Wissen über Trauer hilft überhaupt nicht

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26.09.12
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Hallo!

Wahrscheinlich wird die beste Antwort von der "Zeit" erfolgen, aber evt. habt ihr ja Ideen...
Meine Mutter ist am 01.11. verstorben und jetzt gehe ich sämtliche Phasen der Trauer durch.
Ich bin im Moment nur so gesättigt von Gesprächsangeboten, Trauerangeboten, diversen Informationen zu den verschiedenen Phasen der Trauer, dem Zulassen, Abwarten, und so weiter...

Und ja, ich treibe viel Sport, musiziere, bin an der frischen Luft, ernähre mich bewusst gesund, nehme Vitamine etc. Tut alles gut und natürlich ist es ein Teil der Trauer, dass sie dann, wenn obige Massnahmen "nachlassen" ihren Platz fordert.

Aber ich beobachte seitdem an mir folgendes, was ich nicht verstehe:
1) Ich träume mich sehr oft weg. Das kenne ich so extrem nicht von mir. Merkwürdigerweise handeln meine Tagträume aber von (fast) einer Kopie meines richtigen Lebens. Nur mit anderen Namen der Personen und ergänzt mit Charakteren, die mir irgendwann einmal begegnet sind, die ich auch nicht unbedingt wiedersehen möchte.
Es gelingt mir nur irgendwie nicht, intensiv und dankbar "reell" zu leben.
Durch diese Tagträume leidet also meine Realität, mein Partner, der nicht die Anerkennung erhält, die er verdient. Ganz nebenbei auch meine Arbeit.
Ich kann beim besten Willen auch nicht identifizieren was in meinen Träumen vorhanden sein soll was mir im Alltag fehlt. Eher im Gegenteil, wie gesagt fast eine Kopie meines Lebens.

2) Physische Zimperlein. Klare Auswirkungen des Verlustes. Grippe, Hexenschuss, diverse Verspannungen, Erkältung,...
Nur inzwischen nervt es mich, dass mein Körper nicht aufhört so negativ zu reagieren. Auch anbetracht der Tatsache, dass ich wirklich finde, dass ich Vieles der empfohlenen Tätigkeiten wie z.B. bewusst Sport treiben, durchführe.
Also kurzum: wie soll ich mich noch mehr bemühen, gesund zu bleiben, in Einheit mit mir selbst zu geraten? Und ohne, dass ich mich dadurch dann auch wieder stresse...

Es ist schon alles sehr, sehr merkwürdig in dieser Zeit...

Lieben Gruss
Blume2
 
Hallo Blume2,

ich denke auch, daß Trauer Zeit braucht. Man kann sicherlich etwas tun, um von der Trauer abzulenken und seinem Körper mit Seele zu helfen, besser mit der Situation umzugehen. Aber Zeit braucht es trotzdem.

Bist Du am Ende eine Frau, die es immer allen Recht machen will und die sich darüber öfters mal selbst vergißt? Dann wäre diese Trauer um die Mutter vielleicht ein Anlaß, mal wirklich Dich selbst und Dein Empfinden und die Bewältigung der Trauer in den Mittelpunkt zu stellen?

Darf ich fragen, wie alt Du bist? Wie alt war Deine Mutter? Ist sie plötzlich gestorben oder war sie vorher schon eher krank als gesund? Hattet Ihr ein gutes Verhältnis?

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano

Danke für Deinen Anstoss.
Ich bin 31, meine Mutter war 66 und wir hatten ein sehr gutes und enges Verhältnis. Sie hat über 6 Jahre mit Krebs, Herzproblemen etc. gekämft, es sah bis 1,5 Wochen vorher sehr gut aus, nicht austherapiert, viele offensichtlich anschlagende Behandlungen gefunden- da schwanden auf einmal die Kräfte.

Tja, seitdem mir meine Tagträume bewusst wurden, frage ich mich natürlich kontinuierlich ob jetzt Zeit für eine Änderung gekommen ist. Aber wirklich neue Sehnsüchte oder Wünsche entdecke ich nicht...

Diese Tragik liegt mir ja so garnicht...!!

Ich stehe nur so neben mir und die nächste Erkältung bahnt sich auch schon wieder an, was ich sehr leid bin.

LG Blume2
 
Liebe Blume 2

Was du beschrieben und an dir beobachtet hast,habe auch ich so ähnlich erlebt nach dem Tod meines Mannes und meines Vatis.

