Infections reveal inequality between the sexes : Nature News & Comment
Das Immunsystem von Männern und Frauen reagiert sehr unterschiedlich auf Infektionen - und Wissenschaftler nehmen das immer mehr zur Kenntnis. Eine aktuelle Forschung, die bei einem Treffen der Mikrobiologen in Boston vorgestellt wurde, deutet darauf hin, dass diese Unterscheidung zwischen Mann und Frau Impfprogramme beeinflussen könnte, und zu einer gezielteren Behandlung von Krankheiten führen könnte.
Hinweise, dass Männer und Frauen mit einer Infektion anders umgehen
Why can't a woman be more like a man? : Nature News gibt es seit einiger Zeit . Im Jahr 1992 entwickelte die Weltgesundheitsorganisation in aller Eile einen neuen Masern -Impfstoff , nachdem es zu einem erheblichen Anstieg der Todesfälle von Säuglings - Mädchen kam. Es ist noch nicht klar, warum Jungen nicht betroffen waren, aber der Vorfall war eine der ersten solcher Beispiele, die die Aufmerksamkeit der Wissenschaftler fesselte.
Frauen könnten eine besonders schnelle und starke Immunantwort entwickelt haben, um Föten und Neugeborene zu schützen, sagt Marcus Altfeld, Immunologe an der Heinrich-Pette-Institut in Hamburg, Deutschland. Aber es hat seinen Preis: das Immunsystem reagiert sehr leicht, und greift den Körper an. Dies könnte erklären, warum mehr Frauen als Männer dazu neigen, Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose und Lupus zu entwickeln.
Doch nur sehr wenige Studien beurteilen Männer und Frauen getrennt, so dass alle geschlechtsspezifischen Effekte maskiert werden. Und viele klinische Studien sind nur von Männern, weil Menstruationszyklus und Schwangerschaften die Ergebnisse erschweren. "Es ist irgendwie eine unbequeme Wahrheit", sagt Linde Meyaard, Immunologe am University Medical Center Utrecht in den Niederlanden. "Die Leute wollen nicht wirklich wissen, dass das, was sie erforschen, sich geschlechterspezifisch unterscheidet."
Nun beginnen die Wissenschaftler einige präzise Mechanismen herauszukitzeln. Bei dem Treffen von Forschern einer Infektionskrankheit berichtete Katie Flanagan von der University of Tasmania in Australien über einen Tuberkulose-Impfstoff, der gambischen Kindern gegeben wurde. Sie stellte fest, dass der Impfstoff die Produktion von entzündungshemmendem Protein bei Mädchen unterdrückt, aber nicht bei Jungen. Dadurch erhöhten sich die Immunantworten der Mädchen, bzw. der Impfstoff wurde in seiner Wirksamkeit verstärkt.
Hormone spielen auch eine Rolle. Östrogene aktivieren antivirale Reaktionen, und Testosteron unterdrückt Entzündungen. Ähnliches zeigte eine Behandlung von Nasenzellen mit Östrogen, bevor die Nasenzellen dem Influenza - Virus ausgesetzt wurde: hat weitere Hinweise aufgedeckt
Estrogenic compounds reduce influenza A virus replication in primary human nasal epithelial cells derived from female, but not male, donors | Lung Cellular and Molecular Physiology : nur die östrogenbehandelten Zellen bekämpften das Virus, die anderen nicht.
Genetische Faktoren könnten auch beteiligt sein, wie die Geschlechter mit der Infektion umgehen. Meyaard studierte ein Protein, TLR7 genannt, das Viren aufspürt, und Immunzellen aktiviert. Kodiert durch ein Gen auf dem X – Chromosom, verursacht das Protein bei Frauen eine stärkere Immunreaktion als bei Männern
PLOS Pathogens: CD200 Receptor Controls Sex-Specific TLR7 Responses to Viral Infection
Zukünftige Studien werden die Einflüsse von Hormonen und Genen auf Infektionen erforschen, um geschlechterspezifisch Medikamente und Therapien anzupassen, oder Impfdosen für Frauen zu halbieren.
"Die Leute neigen dazu, geschlechterspezifische Unterschiede solange wie möglich zu ignorieren", sagt Flanagan. "Die Leute werden eine Menge Überraschungen erleben."