Themenstarter
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- 21.11.11
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Hallo,
heute geht es mir endlich wieder ein wenig besser.
Möchte heute mal hier etwas einstellen, und um psychologische Bewertung bitten.
Der weise König Salomo sagte einmal:
"Es gibt eine Zeit zum Suchen, und eine Zeit, etwas als verloren aufzugeben."
Mich würde interessieren, ob ich meinen bisherigen Beruf unter diesem Aspekt aufgeben muß.
Vielen Dank fürs Lesen und ggf. Antworten.
LG Eshita
Im November 1997 habe ich meine Schneiderei gegründet.
Es fing alles ganz harmlos an.
War auf der Suche nach einem Nebenjob.
Mit einer Freundin im Gespräch, sagte sie:
„Du Moni, Du kannst doch so gut nähen. Mach doch da was draus.“
Ich machte mir Gedanken darüber und kam zu dem Schluß: Ein Versuch wäre es ja wert.
Ich kreierte mir am PC ein paar Flugblätter und warf sie in die Briefkästen meiner Nachbarschaft.
Nach 14 Tagen kam der 1. Anruf.
Ich hüpfte vor Freude in der ganzen Wohnung rum, albern.
Nach drei Monaten riefen die ersten Leute an, denen ich empfohlen wurde.
Dadurch dass ich recht wenig Selbstvertrauen hatte, war das etwas ganz Besonderes für mich.
Ich – ja ICH - konnte auch etwas.
Mein Vater hat mich mein Leben lang als einen Menschen hingestellt, der zu nichts taugen würde !
Ja, und so kam es, dass ich innerhalb von 1 bis 2 Jahren recht schnell als Super-Schneiderin bekannt wurde.
Kann mich an einen Anruf noch erinnern:
„Sind Sie die Schneiderin, die aus einem Kartoffelsack noch was zaubert?“
Ja, hallo. Was war DAS denn?
Als die Kundin dann das erste Mal bei mir war, war sie voll des Lobes, was sie von anderen über mich gehört habe.
Ich wollte damals nur ein paar Stunden in der Woche arbeiten. Aber da kamen dann immer mehr Leute.
Irgendwie konnte ich die Bremse nicht ziehen.
Ich verdiente dann auch entsprechend. So konnte ich mir dann die ersten großen Fabrik-Maschinen kaufen und einen schönen Vorrat an Kurzwaren und Stoffen.
Dann kam der 1. Umzug mit Schneiderei.
Oft wurden wir gerade deswegen abgelehnt. Die Vermieter wollten den damit verbundenen Umtrieb nicht.
Dann endlich fanden wir eine Wohnung.
Dort meldeten sich dann innerhalb weniger Wochen drei Modegeschäfte aus der Stadtmitte, die von mir gehört hatten.
Das Erste: Ein Modegeschäft für Unterwäsche, Schlafanzüge,
Das Zweite: ein Modegeschäft für gehobene Mode,
und das Dritte: eines für exquisite, sehr sehr teure Mode.
Letzteres war eine wirkliche Herausforderung.
Pelzmäntel, die 3000 € kosteten, waren keine Seltenheit.
Kleider, Röcke, Hosen. Jedes Teil im 200 € - Bereich.
Die Geschäftsinhaberin übergab mir vollen Vertrauens diese Waren.
Ich war IMMER angespannt, verkrampft.
Dann merkte ich erst gar nicht, wie sehr diese Mode meine gesamte Schneiderei vereinnahmte.
Die Kunden, die in diesem Geschäft einkauften, waren reiche Leute.
Da gab es nichts, was eine gute Schneiderin, „nicht können“ durfte.
Pünktlich, preisgünstig, perfekt mußte es sein.
Dann hatte ich die ersten burn-out-symptome: Sehr nervös, Nägelkauen, Konzentrationsprobleme, Durchschlafstörungen.
Ich wollte runterfahren, weil mir alles zuviel wurde.
Aber dann wurde mein Mann ganz unerwartet arbeitslos.
Ohne lange Vorwarnung machte die Firma, in der er arbeitete dicht.
Das war im Frühjahr 2003.
Statt dass ich runterfuhr, stockte ich auf.
Mein Mann und ich versuchten das gemeinsam zu meistern.
Ich erweiterte die Schneiderei, indem ich zusätzlich Bügel-und Mangelarbeiten anbot.
Zur Bewältigung der vielen Arbeit stellte ich 2 Freundinnen auf Minijob-Basis ein.
Die Wohnung, die wir mit Schneiderei bekommen hatten, entpuppte sich als sehr laute Wohnung. Sehr viel Unruhe in sehr dünnen Wänden. So hatte ich nun kaum mehr Schlaf.
Also zogen wir nochmal um.
In unsere Überlegungen mußten wir - aufgrund fortschreitenden Alters von meiner Schwiegermama (wir verstehen uns super !), auch sie mit einbeziehen und so nahmen wir uns eine Haushälfte in Miete. Sie wohnt bis zum Tag bei uns. Hat ihren separaten Wohnbereich.
2004 wandte sich eine Kundin, die bei der örtlichen Tages-Zeitung arbeitete, an uns.
Sie habe den Autrag, Berufe vorzustellen.
