Angst um meine Mutter

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28.05.13
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Hallo, bin 47, w und verzweifelte Tochter.
Meiner Mama soll in einigen Wochen wegen eines MRSA-Keimes das linke Bein bis zum Hüftgelenk amputiert werden. Ich suche Ratschläge, Hinweise und Erfahrungen mit solchen Amputationen.
 
Hallo Schreibmaus,

Deine Ängste kann ich gut verstehen. Auch ich habe durch MRSA den linken Unterschenkel verloren. Zwar ist so ein Eingriff auch psychisch eine riesige Belastung, jedoch kann er letztlich das Leben retten und auch die Lebensqualität verbessern. Solche Infektionen erzeugen erhebliche Schmerzen und auch diese können durch den Eingriff wieder minimiert werden. Wie gut die Folgen verarbeitet werden können, hängt sehr von den Randbedingungen ab, aber auch bei Amputationen bis zur Hüfte ist später eine prothetische Versorgung und eine nur eingeschränkte Mobilität möglich.
 
Lieber James,

was gibt es denn für Möglichkeiten einer Prothese, wer zahlt diese und hat meine Mutter mit 75 Jahren noch die Chance damit umgehen zu lernen?

Schau bitte auch in deine persönlichen Nachrichten, da habe ich den Fall meiner Mama kurz geschildert.
 
Hallo Schreibmaus,

ich könnte mir vorstellen, daß es Du mehr Ratschläge oder Hinweise bekommen würdest, wenn Du etwas detaillierter berichtet hättest
(wie alt ist Deine Mutter, wie ist der sonstige Gesundheitszustand abgesehen von MRSA, war sie bisher in der Lage, sich selbst zu versorgen usw.).

Gruß, Phylon
 
Hallo Phylon,

die Krankengeschichte meiner Mama zieht sich nun schon über fünf Jahre hin.
Sie begann 2008 im Januar mit einem Sturz auf Glatteis. Oberschenkelhalsbruch. Meine Mama war damals 70 Jahre alt und abgesehen von relativ starkem Übergewicht topfit und agil.
Die erste Stange im OS war zu dünn, es folgte eine stärkere. Die hielt nicht richtig, so dass meine Mutter bei Gehversuchen immer starke Schmerzen hatte. Man sagte ihr, dass sei normal, bis festgestellt wurde, dass die Stange die Gelenkpfanne durchstoßen hatte.
Die Halterung wurde "repariert" und eine neue Pfanne eingesetzt.
Erstmalig konnte meine Mama, nun schon nach Reha 3, mit einer Krücke und ein paar Schritte ohne laufen. Sie machte aber nicht genügend Fortschritte und hatte zunehmend stärkere Schmerzen.
Ihr wurde Morphium verschrieben. Anschließend beschloss man, ihr ein neues Hüftgelenk zu spendieren. Inzwischen waren bereits 4 Jahre des Übens, mit Schmerzen, aber auch des eisernen Willens meiner Mama , vergangen. Zuletzt hatte sie wieder unerträgliche Schmerzen und die Ärzte sagten, dass wäre die Muskulatur und mit den Einbauten sei alles in Ordnung. Als es mit den Schmerzen nicht mehr ging, rief meine Mutter den Krankenwagen und kam sofort in die Klinik. Sie hatte einen Keim.
Antibiotikum, Ausbau der prothetischen Teile, Reinigung und weiteres Antibiotikum während ihr Bein gestreckt wurde.
Einbau einer Silberstange, Entlassung als geheilt in ein Übergangsklinikum zur Reha. Dort bekam sie hohes Fieber und wurde sofort wieder zurück in die Klinik gebracht. der Keim war wieder da.
Seitdem Behandlung mit antibiotischem Schwamm. Der Arzt hatte vor, eine Fistel zu setzen, um meine Mutter mit dem Keim entlassen zu können, aber er kann die Wunde nicht mehr klein genug schließen, um die Fistel einzusetzen. Das Gewebe ist wohl inzwischen zu schwach. Sollte sich in den nächsten drei Wochen die Wunde und der Schwamm nicht stark verkleinern lassen, rät der Arzt zur Amputation. Ob sie den Keim dann los ist, kann er natürlich nicht garantieren.
Ich denke immer, vielleicht gibt es noch eine andere Lösung, die dieser Arzt nicht anbieten kann oder vielleicht auch nicht kennt. Deshalb bin ich jetzt hier im Forum unterwegs und suche nach hilfreichen Hinweisen, um das Bein meiner Mama doch noch zu retten.
 
