Von der Schwierigkeit bekocht zu werden

Horaz

in memoriam
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05.10.06
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Im Lauf vieler Jahre habe ich meine Ernährung so umgestellt, dass ich erst dann merke, wie "anders" sie ist, wenn ich mit oder bei anderen esse. Ich bin kein Anhänger irgendeiner "Richtung" und Ernährungspyramiden interessieren mich wenig. Zu fast jedem Ernährungsbuch gibt es - wie wir inzwischen wissen - von anderen Autoren die gegenteilige Meinung.

Ich ess das, was mir gut tut. Was mir nicht gut tut, esse ich nicht. Diese gesammelten Erfahrungen sind es, die meine Ernährung bestimmen. Ich habe nie einen Test auf Unverträglichkeiten gemacht und werde das auch in Zukunft nicht tun. Es wäre wahrscheinlich unmöglich durch das Ergebnis eines solchen Tests nicht beeinflußt zu werden. Obwohl seine Aussagen sogar falsch oder nur momentan sein können.

Wenn man nun bei oder mit anderen ißt, ist man aber immer in einer Zwickmühle. Ißt man das, was auf den Tisch kommt, auch wenn man weiß, dass es nicht so gut ist für die eigene Gesundheit? Nimmt man Bauchgrimmen am nächsten Tag in Kauf, um die Hausfrau nicht zu beleidigen? Oder schlüpft man in die Rolle des "Kränkelnden", der nicht alles verträgt. Leute zu bekochen ist für manche geradezu eine Lust und Leidenschaft. Manchmal drücke ich mich sogar davor zum Essen zu bleiben, um mir diese Eiertänze zu ersparen.
Wie geht ihr mit solchen Situationen um?

Viele Grüße, Horaz
 
Hallo!

Ich habe "das einfachste Rezept der Welt"
Alle meine Gürtel haben nur 3 erlaubte Löcher:
min-medium-max,
dass war's auch schon!
(Man kann das auch 3-Punkt-Regelung nennen)

Das Leben kann so einfach sein,
wenn man keine Intoleranzen hat.
Bei Männern kommt hinzu, das viele Frauen dazu neigen,
dem starken Mann auch eine "starke Menge" zu gönnen,
was oft noch getoppt wird, wenn der Mann freundlich geben wird,
doch den "kleinen Rest" von Muttern auch noch zu verdrücken,
das habe ich abgeschafft :)
 
Das erste Jahr der Umstellung zur fructosearmen Ernährung war schon schwierig. Aber das Problem ist lösbar. Ich führte ein Telefonat mit dem Koch des Essenservice, von dem wir im Büro Mittagessen beziehen, erklärte ihm mein Problem und vereinbarte mit ihm, dass ich aus den diversen Menüs mir auch Komponenten verschiedener Gerichte zusammen stellen kann. So gabs dann eben immer genaue Anweisung von mir an die Küche, was genau auf dem Teller sein soll.

War ich eingeladen, bat ich nur darum, doch bitte keine Mischgerichte (Suppen oder Aufläufe) zu machen, bei denen man schwierig das unverträgliche Gemüse abtrennen kann. Ich aß dann eben Kartoffeln und Fleisch o.ä. und fand eigentlich immer etwas Essbares. In einem Fall gabs nur Nudeln mit Tomatensoße, da gabs für mich eben Nudeln mit "Nichts". Satt geworden bin ich trotzdem.

Kurios wurde es zu Nachmittagseinladungen. Ich bat immer, möglichst keine Rücksicht auf mich zu nehmen, weil ich mir was mitbringe. Das brachte aber auch peinliche Situationen. Zu der Zeit gab es noch eine Sorte Kinderkekse, die völlig zuckerfrei waren. Ich brachte eine ganze Tüte mit, stellte sie zum allgemeinen Verzehr in die Mitte des Tischs und alle fingen an begeistert meine Kekse mit mir gemeinsam zu essen. Der Hausfrau schlief allerdings das Gesicht ein, weil ihren selbstgebackenen Kuchen zunächst niemand eines Blickes würdigte.:)))

Klar nervt es schon auch. Entweder man erntet übertriebenes Mitleid oder Kopfschütteln, weil man so vieles nicht essen will (weil man es nicht verträgt). Gerade wenn man dazu auch noch relativ schlank ist, gibts da schon öfter Kommentare, die unangenehm sind. Ich bin froh, wenn der Schwerpunkt bei Einladungen nicht gerade beim Essen liegt, aber oft genug ist es kaum zu vermeiden.