Durch den Berufsausfall meines Mannes brauchten wir ein paar Kunden mehr.
Auch er half inzwischen fleißig mit. Trennte Kleidung auf, machte Kurierdienst, Büroarbeiten, übernahm den Haushalt und Einkäufe.
Aber: Dieser Artikel brachte uns viel zu viel Kunden. Es war furchtbar viel los.
Auf diese Anzeige hin meldete sich unser Vermieter und machte uns darauf aufmerksam, dass in der Siedlung, in der wir wohnten, ein Gewerbe in diesem Format nicht erlaubt sei.
Durch diesen Zeitungsartikel würden wir in einer Größe dastehen, die Probleme machen könnte.
Die Stadtverwaltung wandte sich an uns, machte uns klar, dass unsere Schneiderei nicht zu groß werden dürfe, sonst müßten wir eine Räumlichkeit in der Stadt anmieten.
Das hieß:
Ich mußte meine beiden Freundinnen wieder entlassen.
2 Nähmaschinen waren nur erlaubt. Ich hatte aber 7.
Ab dieser Zeit arbeitete ich Tag und Nacht.
14 bis 16 Stunden, auch Samstag und Sonntag waren ganz normal.
2008 bekam mein Mann (nach 5 Jahren Suche) endlich wenigstens einen Halbtagsjob.
Wir wollten noch mit der Reduzierung meiner Arbeitszeit warten, weil wir nicht sicher waren, ob er diesen Job behalten konnte.
Dann endlich im Herbst 2008:
Arbeitszeit kürzen von 14-16h auf 8 bis 10h.
Leichter gesagt, als getan. Denn die Leute wollten mein NEIN nicht hören, gingen darüber hinweg.
Dann stutzte ich meine Kundenliste.
Ich druckte mir die Liste aus, und machte ein „Auswahlverfahren“.
Alle, die ich mit einem x vermerkte, rief ich nach und nach an, und teilte ihnen mit, dass ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr so viel arbeiten würde, und bat sie, sich an eine andere Schneiderei zu wenden.
Die Reaktionen ! ! Wirklich böse ! !
Aber wie sollte ich denn das sonst machen?
Einige dieser Kunden waren auch Kunden dieses sehr teuren Geschäftes, für das ich nähte.
Die Inhaberin rief an, das könne ich doch nicht machen. Die Leute beschwerten sich bei ihr über mich.
Ich sei arrogant usw.
Im April 2009 machte ich bei einer spaßigen Rangelei mit meinem Mann eine dumme Kopfdrehbewegung.
Drei Bandscheiben-Protrusionen.
Der Atlas in einer Fehlposition.
Notarzt
Chiropraktik machte alles noch schlimmer.
1 Woche neurologische Klinik, stationär.
6 Monate ganz außer Gefecht, immer wieder Halskrause.
Die Schneiderei ruhte.
Es ist normalerweise nicht möglich innerhalb eines Geschäftsjahres den Status zu wechseln.
Hier kam mir mein guter Ruf betreff Ehrlichkeit zugute.
Ich konnte mit ein paar wenigen steuerberaterischen Bestätigungen zum Kleinunternehmer-Status wechseln – mitten im Jahr.
So fing ich dann im Oktober 2009 wieder an zu arbeiten.
Zur Eingliederung zunächst nur 3h täglich.
Ich merkte schnell, dass plötzlich große Ängste da waren.
Angst vor diesen teuren Klamotten,
Angst es nicht pünktlich zu schaffen,
Angst es nicht gut genug hinzubekommen
DIESE Ängste kannte ich bis dato nicht in diesem Format.
Ich sprach mit meinem Mann lange nicht darüber.
Wollte ihn nicht belasten, denn die Jahre seiner Arbeitslosigkeit haben auch ihn enorm Kraft gekostet.
Er bemerkte zwar schon, dass ich mich plagte, aber nicht, wie sehr.
Ich weinte viel, während er weg war.
Tat so, als ob nichts wäre, während er da war.
Frühjahr 2010 wurden meine Ganzkörperschmerzen unerträglich. Ich schluckte sehr viel Paracetamol.
Ständig bei vielen Ärzten. Man wollte mich mit Medikamenten therapieren. Starke Tabletten.
NOCH lehnte ich ab.
Im Herbst 2010 wurde es dann unerträglich.
Also stimmte ich der Medikation zu. Lyrica, Celebrex, hochdosiert.
Die Schmerzen wurden besser.
ABER mein Denkvermögen !
Ich begann Fehler zu machen – an dieser teuren Ware ! ! !
Von Anfang 2011 bis Juli 2011 machte ich Fehler, die ich teuer ersetzen mußte. (um die 1000 €)
Jede Auslieferung machte mir Angst.
Wenn ich eine Hose falsch gekürzt hatte, rief ich sofort an, und sagte Bescheid.
Anfang Juli rief mich die Inhaberin an, ich solle doch bitte mal in den Laden kommen.
Schon Tage vorher sagte ich ihr immer wieder, dass mir nicht gut sei.
Ich wolle einige Tage ausruhen.
Aber es lief gerade so gut bei ihr. Ich solle mich zusammenreißen.
