MRSA – Statistiken ? In diesem unserem Land, in dem es Statistiken darüber gibt, wie viel Blätter Klopapier pro Kopf (bzw. pro A….) benutzt werden und ob es gefaltet oder geknüllt wird, gibt es keine verlässlichen MRSA – Statistiken. Jedenfalls keine, die von uns Normalsterblichen eingesehen werden können.
Es ist ja so, dass ca. 30 % der Menschheit Träger von Staph. aureus sind. Im ambulanten Bereich sind hiervon 11,4 % MRSA (im stationären 21,7 %) (ars.rki) – also sind in freier Wildbahn ca. 3,4 % Träger. Unter 10 % hiervon haben la- oder ca- MRSA – also haben sich 90 % die Keime in einer „Gesundheits“-Einrichtung geholt.
Es ist also nicht ganz abwegig, von einer Verseuchung zu reden.
In den veröffentlichten Statistiken (z. B. MRSA-KISS oder jetzt wieder die vom Helios/Fresenius-Konzern) wird durch ein Verwirrspiel durch die Angabe von Fällen und nicht von Patienten der Eindruck erweckt, dass sich die absolute Mehrzahl der Patienten in der Straßenbahn oder im Supermarkt mit MRSA infizieren oder zumindest besiedelt werden oder sich in Schweineställen (la-MRSA) oder beim Sport (ca-MRSA) den Keim holen. Der Anteil an den beiden letztgenannten ist in Deutschland (noch) sehr gering – unter 10 % aller Fälle - und vor allem der ca-MRSA wird fast ausschließlich aus dem Ausland eingeschleppt.
Was in den Statistiken fehlt ist die Unterscheidung zwischen ha-MRSA (also die, die man sich direkt in Krankenhäusern holt) und hca-MRSA – das sind die Keime, die man sich im Krankenhaus geholt hat und die beim nächsten Krankenhausbesuch noch vorhanden sind.
Weil nur die Fälle und nicht die Patienten gezählt werden wird immer wieder stolz berichtet, dass über 80 % der Fälle in die Krankenhäuser eingeschleppt werden. Sogar, wenn der Patient sich ursprünglich in dem berichtenden Krankenhaus infiziert hat, und dort dann noch zehnmal nachbehandelt werden muss.
Der Fall der Mutter von Schreibmaus ist dafür exemplarisch: Sie wurde einmal im Krankenhaus mit MRSA infiziert und wurde wohl auch so gezählt – aber bei jeder nachfolgenden Einweisung ins Krankenhaus oder in die Reha wird es als mitgebracht gezählt.
Das ist reine Volksverdummung!
Ich denke an sich , das wir schon weit ab vom eigentlichen Thema sind, daher nur ein paar kurze Anmerkungen:
1.) Das Wort Seuche ist an sich ein zwar in der Allgemeinheit oft genutzer aber selten passender Begriff , der medizinisch in diverse Dinge unterteilt und deutlicher definiert ist. Dementsprechend ist zwar das Wort "seuche" ein plakatives aufschreien, aber eben nicht mehr.
2.)Ich kann die unten vorliegende Rechnung nun wahrlich nicht nachvollziehen :
30% .. davon 11,4% und der rest ist 3,4%?.. Diese Rechnung sollte man mir genauer Erklären. Des weiteren stimmt es das es keine genauen Statistiken im Bereich MRSA gibt, vor allem nicht vorher der Patient es bekommen hat. Das liegt zum einen daran, das bis ca. 2010/2011 kaum kliniken ein Eingangscreening für Resistente Keime ( MRSA, ESBL, VRE, MBL, 3/4MRGN) gemacht haben. Getestet wurde , meist aus Kostengründen, erst dann, wenn der Patient ein Verdachtsinfektion hat die mit normaler Antibiose ( gerne im Chir. Bereich Metronidazol, Piperacillin/Tazobactam, im häuslichen Bereich gern ein Penicillinderivat wie AmoClav, Amoxicillin) nicht weg gingen. Somit sind Statistiken aus der Zeit absolut nicht aussagekräftig was die Herkunft angeht. Neuere Untersuchen ergeben das sich MRSA im Chir. Bereich tatsächlich mehr verbreitet (was mit Sicherheit von falscher Hygiene oft herrührt dazu aber später mehr) als oftmals im internistischen Bereich. Dort sind andere resistente Keime verbreiteter ( E. coli Resistenzen z.B.).
Selbst heute machen viele Kliniken aus Kostengründen kein einheitliches Screening nur in Verdachtsfällen oder bei prädestinierten Patienten ( Alter, häufiger Krankenhausaufenthalt, Intubation im letzten Halben Jahr, OPs in der Vorzeit, Zu-und-Abgänge)....