Hallo Schreibmaus,

ist Dir bekannt um welchen Keim es sich handelt und welche Resistenzen entwickelt wurden? Wurde schon mal über eine Versiegelung und Vakuumbehandlung nachgedacht? Es wäre natürlich um ein Vielfaches besser wenn man den Keim in den Griff bekommt und das Bein erhalten werden könnte aber auch eine Amputation muß nicht zwangsläufig die Verbannung in den Rollstuhl bedeuten. Selbst im höherem Alter lernen viele (besonders zuvor aktive) Menschen noch mit einer Prothese so umzugehen, dass der Alltag in weiten Teilen bestritten werden kann.
Sollte eine prothetische Versorgung möglich sein, übernimmt das die Kasse, ebenso einen Rollstuhl zur Entlastung. Sollte es dazu kommen, wäre es gut wenn man schon im Krankenhaus oder auch später während der Reha über den Sozialdienst/oder MdK Verbindung aufnimmt. Eine Pflegestufe ist möglich, ebenso Hilfe bei notwendigen Umbauten im Wohnumfeld sofern noch nicht das Pflegeheim im Vordergrund steht.
 
Hallo James,

der Keim heißt MRSA (bin mir ziemlich sicher) und soll vierfach resistent sein!? Der Arzt meinte, dass es der aggressivste Keim wäre und man sich damit abfinden müsste, dass man ihn nicht aus dem Körper bekommt. Da war sich der Oberarzt mal sicher.
Die Lösung mit der Fistel als stets offenem Ausgang, über die die Keimflüssigkeit abfließen könne, wäre eine Alternative, mit der meine Ma sicher besser leben könnte, aber das Bein wurde so oft geöffnet, dass einfach kein Gewebe mehr zum Vernähen da ist.
Die Frage ist, wie lange soll man noch warten? Und läuft man durch das Warten Gefahr, dass der Keim sich weiter nach oben ausbreitet?
Was ist denn eine Vakuumbehandlung?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Phylon,
meine Mutter ist vor einigen Jahren in eine seniorengerechte Wohnanlage gezogen, die zumindest die Voraussetzungen für ein Leben im Rollstuhl erfüllt (Aufzug bis auf die Etage, breite Türrahmen, ebenerdige Dusche usw.), aber sie müsste sich ja allein aus dem Rollstuhl aus dem Bett in den Rollstuhl bewegen oder zumindest selbständig zur Toilette gehen können. Meine Mama ist fast 75 Jahre alt und hat in ihrem Leben so gut wie keinen Sport gemacht. Sie hat keine Kraft in den Armen und das gesunde Bein ist auch völlig kraftlos durch die Liegerei.
Klar, vor dem Unfall ist sie viel gereist und hat einen Kulturkreis für ältere Leute geleitet. Sie war viel in Konzerten und auch sonst immer noch viel im eigenen Auto unterwegs. Das sogar bis vor Kurzem noch. Das Autofahren fiel ihr leichter als das Gehen.
 
Hallo Schreibmaus,

MRSA hatte ich schon vermutet (der gleiche Keim wie bei mir). Das Wiki MRSA hast Du sicher auch schon entdeckt. Bei einer Vakuumbehandlung wird die Wunde luftdicht versiegelt (unter Narkose) und dann eine Pumpe angeschlossen. Damit wird das Wundsekret nebst Bakterien abgesaugt und dafür gelangt frisches Blut in die Region. Dadurch kann eine Granulation der Wunde erfolgen und die Heilung einleiten. Ob das möglich ist, hängt natürlich vom Einzelfall ab...könnte man aber mal ansprechen.
Wichtig ist, dass auf jeden Fall eine Sepsis vermieden werden muß. Es besteht ja leider immer die Gefahr, dass der Keim sich noch weiter ausbreitet und Giftstoffe in die Blutbahn gelangen. Wenn sich das anbahnt, ist eine Amputation oft kaum noch zu vermeiden. Wegen möglicher Dauerstadien hätte ich weniger Bedenken. Bei mir wurde in größeren Abständen nach der Amputation mehrere Screenings gemacht und es wurde bisher nie wieder MRSA ermittelt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Schreibmaus,

dann hat Deine Mutter ja wirklich schon eine heftige Leidensgeschichte hinter sich und ich kann mir gut vorstellen, daß Du bestimmt ziemlich mitgelitten hast,
wenn das schon solange geht. Ich nehme mal an, daß der Arzt Deine Mutter als austherapiert betrachtet und auch die sogenannten Reserveantibiotika nichts
gebracht haben bzw. nicht gegeben werden konnten. Du hast berichtet, daß Deine Mutter einen eisernen Willen hat. Das finde ich schon mal sehr positiv und
da ja die Operation auch noch nicht morgen sein muss, denke ich, da geht noch was. Eine solche Amputation ist ein so gravierender Eingriff, das kann ja wirklich
nur Ultima Ratio sein. Ich würde auch genau wie Du alles versuchen, um das Bein noch zu erhalten. Ich melde mich noch mal mit PN, kann nicht versprechen, daß es heute noch klappt, das wird ein etwas längerer Text.

