hallo liebe iris,
aha. ja ich hätte schon als baby wie eine alte frau ausgesehen, sagte meine mutti. aber ich weiss nicht, ob du das meinst...
sonst war ich ja immer nur am liebsten mit älteren zusammen. besonders grossmütter haben mir es als kleines kind angetan.
ja in unserer familie sind alle nicht so ganz "normal". aber das ist halt einfach so. unsere mutti sagte uns kindern immer: "ihr seid halt nicht wie die anderen." aber ich wollte immer wie die anderen werden und habe verzweifelt überlegt, wie man das anstellt. weil da hätte ich in meinem kopf was ändern müssen und das geht ja nicht einfach so. ich habe alles mögliche ausprobiert.
wie meine geschwister diese andersartigkeit erlebten, weiss ich nicht.
der vati scheint gut damit auszukommen. er lebt eben in seiner welt und das andere scheint ihm egal zu sein und dann haben die eltern streit, wenn er wieder alles "falsch" macht. weil er eben nicht zuhört oder vergisst und dafür wieder seine hohe wissenschaft denken geht.
ja und die mutti; sie hatte es nie einfach...
ich finde das komisch, dass du meine sprache undefinierbar nennst, weil die im insitut nannten mir ja, es sei ein dialekt aus dem alten lettland oder litauen. das weiss ich nicht mehr, es steht aber auf dem papier, nur finde ich es gerade nicht mehr, weil ich es von meiner post weg genommen habe, als ich es mal brauchte und wieder was damit anstellen wollte.
als ich das letzte mal stationär war, hat ein arzt mit mir geredet und er fand dann, ich soll mich mal über vedrussisch schlau machen. mal schauen.
ich denke, ich weiss jetzt, was du mit overload meinst. ich nenne das black-out.
das habe ich zum beispiel eben beim kochen. da macht man eine sache ganz kompliziert, dann überfordert einem plötzlich alles, es wird schwarz und alles bricht zusammen. dann passiert unsinn und ich könnte heulen und lachen gleichzeitig und weil heulen nichts bringt, so lache ich einfach ab dem mist, der mir passiert ist, weil es doch lustig ist, dass einem so blöder unsinn passiert.
das habe ich aber auch je nachdem beim aufräumen. wenn es mir noch schlechter geht als normal und ich trotzdem was im haus machen will. da fange ich mit etwas an, mache das nächste weiter, dann das übernächste, will alles auf einmal tun und dann geht gar nichts mehr.
wenn mir die stimmen zu laut werden, dann schimpf ich die leute einfach, sie sollen jetzt still sein und wenn sie das nicht werden, sage ich wieder: "ich habe gesagt, hör jetzt auf!" und wenn sie weiter machen, gehe ich in mein zimmer oder das wohnzimmer und knalle die türe zu und schliesse sie manchmal noch ab, bis ich wieder "zu mir" gekommen bin. je nachdem mache ich dann eben noch alle meine lichterketten und alles an und das beruhigt ungemein. di lichtlein, die farben, manchmal noch glöckchenklingen oder so. je nachdem geht auch ein duftlämpfchen. ich verstehe wirklich nicht, warum leute einen psychiater brauchen. es ist doch so einfach, wieder seine mitte zu finden. und wenn man praktische fragen über leben und tod hat, dann ruft man eben den priester an und das hat bisher noch immer geholfen.
manchmal habe ich es auch, wenn mir alles zu viel wird und ich deswegen "zusammenbreche", dass ich mich dann eben ins badezimmer einsperre. ein badezimmer ist sowas toller. kein fenster und nichts. da ist es einfach nur still und ruhig. da kann man richtig in sich gehen, bis ieder alle formen und farben und musik in einem ist. und wenn man dann an menschen denkt, dann hört man ihre musik, sieht ihre farben und formen und das ist einfach gut. dann weiss man immer, wie es ungefähr demjenigen, an den man denkt, gehen könnte. also ich meine; man weiss dann nicht, ob er glücklich oder traurig ist. aber man weiss, ob er violett oder braun ist (oder andersfarbig), ob er eine hohe oder eine tiefe, eine schnelle oder langsame, eine nervöse oder ruhige musik hat, ob er ekig, abgerundet oder "auslaufend" ist und ja das bringt einem dann so zu einem selbst. irgendwie.
musik hilft auch, wieder zu sich zu finden. aber eben; wenn man zu krank ist, um musik machen zu können... dann geht das eben nicht.
