Dass die Bibel eine "schöne" Bastelarbeit ist, ist mir bewusst. Und auch, dass man sie schon allein deshalb nicht ernst nehmen kann. Ich wüsste allerdings nicht, wie man es anstellen könnte, die "ursprünglichen Texte" zu lesen - was immer du damit meintest.
Ich möchte Dir dazu nichts sagen, obwohl Du ja von den Büchern des ehemaligen Spiegelredakteuers auch schon gehört haben wirst. z.B.
"Jesus Menschensohn" von Rudolf Augstein (Autor). Ich erwähne den jezt nur, damit Du Dir die
Kundenrezensionen durchlesen kannst.(bewerte ich aber als eher zweifelhaft) Es gibt noch ein Buch das vom größten Deutschen Verlag herausgegeben wurde. (der hat aber immer so einen belehrenden Touch).In der Videothek fand ich auch was dazu und eine TV-Serie gibts auch. Insgeheim hoffe ich aber, daß Du selbst etwas findest, was ich noch nicht kennen ...
Ernst nehmen würde ich diese alten Texte jedoch schon, denn da steckt nicht nur viel Wahrheit drin, sondern sie sind auch nie "langweilig". Immerhin wurden diese Geschichten früher am Lagerfeuer weitererzählt und das wäre nie geschehen, wenn sie ätzend wären. Insgesamt kommt es mir so vor, als ob die "Vorchristen" (und die waren keinesfalls Juden) noch sehr genau über die Mythologie ihrer alten Religionen Bescheid wußten und somit im Neuem Testament nur darauf angespielt wurde. Die damaligen Menschen werden die Parallelen gleich erkannt haben und verstanden deshalb, was damit gemeint war. Wir jedoch verstehen nichts mehr und brauchen jemanden, der uns auf die ursprüngliche Quelle (Mythologie) hinweist, damit wir lesen können, was in Bezug auf unseren Biblischen Text aus hellenistischer, persischer, ägyptischer oder babylonischer Zeit bekannt ist. Es ist ja nicht so, daß diese Kulturen nichts zu bieten hatten ... Übrigens liegt die Besinnung auf ältere Kulturen momentan voll im Trend, denn es gibt sogar Gemeinden die den Glauben daran wieder aufleben lassen.
Warum? Glauben bedeutet, etwas als wahr anzunehmen von dem man nicht wissen kann ob es wahr ist. Ein Mensch, der nach Erkenntnis strebt, muss daher das Konzept 'Glauben' als solches ablehnen.
Es gibt dazu neurowissenschaftliche Erkenntnisse, wobei ich eingestehen muß, dazu noch kein Buch gelesen zu haben, sondern einige Vorträge an einer Uni besucht habe. Demnach war es lange Zeit so, daß wir als Primaten nur einem Leittier folgen konnten. Nur in Anwesenheit dieses Leittiers fühlten wir uns sicher und so folgten wir ihm bedingungslos. Dann weitete sich der Hirnbalken (genau kann ich mich nicht mehr dran erinnern) und wir konnten uns auch "fiktive Führer" vorstellen. Seit dieser Zeit waren wir nicht mehr ganz so stark auf unseren Führer angewiesen, sondern konnten ihn in unserem Hirn selbst herstellen, wenn wir uns einsam und verlassen fühlten.
Diese Fähigkeit nutzen die Menschen seitdem und so glaubte man in allen Kulturen an irgendeinen Gott. Ich denke, man sollte diese Eigenart des Menschen auch heute noch nutzen. Es ist doch gleichgültig an welchen "Gott" man glaubt, ob man an Schutzengel als Beschützer glaubt, oder wie in Naturreligionen an die Ahnen, die uns in Form von Geistern umgeben. Beim Glauben handelt es sich also eher um Autosuggestion, die man trainieren kann. Stelle Dir einfach vor, daß dieser oder jener über Dich wacht und dich beschützt, rede es Dir immer wieder ein, beginne mit ihm zu sprechen und eines Tages hörst Du seine Stimme, die zu Dir spricht. Selbst Jesus sagt, daß Glauben nicht über einen kommt, sondern man sich ganz bewußt dazu entscheiden muß. Gottesdienst ist wie Bodybuilding - mache regelmäßig Deine Autosuggestion-Übungen und die Psychose beginnt zu wirken. Es scheint so zu sein, daß die Wahrscheinlichkeit an Immunschwäche, Krebs-, Herzinfarkt oder Hirnschlag zu erkranken bei Singles besonders hoch ist. Menschen die in stabilen beschützenden Familienverhältnissen leben, sind weitaus weniger gefährdet (stammt evtl. noch aus unserer Primatenzeit) Wenn ein Single sich nun aber einen "Gottvater" einredet, sinkt sein Erkrankungsrisiko ganz erheblich. Auch berührt uns dann Streit in der Beziehung weniger - man bleibt dabei gelassener.
Insofern will ich niemand vom Glauben abbringen. Es ist nur so: Je mehr man weiß, umso schwieriger fällt es an so einen Gott zu glauben. D.h. "Gott" bedeutet ja übersetzt nichts anderes wie "das allumfassende" oder noch primitiver: "Das uns Umgebende". Und nun sage nochmal, daß Du nicht an Gott glaubst. Gibt es etwa nur Leere und Vacuum um Dich herum ? Du könntest höchstens sagen, daß Du nicht an einen christlichen Gott glaubst, aber der ist auch nicht enger definiert. Im Buddismus sagt man: "Was Du in die Welt (also ins Göttliche) ausstrahlst, kommt (vom Göttlichen) auch wieder zu Dir zurück !" Das Christentum behauptet nichts anderes, sodaß es schwer fällt nicht daran zu glauben. Was Du sonst noch glaubst (z.B. der liebe Gott sitzt im Himmel auf einer Wolke), bleibt Deiner Phantasie überlassen ...