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In letzter Zeit taucht dieser Begriff häufig auf. Ich weiß, daß "frame" aus dem Englischen eigentlich "Rahmen" heißt. Aber damit kann ich mir das Wort im Zusammenhang oft nicht wirklich erklären.

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Was ist Framing?

Unter Framing verstehen Kommunikationswissenschaftler das Vorgeben eines Deutungsrahmens, zum Beispiel durch bestimmte Formulierungen oder Fragestellungen. Laut Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling, die am am Linguistischen Institut der Universität von Kalifornien in Berkeley zum Thema forscht, würden sich solche Deutungsrahmen aus alltäglichen Erfahrungen mit der Welt, mit Gerechtigkeitsempfinden, mit direkten Eindrücken speisen. „Framing hat mit Emotionen erst mal gar nichts zu tun, sondern mit Ideologie, mit Moralvorstellung“, sagte Wehling im Interview mit dem Deutschlandfunk. ...

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Framing: Definition

Der Begriff "Framing" stammt ursprünglich aus der Kommunikationswissenschaft, findet heute aber auch im Alltag Verwendung.
  • Allgemein bedeutet "Framing", dass unterschiedliche Formulierungen desselben Inhalts das Verhalten des Empfängers unterschiedlich beeinflussen. Ein "Frame" strukturiert die Wahrnehmung der Realität also auf eine bestimmte Weise und beeinflusst, welche Informationen bei der addressierten Person hängen bleiben. Dies ist auch als "Framing-Effekt" bekannt.
  • Ein Beispiel zur Verdeutlichung bieten sogenannte "Loss-" und "Gain Frames": "Wer raucht, stirbt schneller" würde bei der addressierten Person Verlustängste auslösen und kann daher dem "Loss-Frame" zugeordnet werden. "Wer aufhört zu rauchen, lebt länger" ist hingegen ein Beispiel für positives "Gain-Framing".
  • In verschiedenen Studien untersuchen Forscher, mit welchem "Framing" eine bestimmte Aussage am besten bei den addressierten Personen ankommt.
  • Die Ergebnisse solcher "Framing"-Studien sind zum Beispiel für die Bereiche Werbung und Public Relations relevant.
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Nachdem nun der Begriff einigermaßen klar ist, finde ich diese Erkenntnisse wichtig:
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  • ja. Rein faktenbasiert sollte das Ergebnis 50/50 sein.
  • Unser Denken ist nur zu etwa 2% ein bewusster Prozess. 98% findet außerhalb unserer bewussten Wahrnehmung statt.
  • In politischen Debatten fällt oft auf, dass PolitikerInnen nicht auf Argumente des Gegenübers eingehen. Dies hat einen besonderen Grund. Wer sich in Debatten verteidigt oder versucht, die Argumente des Gegenübers zu entkräften, propagiert die Weltsicht des politischen Gegenübers, indem man sich in dessen Frame befindet. Denn wann immer man eine Idee verneint, aktiviert man sie in den Köpfen seiner ZuhörerInnen oder LeserInnen erneut und hat somit schon verloren. Einen Frame der politischen GegnerInnen zu negieren, bedeutet immer, ihn auch zu aktivieren. Deshalb sollte man immer aus den eigenen Frames und der eigenen Weltsicht heraus argumentieren.
  • Je öfter wir Worte und Sätze hören, die bestimmte Ideen miteinander assoziieren, desto selbstverständlicher wird diese Assoziation Teil unseres alltäglichen Denkens und formt langfristig unsere Wahrnehmung. Themen, über die nicht gesprochen wird haben auf Dauer keine Überlebenschance.
  • Metaphern und ihre enorm wichtige Bedeutung in der politischen Meinungsbildung:
Politische Ideen sind immer abstrakt. Sie ohne Metaphern kommunizieren zu wollen ist blauäugig.

Framing war als Begriff vielleicht nicht so bekannt. Genutzt wurde es aber eindeutig schon sehr lange, nur sind sich die meisten Menschen dessen gar nicht bewußt. Es sei denn, es gehört zu ihrem Handwerkszeug und das liegt im Kasten "Werkzeuge zur Manipulation". Solange Menschen nicht merken, daß sie möglicherweise manipuliert werden, funkioniert das auch gut. Wenn sie es dann merken, liegt es an ihnen, sich damit zu befassen, wo und wie sie manipuliert werden. Um dann nach vielen Informationen nach allen Seiten hin selbst zu entscheiden, ob sie sich der Manipulation entziehen.
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Politisches Framing

Eine Methode, Frames aufzurufen, ist, Metaphern zu benutzen. Dadurch werden abstrakte Ideen an körperliche Erfahrungen angebunden und damit «denkbar» gemacht. Deshalb wird dieses «Metaphoric Mapping» insbesondere in der Politik angewandt, denn politische Ideen sind immer abstrakt. So sprechen wir von Steuerbelastung und Steuererleichterung – und aktivieren damit die Metapher von Steuern als Last und damit als etwas, das negativ empfunden wird.
Framing in Public Affairs anwenden
Auch in der Marketingkommunikation wird darauf geachtet, Produkte unter den besten Rahmenbedingungen darzustellen. Denn längst hat die so genannte Neuroökonomie die Wurzeln menschlicher Entscheidungsfindung fernab des Modells des rational abwägenden Homo oeconomicus erkundet und die Wichtigkeit von Framing erkannt.

