Hallo zusammen,
ich bin 18 Jahre alt und knapp 2 Meter groß. Durch meine Größe und mein rasches Wachstum bedingt habe ich mir über Jahre hinweg Haltungsfehler ("Schildkrötenhaltung" - Kopf nach vorne überstreckt und in den Nacken gelegt) angewöhnt - höchstwahrscheinlich um kleiner zu wirken, aber auch weil ich viel Zeit am Laptop verbracht habe. Bei mir begann diese extreme Benommenheit, als ich wie so oft in abgeknickter, sehr falscher Haltung im Bett am Laptop lag. Dass meine Benommenheit mit der HWS zu tun hat, hielt ich monatelang für unmöglich, doch dazu später mehr. Ich fühlte mich von der einen Sekunde auf die andere total komisch. Ich beschreibe es als Benommenheit/Bewusstseinstrübung/Derealisation. Ich fühle mich seit diesem Tag als sei ich betrunken, als sei ich nicht richtig mit der Welt verbunden, nicht richtig bei Bewusstsein, als sei ich nicht richtig wach und mein Gehirn liefe auf Sparflamme. Ich fühle mich aufgrund der Derealisation oft wie ein Alien in einer unwirklichen Welt und hinterfrage immer wieder meine Existenz sowie die Existenz der Welt. Durch die Benommenheit bedingt habe ich natürlich auch leichtere Konzentrationsstörungen, vorallem mein Kurzzeitgedächtnis ist schlechter geworden. Zudem habe ich mal mehr, mal weniger an den verschiedensten Stellen Kopfschmerzen, sehr selten auch Nackenschmerzen, komische Gefühle im Kopf, ab und zu Kopfdruck, Druck auf den Ohren, einen knirschenden Nacken usw. Das Hauptproblem ist aber nach wie vor die Benommenheit/Derealisation, um die es auch in diesem Thread geht.
Seit knapp 9 Monaten leide ich pausenlos an diesem Zustand und habe alles an Untersuchungen durch, was die meisten hier sicherlich auch schon durch haben:
- Borreliose- und andere Infektions-Tests
- MRT von Kopf und HWS, EEG, Liquorpunktion, weitere standardmäßige neurologische Tests
- kardiologische Untersuchungen
- endokrinologische/nuklearmedizinische Untersuchungen
- HNO-ärztliche Untersuchungen
...
Alle Untersuchungen blieben ohne einen einzigen pathologischen Befund, der eindeutig meine Benommenheit erklären könnte.
Das große Problem fast aller Menschen, die unter Benommenheit/Derealisation leiden, ist, dass sie ihre Krankheitsursache nicht kennen und auf der Suche danach meist nur noch mehr Angst bekommen, als sie ohnehin schon haben. Diesen Menschen geht es allen sowas von schlecht, und sie wissen nicht mal warum. Benommenheit/Derealisation sind Symptome, die direkt auf die Psyche schlagen, da sie nun mal den Kopf bzw. das Gehirn, unser wohl wichtigstes Organ, direkt betreffen und beeinflussen. In den ersten Wochen meiner Krankheit dachte ich, wie sicher viele andere auch, ich würde schon bald verrückt werden, also gänzlich die Kontrolle über mich selbst verlieren. Man fängt an, hypochondrisch zu werden und auf jedes kleinste Signal des Körpers zu hören, um endlich eine Ursache zu finden. Viele Betroffene bekommen Ängste, sprich eine generalisierte Angststörung, wodurch Wirkung und "Ursache" der Krankheit von Ärzten fast immer verkehrt herum diagnostiziert werden. Die Derealisation und Benommenheit kriegt Angst als Ursache zugeschrieben, obwohl die Derealisation/Benommenheit das eigentliche Problem ist, und die Angst nur eine Folge dessen ist.
Bevor ich die Begriffe "Benommenheit" und "Derealisation" kannte, beschrieb ich meist, dass ich mich wie in einer Traumwelt fühle, oder als ob ich nicht richtig bei Bewusstsein sei.
Vor einigen Wochen trat ich eine dreistündige Fahrt in eine Psychiatrie an, um mich dort ambulant dem Chefarzt - ein bundesweit geschätzter Professor für Psychiatrie und Neurologie - vorzustellen. Dieser hörte sich meine komplette Geschichte an und versicherte mir, dass meine Derealisation auf muskuläre Verspannungen der oberen Halswirbel zurückzuführen sei. Zudem habe ich rechts oben im Nacken unter der Haut einen kleinen harten "Knubbel", vermutlich eine muskuläre Verhärtung.
Mehrere Orthopäden (die natürlich nicht so viel von Benommenheit und Derealisation wissen, wie ein Psychiater) sagten mir zudem, meine HWS sei überbeweglich, gleichzeitig jedoch sei die Muskulatur verhärtet. Man müsse also einerseits die Muskulatur lockern, sie andererseits trainieren, um die HWS zu stabilisieren.
Ich versuche nun, mit manueller Therapie, Stabilisationsübungen, heißen Bädern, Lockerungsübungen, aufrechter Haltung usw. meine Benommenheit/Derealisation loszuwerden und werde euch berichten, sobald ich Fortschritte gemacht habe.
