischen Schule und Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 DerDialoginGrenzsituationen ...................................... 89 SelbstvertrauenundSelbstwertgefühl ............................... 91 Geliebtseinundsichverändernwollen ............................ 111 NegativeGefühleundAuseinandersetzungen ................... 128 Neinsagen ................................................................137 GemeinsamindieWeltvonmorgen ............................... 150

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Grüsse,
Oregano
 
Hier äußert sich Jesper Juul über den Umgang mit Mobbing in der Schule:


Er empfiehlt, eine/n Außenstehende/n einzuschalten, z.B. also einen MediatorIn, um nicht in den Teufelskreis von Beschuldigungen und entsprechenden Reaktionen zu geraten. So ein MediatorIn kann dazu beitragen, daß nicht jeder immer im gleichen Denk- und Verhaltensmuster bleibt sondern es schafft, auch daraus auszubrechen und neue Gedanken zu verfolgen, denen dann die Tat folgen kann.

Grüsse,
Oregano
 
Aus dem Zusammenhang gerissen, hört sich dieser Satz von J.J. krass an:
„Wenn man zu viele Regeln aufstellt, werden Kinder entweder unterwürfig oder kriminell"


Ich habe dabei gerade das Bild vor Augen, daß die vielen Regeln auch dazu führen können, daß weder Eltern noch Kinder zu eigenen guten Regeln führen können, weil sie ständig darauf aus sind, darauf zu achten, wie sie mit diesen Regeln umgehen.

Grüsse,
Oregano
 
...... das die vielen Regeln auch dazu führen können, daß weder Eltern noch Kinder zu eigenen guten Regeln führen können, weil sie ständig darauf aus sind, darauf zu achten, wie sie mit diesen Regeln umgehen.
Ein Satz der in vielen Einrichtungen für jeden lesbar sich lohnen würde.

Gruß Ory
 
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