Dann, bei ihr im Laden, nahm sie mich nach hinten ins Büro.
Das hat sie bis dahin noch nie getan.
Sie machte die Türen zu.
Und dann mußte ich mir Vorwürfe über Vorwürfe anhören.
Was denn nur mit mir los sei.
Sie müßte sich von ihren Kunden böseste Vorwürfe wegen mir und meinen fehlerhaften Arbeiten anhören. (Ich konnte das ja sogar verstehen !)
Das war an einem Mittwoch.
Hatte einen Weinkrampf. War nicht fähig, zu sprechen. Rannte heulend aus dem Laden.
Nun bekam mein Mann alles erst so richtig mit.
Ich outete mich total.
Er war geschockt, dass er das nicht erkannt hat.
Wir fuhren nach hause. Ich konnte mit dem Weinen nicht mehr aufhören, ging ins Bett.
Dann rief Frau A. an, sprach mit meinem Mann.
Ich solle mich jetzt mal ein paar Tage ausruhen.
Am Montag solle ich mich dann melden, wie es mir geht.
Dann hatte ich plötzlich Blasenschmerzen.
Wir fuhren zu meiner Ärztin: Blaseninfekt, Antibiotika.
Dort brach ich dann entgültig zusammen.
Sie verordnete mir Psychotherapie.
Donnerstag und Freitag – ich war nicht mehr ich selbst.
Wenn ich die Schneiderei betrat, bekam ich Panik.
Da lag noch so viel Arbeit.
Wollte wenigstens ein paar einfache Sachen fertig machen.
Es war absolut nichts möglich.
Was ich nähte, mußte ich nochmal auftrennen.
Wieder Heulkrampf.
Freitagmorgen rief ich Frau A. an, wollte ihr sagen, dass das länger geht.
War nicht in der Lage zu sprechen.
Sie kam dann zu mir.
Ich, noch im Nachthemd, ungekämmt. Bat sie, Geduld zu haben.
Sie fragte mich, was denn nur los sei?
Ob ich mich von meinem Mann trennen würde, oder so was?
„N E I N ! ! DAS doch nicht....es sind die vielen Tabletten“.
Montag – erster Termin beim Psychotherapeuten.
Ich dachte, ich hätte meinen Vater vor mir – AUCH DAS NOCH ! ! !
Nicht äußerlich, sondern von der Persönlichkeit her.
Er verordnete mir zusätzlich Citalopram.
Nach einigen Tagen war´s dann ganz um mich geschehen:
Ich wollte nicht mehr leben.
Ständig sagte ich mir:
Du hast in ALLEM versagt, wo man nur versagen kann:
Gesundheitlich warst Du Deinem Schatz immer nur eine Last.
Noch nicht einmal Kinder konntest Du ihm schenken.
Mich konnte nie jemand leiden.
Mit der Schneiderei konntest Du NIE richtig umgehen.
ALLES hast Du kaputt gemacht.
Ich ließ meinen Mann nicht mehr an mich heran.
Lag nur noch aphatisch im Bett. 14 Tage lang.
Immer, wenn alle aus dem Haus waren, dachte ich an Rasierklingen, Überdosis von Tabletten. Sprung vom Hochhaus usw.
Nach mehreren Tagen wurde ich ruhiger. Konnte aber immer noch nicht klar denken.
Frau A. rief immer wieder an.
Das warf mich jedesmal zurück.
Mein Mann bat sie, zu warten, bis ich mich bei ihr melden würde.
Dann, irgendwann Ende August 2011 beschloß ich, ALLE Medikamente abzusetzen. Nach und nach.
Nach 4 Wochen war ich entwöhnt.
Die Psychotherapie brachte mir gar nichts, außer Ängste. Ich sagte es dem Therapeuten. Brach auf eigene Verantwortung ab. Hatte insgesamt 5 Sitzungen.
Im September 2011 klärte mein Kopf auf. Der Schwermut ließ nach. Die Ängste in Verbindung mit der Schneiderei nicht.
Im Oktober gewährte ich Frau A. wieder Zutritt in meine Schneiderei.
Mein Mann fand das noch zu früh.
Aber es war Hochsaison, ich wollte sie nicht sitzen lassen.
Es gelang relativ gut. Fehler passierten mir von da an keine mehr.
Aber es kostete mich wahnsinnig viel Kraft, fehlerfrei zu arbeiten.
Dennoch:
Sie machte 80 % dessen aus, was ich erwirtschaften sollte.
Allein das machte furchtbar Druck.
Ihr zu kündigen, und statt dessen Privatkunden zu aktivieren, das machte mir aber genauso Angst.
Nur zu gut wußte ich noch, wie bereitwillig sich die Leute an meine Öffnungszeiten hielten.
Da wurde noch um 21 Uhr geklingelt, oder am Sonntag mittag. Wir hatten nie wirklich Ruhe.
Dann - im Juni 2012:
An die verkrampfte Art zu arbeiten konnte ich mich nicht gewöhnen. Immer wieder sprach ich mit meinem Mann darüber. Aber wir fanden keine Lösung.
Er suchte noch einen zusätzlichen Minijob – bisher ohne Erfolg.