:traurig:
ja ich konnte eigene fehler auch nie gut verkraften. die leute konnten noch so fest sagen, ich hätte gut musik gespielt. ich fand immer was daran auszusetzen.
oder wenn ich nur die bestnote in mathematik hatte, statt die bestnote mit auszeichnung, war ich auch nicht zufrieden.
auch bei meinem zwischendiplom, bei dem ich eine auszeichnung gemacht hätte, war ich sehr wütend, da ich es besser gekonnt hätte, wenn ich nicht gerade unter hirnunterdrucksyndrom, starkem eisenmangel, mit entzündung in hirn und rückenmark und einer grippeinfektion unter zähneklappern gespielt hätte. die experten brauchten lange, um mich davon zu überzeugen, dass doch meine prüfung gut gelaufen sei.
auch einmal, wo ich die bestnote bekam, aber fand, ich hätte sie nicht verdient, weil ich meinen zustand beschönigt hatte (man musste sich bei der prüfung gut verkaufen, das war die aufgabe), so war ich über die note unglücklich, weil ich fand, sie sei verlogen. mein lehrer musste so lachen, nachdem ich ihm von meinen beschönigungen erzählte, wie schlimm das sei und ich jammerte, wie schlimm das prüfungsergebnis war, er mich tröstete, es sei okay, wenn ich die krankheit beschönige, und dann erfuhr, dass ich eben die bestnote habe.
einmal rief ich sogar einem professor an, nachdem ich einen brief mit so guten noten bekam und habe mir ihm geschimpft, warum er mir einfach gute noten verschenkt, nur weil ich die krankheit hätte und ich wolle keine sonderbehandlung, sondern auch eine prüfung machen und so. nachdem er mich endlich runterholen konnte, sagte er mir, ich hätte doch die prüfung gemacht und die sei eben gut gewesen. ich erinnerte mich plötzlich und fand: "ah war das da, als die leute da hinten im zimmer sassen und alle meine mitstudenten so nervös waren, weil sie alle eine prüfung hatten? habe ich da wirklich die prüfung auch gemacht? ich habe eben gemeint, ich würde sie erst ein halbes jahr später machen." (eigentlich praktisch, weil ich so gar kein lampenfieber hatte, weil ich dachte, ich muss erst in einem halben jahr lampenfieber haben.)
aber eben: ich habe gelernt, dass es nicht gut ist, die beste zu sein und zeigen, was man alles kann. das hat mich meine schwester gelehrt. sie hat mich immer verspottet und ausgehöhnt, wenn ich etwas besser konnte als sie. so habe ich das also heimlich gemacht. ich fand ja eben auch, dass sie gut sei, nur hat sie das selbst nie gemerkt, weil sie die dinge einfach ungeschickt anging und so ihre eigenen qualitäten gar nicht erkannt hat.
es war also gut, wenn ich etwa 6 jährig nur klavier spielte, wenn niemand zu hause war. weil so konnte meine schwester denken, sie sei die einzige in der familie, welche klavier spielt und dass sie somit die beste ist. später, als es raus kam, dass ich spiele und als ich auch unterricht bekam, hat sie aufgehört, weil sie fand, ich sei besser. das fand ich nicht richtig von mir. sie wäre genau gleich gut gewesen, wenn sie einen guten lehrer gehabt hätte und richtig geübt hätte. das also ein beispiel.
diese "angst" erwartungen nicht gerecht zu kommen, habe ich aber auch. deswegen ist es auch besser, wenn man die dinge alleine und heimlich lernt. da hat niemand die erwartung, dass man es dann auch kann.
zum beispiel, als ich querflöte lernte. da musste ich dann nicht denken, dass die verwandten wieder über mich läster und finden, ich würde es eh nicht schaffen und ich würde ja so viele dinge machen, da kann man ja nichts richtig, ich würde eh gleich wieder aufhören und so.
es war einfach egal. ich konnte schlecht sein, ich konnte damit aufhören und alles. niemand konnte mich dann deswegen verurteilen. weil ja niemand davon wusste.
wir hatten mal enen richtigen familienstreit, weil meine mutter der schwägerin verraten hat, dass nun ein blechblasinstrument in unserer wohnung steht. ich wollte es erst sagen, dass ich es spiele, wenn ich mein studium abgeschlossen habe. na, ja. jetzt wissen trotzdem alle davon und mein studium werde ich wohl wegen der krankheit nicht abschliessen können, obwohl mein leher immer findet, wenn ich gesund wäre, wäre ich sogar besser als er.
p.s.:
eine zusammenfassung meiner krankengeschichte gibt es glaub nicht. ich habe nur mein tagebuch, aber das ist tages-abhängig und so schon auch ein wenig geschichlich, aber eben erst vom tag an, wo ich zu schreiben begann. dann gibt es noch einzelne kapitel zu einzelnen themen. esstagebuch, wurmtherapie-tagebuch, im kpu-forum sachen, die frage nach einem bestimmten symptomenkomplex, wo niemandem wirklich klar ist, was es ist, ja und so.
immunsystemsache hat damit angefangen, dass ich am ganzen körper voller pilze war, welche ich von mutti aus der gebärmutter hatte und also ganz verpilzt aus ihr rausgekommen bin.
wo kann man über dich lesen?
seit wann weisst du, dass du asperger-syndrom-betroffen bist?
viele liebe grüsse von shelley :wave: