Allerg. Reaktionen auf Lupinen

Ich hab mir jetzt Lupinenmehl geholt fürs Eiweiß. Kann man das eigtl. auch so pur essen oder muss es erhitzt werden?
 
Hallo Uta,

Aber so ganz ohne Gefahr ist leider auch die Lupine nicht

Lassen wir mal beiseite, daß die Lupine eigentlich nicht zu den für den Menschen vorgesehenen Lebensmitteln zählen (sie enthalten in Wildform Bitterstoffe und giftige Alkaloide).

Die (verarbeitete Süß-) Lupine ist genauso eine Gefahr, wie eine Karotte, ein Apfel, eine Erbse, eine Zitronen, eine Kartoffel oder ein beliebiges anderes Lebensmittel. Alle diese Lebensmittel können nichts dafür, daß der jeweilige Mensch so seltsam auf ihre Eiweiße reagiert, es macht daher keinen Sinn, ihnen sozusagen die Schuld an der Allergie in die Schuhe zu schieben. Allergien sind ernährungsbedingte Zivilisationskrankheiten, die sich durch jahrzehntelange, auch generationsübergreifende, Ernährungfehler entwickeln. Durch die Ernährungsfehler entstehen Stoffwechselstörungen im Eiweißstoffwechsel, wodurch die normale Antigen-Antikörper Reaktion gestört wird. Dadurch können an sich harmlose Proteine nicht mehr als harmlos erkannt werden und es kommt zu den allergischen Reaktionen.


Die Lösung liegt daher nicht darin, die Lupine (oder eine andere Frucht) mit einem Bannfluch zu belegen, denn das Meiden eines Auslösers ändert natürlich nichts an der zugrundeliegenden Stoffwechselstörung. Da die Ursache immer noch besteht, entwickeln sich im Lauf der Zeit immer neue Reaktionen auf immer neue Lebensmittel. Die Lösung liegt darin, die gemachten Ernährungsfehler konsequent abzustellen, solange das noch möglich ist. Wenn man nämlich zu lange wartet und sich schon Reaktionen auf viele Lebensmittel ausgebildet haben, kann es sein, daß der Betroffene genau diejenigen Lebensmittel, die er eigentlich essen müßte, um die Allergie zu heilen, wegen heftiger Reaktionen gar nicht mehr essen kann. Dann ist Feierabend - Rien ne va plus - dann kann der Betroffene sich nur noch an Astronautenkost gewöhnen und hoffen, daß immer genügend neue Mittel zur Symptomlinderung auf den Markt kommen.
 
Hallo Carrie,

Ich hab mir jetzt Lupinenmehl geholt fürs Eiweiß. Kann man das eigtl. auch so pur essen oder muss es erhitzt werden?

Das ist hoch verarbeitet und durch die Herstellungsprozesse denaturiert. Aus gesundheitlicher Sicht sollte man so etwas gar nicht essen. Den Eiweißbedarf kann man über frische pflanzliche Nahrung viel besser decken. Das schmeckt dann auch viel besser... ;)

Aber um deine Frage zu beantworten: Das Mehl wird aus Süßlupinen hergestellt, denen die Bitterstoffe weitgehend abgezüchtet wurden. Die Alkaloide werden durch Schälen und Einweichen im Rahmen des Herstellungsprozesses weitgehend entfernt. Erhitzen sollte daher nicht notwendig sein (sonst würde es auch auf der Packung stehen).
 
Zuletzt bearbeitet:
Durch die Ernährungsfehler entstehen Stoffwechselstörungen im Eiweißstoffwechsel, wodurch die normale Antigen-Antikörper Reaktion gestört wird. Dadurch können an sich harmlose Proteine nicht mehr als harmlos erkannt werden und es kommt zu den allergischen Reaktionen.

Hallo Joachim,

in dem Fall muß ich wieder einmal darauf hinweisen, daß eine Störung der Enzyme und Fermente im Körper auch durch Gifte hervorgerufen werden kann. Dann ist nicht die falsche Ernährung die Ursache der allergischen Reaktionen (wobei es auch noch toxische Reaktionen gibt und pseudoallergische) schlicht und einfach Gift.
Dann gilt es, diese Ursache zu beseitigen in der Hoffnung, daß die angerichteten Schäden reversibel sind.

Gruss,
Uta
 
Hallo Uta,

in dem Fall muß ich wieder einmal darauf hinweisen, daß eine Störung der Enzyme und Fermente im Körper auch durch Gifte hervorgerufen werden kann.

Das ist theoretisch denkbar, kommt aber in der Praxis nur sehr selten vor - dann wenn das Immunsystem bspw. durch Medikamente stark in Mitleidenschaft gezogen wird. Ansonsten verfügt der Organismus sehr effiziente Entgiftungsmechanismen, die einen solchen Einfluß verhindern. Wären Gifte die Ursache, dann wäre auch in stark betroffenen Gebieten eine Häufung an Allergien festzustellen und das ist nicht der Fall. Ein klassisches Beispiel ist die ehemalige DDR, bspw. die Region Bitterfeld, die wirklich sehr stark belastet war. Dennoch waren Allergien dort selten, sie kamen erst mit der Wende auf.

Ich gebe dir insofern Recht, daß man Krankheiten immer ganzheitlich betrachten muß, also auch die Schadtoffe (und die belastenden Lebenssituationen) neben der Ernährung eine Rolle spielen können. Bei Allergien sind sie meiner Erfahrung nach aber nur zusätzliche Belastungsfaktoren, die eine schon bestehende Allergie verschlimmern können, aber sie sind nicht die eigentliche Ursache.

Sieh es mal so: Wenn die Ernährung nicht stimmt, dann funktioniert auch die Entgiftung des Organismus nicht mehr richtig und umso mehr können sich Schadstoffe auswirken. Der erste Ansatz sollte daher immer die Ernährung sein. Wenn man zusätzlich auch noch Schadstoffe vermeidet, kann das natürlich nicht schaden, aber eine alleinige Konzentration auf die Schadstoffe führt bei der Allergie in der Regel nicht zum Ziel.
 
Wären Gifte die Ursache, dann wäre auch in stark betroffenen Gebieten eine Häufung an Allergien festzustellen und das ist nicht der Fall.
das ist so einfach nicht richtig. erst jetzt hat man wieder durch studien belegt, dass kinder, die an viel befahrenen straßen wohnen, sehr viel häufiger unter allergien leiden, als andere kinder.
jetzt kann man natürlich sagen: "kinder, die an viel befahrenen straßen wohnen, ernähren sich alle falsch."
oder aber: "kinder, die vermehrt abgasen ausgesetzt sind, leiden durch die schadstoffbelastung häufiger an allergien."

was klingt in deinen ohren logischer?
 
Zitat von Uta
in dem Fall muß ich wieder einmal darauf hinweisen, daß eine Störung der Enzyme und Fermente im Körper auch durch Gifte hervorgerufen werden kann.
Joachim:
Das ist theoretisch denkbar, kommt aber in der Praxis nur sehr selten vor - dann wenn das Immunsystem bspw. durch Medikamente stark in Mitleidenschaft gezogen wird.
Woher willst Du wissen, daß das in der Praxis selten vorkommt?
Medikamente sind eine Möglichkeit, die Entgiftungsfähigkeiten (Leber) und die Ausscheidung (Nieren) zu schädigen. Dadurch entwickeln sich dann Leber- und Nierenstörungen, die oft nicht mehr rückgängig zu machen sind. Deshalb kann es durchaus interessant sein zu wissen, ob man von den Entgiftungsenzymen der Leber her schon genetisch schlecht weggekommen ist.

Außerdem gibt es Gifte wie Holzschutzmittel, Formaldehyd, Quecksilber, Blei, Kupfer, die u.a. die Leber (und nicht nur die Leber) mit ihren Enzymen schädigen (die Glutathion-S-Transferasen z.B.), weil sich z.B. Quecksilber an die Thiole binden und damit die Enzyme unwirksam machen.
Auch die Bauchspeicheldrüse kann durch Gifte geschädigt werden, so daß sie in ihren Funktionen in Bezug auf die Insulinherstellung nicht mehr funktioniert. Oder auch, indem sich die dortigen Verdauungsenzyme zurückentwickeln.