Dann kam diese berüchtigte Woche:
Frau A. rief mich an, was ich denn mit dem Herrenhemd ihres Mannes gemacht hätte. Ich hatte es gute 8 Wochen zuvor gekürzt. Wußte erst gar nicht, was sie meint?
Ich solle mich nicht so dumm stellen. Es sei viel zu kurz geraten. 140 € für den Mülleimer !
Ich drehte schier durch, erzählte es meinem Mann.
Am nächsten Tag mußte ich ein 300 € Leinen (!) – Kleid sehr aufwendig und kompliziert abändern.
Frau A. holte es am Mittwochmorgen ab. – Ausnahmsweise, sonst lieferten wir immer.
Ich hatte schon wirklich muffe, ob das wohl gelungen ist.
Am Abend rief sie an, lobte zunächst meine perfekte Änderung.
„Das Kleid sitzt zwar perfekt,
ABER, warum haben Sie es denn nicht gebügelt?
Die Kundin war total empört, hat den ganzen Laden zusammengeschrien.“
„Frau A. ich HAB das Kleid gebügelt !“
„Nein haben Sie nicht. Ich hab es aus dem Kleidersack genommen und hab schon gedacht: Na was ist das denn?“
„Ich bin mir sicher: Ich hab es gründlich gebügelt.“
„Jetzt geben Sie schon wieder nicht zu, dass Sie was falsch gemacht haben. Gestern das teure Hemd von meinem Mann, und jetzt das Kleid.
Überdenken Sie mal Ihr Verhalten. Aufwiederhörn“
Am nächsten Tag kam sie zu mir. Vor einigen Monaten hatte ich ihr an 2 Body´s die Träger versetzt, - von Hand, sehr stabil.
Einige Wochen zuvor an einen dritten dann auch. Aber die Träger hielten nicht. Dann nochmal befestigt. Nun hielten sie.
Nun stand sie vor mir. Den 4. Body hatte ich ihr einige Tage zuvor gemacht. Der Träger war wieder gepfatzt.
Entnervt zeigte sie es mir.
„Frau A., ich habe es diesmal besonders fest angenäht. Ich kann mir das nicht erklären.“
Sie war so stinkig. Beherrschte sich aber, und ging.
Am gleichen Tag meldete sich das Wäschegeschäft. Sie hätten einen Body, an dem man die Träger versetzen müsse.
Oh nein !
Als ich ihn abholte, sagte ich zu der Inhaberin, dass ich Bedenken hätte, ob es hält. Ich hätte gerade eine unzufriedene Kundin, deren Träger nicht hält.
Sie fragte mich, ob diese Kundin Frau A. sei.
Ich bestätigte.
Ach, die solle nur still sein. Sie habe 5 kg zugenommen, ließe sich aber nicht zur nächsten Größe überreden. Kein Wunder, dass die Träger nicht hielten.
Puh. Es lag tatsächlich nicht an mir.
Freitag dann die Krönung.
Ich solle an einem 100€ - Shirt die Ärmel kürzen. Kurzarm mit Aufschlag.
Die Kürzung solle aber ohne Aufschlag gemacht werden.
Ich sah die Nadel, den Aufschlag. Das wird, so wie es gesteckt ist, nicht kürzer. Nur der Aufschlag wäre dann weg.
Ich war soooo unsicher. Legte es erst mal weg.
Eine Stunde später nahm ich es nochmal her.
Ich war mir sicher, da stimmte was nicht.
Legte es aber NOCHMAL zur Seite.
Beim 3. Anlauf nahm ich zitternd das Telefon, und sagte es Frau A.
„Das kann nicht sein. Ich komme zu Ihnen....“
Ich zeigte es ihr. Sie gestand ein, dass das IHR Fehler war.
Aber das waren jetzt innerhalb dieser einen Woche 4 Fehler, die ich gemacht haben soll.
Zu wissen, dass nichts davon WIRKLICH meine Schuld war, brachte aber nichts.
Meine Angst zu versagen war wieder voll da.
Ich stand wieder kurz vor einer Depression.
Auch jährte sich das ganze exakt.
Zum 1. Juli 2012 kündigte ich ihr.
80 % meines Einkommens – dafür mußte ich erst mal Ersatz finden.
Aber dann rechneten mein Mann und ich alles nochmal durch. Wenn die Krankenkasse bereit wäre, mich mitten im Jahr in die Familienversicherung umzuschalten und wir hier und da nochmal streichten.....
Nun arbeite ich seit Juli 2012 nur noch im Schnitt 1 bis 2 Stunden.
Aber:
Sobald ich in die Schneiderei muß, verspanne ich mich.
Auch bei den einfachen Näharbeiten.
Selbst das Telefonklingeln macht mir Angst.
Was ist da nur mit mir passiert?
Vor einigen Tagen rief eine Frau an, sagte ihr, dass ich sie nicht mehr unterbringe.
Sie versuchte mindestens 6 mal, mein NEIN zu übergehen.
Sie hörte es gar nicht.
Dann wurde ich vor ein paar Tagen gefragt, ob ich eine große Änderung an einem Brautkleid machen würde.
Auch hier wurde mein NEIN erst nach dem 4. Versuch angenommen.