Viele Grüße Anne

Nobix, leider kann ich nicht verstehen, wie du das meinst. Kannst du noch paar erklärende Worte finden? Danke
 
Hallo Horaz,

es ist in der Tat eine Art Zwickmühle, in der man steckt, wenn man zum Essen eingeladen ist und bestimmte Speisen erfahrungsgemäss entweder nicht verträgt oder einfach nicht mag.

Da ich - wenn ich "aushäusig" esse (wobei ich Restaurants ausschliesse, in denen ich ja bestellen kann, was ich essen möchte), meistens bei Freunden bin, ist die Sache recht einfach. Normalerweise halten wir es so, dass der Gastgeber - wenn er sich nicht sicher ist - vorher fragt, ob man eine bestimmte Speise mag etc. Das ist überhaupt kein Problem, und es macht es für beide Seiten leichter, die Essenseinladung zu geniessen.

Bei Einladungen anderer Art ist es etwas schwieriger...
Wenn wirklich etwas für mich Unverträgliches auf den Tisch kommt, dann bin ich doch eher offen und bitte um Verständnis, dass ich auf bestimmte Speisen verzichten muss und möchte. Es ist nicht einfach und es hat eine Weile gedauert, bis ich so weit war, so verfahren zu können. Mittlerweile denke ich mir, wenn jemand meine Entscheidung nicht verstehen kann, dann ist das nicht mein Problem. Wenn man höflich und freundlich seine Meinung vorträgt, dann muss man sich keine Gewissensbisse oder nachträgliche Gedanken darum machen.

LG,
uma
 
Hallo !

Durch UMA's Beitrag viel mir folgendes ein:

Wir haben mal Freunde zum Essen eingeladen und natürlich vorher auch gefragt ob sie das essen mögen, oder vertragen, "selbstverständlich" war die Antwort. Wir haben uns nur hinterher gewundert, dass die leckere Quiche auf ihren Tellern blieb...

Bei einem Gegenbesuch zum Essen, staunten wir mit unseren hungrigen Mägen nicht schlecht, dass wir nur selbsthergestellte VollbioKräcker als Vor-, Hauptgang und Dessert bekamen.

Sicherlich ist das der Grund warum wir heute wieder so gesund sind...

(Wenn ich Kishon heissen würde, ich lese gerade eines seiner köstlichen Erstlingswerke, dann würde hier noch viel mehr Text erscheinen! Aber den Rest könnt ihr euch ja auch denken...)

@ ANNE
Ich habe meinen Beitrag #2, im letzten Absatz, unten etwas erweitert...
 
Ich frage mich warum Essen so eine Bedeutung hat... warum sich jemand gekränkt fühlt als Gastgeber, wenn der Gast sagt, dass er das und das nicht essen mag/kann. Warum ist das so wichtig und so häufig dann ein Gesprächsthema? Essen spaltet die Menschen. Es ist als würde man sich über Essen genauso definieren wie über seien Kleidung.
Ich hasse es, wirklich, weil ich bei meinen Großeltern jedesmal die gleichen Sprüche höre und die gleichen Blicke. Und dass mir keiner glaubt, dass es mir schmeckt, "nur" Gemüse und Kartoffeln zu essen während die anderen sich fette Ente, Fisch und Eier reinziehen. Ich mache doch auch keine Kommentare über deren Essen, wieos kann nicht jeder für sich frei entscheiden was er isst und jeder akzeptiert es?
Auf mich lauert auch schon wieder so en Hürde, weil ich im Juli einen Monat in Italien bin und dort verköstigt werde. Auf der Homepage steht zwar, dass auch für Vegetarier oder Zöliakie-Patienten gekocht werden kann, aber wenn ich dann als Veganer mit HIstaminintoleranz auftauche, der auch noch kein Gluten isst, dann hört es bei vielen auf.
 
Hallo Carrie,

dass man sich durch Essen ernährt, das ist das eine, aber Essen ist genauso ein soziales Phänomen. Gemeinsames Essen im Familienkreis oder bei Einladungen ist oft der wichtigste Programmpunkt. Für die Kunst der Küche gelobt zu werden, ist oft die größte Freude einer Hausfrau. Wer da nicht mitspielt, ist eine Art Spielverderber. Wer zum Ausdruck bringt, dass das doch nicht so wichtig sei, übt indirekt Kritik am Verhalten der anderen. Das ist das Problem.