Gleiches gilt für die Schilddrüse, in der über die hormonelle Steuerung auch andere Körper-Systeme beteiligt sind. Quecksilber schädigt bevorzugt die Schilddrüse - entsprechend hat auch die geschädigte Schilddrüse einen negativen Eindruck auf den ganzen Körper.

Gruss,
Uta
 
"Lassen wir mal beiseite, daß die Lupine eigentlich nicht zu den für den Menschen vorgesehenen Lebensmitteln zählen (sie enthalten in Wildform Bitterstoffe und giftige Alkaloide). "

Lupinen sind neben allen möglichen Bohnensorten seit jeher Grundnahrungsmittel in praktisch allen Entwicklungsländern. Und das mit gutem Grund.

Vielleicht sollte man sich mal schlau machen, wieviel Allergiker es dort gibt.
 
Hier ein aktuelles Allergikerfallbsp. auf Lupinen(mehl) bei uns. Auch ganz interessant.

Lupinenmehl - ein Allergen gewinnt an Bedeutung​

Eine 48-jährige Patientin stellte sich aufgrund oropharyngealer Symptome und Dyspnoe nach dem Genuss einer Rumkugel zur allergologischen Abklärung in unserer Ambulanz vor. Die initiale allergologische Diagnostik war bis auf den Nachweis einer Sensibilisierung gegenüber Soja unauffällig, diese stellte sich jedoch als klinisch nicht relevant heraus. Erst nach oraler Provokation mit der Rumkugel unter stationären Bedingungen und anschließender Herstelleranfrage bezüglich der Zutaten konnte Lupinenmehl als auslösendes Allergen ausgemacht werden. Mittels Immunoblot-Inhibition konnte bei unserer Patientin eine primäre Sensibilisierung gegenüber Lupine nachgewiesen werden. Lupinenmehl wird zunehmend als Nahrungsmittelzutat, insbesondere in Backwaren, eingesetzt. Unser Fallbericht soll die Leserschaft für die wachsende Bedeutung dieses Allergens sensibilisieren und somit eine schnellere Diagnosefindung bei Lupinenallergien ermöglichen.

Quelle:

Abteilung für Allergologie, Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Universitätsklinikum Münster
(S.A.Grundmann; M.Mertens; S.Hungeling; R.Brehler) / Fachzeitschrift, Ausgabe Juli 2008 " Aktuelle Dermatologie"


Auszug aus einer anderen deutschen Quelle :

Methoden: Wir haben 14 aktuell noch exponierte Bäcker mit bekanntem Bäckerasthma untersucht. Neben einer klinischen und Berufsanamnese wurden eine körperliche Untersuchung, ein Lungenfunktionstest, Pricktests sowie serologische Allergietests mittels CAP-System (u.a. mit Lupinensamen f335, Ernuss f13) und Inhibitionstests durchgeführt.

Ergebnisse: Alle Bäcker gaben arbeitsplatzabhängige Beschwerden mit rhinokonjunktivitischer und asthmatischer Symptomatik an, in allen Fällen war eine obstruktive Ventilationsstörung nachweisbar. Sensibilisierungen lagen gegen eine Vielzahl von Bäckerallergenen (v.a. Weizen- und Roggenmehl) vor. Bei 7 der 14 Untersuchten (50%) war eine Sensibilisierung gegen Lupinenmehl nachweisbar, davon waren 5 auch gegen Erdnuss sensibilisiert. Ein Kontakt zu Lupinenmehl war nicht allen Sensibilisierten bekannt. Mit Lupinensamenextrakt wurde die Reaktion auf Erdnuss in allen 5 Fällen inhibiert.

Schlussfolgerungen: Es konnte gezeigt werden, dass das neuerdings vermehrt in der Backindustrie eingesetzte Lupinenmehl offenbar auch als inhalatives Berufsallergen im Backgewerbe eine Bedeutung hat. Hierbei besteht eine hohe Kreuzallergenität zwischen Lupinen und Erdnüssen. Das Vorkommen in Backmischungen ist häufig nicht bekannt, wodurch eine Meidung des Allergens erschwert wird. Somit ist eine europaweite Deklarationspflicht für Lupinenmehl im Interesse des Herstellers und Endverbrauchers zu fordern.

Quelle: Fachzeitschrift : Pneumologie Heft S 2; 2008


Liebe Grüsse NellyK
 
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