3. Hygienische Verhältnisse sind tatsächlich oftmals katastrophal, wenn man sich so manches Krankenhaus anschaut. Das beginnt von Alten Gebäuden die teilweise einfach nicht richtig gereinigt werden können, geht über falsche oder fehlende Endreiniung von Iso-Zimmern, über falsches Verhalten von Ärzten und Pflegepersonal aber eben auch ganz klar falschen Verhalten von Patienten ( gerne auch Beratungsresistenz bei Hygienischen Themen) und Verwandten. Wie Untersuchungen ergeben haben sind leider grad ärztliche Kollegen jene die es mit der Hygiene am Krankenbett (nicht zuverwechseln mit dem OP) nicht immer so eng sehen. Was nicht heißt das andere Berufsgruppen immer 100% vorbildlich sind. Aber Untesuchungen und Abstriche von Ärzten, Pflegepersonal und anderen Berufsgruppen am Krankenbett ergaben, das das Pflegepersonal mit abstand die hygienischsten sind.
Eine Keimverbreitung im Krankenhaus passiert leider oft auch durch Beratungsresistenz von Patient und Verwandten. Aus meiner eignen klinischen Erfahrung her muss ich leider sagen, das wir Patienten so oft aufklären können , wie wir möchten, entweder sie können es beim ersten Mal nachvollziehen und repektieren unsere Vorschläge zur Hygiene und Isolation , oder sie tun es gar nicht.
Auch aus meiner klinischen Erfahrung her muss ich sagen, das Gemeinschaftsküchen, Tee/Essenwagen eine hohe Verbreitungsquelle sind. Drum haben wir auf unserer Station genau diese Bereiche für Patienten geschlossen, auch wenn dies deutlich Mehrarbeit ist.
Ich arbeite auf einer Hämatologischen/Onkologischen Station und wir haben zum großen Teil eine Massive Antibiotische/Antimykotische/Antivirale Theraphie laufen, das unsere Patienten nach Hochdosis Chemotheraphie, Allogener/Autologer Stammzelltransplantation leider fast alle Infekte in der Aplasie entwickeln, die sich trotz strikter Isolation einfach nicht vermeiden (lassen). Wir haben auch seid ca. 4 Jahren ein direktes Eingangsscreening für unsere Patienten auf MRSA und VRE und hab in derzeit keinen Patienten gehabt der eine NEUInfektion von MRSA bekommen hat bei uns. Wir testen wöchentlich die Patienten auf die Resistenzen. Wir haben eher die Problematik das unsere Patienten einen VRE bekommen , und das oft ohne direkte Übertragnung von Patient zu Patient oder Patient zu anderen Kontaktpersonen (anhand der jährlichen Stammbestimmung und Abgleichung können wir das nachweisen).
Wir selber können allerdings weder MRSA noch VRE Sanieren, da dies unter laufender Antibiotischer Theraphie mit sensiblen Antibiotika nicht möglich sind, und VRE Patienten bei uns eh als Resistent gelten bis sie mindestens 1 Jahr Theraphiefrei und Krankenhausfrei sind und dann 3 Stuhlproben als negtaiv bewertet worden sind.
3. Ich möchte sicherlich nicht sagen, das sich die Patientin dort oben den MRSA oder die Resistenz woanders geholt hat. Allerdings möchte ich nur aufzeigen, das es viele Verbreitungarten gibt, die weder nachvollzogen noch statistisch aufgezeigt werden. Es ist bekannt das gerade ältere Menschen oftmals Antibiotika nehmen, in einer nicht vorgeschriebenen Form, Dauer oder Art, oder es teilweise einfach von sich aus etwas nehmen ohne Hausärzte zu konsultieren. Genauso ist bekannt, das viele Hausärzte mit Antiobotika um sich werfen und sie bei dingen verschreiben , die nicht abgeklärt sind, in der Hoffnung das es hilft. Zum anderen ist eine Screeningverhalten in Kliniken leider noch viel zu selten und wird zu wenig streng gemacht.
4. Wir reden hier momentan vor allem von MRSA/ORSA einem Infektionsproblematik die zwar unangenehm aber in 99% zu beheben ist. Schlimmer wird es bei Infektionen wie 3 MRGN oder 4MRGN denn diese sind zur Zeit auf Grund der hohen Resitenzbildung noch nicht vollständig sanierbar.
5. Auch manchmal muss man Frieden erklären ^^
6. Es gibt auch einige Resistenzen die man in Kauf nimmt um andere teils Lebensbedrohende Infektionen los zu werden. So weiß man das beim CDI (Clostridium Diff.) nur Vancomycin und MEtronidazol helfen , diese Behandlung aber eine hohe Gefahr hat eben einen VRE zu entwickeln.. Ähnliches gibt es bei anderen Erkrankungen auch. Da aber ein CDI akut, schnell Lebensbedrohlich werden kann, muss man eben diese Gefahr eingehen, solang es keine andere Form der Bekämpfung ist.
so long