Bis dahin erst mal alles Gute
Gruß, Phylon
 
Hallo Schreibmaus,
nachdem ich Deinen Bericht über Deine Mutter gelesen hatte, musste ich mich erstmal etwas beruhigen, damit ich hier über die Krankenhäuser – besonders bezüglich der Behandlung von Senioren – nichts schreibe, was gegen die Nettiquette verstößt. Deshalb schreibe ich lieber gar nichts zu diesem Thema.

War Deine Mutter immer in dem selben Krankenhaus ? Wo ist sie zurzeit?

Du solltest unbedingt sämtliche mikrobiologische Berichte und die Blut-Laborwerte anfordern und in Erfahrung bringen, welches Antibiotikum Deine Mutter wann und wie lange bekommen hat. Eventuell solltest Du die Krankenakten anfordern.

Erst dann kannst Du herausfinden, ob bei der Behandlung alles richtig gemacht wurde. Es kann ja auch möglich sein, dass Deine Mutter nicht nur den einen Keim hat. In Krankenhäusern gibt es viele verschiedene Keime.

Liebe Grüße
Silke
 
Danke, Silke für deine Hinweise.
Du hast recht, man hat den Ärzten über eine so lange Zeit immer geglaubt, wenn sie sagten, dies oder jenes müsste jetzt getan werden. Und wir haben zu wenig nachgefragt bis wir jetzt vor dieser schlimmen Situation standen.
Was kann man denn mit den konkreten medizinischen Befunden letztlich anfangen? Gibt es überhaupt Chancen, jemanden zur Rechenschaft zu ziehen?
 
Hallo Schreibmaus,

wenn ich hier vielleicht noch ergänzen darf:
am besten auch die sonstigen Krankenhausakten zu dem Fall einsehen und kopieren oder ggf. abfotografieren, wenn es irgendwie geht. Es wäre nicht das erste Mal, daß so ein paar Akten mal verschwinden oder nachträglich geändert werden. MRSA ist ja nur das halbe Problem, wenn auch im Augenblick das wichtigste. Aber wenn jemand zur Rechenschaft gezogen werden soll, was meistens leider langwierig und schwierig ist, heißt es frühzeitig Beweise sichern, mit denen später ein medizinischer Gutachter auch was anfangen kann (also die ganzen Akten, Röntgenbilder, Labor usw.).
Ich würde mich fragen, ob hier nicht sogar mehrere "Kunstfehler" vorliegen könnten. Wie konnte die Stange durch die Pfanne stoßen? War sie richtig eingesetzt? War überhaupt die Indikation für so eine Stange gegeben oder war möglicherweise die Knochendichte so gering, daß Deine Mutter sofort mit einem Hüftgelenk hätte versorgt werden müssen?
Am besten mal Beratung dazu bei Leuten suchen, die sich da auskennen!

Viele Grüße
Phylon
 
Hallo Schreibmaus,
leider ist es sehr schwierig jemanden für die Verseuchung der Patienten zur Rechenschaft zu ziehen. Es wird zwar zugegeben, dass 30 % der Infektionen durch die Einhaltung der bestehenden Hygienevorschriften vermeidbar wären – aber es ist so gut wie unmöglich nachzuweisen, dass das bei Deiner Mutter der Fall gewesen wäre.

Es wird immer gesagt, dass bei älteren Menschen das Immunsystem schwach ist und deshalb Infektionen unvermeidbar sind – aber das ist bei den ganz kleinen Kindern genauso.

Wenn man die Statistik betrachtet, sind 43,9 % der Krankenhauspatienten zwischen 5 und 59, 6,3 % der Patienten unter 5 und 49,8 % der Patienten über 59 Jahre alt.

Die einzige einigermaßen verlässliche MRSA - Statistik ist die über die meldepflichtigen Fälle, bei denen der Keim im Blut oder im Hirnwasser gefunden wurde. (Das Problem ist hierbei, dass man die nur dann findet, wenn man danach sucht – und das wird aus verschiedenen Gründen äußerst ungern getan) In dieser Statistik sind die Fälle auch pro Altersgruppe aufgeführt.

In 2011 wurde pro 100.000 Krankenhauspatienten dieser Keim 22,5 mal gefunden. Wenn man die Altersgruppen untersucht, kommt man zu folgendem Ergebnis: 5 – 59 jährige: 9,0 pro 100.000 - unter 5 jährige: 1,3 pro 100.000 - über 69 jährige: 37,1 pro 100.000.

Die Verseuchungsrate bei den kleinen Kindern (die ein genau so schlechtes Immunsystem haben, wie die Senioren) liegt also weit unter dem Durchschnitt – und die der Senioren weit darüber!