Deshalb ist die Margarine 97 Prozent fettfrei und nicht drei Prozent fetthaltig, auch wenn das – rational denkend – auf das genau Gleiche herauskäme.

Erfolgreiche Public Affairs basieren in erster Linie auf guter Kommunikation. Deshalb können die beschriebenen Erkenntnisse aus der Kognitionsforschung auch auf diesen Fachbereich angewendet werden. Hier ein paar Ansatzpunkte:

  • Im Stakeholder-Management und den Public Relations werden Botschaften in Frames eingeordnet, die die Zielgruppe kennt. Diese Frames werden dann in der Kommunikation aktiviert, mit dem Ziel, dass die Botschaft eher akzeptiert wird.
  • Issues (zu Deutsch: Themen, Probleme oder Fragestellungen) werden thematisch so komprimiert und definiert, dass für die Stakeholder klare und akzeptable Bezugspunkte aufgebaut werden. «Framing the issue» heisst demnach, Position zu beziehen und aktiv zu bestimmen, worum es bei einer bestimmten Materie geht. Der Wunsch nach mehr staatlichen Forschungsförderungen kann etwa «geframt» werden als «Wachstumsimpuls» [ii].
  • Im Reputation Management werden allfällige negative Frames, die mit dem Unternehmen in Verbindung gebracht werden, aufgedeckt und zum Beispiel mit Hilfe von Corporate Social Responsibility (CSR) Massnahmen durch positive ersetzt.
  • Bei der Medienarbeit und insbesondere der Krisenkommunikation schliesslich muss darauf geachtet werden, den von Konkurrenten oder den Medien aufgespannten Frame nicht durch Wiederholen zu festigen. Also nicht «Nein, wir sind keine Umweltverschmutzer» sondern «Wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber der Umwelt sehr wohl bewusst».
Im Bewusstsein, dass Worte viel mehr Wissen und Ideen in unserem Kopf aktivieren, als die meisten von uns meinen, darf Framing in den Public Affairs nicht ausser Acht gelassen werden. Insbesondere der Tatsache, dass Fakten beim Gegenüber nur ankommen, wenn diese in einen vorher aktivierten Frame passen, müssen wir uns stets bewusst sein.
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Eben diese Elisabeth Wehling hat auch das von gerold genannte Gutachten für die ARD erstellt:

Grüsse,
Oregano
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
mir kommt es oft vor als missbrauchen insbesondere die öffentlich rechtlichen framing für
experimentelle Zwecke. Das kann aber auch nur ein Eindruck sein.

Das Manifest oder Gutachten von Wehling ist hochinteressant.Sollte jeder mal gelesen haben und
sich anschließend mit medien insgesamt auseinandersetzen
 
Das Framing wird heute intensiv in der Pandemie genutzt, um, wie Merkel sagen würde, die Bevölkerung dazu zu bringen, die Sache ernst zu nehmen. Andere, weniger Redliche, wollen damit die Angst soweit antreiben, dass alle Beeinträchtigungen klaglos hingenommen werden. Würde man veröffentlichen, wie viele von 100000 innerhalb 7 Tagen gesund geblieben sind, wäre der Eindruck ein anderer als wenn man verkündet, wie viele infiziert getestet wurden, was immer noch nicht krank bedeutet.
Das Wort Verschwörungstheoretiker eignet sich gut, alles, was nicht von WHO, RKI und anderen offiziell anerkannt ist, pauschal abzulehnen. Man kann darin auch sinnvolle Vorschläge verstecken, die aus verschiedenen Gründen nicht erwünscht sind. Es verhindert, dass überhaupt nachgefragt wird, ob es nicht doch in Erwägung gezogen werden soll.

Ein Sultan hatte geträumt, er habe alle Zähne verloren und rief einen Traumdeuter. Der erklärte, jeder Zahn bedeute den Tod eines nahen Verwandten. Der erzürnte Sultan ließ ihn hinrichten und rief einen anderen. Dieser rief: „Heil, Sultan! Langes Leben ist dir beschert. Du wirst länger leben als alle deine Verwandten!“ Er wurde reich belohnt.
 
Die Geschichte mit dem Sultan ist super, Locke!