Ich bin der Auffassung,dass jeder so einen Schicksalsschlag in seiner individuellen Art erlebt und anderst verarbeitet .
Das wichtigste ist ,man muss die Trauer zulassen.
Auch ich versuchte mich abzulenken ,ging nach dem Tod meines Mannes nach drei Wochen wieder arbeiten u.u.

Aber in dieser Zeit, in der ich zu Hause war,ließ ich mich fallen,las Bücher mit dieser Problematik ,fuhr täglich zum Friedhof ,legte ein neues Fotoalbum an und beschåftigte mich nur mit Dingen die mich mit meinem Mann verbanden und später mit meinem Vati.
Auch jetzt noch nach so vielen Jahren,schaue ich jetzt beim Schreiben auf die alte Kamera meines Mannes ,oder auf die Lupe meines Vatis,sie liegt hier auf dem Schreibtisch.

Diese liebevollen Dinge von ihnen geben mir Wärme und strahlen etwas sehr vertrautes aus ,was mir sehr geholfen hat und gut tut.

Lange Zeit war ich immer krank( Zipperleins) und ich fùhlte mich so erschöpft und dann schlich sich langsam wieder die Leichtigkeit in mein Leben und mein Immunsystem arbeitete wieder normal.

Vieleicht schreit der Körper in dieser Zeit nach Ruhe und zwingt uns,sie auch zuzulassen.

Liebe Blume2,
du bist noch so jung und hast dein Leben noch vor dir.Es tut mir sehr leid,dass du deine Mutti so frùh verloren hast und du nun deinen Weg ohne sie gehen musst.
Aber es wird auch wieder die alte Lebendigkeit eintreten mit alldem,was das Leben fùr dich bereithält,mit dem Gefùhl,dass deine Mutti auch jetzt, immer bei dir ist.

Sei lieb umarmt von Wildaster
 
Diese liebevollen Dinge von ihnen geben mir Wärme und strahlen etwas sehr vertrautes aus ,was mir sehr geholfen hat und gut tut.

Hallo Wildaster

Ja, so geht es mir auch, wenn ich z.B. Ohrringe meiner Mutter trage.

Es tut mir gut, davon zu lesen, dass Du wieder Leichtigkeit erlebst, ein schönes Wort an dieser Stelle. Und das nach Deinen Verlusten erwähnen zu können zollt mir Respekt ab.

Im Prinzip würde ich gerne noch mehr Zeit darauf verwenden, mich auszuruhen. Unweigerlich waren die letzten Jahre für alle recht anstrengend, aber das lässt sich nicht mit der Arbeit vereinbaren.
Wie hast Du Deinem Körper geholfen?
 
Liebe Blume 2

das ist eine schwierige Frage,denn der Prozess war schleichend und hat auch sehr lange gedauert.
Ich versuche einmal eine Antwort darauf zu finden,denn oft fragen mich meine Freunde und Arbeitskolleginnen,woher meine Kraft und Energie kommt.

Ich muss sagen liebe Biene2, so richtig gesund war ich nie und schob es immer auf das Alter.
Erst hier im Forum bekam ich auf vieles Antworten und Hilfe.

Aber es geht ja um die kōrperliche Verfassung nach einem Schicksalsschlag.
Ich gönnte mir die Ruhe die ich brauchte und zog mich nach der Arbeit zurùck und lebte ein ganz anderes Leben als draußen.
Eigentlich machte ich nichts weiter als auf meinem Bauch zu hōren und mit der Zeit begann ich, mit den mir naheliegenden Menschen darüber zu reden.

Meine ,,sogenannten " Krankheiten ignorierte ich sehr oft und erduldete sie,hatte doch mein Mann so sehr gelitten und alles ertragen und ich wollte auch stark sein.
Aber die seelische Leichtigkeit ist so wichtig und und die fand ich.

Liebe Biene2
ich trage z.B.den Ehering von meinem Mann an einer Kette und der Ring liegt am Herz.
Der Garten meiner Eltern ist noch so wie sie ihn anlegten und alles von ihnen ist noch an seinem Platz.
Ach ,ich kōnnte so viel schreiben um zum Ausdruck zu bringen ,wie ich mich noch mit ihnen verbunden fühle und ,dass sie einen großen Anteil daran haben,dass ich in mir ruhe und in vielen Dingen meinen Humor nicht verloren habe.

In den ersten Jahren nach dem Tod meines Mannes und Vatis habe ich ein Traumtagebuch geführt,denn ich tråumte sehr real und wenn ich mit einem Problem einschlief hatte ich frùh eine Lōsung,auch jetzt noch.
Klingt jetzt sicher etwas seltsam und am Thema vorbei,doch hat es fùr mich sehr viel damit zu tun.