49,8 % der Patienten (die über 59) bekommen 82,1 % der Keime ab.

Man könnte aber versuchen mithilfe der Unterlagen herauszufinden, ob die Keime richtig behandelt wurden. Ob man z. B. die Infektionen im Blutbild erkennen konnte und es rechtzeitig durch mikrobiologische Untersuchungen abgeklärt und behandelt hat. Und ob die Behandlung mit den richtigen Antibiotika erfolgte. Und vor allen Dingen, ob es noch Antibiotika gibt, die helfen können.

Ich bin zwar nicht medizinisch vorbelastet, habe mich aber intensiv mit dem Thema beschäftig und würde mir gern die Unterlagen ansehen und versuchen etwas herauszufinden.

Liebe Grüße
Silke
 
Hallo Schreibmaus,

ehe Du Krankenakten anforderst um was zu unternehmen, bitte UNBEDINGT erst mal in unser Wiki Medizinische Behandlungsfehler sehen! Dabei macht man sonst idR. genau den Fehler, warum relativ viele betroffene Patienten bei Prozessen gegen die Klinik wenig Aussichten haben! Es ist (packt man das Problem richtig an) durchaus Erfolgversprechend.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Also das Akten im Nachheinverändert werden, oder gefälscht werden, passiert, wenn überhaupt, in wirklich minimalen Fallzahlen , so das es eigentlich zu vernachlässigen ist.

Denn eine Infektion in der Form sei es nun ein MRSA, oder ein 3 oder 4 MRGN (wonach es sich meiner Meinung nach hier deutlich eher anhört) oder VRE oder anders, ist im europäischen Klinikaltag nun wahrlich nicht mehr einfach zu negieren. Es gibt zu viele Stellen an denen automatisch ein Befund dieser Art dokumentiert wird, als das diese von EINER Person gelöscht werden könnten. Sei es nun im Mikrobiologischen Instititut, sei es in der Papierform der Krankenakte, sei es in der Datenbankgestützten Form , sei es durch Arztbriefe etc.

Eine resistente Infektion ist immer eine schlimme Sache, und nach mehr als 5 Jahren Leidensweg sicherlich nicht einfach weg zu bekommen.Ein Verschluss bzw eine Vacuumtheraphie ( VAC z.B. Medela) ist leider auch nicht immer Erfolgversprechend, sondern kann mitunter deutlich schwerwiegendere Konsequenzen nach sich ziehen, als eine wenn auch drastisch klingende Amputation. Aber vor dem Eingriff sollte sich natürlich eine Zweitmeinung eingeholt werden. Oft genug ist (nach meiner Erfahrung aus dem klinischen Alltag) eine Infektion durch diese VAC. Theraphie nicht weg zu bekommen, so das die Theraphie oft Monate dauert ohne letzendlich einen Erfolg zu bescheinigen und man die chir. Lösung nur herausgezögert hat. aber natürlich gibt es auch genügend positive Beispiele wo es geklappt hat.

Von Verseuchung zu Sprechen zeugt schon durchaus von wenigem Verstädnis der Infektionen hin. Eine Infektion sei es nun eine "einfache" Pneumonie, ein Wundinfekt der leichteren bis mittleren Art oder schwerwiegende Infektionen mit resistenten Keimen ist nicht immer zwingend die Schuld von "Jemanden Anderem". Um nachweisen zu können das die Infektion durch nachlässige Hygiene (im OP, beim Verbandswechsel, beim Material etc.) entstanden ist, gehört mehr dazu als Statistiken zu kennen, oder zu sagen das hat sie im Krankenhaus erworben.
Größere Kliniken erheben bei Aufnahme jedes Patienten inzwischen Resistenzbestimmungen von mindestens MRSA im Bereich Nase/Rachen/Wundbereich, besondere Stationen (Hämatologie/Onkologie/Kinderkliniken) prüfen auf noch mehr Keime. So kann man eventuell auch schon von zu Hause mitgebrachte Resistenzen (MRSA gibt es auch gerne durch unsachgemäßen Gebrauch/Verbrauch von Antibiotika zu Hause) informiert werden.

Wichtig ist für eine Überlegung von Schuld oder Nichtschuld, die Tatsache das eine Lokalisation, ein Resistenzprofil vorhanden sowie das Verhalten nach bekannt werden der Besiedlung, gab es ein Einzelzimmer/KohortenIsolation. Lagen vor der Bekanntwerden der Besiedlung andere Patienten mit im Zimmer bei denen vielleicht eine Besiedlung gefunden worden ist. Wie sind Angehörige hingewiesen worden, wie sie sich hygienisch zu verhalten haben. Gibt es evenutell andere Patienten die dort lagen , die den gleichen Besiedlungstamm haben?