Das ist etwas, das mich dann wirklich aufregt.
heute geht es mir endlich wieder ein wenig besser.
Möchte heute mal hier etwas einstellen, und um psychologische Bewertung bitten.
Der weise König Salomo sagte einmal:
"Es gibt eine Zeit zum Suchen, und eine Zeit, etwas als verloren aufzugeben."
Mich würde interessieren, ob ich meinen bisherigen Beruf unter diesem Aspekt aufgeben muß.
Vielen Dank fürs Lesen und ggf. Antworten.
LG Eshita
Im November 1997 habe ich meine Schneiderei gegründet.
Es fing alles ganz harmlos an.
War auf der Suche nach einem Nebenjob.
Mit einer Freundin im Gespräch, sagte sie:
„Du Moni, Du kannst doch so gut nähen. Mach doch da was draus.“
Ich machte mir Gedanken darüber und kam zu dem Schluß: Ein Versuch wäre es ja wert.
Ich kreierte mir am PC ein paar Flugblätter und warf sie in die Briefkästen meiner Nachbarschaft.
Nach 14 Tagen kam der 1. Anruf.
Ich hüpfte vor Freude in der ganzen Wohnung rum, albern.
Nach drei Monaten riefen die ersten Leute an, denen ich empfohlen wurde.
Dadurch dass ich recht wenig Selbstvertrauen hatte, war das etwas ganz Besonderes für mich.
Ich – ja ICH - konnte auch etwas.
Mein Vater hat mich mein Leben lang als einen Menschen hingestellt, der zu nichts taugen würde !
Ja, und so kam es, dass ich innerhalb von 1 bis 2 Jahren recht schnell als Super-Schneiderin bekannt wurde.
Kann mich an einen Anruf noch erinnern:
„Sind Sie die Schneiderin, die aus einem Kartoffelsack noch was zaubert?“
Ja, hallo. Was war DAS denn?
Als die Kundin dann das erste Mal bei mir war, war sie voll des Lobes, was sie von anderen über mich gehört habe.
Ich wollte damals nur ein paar Stunden in der Woche arbeiten. Aber da kamen dann immer mehr Leute.
Irgendwie konnte ich die Bremse nicht ziehen.
Ich verdiente dann auch entsprechend. So konnte ich mir dann die ersten großen Fabrik-Maschinen kaufen und einen schönen Vorrat an Kurzwaren und Stoffen.
Dann kam der 1. Umzug mit Schneiderei.
Oft wurden wir gerade deswegen abgelehnt. Die Vermieter wollten den damit verbundenen Umtrieb nicht.
Dann endlich fanden wir eine Wohnung.
Dort meldeten sich dann innerhalb weniger Wochen drei Modegeschäfte aus der Stadtmitte, die von mir gehört hatten.
Das Erste: Ein Modegeschäft für Unterwäsche, Schlafanzüge,
Das Zweite: ein Modegeschäft für gehobene Mode,
und das Dritte: eines für exquisite, sehr sehr teure Mode.
Letzteres war eine wirkliche Herausforderung.
Pelzmäntel, die 3000 € kosteten, waren keine Seltenheit.
Kleider, Röcke, Hosen. Jedes Teil im 200 € - Bereich.
Die Geschäftsinhaberin übergab mir vollen Vertrauens diese Waren.
Ich war IMMER angespannt, verkrampft.
Dann merkte ich erst gar nicht, wie sehr diese Mode meine gesamte Schneiderei vereinnahmte.
Die Kunden, die in diesem Geschäft einkauften, waren reiche Leute.
Da gab es nichts, was eine gute Schneiderin, „nicht können“ durfte.
Pünktlich, preisgünstig, perfekt mußte es sein.
Dann hatte ich die ersten burn-out-symptome: Sehr nervös, Nägelkauen, Konzentrationsprobleme, Durchschlafstörungen.
Ich wollte runterfahren, weil mir alles zuviel wurde.
Aber dann wurde mein Mann ganz unerwartet arbeitslos.
Ohne lange Vorwarnung machte die Firma, in der er arbeitete dicht.
Das war im Frühjahr 2003.
Statt dass ich runterfuhr, stockte ich auf.
Mein Mann und ich versuchten das gemeinsam zu meistern.
Ich erweiterte die Schneiderei, indem ich zusätzlich Bügel-und Mangelarbeiten anbot.
Zur Bewältigung der vielen Arbeit stellte ich 2 Freundinnen auf Minijob-Basis ein.
Die Wohnung, die wir mit Schneiderei bekommen hatten, entpuppte sich als sehr laute Wohnung. Sehr viel Unruhe in sehr dünnen Wänden. So hatte ich nun kaum mehr Schlaf.
Also zogen wir nochmal um.
In unsere Überlegungen mußten wir - aufgrund fortschreitenden Alters von meiner Schwiegermama (wir verstehen uns super !), auch sie mit einbeziehen und so nahmen wir uns eine Haushälfte in Miete. Sie wohnt bis zum Tag bei uns. Hat ihren separaten Wohnbereich.
2004 wandte sich eine Kundin, die bei der örtlichen Tages-Zeitung arbeitete, an uns.
Sie habe den Autrag, Berufe vorzustellen.
