Sommer

Ein bisschen Kühle tut jetzt gut:


Hertha Kräftner - "Kühle Sterne"
(Leseprobe

10. 3. 1951)

https://www.literaturhaus.at/buch/buch/rez/kraeftner/leseprobe.html

ES IST EINE SEEREISE BIS ZU DIR,
weil immer das Meer
vor der Liebe ist
und auf dem Meer nur der Sturm.
Immer noch sind Heros Zeiten ...
Seit Jahren ist mein Schiff
unterwegs.
Inseln ziehen vorbei,
vom Mond beschienen,
Sandküsten, traurig und leer.
Ein brauner Mann gibt Flaggenzeichen
auf der Mole.
Flöten, Schlangen und Wein in Tavernen.
Und der große Wind.
Wind mit Fischgeruch und
Albatrosschrei und Wind
mit dem Dunst aus fremden Häfen.
Das Meer und der Wind
schlagen laut an mein Boot,
aber der Steuermann
ist ein stummer Chinese.
Wie ich dich auch liebe,
du bist doch eine Seereise von mir.
Erinnerst du dich,
daß in Heros Zeiten
immer wieder ein Leuchtturm
erlischt? Und Gottes Winde
blähen nur langsam die Segel.

images
 



Dein Lachen

Nimm mir das Boot weg, wenn du
es willst, nimm mir die Luft weg,
aber laß mir dein Lachen.

Laß mir die Rosenblüte,
den Spritzstrahl, den du versprühst,
dieses Wasser, das plötzlich
aufschießt in deiner Freude,
die jähe Pflanzenwoge,
in der du selbst zur Welt kommst.

Mein Kampf ist hart, und manchmal
komme ich heim mit müden
Augen, weil ich die Welt
gesehn, die sich nicht ändert,
doch kaum trete ich ein,
steigt dein Lachen zum Himmel,
sucht nach mir und erschließt mir
alle Türen des Lebens.

Meine Liebe, auch in der
dunkelsten Stunde laß dein
Lachen aufsprühn, und siehst du
plötzlich mein Blut als Pfütze
auf den Steinen der Straße,
so lache, denn dein Lachen
wird meinen Händen wie ein
frisch erglänzendes Schwert sein.

Und am herbstlichen Meer
soll deines Lachens Sturzflut
gischtend himmelwärts steigen,
und im Frühling, du Liebe,
wünsche ich mir dein Lachen
als Blüte, lang erwartet,
blaue Blume, die Rose
meines klingenden Landes.

Lache über die Nacht,
über den Tag, den Mond,
lache über die krummen
Gassen unserer Insel,
lache über den Burschen,
den Tolpatsch, der dich liebt,
aber wenn ich die Augen
öffne, wenn ich sie schließe,
wenn meine Schritte fortgehn,
wenn sie dann wiederkommen,
nimm mir das Brot, die Luft,
nimm mir das Licht, den Frühling,
aber niemals dein Lachen,
denn sonst würde ich sterben.


Pablo Neruda : 12.7.1904 - 29.9.1973
Chilenischer Politiker und Dichter, Nobelpreisträger
 
Zwar passen meine Zeilen nicht zu euren schönen Gedichten ,aber irgentwie auch wieder doch.
Ich erfreue mich seit 2 Wochen an einer blühenden Amaryllus und 4 blühenden Weihnachtskakteen und das mitten im Sommer .
M
 
Das ist ja witzig, aber auch schön, Maichen. -
Ich habe meine Weihnachtskakteen vor ein paar Wochen in den Schatten auf den Balkon gestellt, zusammen mit einer Azalee, die ich mühsam über den Winter gebracht habe: alle zusammen blühen auch. Wundersam...
images

images.google.de/images?q=tbn:ECavZ_dwnizVHM:annflore.typepad.com

Gruss,
Uta
 
Zuletzt bearbeitet:
woran mag es wohl liegen ,die Kakteen haben zwei Jahre nicht geblüht und nun mitten im Sommer.Manchmal wundere ich mich schon über solche kleinen Wunder.
M
 
Hallo, Ihr Kakteenliebhaberinnen,

die Schlumbergera - Arten (Weihnachtskakteen) stammen ja bekanntlich aus dem Südamerikanischen Regenwald. Sie leben dort als Epiphyten. Schlumbergera benötigen drei Monate Kühle und Trockenheit, bevor sie blühen. Das ist in Lateinamerika im Dezember. Bei uns leben sie ja als Zimmerpflanzen und der Rhytmus muss gesteuert werden. So kann die Blüte schon mal zu ganz anderen Zeiten eintreten, wenn die Bedingungen entsprechend sind.
upload.wikimedia.org/wikipedia/de/8/86/Weihnachtskaktus_klein.jpg