@Phylon wieso mehrer Kunstfehler? Eine Patientin die bekannt übergewichtig ist, da kann es passieren das durch das zu frühe belasten, oder falsch belasten solche Pfannen kaputt gehen, (falschangabe vom Gewicht erzeugt eine falsche Bestellung des Gelenks). Des weiteren ist auch intraOP nicht unbedingt absehbar wie stabil der restliche Knoche ist , gerade bei älteren Menschen sind Knochen oft genug nicht stabil genug um dann erhöhtes Gewicht zu tragen , wenn sie einmal kaputt gegangen sind (erhöhter Calciumspiegel/Osteoporose/Sarkom/Myltiples Myelom(Plasmozytom) nur als einge Stichwörter zu Frakturen). Aber nur wegen eine neuen "Hüfte" direkt teure und oft unnötige Untersuchungen zu machen ist auch sinnfrei, genauso ist eine HüftOP nach Sturz oft genug eine akutbehandlung , in denen der Patient innerhalb von 24 Stunden eine neue Hüfte bekommt, wenn nicht gar schneller, so das andere Untersuchungen nicht gemacht werden können/sollten. Primär geht man ja bei einem Bruch des Schenkelhales nach Sturz im Winter nur von einem einmaligen Sturzereignis mit folge aus und nicht um eine neue Krankengeschichte mit neuen Diagnosen. Weitere Untersuchungen sind nur bei bekannten Anamnestischen Ergebnissen wie erhöhte Frakturzahl, bekannter Osteoporose oder gar onkologischen Erkrankungen/Theraphien angedacht.

Was ich damit aussagen möchte ist primär, man sollte nicht immer alles schwarz sehen, oder sagen die anderen sind schuld. Natürlich sollte es mit rechten Dingen zugehen, und Recht sollte Recht bleiben etc. Aber nur schwarz sehen und der anderen (ärztlichen) Seite auf Teufel komm raus die Schuld geben zu wollen bringt uns nicht weiter.
 
Zuletzt bearbeitet:
MRSA – Statistiken ? In diesem unserem Land, in dem es Statistiken darüber gibt, wie viel Blätter Klopapier pro Kopf (bzw. pro A….) benutzt werden und ob es gefaltet oder geknüllt wird, gibt es keine verlässlichen MRSA – Statistiken. Jedenfalls keine, die von uns Normalsterblichen eingesehen werden können.

Es ist ja so, dass ca. 30 % der Menschheit Träger von Staph. aureus sind. Im ambulanten Bereich sind hiervon 11,4 % MRSA (im stationären 21,7 %) (ars.rki) – also sind in freier Wildbahn ca. 3,4 % Träger. Unter 10 % hiervon haben la- oder ca- MRSA – also haben sich 90 % die Keime in einer „Gesundheits“-Einrichtung geholt.

Es ist also nicht ganz abwegig, von einer Verseuchung zu reden.

In den veröffentlichten Statistiken (z. B. MRSA-KISS oder jetzt wieder die vom Helios/Fresenius-Konzern) wird durch ein Verwirrspiel durch die Angabe von Fällen und nicht von Patienten der Eindruck erweckt, dass sich die absolute Mehrzahl der Patienten in der Straßenbahn oder im Supermarkt mit MRSA infizieren oder zumindest besiedelt werden oder sich in Schweineställen (la-MRSA) oder beim Sport (ca-MRSA) den Keim holen. Der Anteil an den beiden letztgenannten ist in Deutschland (noch) sehr gering – unter 10 % aller Fälle - und vor allem der ca-MRSA wird fast ausschließlich aus dem Ausland eingeschleppt.

Was in den Statistiken fehlt ist die Unterscheidung zwischen ha-MRSA (also die, die man sich direkt in Krankenhäusern holt) und hca-MRSA – das sind die Keime, die man sich im Krankenhaus geholt hat und die beim nächsten Krankenhausbesuch noch vorhanden sind.

Weil nur die Fälle und nicht die Patienten gezählt werden wird immer wieder stolz berichtet, dass über 80 % der Fälle in die Krankenhäuser eingeschleppt werden. Sogar, wenn der Patient sich ursprünglich in dem berichtenden Krankenhaus infiziert hat, und dort dann noch zehnmal nachbehandelt werden muss.

Der Fall der Mutter von Schreibmaus ist dafür exemplarisch: Sie wurde einmal im Krankenhaus mit MRSA infiziert und wurde wohl auch so gezählt – aber bei jeder nachfolgenden Einweisung ins Krankenhaus oder in die Reha wird es als mitgebracht gezählt.

Das ist reine Volksverdummung!
 