Durch den Berufsausfall meines Mannes brauchten wir ein paar Kunden mehr.
Auch er half inzwischen fleißig mit. Trennte Kleidung auf, machte Kurierdienst, Büroarbeiten, übernahm den Haushalt und Einkäufe.
Aber: Dieser Artikel brachte uns viel zu viel Kunden. Es war furchtbar viel los.
Auf diese Anzeige hin meldete sich unser Vermieter und machte uns darauf aufmerksam, dass in der Siedlung, in der wir wohnten, ein Gewerbe in diesem Format nicht erlaubt sei.
Durch diesen Zeitungsartikel würden wir in einer Größe dastehen, die Probleme machen könnte.
Die Stadtverwaltung wandte sich an uns, machte uns klar, dass unsere Schneiderei nicht zu groß werden dürfe, sonst müßten wir eine Räumlichkeit in der Stadt anmieten.
Das hieß:
Ich mußte meine beiden Freundinnen wieder entlassen.
2 Nähmaschinen waren nur erlaubt. Ich hatte aber 7.
Ab dieser Zeit arbeitete ich Tag und Nacht.
14 bis 16 Stunden, auch Samstag und Sonntag waren ganz normal.
2008 bekam mein Mann (nach 5 Jahren Suche) endlich wenigstens einen Halbtagsjob.
Wir wollten noch mit der Reduzierung meiner Arbeitszeit warten, weil wir nicht sicher waren, ob er diesen Job behalten konnte.
Dann endlich im Herbst 2008:
Arbeitszeit kürzen von 14-16h auf 8 bis 10h.
Leichter gesagt, als getan. Denn die Leute wollten mein NEIN nicht hören, gingen darüber hinweg.
Dann stutzte ich meine Kundenliste.
Ich druckte mir die Liste aus, und machte ein „Auswahlverfahren“.
Alle, die ich mit einem x vermerkte, rief ich nach und nach an, und teilte ihnen mit, dass ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr so viel arbeiten würde, und bat sie, sich an eine andere Schneiderei zu wenden.
Die Reaktionen ! ! Wirklich böse ! !
Aber wie sollte ich denn das sonst machen?
Einige dieser Kunden waren auch Kunden dieses sehr teuren Geschäftes, für das ich nähte.
Die Inhaberin rief an, das könne ich doch nicht machen. Die Leute beschwerten sich bei ihr über mich.
Ich sei arrogant usw.
Im April 2009 machte ich bei einer spaßigen Rangelei mit meinem Mann eine dumme Kopfdrehbewegung.
Drei Bandscheiben-Protrusionen.
Der Atlas in einer Fehlposition.
Notarzt
Chiropraktik machte alles noch schlimmer.
1 Woche neurologische Klinik, stationär.
6 Monate ganz außer Gefecht, immer wieder Halskrause.
Die Schneiderei ruhte.
Es ist normalerweise nicht möglich innerhalb eines Geschäftsjahres den Status zu wechseln.
Hier kam mir mein guter Ruf betreff Ehrlichkeit zugute.
Ich konnte mit ein paar wenigen steuerberaterischen Bestätigungen zum Kleinunternehmer-Status wechseln – mitten im Jahr.
So fing ich dann im Oktober 2009 wieder an zu arbeiten.
Zur Eingliederung zunächst nur 3h täglich.
Ich merkte schnell, dass plötzlich große Ängste da waren.
Angst vor diesen teuren Klamotten,
Angst es nicht pünktlich zu schaffen,
Angst es nicht gut genug hinzubekommen
DIESE Ängste kannte ich bis dato nicht in diesem Format.
Ich sprach mit meinem Mann lange nicht darüber.
Wollte ihn nicht belasten, denn die Jahre seiner Arbeitslosigkeit haben auch ihn enorm Kraft gekostet.
Er bemerkte zwar schon, dass ich mich plagte, aber nicht, wie sehr.
Ich weinte viel, während er weg war.
Tat so, als ob nichts wäre, während er da war.
Frühjahr 2010 wurden meine Ganzkörperschmerzen unerträglich. Ich schluckte sehr viel Paracetamol.
Ständig bei vielen Ärzten. Man wollte mich mit Medikamenten therapieren. Starke Tabletten.
NOCH lehnte ich ab.
Im Herbst 2010 wurde es dann unerträglich.
Also stimmte ich der Medikation zu. Lyrica, Celebrex, hochdosiert.
Die Schmerzen wurden besser.
ABER mein Denkvermögen !
Ich begann Fehler zu machen – an dieser teuren Ware ! ! !
Von Anfang 2011 bis Juli 2011 machte ich Fehler, die ich teuer ersetzen mußte. (um die 1000 €)
Jede Auslieferung machte mir Angst.
Wenn ich eine Hose falsch gekürzt hatte, rief ich sofort an, und sagte Bescheid.
Anfang Juli rief mich die Inhaberin an, ich solle doch bitte mal in den Laden kommen.
Schon Tage vorher sagte ich ihr immer wieder, dass mir nicht gut sei.
Ich wolle einige Tage ausruhen.
Aber es lief gerade so gut bei ihr. Ich solle mich zusammenreißen.
