Themenstarter
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- 15.05.22
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Hallo an alle, die es vielleicht interessiert
Ich habe inzwischen, den ein oder anderen beim Sterbeprozess begleiten können.
Einer ist mir dabei in Erinnerung geblieben, bei dem ich gemischte Gefühle gehabt habe, weil er gerade noch mal gut gegangen ist. Das war aber eher ein Zufall und keine echte Entscheidung, im Gegenteil, es hätte eher schiefgehen können. Es geht dabei um Schmerzmittel, die nicht richtig wirken und der Frage, wie das sein kann . . .
Es handelt sich dabei um eine nahe Verwandte von mir, die das letzte halbe Jahr in einem Heim gelebt hat, aufgrund eines Sturzes und nur langsam verheilenden Wunden und einer Demenz. Meine Verwandte war sehr dünn, hat nicht immer richtig essen können und auch nicht immer Medikamente einnehmen können, aber in der Regel hat es dann doch irgendwann funktioniert mit viel Geduld und Zuwendung.
Obwohl der Stationsleiter und ich ein Palliativ-Care-Team wollten, als es meiner lieben Verwandten merklich schlechter ging, wurde das von der Ärztin erst einmal abgelehnt, weil aus ihrer Sicht noch keine Notwendigkeit bestand. Der Stationsleiter war ein sehr gewissenhafter und erfahrener Mann. Ich, als Arzt, hätte mich mehr auf sein Urteil verlassen.
Es ging dann alles sehr schnell. Wir hatten eine Hospizhelferin, die die üblichen Mittel wie Tavor gegen Ängste und Fentanylpflaster gegen die Schmerzen angeraten hatte.
Natürlich begann der Sterbeprozess kurz vor dem Wochenende. Es war schwer das Pflaster rechtzeitig zu bekommen. Meine Bekannte konnte keine Tabletten mehr schlucken und auch nicht mehr sprechen. Aufgrund des niedrigen Gewichts der Sterbenden, stellte sich zudem die Frage, ob es ausreichend wirken würde. Denn letztendlich braucht das Pflaster etwas Unterhautfettgewebe und auch ausreichend Enzyme der P-450-Gruppe, damit es wirken kann. Meine Verwandte hatte dann trotzdem Schmerzen. Ich bemerkte das und stellte ihr Fragen, die sie durch leichte Kopfbewegungen beantworten konnte.
Ich rief den Notarzt an, der dann dafür sorgte, dass im Notfall von einem anderen Patienten Morphiumspritzen gegeben werden konnten. Ich fragte ihn, was man tun könne, sollten die Schmerzmittel nicht ausreichend wirken. Darauf hatte er keine Antwort. Die Hospizhelferin, die ich anrief, ebenfalls nicht. In einem Gespräch, das Wochen vorher stattfand, habe ich wissen wollen, was man tun könne, wenn die Patientin starke Atemnot bekäme, vielleicht durch Wasser in der Lunge oder wenn die Schmerzen nicht in den Griff zu bekommen sind. Ich wollte wissen, ob eine Sedierung dann möglich wäre. Ich kann mich irren, aber sie sah mich etwas panisch an. Sie sagte auch gleich, dass das eher nicht gemacht würde, aufgrund der möglichen Atemwegsdepression und dann rutscht man in die aktive Sterbehilfe rein. Ich meinte, dass es doch für den Notfall auch Hilfe geben müsste.
Der untere Erfahrungsbericht drückt es noch etwas besser aus.:
Wenn jemand sehr dünn ist und wenn der Stoffwechsel Enzyme nicht mehr ausreichend herstellen kann, braucht man immer einen Plan B. Im Sterbeprozess findet nach und nach ein Organversagen statt, was sich auch auf die Medikation auswirken kann. Eventuelle Versagensmöglichkeiten der Medikamente sollte man vorher in Betracht ziehen, je nach körperlicher Verfassung des Patienten. Wenn der Sterbeprozess bereits begonnen hat, dann hat man für solche Fehler keine Zeit mehr, denn der Patient muss das dann erleiden . . .
Es ist in unserem Falle einigermaßen gut gegangen. Es war auch für mich und meine Bekannte ein berührender Abschied möglich gewesen. Letztendlich haben auch die Pflegekräfte dazu beigetragen, indem sie meine Bekannte in eine Art Nest gelegt haben, so dass der Rücken entlastet werden konnte.
