Hallo, Uta,
nach meinem Verständnis ist das eine "frühe" Übersetzung, vielleicht aus der Lutherzeit. Alt - Hochdeutsch ist es nicht. Das erschließt sich, vielleicht anders als das Mittelhochdeutsch nur ganz schwer und ist fast eine "eigene Sprache". Ich musste mal den Anfang vom Hildebrandslied auswendig lernen...na, vielen Dank....:schock: !
Als Beispiel der Beginn des Hildebrandsliedes:
https://www.ib.hu-berlin.de/~hab/arnd/uebers.html
Ik gihorta dat seggen,
dat sih urhettun ænon muotin,
Hiltibrant enti Hadubrant untar heriun tuem.
sunufatarungo iro saro rihtun.
5 garutun se iro gudhamun, gurtun sih iro suert ana,
helidos, ubar hringa, do sie to dero hiltiu ritun,
Hiltibrant gimahalta [Heribrantes sunu]: her uuas heroro man,
ferahes frotoro; her fragen gistuont
fohem uuortum, hwer sin fater wari
10 fireo in folche, ...............
............... "eddo hwelihhes cnuosles du sis.
ibu du mi enan sages, ik mi de odre uuet,
chind, in chunincriche: chud ist mir al irmindeot".
1 Ich hörte das sagen,
2 daß sich Herausforderer einzeln abmühten:
3 Hildebrand und Hadubrand zwischen zwei Heeren.
4 Sohn und Vater bereiteten ihre Rüstung,
5 richteten ihre Kampfgewänder, gürteten sich ihre Schwerter um,
6 die Helden, über die Rüstung, als sie zu dem Kampf ritten.
7 Hildebrand sagte, Heribrands Sohn, er war der ältere Mann,
8 des Lebens erfahrener, er begann zu fragen,
9 mit wenigen Worten, wer sein Vater gewesen sei
10 unter den Menschen im Volke...
Hier mal zum Vergleich: Eines der bekannteren Lieder von Walter von der Vogelweide, also Mittelhochdeutsch. Das ist schon ein deutlicher Unterschied, finde ich:
https://www.erzwiss.uni-hamburg.de/internetseminar/Material1_Walther.doc
Ich sâz ûf eime steine
und dahte bein mit beine:
dar ûf satzt ich den ellenbogen.
ich hete in mîne hant gesmogen 2)
daz kinne und ein mîn wange 3)
dô dâhte ich mir vil ange 4)
wie man zer werlte solte leben.
deheinen rât kond ich gegeben,
wie man driu dinc erwurbe, 10
der keinez niht verdurbe 5).
die zwei sint êre und varnde guot,
daz 6) dicke einander schaden tuot:
daz dritte ist gotes hulde,
der zweier übergulde 7).
die wolte ich gern in einen schrîn 8).
jâ leider desn mac niht gesîn,
daz guot und weltlich êre
und gotes hulde mêre 9)
zesamene in ein herze komen. 20
stîge unde wege sint in benomen:
untriuwe ist in der sâze 10),
gewalt vert ûf der strâze,
fride und reht sint sêre wunt. 24
diu driu enhabent geleites niht 11),
die zwei enwerden ê gesunt..
Ich saß auf einem Stein,
und schlug ein Bein über das andere.
Darauf stützte ich den Ellenbogen.
Ich hatte in meine Hand geschmiegt
das Kinn und meine eine Wange.
So erwog ich in aller Eindringlichkeit,
wie man auf dieser Welt zu leben habe.
Keinen Rat wusste ich zu geben,
wie man drei Dinge erwerben könne,
ohne dass eines von ihnen verlorenginge.
Zwei von ihnen sind Ehre und Besitz,
die einander oft Abbruch tun;
das dritte ist die Gnade Gottes,
weit höher geltend als die beiden andern.
Die wünschte ich in ein Gefäß zu tun.
Aber zu unserem Leid kann das nicht sein,
dass Besitz und Ehre in der Welt
und dazu Gottes Gnade
zusammen in ein Herz kommen.
Weg und Steg sind ihnen verbaut,
Verrat lauert im Hinterhalt,
Gewalttat zieht auf der Straße,
Friede und Recht sind todwund:
bevor diese beiden nicht gesunden,
haben die drei keine Sicherheit.
Gruß von Leòn