Liebe Grüße von Wildaster
 
Hallo Blume,

klar, daß bloßes Wissen nix nützt. Das ist ja überall so.

Also "Trauern" heißt nicht "Traurig-Sein" oder Weinen oder sonst einen Gefühlszustand haben (obwohl dies alles vorkommt). Sondern Trauern ist Arbeit. Wirkliche, intensive Seelenarbeit. Freud hat das Wort "Trauerarbeit" geprägt und in seiner etwas schwierigen Metapsychologie erklärt, was da geschieht. Schwer verständlich - man muß es nicht verstehen.

Man muß es MACHEN. Also, wenn Du das Folgende liest und drüber nachdenkst - hast Du schlechte Karten. Wenn Du's TUST, wird was passieren - Hindernisse, Langeweile, möglicherweise Erstaunliches. Du brauchst nicht zu glauben, was folgt - nur TUN. (Gegen alle Gewohnheitsmuster, ja?)

Es geht so:

OVERCOMING SO-CALLED SEPARATION

When someone you love has died or abandoned you, and you feel longing and the pain of separation: then that person is right there, completely close to you. She is walking, sitting, eating, sleeping by your side. This is not about daydreaming. In-stead, you realize her presence. It is about sense perceptions: you feel her warmth, hear her breath, recognize how she is walking, realize what she is interested in. Daydreaming is very boring; whereas her presence always means meeting her for the first time. That is happiness.

You may listen to her. You’ll be surprised. She may make you aware that there are much bigger problems than your grief and lots of things to do. You may forget about yourself. That is compassion. You can give her your energy. You may train in that. This is practice. Certainly, your energy will get through. That is skillful means.

Feeling her presence changes your perceptions, thoughts, feelings, conduct. It is not “as if”; it’s real. You may see colors for the first time. This is magic. You are ori-ented towards THAT. You may be unable to play your habitual games any more. Instead, you find yourself meeting challenges, doing sensible things, helping others, softened, cheerful, courageous. Seeing that, she will be happy and encourage you further.

Realizing her presence requires a deliberate, spontaneous leap, kind of joyous effort again and again. Staying in her presence, letting yourself be gently pushed, requires discipline. That is love. There is no separation - no matter which illusions arise in ex¬ter¬nal reality. Sometimes you get distracted but you keep coming back. To her - to your¬self. You need not check whether she is still there. You neither believe nor doubt but you know and feel.

According to outer appearance, of course, she may do various things. She may be with another man. So what? How could anything separate her from you? How could you ever wish anything for her but happiness, no matter with whom? You abide in her presence, loving her. You may do your best to help her wishes materialize. Due to the illusion of circumstances, you may even disappear. That is fidelity. Whereas, indulging in depression, anger, jealousy, thinking she is absent, complaining and struggling with so-called reality, is based on delusion. It will prevent you from relating with her and sadden her a lot.

Once you get acquainted with her, you need not cling. You may leave, relate with others, and return sometimes. Touch and go. Still, wherever you are, she reminds you, wakes you up. You act the way her presence inspires you to. That is devotion. No regrets. She won’t be close to you any longer but one with you - simply, ordinar-ily, kitchen sink level. Nothing special, mystical. Just oneness: what you had been longing for all the time. Like her, of course. She never was any different from your heart, mind, soul. That is marriage. And this may not be the end of the story.​

Tut mir leid, daß es Amerikanisch ist. Ich mußte es mal schreiben als Ultrakurztext für eine Zeitschrift, als ich in USA war. Hab jetzt nicht Zeit, es ins Deutscche zu übersetzen.

Es ist wohl erprobt, von mir und Freunden, Studenten. Durchaus mühsam. Und führt wer weiß wohin.

Wie ich drauf kam: Ich mußte einmal viel in einer Großstadt rumlaufen, was mich nervte. Ich war verliebt und vermißte meine Freundin. Fand mich immer wieder in unzufriedenen Gedanken an die Abwesende; ich zog mich selber runter. Plötzlich, unerwartet, hab ich mich eingekriegt: "Wenn ich schon alle paar Augenblicke an sie denke - dann ist sie ja gar nicht abwesend, sondern faktisch da in meiner Gegenwart! Aber dann will ich sie auch richtig hier haben!" Also hab ich sie "vergegenwärtigt": ich stellte mir vor, daß sie neben mir ging (rechts wie üblich) - und dann wurde das / sie immer konkreter, sinnlicher: ihre Schritte (etwas rascher als die meinen) wurden mir gegenwärtig, meine rechte Körperhälfte wurde wärmer; Gefühl, als würden sich dort meine Härchen aufrichten, mein rechtes Ohr wachsen. Ich fand mich lächelnd. Dann wußte ich (ohne denken zu müssen), was sie interessieren würde: bei welchen Schaufenstern sie stehenbleiben würde (natürlich blieb ich mit ihr stehen), in welches Geschäft sie, einfach mal so, reinschauen würde (natürlich kam ich mit, einfach mal so); wußte, daß sie eine bestimmte alte Frau anlächeln und freundlich grüßen würde (ich tat das auch - und die Alte lächelte zurück). Ganz nebenbei erledigte ich eben ein paar Dinge, derentwegen ich hier war. Sie wartete derweil, interessiert. Aber hauptsächlich war ich mit IHR unterwegs. Natürlich hab ich sie angeredet - "schau dort!" - "wie geht's dir denn?" - "hast schon wieder Appetit?" - und auf ihre Antwort gewartet, gehorcht. Das war reine Wirklichkeit, reine Gegenwart.

Die "Schwerarbeit" dabei ist, die konventionelle Wirklichkeitsdefinition ("ich bin allein; sie ist weg") loszulassen. Die ist zwar auf irgend einer vermeintlichen Ebene richtig, aber nicht wahr, nicht meinem Erleben entsprechend). Und wir werden so leicht rückfällig. Oder visualisieren die Wahrheit nur halbherzig, seicht - dann sind wir uns untreu. (Und kultivieren chronische Trauer, im Extremfall Depression.)

Ich mach das seit 30 Jahren. Egal ob vorübergehend oder auf Dauer getrennt oder tot - das Prinzip ist dasselbe. Zuletzt, als meine Mutter (mit 98) gestorben war. Wenn ich um eine (ärztlich und standesamtlich) Tote trauere: dann lebt sie doch, den Behörden zum Trotz, meiner Borniertheit zum Trotz in meiner Trauer, in mir. Hier, gegenwärtig. Ich brauch sie bloß dasein zu lassen, ihr Aufmerksamkeit zu schenken, bei ihr zu sein.

O.k. - besser kann ich's nicht beschreiben.

Alles Liebe,
Windpferd
 
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PS:
Natürlich ist das nicht von Freud und nicht von mir erfunden sondern wahrscheinlich Übung, Disziplin, seit es Menschen gibt.

Nachzulesen besten natürlich nicht bei den Psychos sondern bei den Dichtern. Etwa Isabel Allende: die kurze Erzählung "Walimai" in "Die Geschichten der Eva Luna". - Oder Ilse Aichinger: "Spiegelgeschichte", auch ein kurzer Text, durch den sie sofort berühmt wurde. (Weltliteratur, würde ich sagen.) Beide Texte ohne Tränen der Erschütterung wohl nicht zu lesen. - Oder, ein Sprung: Paul Claudel: "Der Seidene Schuh oder Das Schlimmste trifft nicht immer zu" - ein Riesendrama, in dem es nur um Liebe und Tod, Lebenslust und Treue geht.

Und bei den Lyrikern:

Sag mir nicht Willkommen, wenn ich komme,
Nicht Lebwohl, mein Liebster, wenn ich geh,
Denn ich komme nimmer, wenn ich komme
Und ich gehe nimmer, wenn ich geh.

Steht bei Karl Jaspers, "Philosophie Band 2" im Kapitel "Liebe". Urgestein. Die Idee schon in der Antike, bei den Mystikern, die ja die eigentlichen Realisten sind.

(Hab mich natürlich gewundert, woher der Text kommt; Jaspers ist ja nicht als Lyriker bekannt. Mühsam zu recherchieren: Es stammt von der Frau eines Freundes, Schauspielerin in den 20er Jahren, Heidelberg.)

Also: mach's gut!

Ciao,
Windpferd
 
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PPS:
Eben fällt mir noch ein anderer Ansatz zur Trauerarbeit ein, nämlich der von Jorjos Canacakis:
Akademie für Menschliche Begleitung AMB Deutschland / Dr. Jorgos Canacakis
Er ist Psychotherapeut, stammt aus Griechenland, vom südlichsten Peloponnes (Mani) und hat die dortigen, traditionellen, sehr expressiven Trauerriten adaptiert. Ich hab mal ein knapp einwöchige Trauer-Seminar bei ihm mitgemacht: er schien mir authentisch, hat selber schwere Verluste erlitten - und strahlt lebenszuversucht aus.

Nicht ganz mein Ding - ich hab's nicht so mit Ritualen, jedenfalls nicht mit verordneten. Aber vielen Teilnehmerinnen (fast nur Frauen) schien es gut zu tun.

Er bildet auch TrauerbergleiterInnen aus.

Gruß,
Windpferd
 
PPS:
Eben fällt mir noch ein anderer Ansatz zur Trauerarbeit ein, nämlich der von Jorjos Canacakis:
Akademie für Menschliche Begleitung AMB Deutschland / Dr. Jorgos Canacakis

Jorjos ist Psychotherapeut, stammt aus Griechenland, vom südlichsten Peloponnes (Mani) und hat die dortigen, traditionellen, sehr expressiven Trauerriten adaptiert. Ich hab mal ein knapp einwöchige Trauer-Seminar bei ihm mitgemacht: er schien mir authentisch, hat selber schwere Verluste erlitten - und strahlt Lebenszuversicht aus.

Nicht ganz mein Ding - ich hab's nicht so mit Ritualen, jedenfalls nicht mit verordneten. Aber vielen Teilnehmerinnen (fast nur Frauen) schien es gut zu tun.

Er bildet auch TrauerbergleiterInnen aus.

Gruß,
Windpferd
 
Es stimmt, das Wissen über die Trauer half mir nicht, denn ich befand mich in einem Ausnahmezustand der Gefühle. Darauf ist und kann man sich nicht vorbereiten.
Jeder der einen Verlust erlitten hat, empfindet tiefen Schmerz und ich persönlich finde, keine Trauer kann man mit einer anderen verglichen werden - sie ist individuell
Immer wenn ich etwas über die 5 Trauerphasen lese - Leugnen, Zorn, Verhandeln, Depression, Akzeptanz - kann ich nur sagen, diese Phasen durchlief ich nicht und es machte mich oft sprachlos, wenn ich danach gefragt wurde.

Trauern ist ein Zeichen von Liebe .....🥀


Viele liebe Grüße🌻
 
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Es kommt ja sehr darauf an, wie das Leben mit dem/der Verstorbenen vor dem Tod war. - Gestern z.B. habe ich eine Frau getroffen, deren Ehe mehr als schlecht war. Der Mann starb dann. Sie sagte, daß sie gar nicht getrauert hätte, eher im Gegenteil.... - So kann es auch sein.

Wie Wildaster sagt: Jeder erlebt die Zeit nach dem Tod anders.

Grüsse,
Oregano
 
Beim Tod meiner Eltern kam beide Male als erstes die Erleichterung, dass das Leiden zu Ende war. Die Trauer verteilte sich auf eine lange Zeit in verschiedenen Phasen. Heute nach 2-3 Jahrzehnten bleibt nur liebe Erinnerung. Das Grab haben wir Geschwister aufgegeben, da wir keine Erinnerungsstätte brauchen.
 
Es kommt ja sehr darauf an, wie das Leben mit dem/der Verstorbenen vor dem Tod war. - Gestern z.B. habe ich eine Frau getroffen, deren Ehe mehr als schlecht war. Der Mann starb dann.

Sie sagte, daß sie gar nicht getrauert hätte, eher im Gegenteil.... - So kann es auch sein.
Aber auch das "muss" nicht. Ich erinnere spontan 2 Freundinnen, die trotz schlechtem bis traumatisierendem Verhältnis zu Mutter/Vater ganz schön ins Trudeln gerieten nach deren Tod - bei der einen zu ihrem eigenen Erstaunen. Gerade bei den Eltern kann ja die gesamte Beziehung, insbesondere in der Kindheit und Jugend nochmal intensiv ins Bewusstsein gelangen ...

Wie Wildaster sagt: Jeder erlebt die Zeit nach dem Tod anders.
Ja, und manchmal ist es auch schwierig, es überhaupt in Worte zu fassen. Sehr herausfordernd finde ich auch die Kombination aus Stress (evtl. über längere Zeit wegen größerer Haushaltsauflösung oder Erbengemeinschaft ohne funktionienden Dialog und gegenseitiges Vertrauen) und Trauer. Die Trauer kommt dann u.U. erst richtig zum Tragen, wenn der Stress nachlässt.