Viele Grüße, Horaz
 
Hi,
ist doch traurig, wenn man nicht unterschieden kann ob ich nun das Essen ablehne oder den Gastgeber. Und gerade wenn es um gesundheitliche Aspekte geht sollte man doch mit etwas Toleranz rechnen dürfen. Soll ich leiden nur um dem anderen einen Gefallen zu tun?
Wirklich komisch, unsere Gesellschaft...
:wave: Carrie
 
Ist denn nicht auch verständlich, daß eine Hausfrau, die lange in der Küche gearbeitet hat, um ihre Gäste zu bewirten, dann über ein Lob froh ist?

Ich halte es so: wenn ich irgendwo eingeladen bin, sage ich, was ich auf keinen Fall esse bzw. was ich gerne esse. Es ist meistens nicht weiter schwierig, da eine Lösung zu finden. Wird z.B. ein schöner Schweinsbraten gemacht, dann gibt es dazu bestimmt auch Kartoffelsalat und Krautsalat oder ähnliches. DAnn lasse ich eben den Schweinsbraten mit. Wenn das geht, bringe ich auch gerne z.B. einen großen grünen Salat mit. DA freut sich die Hausfrau und ich mich auch.

Gruss,
Uta
 
Natürlich freut sich die Hausfrau. Ich gehe auch nicht irgendwohin, schaue mir an was es gibt und sage dann "Das esse ich aber alles nicht". Ich gebe auch vorher Bescheid. Was mich nervt, sind aber vor allem die Sprüche und angeblich mitleidigen Blicke. Ich kann noch so oft sagen dass es mir schmeckt und dass ich freiwillig auf Fleisch udn Fisch etc. verzichte, es kommt nicht an bei den Leuten. Das ärgert mich und da habe ich dann auch kein schlechtes Gewissen mehr.
Liebe Grüße Carrie
 
Hallo,

Wirklich komisch, unsere Gesellschaft...
:wave: Carrie
Ja finde ich auch, irgendwie scheint sich dass gesellschaftliche Leben ums Essen zu drehen.
Ich ich esse zwar alles, außer die Sachen die ich wegen Allergie nicht darf aber was zuviel ist ist zuviel.
Da waren wir zu einem älteren Ehepaar zum Geburtstag eingeladen sie 75 er 80. Es wurde ein Saal gemietet und zum Glück wusste ich schon von anderen Feierlichkeiten was nun kommt:D

Erst wird man mit Sekt abgefüllt, na ja zum Glück gibt es auch immer O-Saft, da ich keine Alkohol trinke...
Dann gehen alle zu Tisch und es gibt eine Vorsuppe, danach der Hauptgang meisten Fleich, Gemüse, Kroketten...das übliche halt, danach Eis!!! Alles sehr lecker aber dazwischen wird nur gesessen und geredet, sonst nichts!
Ein Glück saß meine Schwiegermutter am anderen Tisch, sonst gibt es mecker wenn ich sowenig essen...aber sonst schaffe ich das alles nicht, denn zum Überfluss gibt es kurze Zeit später noch Kaffee und Kuchen!
Wobei die Kellnerin mich zum X-Mal gefragt hatte ob ich nicht doch Kaffee will, man ist es schwer zu kapieren dass es Menschen gibt die kein Kaffee trinken!!!

Dann irgendwann war Schluss und ich dachte nur, dass wir nun hier ca. 6 Stunden rumgesessen haben und nichts anderes getan haben als gefuttern.
Mein Mann sagte noch was von, beim nächsten Mal sollten wir uns Trombosespritzen vorher verpassen lassen:D

Dann habe ich noch festgestellt es ist einfacher wenn man sagt ich war beim Arzt und habe mich testen lassen, ich bin gegen diese und jenes allergisch, als wenn man sagt ich möchte das nicht, oder ich vertrage das nicht. Harte Fakten scheinen besser verständlich zu sein:keineahnung:
Also sage ich nun immer ich bin allergisch auch wenns nur ne Unverträglichkeit ist, die meisten haben eh keine Ahnung:rolleyes:

Und sie sind auch weniger beleidigt, da man es ja nicht essen darf, vor Arzt aus quasi :D
 
älteren Ehepaar zum Geburtstag eingeladen sie 75 er 80.

Natürlich ist diese Völlerei wirklich nicht Jedermanns Sache, und im allgemeinen sind ja die Menschen heute eher zu satt als zu hungrig.