Anmerken möchte ich an dieser Stelle noch, dass der Notarzt eine Kochsalzinfusion legen lassen wollte. Das sollte man in der Sterbephase auf keinen Fall, wenn die Nieren bereits nicht mehr gut arbeiten. Ich war heilfroh gewesen, dass ich in einem Forum zuvor gelesen habe, dass man das ablehnen sollte. Das Wasser geht sonst in die Lunge und dann ist das Ersticken wieder ein Thema. Immer wieder den Mund befeuchten ist die bessere Lösung. Meine Bekannte hat bereits angefangen Wasser in die Lunge zu ziehen. Das befeuchten des Mundes nahm ihr das Durstgefühl.
Ich habe mich in der damaligen Situation nicht gut beraten gefühlt. Heute weiß ich das Sedieren im Ernstfall sehr wohl möglich ist.
Im unteren Link geht es um die palliative Versorgung allgemein. Auf Seite 11 geht es um eine individuelle und rechtzeitige Vorausplanung und um eine mögliche Sedierung, die zwar nur selten angewandt werden muss, aber man sollte dies im Blick haben und ein Team haben, dass dies auch umsetzen kann, wenn man feststellt, dass ansonsten die Sterbephase durch Schmerzen belastet sein kann:
Ein zusätzlicher Link über Opiate in der Sterbephase. Mit diesen kann man nicht sedieren.
Ich habe inzwischen, den ein oder anderen beim Sterbeprozess begleiten können.
Einer ist mir dabei in Erinnerung geblieben, bei dem ich gemischte Gefühle gehabt habe, weil er gerade noch mal gut gegangen ist. Das war aber eher ein Zufall und keine echte Entscheidung, im Gegenteil, es hätte eher schiefgehen können. Es geht dabei um Schmerzmittel, die nicht richtig wirken und der Frage, wie das sein kann . . .
Es handelt sich dabei um eine nahe Verwandte von mir, die das letzte halbe Jahr in einem Heim gelebt hat, aufgrund eines Sturzes und nur langsam verheilenden Wunden und einer Demenz. Meine Verwandte war sehr dünn, hat nicht immer richtig essen können und auch nicht immer Medikamente einnehmen können, aber in der Regel hat es dann doch irgendwann funktioniert mit viel Geduld und Zuwendung.
Obwohl der Stationsleiter und ich ein Palliativ-Care-Team wollten, als es meiner lieben Verwandten merklich schlechter ging, wurde das von der Ärztin erst einmal abgelehnt, weil aus ihrer Sicht noch keine Notwendigkeit bestand. Der Stationsleiter war ein sehr gewissenhafter und erfahrener Mann. Ich, als Arzt, hätte mich mehr auf sein Urteil verlassen.
Es ging dann alles sehr schnell. Wir hatten eine Hospizhelferin, die die üblichen Mittel wie Tavor gegen Ängste und Fentanylpflaster gegen die Schmerzen angeraten hatte.
Natürlich begann der Sterbeprozess kurz vor dem Wochenende. Es war schwer das Pflaster rechtzeitig zu bekommen. Meine Bekannte konnte keine Tabletten mehr schlucken und auch nicht mehr sprechen. Aufgrund des niedrigen Gewichts der Sterbenden, stellte sich zudem die Frage, ob es ausreichend wirken würde. Denn letztendlich braucht das Pflaster etwas Unterhautfettgewebe und auch ausreichend Enzyme der P-450-Gruppe, damit es wirken kann. Meine Verwandte hatte dann trotzdem Schmerzen. Ich bemerkte das und stellte ihr Fragen, die sie durch leichte Kopfbewegungen beantworten konnte.