Wir empfehlen genau aus diesen Gründen dass jeder Patient, der zumindest geplant in ein Krankenhaus eingewiesen wird VORHER ein Screening machen lässt und falls es vom Arzt/Kasse abgelehnt wird kann das auch privat machen lassen. Es kostet im Schnitt als Fremdleistung etwa 15,-€, ein dann notwendiges Antibiogramm ca. 50,-€....soviel sollte uns doch das Leben wert sein!
 
MRSA – Statistiken ? In diesem unserem Land, in dem es Statistiken darüber gibt, wie viel Blätter Klopapier pro Kopf (bzw. pro A….) benutzt werden und ob es gefaltet oder geknüllt wird, gibt es keine verlässlichen MRSA – Statistiken. Jedenfalls keine, die von uns Normalsterblichen eingesehen werden können.

Es ist ja so, dass ca. 30 % der Menschheit Träger von Staph. aureus sind. Im ambulanten Bereich sind hiervon 11,4 % MRSA (im stationären 21,7 %) (ars.rki) – also sind in freier Wildbahn ca. 3,4 % Träger. Unter 10 % hiervon haben la- oder ca- MRSA – also haben sich 90 % die Keime in einer „Gesundheits“-Einrichtung geholt.

Es ist also nicht ganz abwegig, von einer Verseuchung zu reden.

In den veröffentlichten Statistiken (z. B. MRSA-KISS oder jetzt wieder die vom Helios/Fresenius-Konzern) wird durch ein Verwirrspiel durch die Angabe von Fällen und nicht von Patienten der Eindruck erweckt, dass sich die absolute Mehrzahl der Patienten in der Straßenbahn oder im Supermarkt mit MRSA infizieren oder zumindest besiedelt werden oder sich in Schweineställen (la-MRSA) oder beim Sport (ca-MRSA) den Keim holen. Der Anteil an den beiden letztgenannten ist in Deutschland (noch) sehr gering – unter 10 % aller Fälle - und vor allem der ca-MRSA wird fast ausschließlich aus dem Ausland eingeschleppt.

Was in den Statistiken fehlt ist die Unterscheidung zwischen ha-MRSA (also die, die man sich direkt in Krankenhäusern holt) und hca-MRSA – das sind die Keime, die man sich im Krankenhaus geholt hat und die beim nächsten Krankenhausbesuch noch vorhanden sind.

Weil nur die Fälle und nicht die Patienten gezählt werden wird immer wieder stolz berichtet, dass über 80 % der Fälle in die Krankenhäuser eingeschleppt werden. Sogar, wenn der Patient sich ursprünglich in dem berichtenden Krankenhaus infiziert hat, und dort dann noch zehnmal nachbehandelt werden muss.

Der Fall der Mutter von Schreibmaus ist dafür exemplarisch: Sie wurde einmal im Krankenhaus mit MRSA infiziert und wurde wohl auch so gezählt – aber bei jeder nachfolgenden Einweisung ins Krankenhaus oder in die Reha wird es als mitgebracht gezählt.

Das ist reine Volksverdummung!

Ich denke an sich , das wir schon weit ab vom eigentlichen Thema sind, daher nur ein paar kurze Anmerkungen:

1.) Das Wort Seuche ist an sich ein zwar in der Allgemeinheit oft genutzer aber selten passender Begriff , der medizinisch in diverse Dinge unterteilt und deutlicher definiert ist. Dementsprechend ist zwar das Wort "seuche" ein plakatives aufschreien, aber eben nicht mehr.

2.)Ich kann die unten vorliegende Rechnung nun wahrlich nicht nachvollziehen :
30% .. davon 11,4% und der rest ist 3,4%?.. Diese Rechnung sollte man mir genauer Erklären. Des weiteren stimmt es das es keine genauen Statistiken im Bereich MRSA gibt, vor allem nicht vorher der Patient es bekommen hat. Das liegt zum einen daran, das bis ca. 2010/2011 kaum kliniken ein Eingangscreening für Resistente Keime ( MRSA, ESBL, VRE, MBL, 3/4MRGN) gemacht haben. Getestet wurde , meist aus Kostengründen, erst dann, wenn der Patient ein Verdachtsinfektion hat die mit normaler Antibiose ( gerne im Chir. Bereich Metronidazol, Piperacillin/Tazobactam, im häuslichen Bereich gern ein Penicillinderivat wie AmoClav, Amoxicillin) nicht weg gingen. Somit sind Statistiken aus der Zeit absolut nicht aussagekräftig was die Herkunft angeht. Neuere Untersuchen ergeben das sich MRSA im Chir. Bereich tatsächlich mehr verbreitet (was mit Sicherheit von falscher Hygiene oft herrührt dazu aber später mehr) als oftmals im internistischen Bereich. Dort sind andere resistente Keime verbreiteter ( E. coli Resistenzen z.B.).
Selbst heute machen viele Kliniken aus Kostengründen kein einheitliches Screening nur in Verdachtsfällen oder bei prädestinierten Patienten ( Alter, häufiger Krankenhausaufenthalt, Intubation im letzten Halben Jahr, OPs in der Vorzeit, Zu-und-Abgänge)....