Ähnliches gilt auch für die Amryllis - Arten und die Osterkakteen (Rhipsalidopsis - siehe hier:).
www.heimwerker.de/typo3temp/pics/355fcbb2cc.jpg

Herzliche Grüße von
Leòn

Kakteen

von Maria Luise Weissmann (1899-1929)

Sie stehen jahrelang im Topf aus Ton,
Verstockte in sich, selbstverliebte Käuze,
In einer rätselhaft verbißnen Fron
Der Form: sind Kugel, Kegel, Kreuze,

Sie gleichen Birnen, mißgebornen Köpfen,
Sind Stein-Gespenster, Schlange, Hand:
Verfeindet so dem Außen, daß in Schöpfen
Stacheln aufstehn um sie wie eine Wand,

Dahinter sie verharrn, anarchisch, kündend,
Prophet und Gott, ihr selbstbeseßnes Ich,
Bis sie auf einmal stumm, in Blumen mündend,
Sich ganz verschweigen, opfern, löschen sich.
Maria Luise Weissmann (1899-1929)
 
Durch die Blume

Ein Mensch pflegt seines Zimmers Zierde,
ein Rosenstöckchen mit Begierde.
Giesst's täglich, ohne zu ermatten,
stellt's bald ins Licht, bald in den Schatten,
erfrischt ihm unentwegt die Erde,
vermischt mit nassem Obst der Pferde,
beschneidet sorgsam jeden Trieb -
doch schon ist hin was ihm so lieb.

Leicht ist hier die Moral zu fassen:
Man muss die Dinge wachsen lassen!


Eugen Roth 1895-1976
 
Wohl wahr ;) ...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Sommerglück

Blütenschwere Tage
In Düften und Gluten rings,
Mein Herz tanzt wie auf Flügeln
Eines trunkenen Schmetterlings.

Die Rosen über den Mauern,
Der Birnbaum darüber her,
Alles so reich und schwer
In sehnenden Sommerschauern.

Das juligelbe Land
Mit dem träumenden Wälderschweigen
Fern am duftigen Rand,
Darüber die Wolken steigen -

O, wie sag ich nur,
Was alles mein Wünschen ins Weite führt!
Mich hat des Glücks eine leuchtende Spur
Mit zitternder Schwinge berührt.

Gustav Falke
(1853-1916)
 
Hallo, Uta,

Gustav Falke, wie nett, wieder ein Norddeutscher :) . Von dem habe ich bislang auch noch nie etwas gehört! (Wobei mir der Titel seines Romanes "Der Mann im Nebel" irgendwie bekannt vorkommt.

Dieses hier finde ich auch schön:

Das Birkenbäumchen.

Ich weiß den Tag, es war wie heute,
ein erste Maitag, weich und mild,
und die erwachten Augen freute
das übersonnte Morgenbild.

Der frohe Blick lief hin und wieder,
wie sammelt er die Schätze bloß?
So pflückt ein Kind im auf und nieder
sich seine Blumen in den Schoß.

Da sah ich dicht am Wegesaume
ein Birkenbäumchen einsam stehn,
rührend im ersten Frühlingsflaume.
Konnt' nicht daran vorübergehn.

In seinem Schatten stand ich lange,
hielt seinen schlanken Stamm umfaßt
und legte leise meine Wange
an seinen kühlen Silberbast.

Ein Wind flog her, ganz sacht, und wühlte
im zarten Laub wie Schmeichelhand.
Ein Zittern lief herab, als fühlte
das Bäumchen, daß es Liebe fand.

Und war vorher die Sehnsucht rege,
hier war sie still, in sich erfüllt;
es war, als hätte hier am Wege
sich eine Seele mir enthüllt.


Geboren am 11.1.1853 in Lübeck. Falke wurde Buchhändler in Hamburg, später in Lübeck, Essen, Hildburghausen und Stuttgart. 1880 kehrte er nach Hamburg zurück und wurde hier Klavierlehrer. Falke starb am 8.2.1916 in Großborstel/Hamburg. Deutscher Schriftsteller; Lyrik und Erzählungen, auch in niederdeutscher Sprache.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Falke

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Naja, wenn ich schon bei Birken sind, dann möchte ich jetzt auch zu eines meiner alten Lieblingsgedichte hier hineinsetzen. Es hat mich früher sehr berührt. Es wirkt auf mich wie ein Liebesgedicht.