Ich rief den Notarzt an, der dann dafür sorgte, dass im Notfall von einem anderen Patienten Morphiumspritzen gegeben werden konnten. Ich fragte ihn, was man tun könne, sollten die Schmerzmittel nicht ausreichend wirken. Darauf hatte er keine Antwort. Die Hospizhelferin, die ich anrief, ebenfalls nicht. In einem Gespräch, das Wochen vorher stattfand, habe ich wissen wollen, was man tun könne, wenn die Patientin starke Atemnot bekäme, vielleicht durch Wasser in der Lunge oder wenn die Schmerzen nicht in den Griff zu bekommen sind. Ich wollte wissen, ob eine Sedierung dann möglich wäre. Ich kann mich irren, aber sie sah mich etwas panisch an. Sie sagte auch gleich, dass das eher nicht gemacht würde, aufgrund der möglichen Atemwegsdepression und dann rutscht man in die aktive Sterbehilfe rein. Ich meinte, dass es doch für den Notfall auch Hilfe geben müsste.
Der untere Erfahrungsbericht drückt es noch etwas besser aus.:
Wie unser Vater starb - erschütterndes Dokument über einen Pflegeheimbewohner - HVD Zentralstelle Patientenverfügung
Wie unser Vater starb Unser Vater erlitt vor ca. 10 Jahren einen Schlaganfall, infolgedessen er rechtsseitig gelähmt war, seine Sprache verlor und allmählich harn-, später auch stuhlinkontinent wurde. Nichtsdestotrotz konnte er am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und fühlte sich recht wohl...
www.patientenverfuegung.de
– Der Wirkstoff des Fentanyl-Pflasters wird hauptsächlich über das Unterhautfettgewebe aufgenommen. Mein Vater hat aber von ehemals 85 kg innerhalb eines Jahres kontinuierlich abgenommen, auch schon vor dem Oberschenkelhalsbruch. Er wiegt jetzt vielleicht noch ca. 40 kg, da ist kein Unterhautfettgewebe mehr. Deshalb hatten die Pflaster wahrscheinlich überhaupt keinen Effekt. (Wissen das die Ärzte nicht? Ist die Erkenntnis so neu? Oder gibt es so unterschiedliche Meinungen?)
Wenn jemand sehr dünn ist und wenn der Stoffwechsel Enzyme nicht mehr ausreichend herstellen kann, braucht man immer einen Plan B. Im Sterbeprozess findet nach und nach ein Organversagen statt, was sich auch auf die Medikation auswirken kann. Eventuelle Versagensmöglichkeiten der Medikamente sollte man vorher in Betracht ziehen, je nach körperlicher Verfassung des Patienten. Wenn der Sterbeprozess bereits begonnen hat, dann hat man für solche Fehler keine Zeit mehr, denn der Patient muss das dann erleiden . . .
Es ist in unserem Falle einigermaßen gut gegangen. Es war auch für mich und meine Bekannte ein berührender Abschied möglich gewesen. Letztendlich haben auch die Pflegekräfte dazu beigetragen, indem sie meine Bekannte in eine Art Nest gelegt haben, so dass der Rücken entlastet werden konnte.
Anmerken möchte ich an dieser Stelle noch, dass der Notarzt eine Kochsalzinfusion legen lassen wollte. Das sollte man in der Sterbephase auf keinen Fall, wenn die Nieren bereits nicht mehr gut arbeiten. Ich war heilfroh gewesen, dass ich in einem Forum zuvor gelesen habe, dass man das ablehnen sollte. Das Wasser geht sonst in die Lunge und dann ist das Ersticken wieder ein Thema. Immer wieder den Mund befeuchten ist die bessere Lösung. Meine Bekannte hat bereits angefangen Wasser in die Lunge zu ziehen. Das befeuchten des Mundes nahm ihr das Durstgefühl.
Ich habe mich in der damaligen Situation nicht gut beraten gefühlt. Heute weiß ich das Sedieren im Ernstfall sehr wohl möglich ist.
Im unteren Link geht es um die palliative Versorgung allgemein. Auf Seite 11 geht es um eine individuelle und rechtzeitige Vorausplanung und um eine mögliche Sedierung, die zwar nur selten angewandt werden muss, aber man sollte dies im Blick haben und ein Team haben, dass dies auch umsetzen kann, wenn man feststellt, dass ansonsten die Sterbephase durch Schmerzen belastet sein kann:
Ein zusätzlicher Link über Opiate in der Sterbephase. Mit diesen kann man nicht sedieren.
Palliative Sedierung - DocCheck Flexikon
Als palliative Sedierung wird eine Form der Sedierung bei schwer kranken Personen in der letzten Lebensphase bezeichnet. Sie wird eingesetzt zur...
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