Dann, bei ihr im Laden, nahm sie mich nach hinten ins Büro.
Das hat sie bis dahin noch nie getan.
Sie machte die Türen zu.
Und dann mußte ich mir Vorwürfe über Vorwürfe anhören.
Was denn nur mit mir los sei.
Sie müßte sich von ihren Kunden böseste Vorwürfe wegen mir und meinen fehlerhaften Arbeiten anhören. (Ich konnte das ja sogar verstehen !)
Das war an einem Mittwoch.
Hatte einen Weinkrampf. War nicht fähig, zu sprechen. Rannte heulend aus dem Laden.
Nun bekam mein Mann alles erst so richtig mit.
Ich outete mich total.
Er war geschockt, dass er das nicht erkannt hat.
Wir fuhren nach hause. Ich konnte mit dem Weinen nicht mehr aufhören, ging ins Bett.
Dann rief Frau A. an, sprach mit meinem Mann.
Ich solle mich jetzt mal ein paar Tage ausruhen.
Am Montag solle ich mich dann melden, wie es mir geht.
Dann hatte ich plötzlich Blasenschmerzen.
Wir fuhren zu meiner Ärztin: Blaseninfekt, Antibiotika.
Dort brach ich dann entgültig zusammen.
Sie verordnete mir Psychotherapie.
Donnerstag und Freitag – ich war nicht mehr ich selbst.
Wenn ich die Schneiderei betrat, bekam ich Panik.
Da lag noch so viel Arbeit.
Wollte wenigstens ein paar einfache Sachen fertig machen.
Es war absolut nichts möglich.
Was ich nähte, mußte ich nochmal auftrennen.
Wieder Heulkrampf.
Freitagmorgen rief ich Frau A. an, wollte ihr sagen, dass das länger geht.
War nicht in der Lage zu sprechen.
Sie kam dann zu mir.
Ich, noch im Nachthemd, ungekämmt. Bat sie, Geduld zu haben.
Sie fragte mich, was denn nur los sei?
Ob ich mich von meinem Mann trennen würde, oder so was?
„N E I N ! ! DAS doch nicht....es sind die vielen Tabletten“.
Montag – erster Termin beim Psychotherapeuten.
Ich dachte, ich hätte meinen Vater vor mir – AUCH DAS NOCH ! ! !
Nicht äußerlich, sondern von der Persönlichkeit her.
Er verordnete mir zusätzlich Citalopram.
Nach einigen Tagen war´s dann ganz um mich geschehen:
Ich wollte nicht mehr leben.
Ständig sagte ich mir:
Du hast in ALLEM versagt, wo man nur versagen kann:
Gesundheitlich warst Du Deinem Schatz immer nur eine Last.
Noch nicht einmal Kinder konntest Du ihm schenken.
Mich konnte nie jemand leiden.
Mit der Schneiderei konntest Du NIE richtig umgehen.
ALLES hast Du kaputt gemacht.
Ich ließ meinen Mann nicht mehr an mich heran.
Lag nur noch aphatisch im Bett. 14 Tage lang.
Immer, wenn alle aus dem Haus waren, dachte ich an Rasierklingen, Überdosis von Tabletten. Sprung vom Hochhaus usw.
Nach mehreren Tagen wurde ich ruhiger. Konnte aber immer noch nicht klar denken.
Frau A. rief immer wieder an.
Das warf mich jedesmal zurück.
Mein Mann bat sie, zu warten, bis ich mich bei ihr melden würde.
Dann, irgendwann Ende August 2011 beschloß ich, ALLE Medikamente abzusetzen. Nach und nach.
Nach 4 Wochen war ich entwöhnt.
Die Psychotherapie brachte mir gar nichts, außer Ängste. Ich sagte es dem Therapeuten. Brach auf eigene Verantwortung ab. Hatte insgesamt 5 Sitzungen.
Im September 2011 klärte mein Kopf auf. Der Schwermut ließ nach. Die Ängste in Verbindung mit der Schneiderei nicht.
Im Oktober gewährte ich Frau A. wieder Zutritt in meine Schneiderei.
Mein Mann fand das noch zu früh.
Aber es war Hochsaison, ich wollte sie nicht sitzen lassen.
Es gelang relativ gut. Fehler passierten mir von da an keine mehr.
Aber es kostete mich wahnsinnig viel Kraft, fehlerfrei zu arbeiten.
Dennoch:
Sie machte 80 % dessen aus, was ich erwirtschaften sollte.
Allein das machte furchtbar Druck.
Ihr zu kündigen, und statt dessen Privatkunden zu aktivieren, das machte mir aber genauso Angst.
Nur zu gut wußte ich noch, wie bereitwillig sich die Leute an meine Öffnungszeiten hielten.
Da wurde noch um 21 Uhr geklingelt, oder am Sonntag mittag. Wir hatten nie wirklich Ruhe.
Dann - im Juni 2012:
An die verkrampfte Art zu arbeiten konnte ich mich nicht gewöhnen. Immer wieder sprach ich mit meinem Mann darüber. Aber wir fanden keine Lösung.
Er suchte noch einen zusätzlichen Minijob – bisher ohne Erfolg.
