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Beim Tod meiner Eltern war in beiden Fällen die erste Regung die Erleichterung, dass sie es überstanden hatten. Beide waren zuvor lange krank. Beide durften zu Hause sterben mit Hilfe eines Pflegedienstes und dem Einsatz zuerst meines Vaters, bei meinem Vater meiner Schwester, die wir übrigen drei Geschwister an den Wochenenden ablösten. Auch ein Nachbar, mit dem er befreundet war, half aus. Die Trauer kam nach der Beschäftigung mit den amtlichen Dingen, der Trauerfeier, dem Auflösen des Haushaltes usw. So kam die Trauer erst nach und nach und konnte so besser verarbeitet werden. Sie ging allmählich in schöne Erinnerungen über, die Dankbarkeit, dass sie uns eine unbeschwerte Jugend, eine fröhliche sorglose Zeit auch in Kriegszeiten ermöglichten, dass wir in der Familie viel sangen, dass wir mit unseren Altersgenossen schöne Feste feiern durften, Tanzfeste, bei denen mein Vater auf dem Klavier den Marschwalzer spielte, und Musiktreffen bei denen meine Mutter einen großen Topf Kartoffelsalat mit Würstchen bereit hielt. Ich war allein bei meinem Vater am Wochenende bevor er am Montag starb. Ich hatte den Eindruck, dass er bereits auf dem Weg in eine andere Welt war. Er schaute mit strahlendem Gesicht nach oben und sagte: „Er macht die Tore auf.“ Schon das machte mich getrost, dass er gut drüben angekommen war in einer besseren Welt.
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