3. Hygienische Verhältnisse sind tatsächlich oftmals katastrophal, wenn man sich so manches Krankenhaus anschaut. Das beginnt von Alten Gebäuden die teilweise einfach nicht richtig gereinigt werden können, geht über falsche oder fehlende Endreiniung von Iso-Zimmern, über falsches Verhalten von Ärzten und Pflegepersonal aber eben auch ganz klar falschen Verhalten von Patienten ( gerne auch Beratungsresistenz bei Hygienischen Themen) und Verwandten. Wie Untersuchungen ergeben haben sind leider grad ärztliche Kollegen jene die es mit der Hygiene am Krankenbett (nicht zuverwechseln mit dem OP) nicht immer so eng sehen. Was nicht heißt das andere Berufsgruppen immer 100% vorbildlich sind. Aber Untesuchungen und Abstriche von Ärzten, Pflegepersonal und anderen Berufsgruppen am Krankenbett ergaben, das das Pflegepersonal mit abstand die hygienischsten sind.
Eine Keimverbreitung im Krankenhaus passiert leider oft auch durch Beratungsresistenz von Patient und Verwandten. Aus meiner eignen klinischen Erfahrung her muss ich leider sagen, das wir Patienten so oft aufklären können , wie wir möchten, entweder sie können es beim ersten Mal nachvollziehen und repektieren unsere Vorschläge zur Hygiene und Isolation , oder sie tun es gar nicht.
Auch aus meiner klinischen Erfahrung her muss ich sagen, das Gemeinschaftsküchen, Tee/Essenwagen eine hohe Verbreitungsquelle sind. Drum haben wir auf unserer Station genau diese Bereiche für Patienten geschlossen, auch wenn dies deutlich Mehrarbeit ist.

Ich arbeite auf einer Hämatologischen/Onkologischen Station und wir haben zum großen Teil eine Massive Antibiotische/Antimykotische/Antivirale Theraphie laufen, das unsere Patienten nach Hochdosis Chemotheraphie, Allogener/Autologer Stammzelltransplantation leider fast alle Infekte in der Aplasie entwickeln, die sich trotz strikter Isolation einfach nicht vermeiden (lassen). Wir haben auch seid ca. 4 Jahren ein direktes Eingangsscreening für unsere Patienten auf MRSA und VRE und hab in derzeit keinen Patienten gehabt der eine NEUInfektion von MRSA bekommen hat bei uns. Wir testen wöchentlich die Patienten auf die Resistenzen. Wir haben eher die Problematik das unsere Patienten einen VRE bekommen , und das oft ohne direkte Übertragnung von Patient zu Patient oder Patient zu anderen Kontaktpersonen (anhand der jährlichen Stammbestimmung und Abgleichung können wir das nachweisen).
Wir selber können allerdings weder MRSA noch VRE Sanieren, da dies unter laufender Antibiotischer Theraphie mit sensiblen Antibiotika nicht möglich sind, und VRE Patienten bei uns eh als Resistent gelten bis sie mindestens 1 Jahr Theraphiefrei und Krankenhausfrei sind und dann 3 Stuhlproben als negtaiv bewertet worden sind.



3. Ich möchte sicherlich nicht sagen, das sich die Patientin dort oben den MRSA oder die Resistenz woanders geholt hat. Allerdings möchte ich nur aufzeigen, das es viele Verbreitungarten gibt, die weder nachvollzogen noch statistisch aufgezeigt werden. Es ist bekannt das gerade ältere Menschen oftmals Antibiotika nehmen, in einer nicht vorgeschriebenen Form, Dauer oder Art, oder es teilweise einfach von sich aus etwas nehmen ohne Hausärzte zu konsultieren. Genauso ist bekannt, das viele Hausärzte mit Antiobotika um sich werfen und sie bei dingen verschreiben , die nicht abgeklärt sind, in der Hoffnung das es hilft. Zum anderen ist eine Screeningverhalten in Kliniken leider noch viel zu selten und wird zu wenig streng gemacht.

4. Wir reden hier momentan vor allem von MRSA/ORSA einem Infektionsproblematik die zwar unangenehm aber in 99% zu beheben ist. Schlimmer wird es bei Infektionen wie 3 MRGN oder 4MRGN denn diese sind zur Zeit auf Grund der hohen Resitenzbildung noch nicht vollständig sanierbar.


