- Beitritt
- 09.09.08
- Beiträge
- 1.122
Misshandlung - zum Beispiel - ist für mich auch nicht unbedingt durch "fehlende Liebe" erklärbar. Die allermeisten MisshandlerInnen werden sagen, dass sie ihre Kinder lieben und das auch genau so empfinden. Es ist meiner Meinung und meiner Erfahrung nach eher Hilflosigkeit, die dazu führt. Leòn
Da stehen mir mal wieder die Haare zu Berge ... Und wenn sich Mamma dann in den eigenen Sohn verliebt, dann ist das doch auch Liebe ? Autsch ! Sowas kommt dabei heraus, wenn man Liebe mit "begehrt werden wollen" verklärt. Frei nach dem Motto: Man könnte ja auch die Liebe eines Ar...lochs erwidern (und könne sich selbst dadurch etwas bedeutender fühlen).
Liebe ist ein Prozeß des Wachstums, bei dem der Wunsch nach Vollkommenheit dominiert. Insofern verliebt man sich nur in Personen die einen faszinieren, die etwas an sich haben, was man bewundert, begehrt, in seiner Nähe haben will. Sicherlich trägt man die Eigenschaften des Anderen auch in sich selbst, aber man kann sie nicht so richtig ausleben, traut sich noch nicht, muß erst noch lernen, wie man das macht. In der Nähe der "geliebten" Person kann man an ihrer Wesensart teilnehmen, kann mitfühlen, kann sich ein Beispiel nehmen und übernimmt früher oder später deren Eigenschaften. Man kopiert sie gewissermaßen (Spiegelneuronen) und wird dadurch vollkommener.
Irgendwann vergeht die Faszination am Liebesobjekt wieder, weil man nun selbst geworden ist, was man einst außerhalb seiner Selbst geliebt hat. Nun kann man wieder mit sich selbst zufrieden sein und findet bald ein neues faszinierendes Objekt. Diesen Prozeß nennt man Wachstum und er findet ein Leben lang statt. Wer diesen Prozeß erkannt hat, der weiß auch, warum ein Erwachsener niemals ein Kind lieben könnte. Welche Eigenschaften sollten ihn denn da faszinieren ? Welche Wesensarten sollte er in sich aufnehmen ? Liebe zu einem Kind kann (mangels Liebesobjekt) daher nur auf dem Wunsch nach Bestätigung bzw. körperlicher Nähe basieren. Wirklich dumm, wenn Mann / Frau hier mit der Sucht nach "Gebraucht werden" ins Schwimmen kommt. Ätzend !
Letztlich ist es beinahe schon unpassend, das Wort Liebe auf Kinder zu übertragen. Statt von der Liebe zu seinem Kind oder zum Schoßhündchen zu sprechen, sollte man evtl. besser von dem Wunsch nach "gebraucht werden" von Verantwortungsgefühl oder von "in seinem Erwachsensein narzißtisch bestätigt werden" spechen. Diese narzißtisch (selbstbestätigenden) Liebe, läßt einen nicht wachsen. Sie kann natürlich auch gegenüber einem hilflosen Menschen erwidert werden, der einem seine Bewunderung ausdrückt. Nur sollte sie eben nicht mit "der Liebe" verwechselt werden, sonst endet das in einer Katastrophe: Ich liebe Dich so sehr, weil Du mich täglich in meinem Wert bestätigst. Und wenn Du mich nun verläßt, dann bringe ich erst Dich und dann mich selbst um ! Die Eifersucht brennt in dieser narzißtischen Liebe: Ich dulde es nicht, daß Du mich wegwirfst, wie eine ausgerauchte Kippe. Ich hab für uns jetzt ein Haus gebaut, was willst Du denn noch ? Da braucht ein Partner nur mal fremdzugehen und schon folgt eine Tragödie. (Familienvater tötete seine Frau und seine drei Kinder).
Eigentlich sollte man eine Eheschließung erst nach einem dutzend Liebesbeziehungen zulassen, durch die eine Reifung erfolgen konnte. In Deutschland wird der Schwerpunkt aber nicht auf "soziale Reife" sondern auf "soziale Stellung" gelegt. Da schließt eine abgeschlossene Berufsausbildung als Anwalt, Arzt oder Lehrer schon ein "erfülltes Liebesleben" aus. Geheiratet wird dann jungfräulich direkt nach dem Studium, denn wer zu lange wartet bekommt nichts mehr ab. In einer derartigen (Liebes-)Beziehung verharren dann beide Partner jahrzehntelang in einer pubertären Entwicklungsphase. Bis die Kinder fast schon erwachsen sind und sich ein Partner wieder mehr Freiheiten nimmt. Daraufhin kommt es immer wieder vor, daß der allein gelassene Partner auf ein Kind zurückgreift. Vielleicht ist das ja sogar schon weiter entwickelt, wie er selbst, was der Entwicklungsgestörte dann als frühreif bezeichnet. So gehts, wenn der beruflichen Entwicklung eine wesentlich höhere Priorität eingeräumt wird, wie der sozialen Entwickung. Aber so kann's auch gehen, wenn eine Entwicklung wegen Arbeitslosigkeit jahrelang unterbunden wird.
Also von wegen: Man kann auch die Liebe von Menschen erwidern, an denen man nichts bewundernswertes findet... Tseeee !