Birkenlegendchen

von Börris von Münchhausen (1874-1945)

Birke, du schwankende, schlanke,
Wiegend am blassgrünen Hag,
Lieblicher Gottesgedanke
Vom dritten Schöpfungstag.

Gott stand und formte der Pflanzen
Endlos wuchernd Geschlecht,
Schuf die Eschen zu Lanzen,
Weiden zum Schildegeflecht.

Gott schuf die Nessel zum Leide,
Alraunenwurzeln zum Scherz,
Gott schuf die Rebe zur Freude,
Gott schuf die Distel zum Schmerz.

Mitten in der Arbeit und Plage
Hat er leise gelacht,
Als er an den sechsten der Tage,
Als er an Eva gedacht.

Sinnend in göttlichen Träumen
Grab seine Schöpfergewalt
Von den mannhaften Bäumen
Einem die Mädchengestalt.

Göttliche Hände im Spiele
Lockten ihr blonden das Haar.
Dass ihre Haut ihm gefiele,
Seiden und schimmernd sie war.

Biegt sie und schmiegt sich im Winde
Fröhlich der Zweiglein Schwarm,
Wiegt sie, als liegt ihr ein Kinde
Frühlingsglückselig im Arm.

Birke du mädchenhaft schlanke,
Schwankend am grünen Hag,
Lieblicher Gottesgedanke
Vom dritten Schöpfungstag.


https://de.wikipedia.org/wiki/Börries_von_Münchhausen
 
Noch einmal Allmers (ich hoffe, wir hatten dieses Gedicht noch nicht):

Mittag

Rings alles still - wohin man horcht und späht,
Im schatt'gen Walde, wie auf lichter Flur;
Nicht einmal eines einz'gen Vogels Laut,
Kein Blattgesäusel, keines Hauches Wehn,
Denn die Natur hält ihren Odem an.

Weißglühend senkt die Sonne scheitelrecht
Ihr Strahlenmeer herab aufs stille All,
Und kein Gewölk am ganzen Horizont
Erspäht der Blick, nur eine weiße Flocke
Hängt leuchtend dort, ganz einsam, wie verloren,
Ganz regungslos im glühenden Azur.

"Es schlummert Pan", so redeten sie einst.
"Seid stille, stört den Geist des Waldes nicht."
Nun aber ist er tot, der alte Pan.
Und mit ihm sind gestorben der Dryaden
wie der Najaden gütige Gestalten,
Die schützend tief im Walde Wohnenden,
In grüner, quelldurchrauschter Einsamkeit, -
Dahin die ganze alte schöne Welt.

Du aber, Mensch, befolge noch das Wort;
Sei still in wunderbarer Mittagszeit,
Daß du den Traum des Waldes nimmer störst
Durch wüsten Lärm, und laß die Arbeit ruhen
Und ruhe selbst und träume. Es ist süß,
Ganz aufzugehen in das große Schweigen
Und eins zu werden mit der Natur.
 
1

Sommer-Inspirationen

Nur wie eine Blume Sein
Die machtvoll wirkende Umgebung, die großen Felsbrocken,
die zerklüfteten steilen Abhänge hinunter zum Dorf,
machen den Wanderer auf die versteckte Gewalt aufmerksam,
die in der Natur lauert, jederzeit bereit, ihn zu zerschmettern.

Der Mensch, der sich für alles überstrahlend hält,
wie offenbart er sich seiner Welt?
Seiner Feigheit gab er den Namen Diplomatie,
in seiner Angst zerstört er das Wehrlose.

Mit festem Blick wendet er sich furchtvoll ab
putzt sich mit seiner Friedensfahne die Nase
und sein Schrei nach Frieden
ist nicht mehr als eine Pantomime.

Am Boden zwischen den Steinen wachsen zarte Blumen,
schauen aus wie kleine Krokusse, weiß und ein dunkles lila.
Die Quelle ihrer Schönheit liegt nicht sichtbar,
die Knollen gut versteckt fest im Boden eingegraben.