Du hast sehr trefflich geschrieben:
... sollten alle einsehen, dass es bei derselben Sache unterschiedliche Aspekte geben kann. Dies anzuerkennen bedeutet Respekt. Jede/r kann eine Meinung äußern ohne andere Ansichten als falsch zu bezeichnen. Am Beispiel CDL, wer positive Erfahrungen gemacht hat, hat eine andere Sicht als wer nur Artikel darüber gelesen hat. Wer Impfungen begrüßt, denkt anders als diejenigen, die den Risiken mehr Beachtung schenken. Es ist aber immer richtig, die Meinung anderer auf die Möglichkeit hin zu betrachten, ob sie nicht doch einen Aspekt der Wahrheit enthält. ...
#871

Es wäre schön, wenn diese Haltung in diesem Thema eingenommen würde...

Grüsse,
Oregano
 
3 Punkte aus den Zitaten im 1. Beitrag, Hervorhebungen, Markierungen von mir:

Unter Framing verstehen Kommunikationswissenschaftler das Vorgeben eines Deutungsrahmens, zum Beispiel durch bestimmte Formulierungen oder Fragestellungen.

Allgemein bedeutet "Framing", dass unterschiedliche Formulierungen desselben Inhalts das Verhalten des Empfängers unterschiedlich beeinflussen.
Ein "Frame" strukturiert die Wahrnehmung der Realität also auf eine bestimmte Weise und beeinflusst, welche Informationen bei der addressierten Person hängen bleiben.

In politischen Debatten fällt oft auf, dass PolitikerInnen nicht auf Argumente des Gegenübers eingehen.
Dies hat einen besonderen Grund.
Wer sich in Debatten verteidigt oder versucht, die Argumente des Gegenübers zu entkräften, propagiert die Weltsicht des politischen Gegenübers, indem man sich in dessen Frame befindet.
Denn wann immer man eine Idee verneint, aktiviert man sie in den Köpfen seiner ZuhörerInnen oder LeserInnen erneut und hat somit schon verloren.
Einen Frame der politischen GegnerInnen zu negieren, bedeutet immer, ihn auch zu aktivieren.
Deshalb sollte man immer aus den eigenen Frames und der eigenen Weltsicht heraus argumentieren.

Framing ... Genutzt wurde es aber eindeutig schon sehr lange, nur sind sich die meisten Menschen dessen gar nicht bewußt.
Es sei denn, es gehört zu ihrem Handwerkszeug und das liegt im Kasten "Werkzeuge zur Manipulation".
Solange Menschen nicht merken, daß sie möglicherweise manipuliert werden, funkioniert das auch gut.

Wenn sie es dann merken, liegt es an ihnen, sich damit zu befassen, wo und wie sie manipuliert werden.
Um dann nach vielen Informationen nach allen Seiten hin selbst zu entscheiden, ob sie sich der Manipulation entziehen.

Die Wahr-nehmung der Realität bzw die Aufnahme von Informationen beeinflussen, oder sogar manipulieren, "mit bestimmten Formulierungen und Fragestellungen".
Alles das steht in diesen Punkten ja drin.

Dabei geht es also nicht nur um die Vermittlung oder Weitergabe von Tat-sachen, Fakten und Wahr-heiten (passend zu Wahr-nehmung), sondern auch darum, einen "Deutungs-rahmen" vorzugeben, zu setzen, mit einem a n d e r e n Ziel als der "Wahr-nehmung der Realität".

Und was kann man tun, wenn man selber merkt, dass ein Gegenüber sich dieser Manipulationsmittel bedient?
Im Gespräch, in Diskussionen?
Vielleicht auch über lange Zeit, über Monate oder gar Jahre immer wieder ähnliche "Formulierungen und Fragestellungen" bringt?
Zu immer wieder gleichen, ähnlichen Punkten und Problemen?

Nun, derjenige, der manipulieren und framen w i l l, ist wohl ähnlich wie ein Internet-Troll zu stoppen mit seinem Framing, indem man nicht mehr auf seine Worte, Formulierungen und Fragestellungen eingeht!
Weil man mit dem darauf-eingehen genau das nur immer weiter transportiert und befördert, die geframten Meinungen, Ansichten, Formulierungen und Fragestellungen. Die ja eben mit Absicht genau so formuliert sind, dass sie Meinungen und Menschen manipulieren und die "Wahrnehmung der Realität" beeinflussen s o l l e n.

Im Grunde, um die Macht und die Deutungshoheit über Inhalte, Tatsachen, Ansichten und Meinungen zu gewinnen und zu behalten.
Unabhängig vom eigentlichen Wahrheitsgehalt, oder sogar offensichtlich g e g e n tatsächliche Wahrheiten und g e g e n reale Wahr-nehmungen!

Da hilft also nur gezieltes Ignorieren und Vermeiden und nicht mehr Erwähnen der geframten Inhalte, wenn man sie als Framing und Manipulation für sich erkannt hat.
 
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