Wenn man sich aber ausrechnet, wann dieses Paar geboren wurde -
Er 1927, sie 1932 - dann wird klar, daß sie in einer Zeit aufgewachsen sind, in der zwar nicht wirkliche Not herrschte, aber doch auch kein üppiges Leben in Bezug auf Essen möglich war. 1933 fing das 3. Reich an, 1939 -1945 war Krieg, nach dem Krieg kam wieder eine sehr schlimme Zeit, und erst ab etwa 1948/9 ging das "fette Leben" an.
Vielleicht ist Leuten aus dieser Generation einfach nicht klar, daß Essen nicht mehr diesen Stellenwert hat wie einst?

Gruss,
Uta
 
@ Sternchen
genau, bei allen Feierlichkeiten oder ZUsammenkünften dreht sich alles nur ums Essen. Man sitz, isst und redet. Ich glaube das Essen ist einfach der Füllstoff, weil man sich sonst schrecklich langweilen würde bei Festen. Was ziemlich armselig ist, wenn man sich das mal bedenkt.

@ Uta
Ja das denke ich auch. Meine Groeltern haben sicher auch durch den Krieg diese Mentalität. Obwohl sie eigentlich gerade dadurch das Essen sehr zu schätzen wissen.
 
Ich denke, man muss bei solchen Einladungen auch die Häufigkeit in die Überlegung einbeziehen. Bin ich nur einmal im Jahr eingeladen, lohnt die Mühe der Überzeugungsarbeit nicht so sehr.
Bei meinen Eltern stehen aber inzwischen auf dem Kaffeetisch selbstverständlich auf Grund der unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder und Schwiegerkinder und Enkel völlig selbstverständlich neben Kuchen z.B. auch Obst, Joghurt und sogar auch Wurst und Brötchen. Das ist nicht weniger gemütlich als die herkömmliche Kaffeetafel. Man muss nur die Definition aufweichen, was "normal" ist.

Viele Grüße Anne
 
Ich denke diese Feierlichkeiten haben nicht viel was mit dem Alter zutun, sondern eher mit Tradition. Ich war schon auf Hochzeiten wo es ähnlich zuging, nur dass später noch getanzt wurde. Und schlimmer noch um Mitternacht gab es dann noch mal eine Buffet und Kaffee und Kuchen.....:p)

Am liebsten ist es mir wenn es nur ein Buffet gibt, dann kann man sich aussuchen was man will. Schlimm finde ich dies 3 Gängemenüs mit Bedienung, wo einem dass Essen quasi aufgedrängt wird und man ständig am "nein danke" sagen ist;).

Die Sache mit der beleidigten Hausfrau ist mir schon mal selber passiert, also ich war etwas beleidigt.
Und zwar hatte ich zu meinem Geburtstag ganz viel Kuchen gebacken, und zwar Obstkuchen. Nichts außergewöhnliches aber eben mit Obst und ohne Sahne, die hatte ich daneben gestellt für die Sahnefans.
Sehr lecker, ich steh auf Obstkuchen!!!
Nun hat mir meine Schwiegermutter eine Sahne-Kirschtorte mitgebracht, war nur gut von ihr gemeint und sie hat sich dabei auch nichts gedacht.
Aber was denkt ihr was nun passierte:cool:
Alle haben sich auf die Sahne-Torte gestürzt und ich stand mit meinem Obstkuchen dumm da!

Tja, so ist dass Leben...da will man denen nur Gutes und die wollen das gar nicht:mad:;)

Und sooo obergesund war mein Kuchen ja auch nicht, schließlich habe ich keine Vollkornmehl, Dinkel oder ähnlichen verwendet...da weiß ich schon dass das nicht ankommt. Und unter dem Obst war noch Pudding....hmmmm echt lecker!!!

erdbeerkuchen.jpg
 
Himmel, sieht der lecker aus !!
Stimmt, das kenne ich auch im Umkehrschluss. Als ich für meine Mutter und Schwester mal gekocht habe, ganz gesund ohne Geschmacksverstärker, da war es ihnen zu fad und Tofu würden sie ja schon gar nicht essen. Und MIR sagten sie früher immer ich soll mich nicht so anstellen weil ich Rosenkohl nicht mochte. Aber vegan kann ja nur öko-Körner-Bio sein und das kann ja nicht schmecken, weil es gesund ist.
:confused: Wieso glaubt alle Welt dass gesundes Essen nicht lecker ist? Dass man immer leiden und sich kasteien muss wenn man gesund leben will?
 
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