Ihre zum Himmel strebenden Blüten sind leicht verwundbar
von jedem unachtsamen Fuß zu zertreten.
Trotzdem entfalten sie sich in ihrer ganzen Pracht,
ungeachtet der sie umgebenden Gefahren.

Was für ein Unterschied, wenn sich Leben entfaltet,
so ganz ohne Angst der Welt die Wahrheit zeigend
das wahre Gesicht als Bild hingeben
und die stummen Worte: mögt mich, wie ich bin.

Die Idee für das Leben als Blume ist stärker,
als der Wunsch, ein Mensch zu bleiben.
Zu früh schluckt das Lebewesen Mensch die Lüge,
daß es am Ende den Frieden umsonst gibt.

(Kreta, 1990)
 
du,du streichelst meine haut ,und wärmst mein innere
du sorgst das ich zum glühen komme...
meine sonne
sommer,kirsche süss und rot,ihr saft tropft beim essen langs mein hand,ein rotes spur hinter sich lassend.
zwei schmetterlinge tanzen vor mich auf den weg.
mir zeigend wie freudig und leicht das leben ist, in ihre einfachkeit
natur du bist mein sommer,sogar im winter.

soul
 
liebe du bist da,
ein lachen ,ein sehr breites lacheln uberdeckt mein gesicht.
spontan kam es von drinnen,völlig unertwartet.
mein eigen liebe zu spüren,ist oder es gerade sommer geworden ist.
mein lebensfreude ist so gross das ich jedem umarmen könnte,und küssen,und sagen seh,wie schön es ist da zu sein.
komm tauch ein in der welt der liebe, in dein sommer,und erfahre was es ist.
lass dich nicht stoppen.gehe davor,nimm es dich,dein leben,dein liebe,dein sommer

soul
 
4

Sommerliebe ist Teil eines Zyklus, der Zeit - der Zyklus ist GANZ

Danksagung an die Zeit
Ich danke der nüchternen, emotionslosen Zeit,
die bar jeden subjektiven Urteils
aus gedachten Unwahrscheinlichkeiten
fühlbare Optionen macht.
Ich danke der Intelligenz der Zeit,
die aus verschiedenen Optionen
immer wieder und wieder
liebevoll ausgewählte,
greifbare Realität neu gestaltbar erschafft.
Ich danke der verändernden Zeit,
sie ist der Weg von einem
alten Zustand hin zu einem neuen;
sie ist wie ein treues Pferd, das
seinen Reiter sicher zum Ziel bringt.
Ich danke der stabilen, zuverlässigen Zeit,
ohne Zeit die Liebe keine Chance hätte,
ihren Willen für eine neue Vernunft im
Miteinander in eine Absicht umzusetzen.

Mit freundlichen Grüßen an León
 
Mit meiner lieben Frau gestern von Walanstadt aus mit dem Tandem dem Walensse entlang, den Kerenzerberg hoch (300 Hö.Met.) und wieder runter nach Mollis ins Gäsi (bei Weesen), Picknick, baden, weiter mit dem Tandem und Rückenwind entlang dem schönen See nach Unterterzen, Solero-Exotix-Glace genossen, baden bei recht starkem Wellengang und angenehmer Wassertemperatur, auf dem schwimmenden Trampolin herumgesprungen und x-mal wieder mal den Vorwärtssalto probiert, aber doch nicht ganz gestanden, das streicheln des warmen Windes auf der Haut gepürt, dann wieder zum Auto geradelt, am Abend auf der Haut der Schultern gespürt, dass die Sonnencreme eben im Auto war und nicht dabei, weil es eben soooo schön war, dass wir doch länger unterwegs waren als geplant.....einfach schön: eben SOMMER!!! :bang:

Und Heute ist ein anderer Tag, auch Sommer und moementan ist es draussen 30.4 Grad am Schatten und ich bearbeite unsere Steuererklärung...:chat:
 
Hallo, Uta,
nein, das Allmers-Gedicht "Mittag" hatten wir bislang noch nicht. Ich fände es aber auch nicht schlimm!

Hier ein kleines von Christian Morgenstern:

Vormittag am Strand

Es war ein solcher Vormittag,
wo man die Fische singen hörte;
kein Lüftchen lief, kein Stimmchen störte,
kein Wellchen wölbte sich zum Schlag.
fliegenderfisch.jpg

Nur sie, die Fische, brachen leis
der weit und breiten Stille Siegel
und sangen millionenweis
dicht unter dem durchsonnten Spiegel.
 
Oben