- Beitritt
- 02.01.05
- Beiträge
- 5.609
Ich habe die Sendung nicht gesehen, aber einen Bericht in den Medien dazu gelesen.Vorhin kam ja der Talk mit Hayali. Ich hätte es spannender mit anderen Gästen gefunden bzw. eine gemischtere Auswahl.
Es ging offenbar auch um die Durchführung von Tests durch die Gesundheitsämter.
In der Sendung hat die zugeschaltete Ärztevertreterin auf die unzureichende Personalbesetzung der Gesundheitsämter hingewiesen. Hayali hat dazu offenbar aber nicht nachgehakt (eine ihrer Schwächen, denn sie stellt nur die Fragen, die sie auf ihrem Zettel stehen hat).
Man hätte fragen können, wie hoch die Unterbesetzung denn ist.
Ich habe bei einem der zuständigen Gesundheitsämter des kürzlichen "Ausbruches" in Ba-Wü konkrete Fragen per Mail gestellt und musste aus der Antwort eines Arztes entnehmen, dass man nicht sooo gründlich in Nachverfolgungen einsteigt, wie man es erwarten würde oder tun könnte.
Dort waren von den 180 "geladenen" Testpersonen 105 erschienen und davon waren mind. 40 (später nannte man 53) Personen positiv.
Zum einen hat man die Tests viel zu spät durchgeführt - früher sei es der Behörde nicht möglich gewesen. Dies wurde von den betroffenen Wohnortgemeinden auch deutlich kritisiert.
Durch die zu späte Durchführung (14 Tage nach der letzten Infektionsmöglichkeit oder im Einzelfall auch noch später) waren sicher etliche Getestete bereits wieder negativ. Es wurden und werden aber keine Nachprüfungen angestellt, ob diese wieder Negativen evtl doch weitere (Kontakt-)Personen in der Zeit bis zum Test angesteckt haben könnten.
Dass man den Teil, der nicht zum Test erschien, weil er bis zum Testzeitpunkt in Urlaub gefahren ist, überhaupt noch ermittelt hat, wurde indirekt verneint. Man hat die hier (im jeweiligen Landkreis) sich aufhaltenden Personen getestet. Der Test sei ein Angebot gewesen. Damit ist also die Testung der in Urlaub befindlichen Personen auch vom Tisch. Diese können zwischenzeitlich schon längst wieder zurück sein und werden daher kaum als "Reiserückkehrer" erfasst (ich gehe davon aus, dass viele davon mit dem eigenen Pkw gefahren sind (vorzugsweise nach Rumänien, weil die meisten Rumänen sind).
Interessanterweise hat die örtliche Tageszeitung darauf hingewiesen, dass "Patient 0" eine Ärztin aus einem der Landkreise gewesen sei.
Mir zeigt dieser Fall, dass die Gesundheitsämter längst nicht in der Lage sind, alles was gemacht werden könnte, zu tun.
Wenn es bereits nicht damit klappt, solche Fälle so früh zu testen, dass man bei einem Infizierten noch halbwegs sicher ein positives Ergebnis bekommen kann, dann kann man sich ausrechnen, was von der in den Statistiken veröffentlichten Infiziertenzahl zu halten ist.
Es unterstützt meine Meinung, dass bei den Testungen hinsichtlich der Zahl und der Vorgehensweise (zeitnah) noch sehr viel verbessert werden MUSS und dass wir bei so lasch durchgeführten Testungen viele falsch-negative Befunde haben müssen.
Die Organisation der Testdurchführung ist m. E. zu verbessern. Wieso muss erst ein Gesundheitsamt gefragt werden, ob bei einem Menschen ein Test erfolgen darf? Damit wird verhindert, dass in der 1. infektionswoche überhaupt getestet wird und damit gibt es automatisch viele falsch-negative Befunde (weil in der 2. Infektionswoche der Abstrichtest unsicher ist).
Als ich im März diffuse Erkältungssymptome hatte und mir gesagt wurde, ein evtl. Test müsse erst vom Gesundheitsamt genehmigt werden, habe ich natürlich darauf auch verzichtet. Denn man hätte dann noch warten müssen, bis man einen Termin für den Abstrich bekommt und ich wäre dann automatisch schon mind. in der 2. Woche nach Symptombeginn gewesen.
Der Bürokratie-Wahnsinn Deutschlands ist bei solchen Pandemien mehr als kontraproduktiv.
Dass dann, wenn die Infektionszahlen durch unterbliebene oder falsch negative Testungen moderat bleiben, die Virusleugner infolge fehlender Informationen zum Testverfahren meinen, das Virus gibt es vielleicht nicht, ist eine der Folgen unseres Bürokratie-Wahnsinns.
Ich glaube nicht, dass in anderen Ländern so eine Bürokratie herrscht und dass man dort auch ohne Einholung einer Erlaubnis von Behörden testet.