5. Auch manchmal muss man Frieden erklären ^^

6. Es gibt auch einige Resistenzen die man in Kauf nimmt um andere teils Lebensbedrohende Infektionen los zu werden. So weiß man das beim CDI (Clostridium Diff.) nur Vancomycin und MEtronidazol helfen , diese Behandlung aber eine hohe Gefahr hat eben einen VRE zu entwickeln.. Ähnliches gibt es bei anderen Erkrankungen auch. Da aber ein CDI akut, schnell Lebensbedrohlich werden kann, muss man eben diese Gefahr eingehen, solang es keine andere Form der Bekämpfung ist.

so long
 
Zuletzt bearbeitet:
1.) Das Wort Seuche ist an sich ein zwar in der Allgemeinheit oft genutzer aber selten passender Begriff , der medizinisch in diverse Dinge unterteilt und deutlicher definiert ist. Dementsprechend ist zwar das Wort "Seuche" ein plakatives aufschreien, aber eben nicht mehr.

Da ich zur Gruppe der Allgemeinheit gehöre, habe ich bei diesem Thema tatsächlich des Öfteren das Bedürfnis plakativ aufzuschreien.


2.)Ich kann die unten vorliegende Rechnung nun wahrlich nicht nachvollziehen : 30% .. davon 11,4% und der rest ist 3,4%?.. Diese Rechnung sollte man mir genauer Erklären.


Medicus non calculat?

Wenn von 100 Menschen 30 % Staph.-Träger sind, sind das 30 Menschen und wenn von diesen 30 Menschen 11,4 % MRSA haben, sind das 3,42 Menschen – also haben bei dieser Rechnung 3,42 von 100 – also 3,42 % MRSA. Somit ist dieses die Durchseuchungsrate. Zumindest die der Menschen, die sich in ambulante Behandlung begeben haben und bei denen ein Keim gesucht und Staph. a. gefunden wurde und bei denen dieser Keim auch auf Resistenzen getestet wurde. Das ist lt. ars.rki in 2012 im ambulanten Bereich bei 66 % der gefundenen Staphs gemacht worden.

Im stationären Bereich wurden nur 40 % der gefundenen Staphs auf Resistenzen untersucht – daran sieht man wie sehr die Krankenhäuser um Aufklärung bemüht sind. Wenn man z. B. nur bei den bei der Aufnahme – bzw. in den ersten drei Tagen – gefundenen Staphs ein Antibiogramm erstellt und bei den später gefundenen nicht (oder erst wenn es gar nicht mehr anders geht, weil das gegeben Breitband-AB nicht funktioniert), ist das wieder sehr gut für die mitgebracht/nosokomial – Quote.

( MRSA, ESBL, VRE, MBL, 3/4MRGN)

Ist 3/4MRGN nicht der neue Name für ESBL ? Was ist MBL?

3. Hygienische Verhältnisse sind tatsächlich oftmals katastrophal……..

Deine Schilderung der Hygieneverhältnisse sehe ich genau so,

Wir haben eher die Problematik das unsere Patienten einen VRE bekommen…..

Es gibt ja jetzt sogar schon vereinzelt VRSA. Und das liegt daran, das Vancomycin von den Ärzten nicht mehr als Reserve-AB verwendet, sondern wie Hustensaft verteilt wird. Die Vanco-Hersteller haben wohl eine gute Werbeabteilung.

Ein Bekannter, der Bauchfelldialysepatient ist, sollte Vanco als perioperative Prophylaxe beim Legen des Katheters bekommen, obwohl er nachgewiesen keine Staphs hatte. Das konnten wir noch verhindern – aber nun hatte er eine Bauchfellentzündung. Die wurde sofort mit Vanco und Genta behandelt. OK, die Symptome waren innerhalb von Stunden weg. Aber: wie erwartet sind es keine Staphs sondern Streptokokken – Genta wurde nun abgesetzt aber er bekommt nun drei Wochen lang drei mal die Woche Vanco ins Bauchfell – das ist für mich so, als ob man einen leichten Kopfschmerz mit Morphin behandelt.

3. Es ist bekannt das gerade ältere Menschen……..

Stimmt. Aber die Medikation bei älteren Menschen ist ohnehin allgemein unter aller Sau.

4. …… 3 MRGN oder 4MRGN denn diese sind zur Zeit auf Grund der hohen Resistenzbildung noch nicht vollständig sanierbar.

Mein Vater ist daran gestorben – seine Pseudomonas aeruginosa waren nur noch Tobramycin – sensibel. Und selbst das hat er nicht bekommen – er war ja schon alt und das Zeug ist sauteuer.

6. CDI (Clostridium Diff.) nur Vancomycin und Metronidazol helfen

Bei CDI habe ich bei meinem Vater gute Erfahrungen mit Perenterol und Probiotika gemacht.

5. Auch manchmal muss man Frieden erklären ^^

Vor mir gibt es erst Frieden, wenn wenigstens ansatzweise Gerechtigkeit geschieht oder wenn ich tot bin.
 
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