Aber dass Wissen überhaupt nicht hilft, würde ich so nicht bestätigen. Unser Austausch hier schafft z.B. auch Wissen, beispielsweise, dass jeder die Zeit nach dem Tod anders erlebt. Dahlke hat sich vor einigen Jahren nach meiner Erinnerung mal darüber ausgelassen, dass es heutzutage als krankhaft gelte, wenn man länger als 1/2 Jahr trauert. So ein Unsinn, aber passend zu dem, wie unsere offizielle Medizin tickt.
 
Der Tod ist eine große Herausforderung, vor allem auch für Menschen, die ihn immer verdrängt haben und nie darüber gesprochen haben, so dass die Hinterbliebenen gar nicht wissen, wie er sich seine Bestattung gewünscht hätte.

Wirkliche Christen tun sich manchmal leichter, da sie den Verstorbenen in der wunderbaren Ewigkeit wissen, die uns der Herr versprochen hat und sich sicher sind der Seele des Verstorbenen wieder zu begegnen.

Auch ob ein alter Mensch stirbt, der sein Leben gelebt und genossen hat, als wenn ein Junger gehen muss, vor den Alten.

Klar, Trauer ist individuell. Jeder Mensch verarbeitet den Verlust anders und es kommt darauf an, wie nahe einem der Tote stand.
Manche werden seelisch krank und bewältigen die Trauer nicht alleine.

Außerdem kommt es sowieso meist anders, als man denkt.
Eine Gebrauchsanleitung, die hinhaut, gibt es nicht.
 
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Das fiel mir noch ein:
Sie sagte, daß sie gar nicht getrauert hätte,...
Manch einem Menschen, der sagt, er trauere nicht (so unter anderem erlebt bei einem gleichaltrigen Bekannten beim Tod der Mutter, mit der er sogar zusammengelebt hatte), nehme ich das nicht ab; spreche das aber nicht an, da es sehr persönlich ist und ja auch ein Selbstschutz-Mechanismus dahinter stecken kann.
 
Ein herzzerreißendes Projekt, was berührt und unter die Haut geht und Kindern dabei hilft etwas besser mit der Trauer zurechtzukommen.
Vielen Danke allen, die dieses Projekt sichtbar machen.❤️

Ein Hörbuch als Vermächtnis, wenn Eltern sterben.

Mamas Stimme lebt....





Allen Betroffenen und Hinterbliebenen von Herzen alles alles Gute.💓
 
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Hallo Blume2,

je mehr man sich ablenkt, um so länger dauert meiner Ansicht nach der Trauerprozeß. Es ist gar nicht schlecht, wenn man sich ab und zu bewußt hinsetzt und die Gedanken des Schmerzes und der Trauer auf sich wirken läßt. Und auch mit anderen Menschen bespricht. Ist in vielen Bereichen des Lebens ähnlich, z.B. bei einer gescheiterten Liebe.

Und dann braucht alles seine Zeit. Der Verlust wird immer schmerzen, aber es wird erträglicher.
Genau genommen muss man sich ja über den verstorbenen Menschen nicht mehr sorgen, denn dieser ist nun befreit von Schmerz und Leid. Es ist unser Leid, dass wir diesen Menschen nicht mehr haben und nun damit fertig werden müssen. Aber sollte dieser liebe Mensch für uns weiter leiden, nur damit unsere Welt so lange es geht "angenehm" bleibt?

Heutzutage ist das Thema Tod in unseen Breitengraden ein Tabuthema geworden. Die Familien leben getrennt und man erlebt es kaum noch, dass Familienangehörige daheim sterben und dass man dort Abschied nimmt. Stattdessen wird erwartet, dass man Dank der modernen Medizin immer älter wird.

So wird es auch schwieriger, sich mit dem Tod als Teil des Lebens auseinander zu setzen und abzufinden. Da muss jeder seine eigene Erfahrung machen und lernen, mit dem Verlust zu leben. Aber irgendwann überwindet man den tiefen Schmerz und wird sich an den vielen schönen Erinnerungen erfreuen.

Würdest Du - wenn es sowas gäbe - lieber eine Pille schlucken wollen und Dein Kummer wäre morgen vorbei?

Wie sieht dür Dich ein Trauerprozeß aus?

Starlight1.0
 
Genau vor 20 Jahren begannen zu diesem Zeitpunkt die letzten Tage meines Mannes. ❤️❤️ Immer noch bin ich voller Liebe und besonders an diesen Tagen vermisse ich ihn doppelt und bin dankbar für unsere
gemeinsame Zeit.💞

Liebe Grüße an euch 🌻und ins Universum.🥀💕


 
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