Wenn ich viel Pech habe, liegt meiner Benommenheit auch eine Kopfgelenksinstabilität durch eine Bänder- oder Kapselschädigung vor. Dies werde ich jedoch bald mit einem Funktions-MRT der HWS abklären lassen.
Meine Tipps an jeden, der unter Derealisation/Benommenheit leidet:
Wenn du, lieber leidender Leser, viel Zeit am Computer bzw. im Sitzen verbringst, oder wenn du sehr groß bist, eine falsche Körperhaltung hast oder auch aus anderen Gründen HWS-Probleme/-Verspannungen als mögliche Ursache deiner Benommenheit in Betracht ziehst, so bitte ich dich: Stelle dich bei einem guten Orthopäden vor, der dich ernst nimmt, und lass dich untersuchen und beraten. Möglicherweise kann man auch ein Funktions-MRT zur Abklärung machen lassen.
Lasst euch jedoch niemals (!) einrenken, und dehnt nicht euren Nacken.
Nichtsdestotrotz solltest du natürlich auch alle standardmäßigen neurologischen Untersuchungen machen lassen, um einen Hirntumor o.ä. direkt auszuschließen.
Mache dir klar, dass deine Ängste größtenteils unbegründet sind. Lass dich von niemandem verrückt machen und verunsichern, und lass dir vorallem nicht den "Psycho-Stempel" von unwissenden Ärzten geben. Akzeptiere, dass du nun an etwas leidest, das genauso wieder verschwinden wird, wie es gekommen ist, wenn du bereit bist das richtige dafür zu unternehmen. Wenn dein Blutbild in Ordnung ist und das MRT vom Kopf auch unauffällig war, sind das schon mal gute Zeichen. Lenke dich ab, unternehme etwas entspannendes oder spaßreiches mit den richtigen Leuten und lass dich nicht von deiner Angst daran hindern, Dinge zu tun, die dir gut tun. Manchmal muss man sich auch zu etwas überwinden.
Die Schwierigkeit beim Ertragen des Zustands der Derealisation liegt darin, ihm keine Aufmerksamkeit zu schenken. Dadurch verschwindet der Zustand zwar nicht (außer vielleicht bei psychischen Ursachen), er wird jedoch erträglicher.
Die mir bekannten (und teils massiv unterschätzten) Ursachen von Derealisation bzw. Benommenheit sind:
- HWS-Probleme (Verspannungen oder Instabilitäten, siehe
Instabilitäten der Halswirbelsäule)
- Infektionskrankheiten (Borreliose (aber auch Bartonellen etc.), EBV, Sinusitis, möglicherweise Herpesviren etc.)
- niedriger Ferritin-Spiegel / Eisen(speicher)mangel
(meiner Meinung nach stark unterschätzt)
- Vergiftungen (z.B. nach einer Impfung mit Quecksilberzusatz oder auch durch Amalgamfüllungen; eine Entgiftungskur ist notwendig; unbedingt richtige Vorgehensweise beachten)
- psychisches Trauma/Depression/Angst/Generalisierte Angststörung (auch eine psychische Ursache ist denkbar, doch das wissen die Betroffenen in der Regel selbst)
- Tumore (wird normalerweise immer als erstes ausgeschlossen)
- GAPS ("Gut And Psychology Syndrome", gestörte Darmflora (z.B. nach Antibiotika-Therapie oder durch Candida-Befall))
- Nebennierenschwäche (geht in der Regel mit Erschöpfung einher)
- Schilddrüsenfehlfunktion
- Magnesiummangel
- KPU (Zink- und Vitamin B6-Mangel)
- Vitamin-Mangel (vor allem Vitamin B12)
Am aller wichtigsten bei der Ursachenfindung ist es, sich genau zu erinnern, wann genau die Derealisation/Benommenheit erstmals auftrat und alles anfing. Wacht man eines Morgens plötzlich mit Derealisation auf, so spricht vieles für Verspannungen im HWS-Bereich, die man sich über Nacht durch eine falsche Schlafposition geholt hat. Trat die Benommenheit nach einer Impfung auf, postinfektiös nach einer Virenerkrankung, nach einem Unfall, nach dem Tod eines geliebten Menschen?
Welche Symptome hat man sonst noch neben der Benommenheit/Derealisation? Kopfschmerzen sprechen beispielsweise für die HWS.
Der Ersteller dieses Threads Tobi86 möge sich bitte noch mal zu Wort melden, falls er das hier jemals überhaupt lesen wird, denn er scheint leider inaktiv zu sein. Bitte berichte uns, wie es dir heute geht. Ich bin sicher, die Ursache deiner Beschwerden ist die gleiche wie bei mir, zumal du durch den Bandscheibenvorfall sowieso schon HWS-Probleme hast und bei dir alles nach dem Schlafen anfing.
Ich freue mich sehr auf Antworten sowie sonstige Rückmeldungen und bedanke mich fürs Lesen und wünsche allen eine gute und schnelle Besserung!
Herzliche Grüße
jotteff