Dann kam diese berüchtigte Woche:
Frau A. rief mich an, was ich denn mit dem Herrenhemd ihres Mannes gemacht hätte. Ich hatte es gute 8 Wochen zuvor gekürzt. Wußte erst gar nicht, was sie meint?
Ich solle mich nicht so dumm stellen. Es sei viel zu kurz geraten. 140 € für den Mülleimer !
Ich drehte schier durch, erzählte es meinem Mann.
Am nächsten Tag mußte ich ein 300 € Leinen (!) – Kleid sehr aufwendig und kompliziert abändern.
Frau A. holte es am Mittwochmorgen ab. – Ausnahmsweise, sonst lieferten wir immer.
Ich hatte schon wirklich muffe, ob das wohl gelungen ist.
Am Abend rief sie an, lobte zunächst meine perfekte Änderung.
„Das Kleid sitzt zwar perfekt,
ABER, warum haben Sie es denn nicht gebügelt?
Die Kundin war total empört, hat den ganzen Laden zusammengeschrien.“
„Frau A. ich HAB das Kleid gebügelt !“
„Nein haben Sie nicht. Ich hab es aus dem Kleidersack genommen und hab schon gedacht: Na was ist das denn?“
„Ich bin mir sicher: Ich hab es gründlich gebügelt.“
„Jetzt geben Sie schon wieder nicht zu, dass Sie was falsch gemacht haben. Gestern das teure Hemd von meinem Mann, und jetzt das Kleid.
Überdenken Sie mal Ihr Verhalten. Aufwiederhörn“
Am nächsten Tag kam sie zu mir. Vor einigen Monaten hatte ich ihr an 2 Body´s die Träger versetzt, - von Hand, sehr stabil.
Einige Wochen zuvor an einen dritten dann auch. Aber die Träger hielten nicht. Dann nochmal befestigt. Nun hielten sie.
Nun stand sie vor mir. Den 4. Body hatte ich ihr einige Tage zuvor gemacht. Der Träger war wieder gepfatzt.
Entnervt zeigte sie es mir.
„Frau A., ich habe es diesmal besonders fest angenäht. Ich kann mir das nicht erklären.“
Sie war so stinkig. Beherrschte sich aber, und ging.
Am gleichen Tag meldete sich das Wäschegeschäft. Sie hätten einen Body, an dem man die Träger versetzen müsse.
Oh nein !
Als ich ihn abholte, sagte ich zu der Inhaberin, dass ich Bedenken hätte, ob es hält. Ich hätte gerade eine unzufriedene Kundin, deren Träger nicht hält.
Sie fragte mich, ob diese Kundin Frau A. sei.
Ich bestätigte.
Ach, die solle nur still sein. Sie habe 5 kg zugenommen, ließe sich aber nicht zur nächsten Größe überreden. Kein Wunder, dass die Träger nicht hielten.
Puh. Es lag tatsächlich nicht an mir.
Freitag dann die Krönung.
Ich solle an einem 100€ - Shirt die Ärmel kürzen. Kurzarm mit Aufschlag.
Die Kürzung solle aber ohne Aufschlag gemacht werden.
Ich sah die Nadel, den Aufschlag. Das wird, so wie es gesteckt ist, nicht kürzer. Nur der Aufschlag wäre dann weg.
Ich war soooo unsicher. Legte es erst mal weg.
Eine Stunde später nahm ich es nochmal her.
Ich war mir sicher, da stimmte was nicht.
Legte es aber NOCHMAL zur Seite.
Beim 3. Anlauf nahm ich zitternd das Telefon, und sagte es Frau A.
„Das kann nicht sein. Ich komme zu Ihnen....“
Ich zeigte es ihr. Sie gestand ein, dass das IHR Fehler war.
Aber das waren jetzt innerhalb dieser einen Woche 4 Fehler, die ich gemacht haben soll.
Zu wissen, dass nichts davon WIRKLICH meine Schuld war, brachte aber nichts.
Meine Angst zu versagen war wieder voll da.
Ich stand wieder kurz vor einer Depression.
Auch jährte sich das ganze exakt.
Zum 1. Juli 2012 kündigte ich ihr.
80 % meines Einkommens – dafür mußte ich erst mal Ersatz finden.
Aber dann rechneten mein Mann und ich alles nochmal durch. Wenn die Krankenkasse bereit wäre, mich mitten im Jahr in die Familienversicherung umzuschalten und wir hier und da nochmal streichten.....
Nun arbeite ich seit Juli 2012 nur noch im Schnitt 1 bis 2 Stunden.
Aber:
Sobald ich in die Schneiderei muß, verspanne ich mich.
Auch bei den einfachen Näharbeiten.
Selbst das Telefonklingeln macht mir Angst.
Was ist da nur mit mir passiert?
Vor einigen Tagen rief eine Frau an, sagte ihr, dass ich sie nicht mehr unterbringe.
Sie versuchte mindestens 6 mal, mein NEIN zu übergehen.
Sie hörte es gar nicht.
Dann wurde ich vor ein paar Tagen gefragt, ob ich eine große Änderung an einem Brautkleid machen würde.
Auch hier wurde mein NEIN erst nach dem 4. Versuch angenommen.
Das ist etwas, das mich dann wirklich aufregt.