Sind "psychische Krankheiten" objektivierbar? Thomas Insel NIMH
Hallo Bumblebee,
könntest Du bitte noch mal erklären bzw. auf die Erklärung hinweisen, was "BPS" bedeutet?
Grüsse,
Oregano
Hi Oregano!
Ich hatte am Anfang was gepostet, dachte aber, ich recherchiere selber nochmal und versuch das noch mehr zu verstehen. Ich muss gestehen, dass mir das etwas schwerfällt...Hatte in einem Buch von Henningsen gestöbert ("Psychosomatik und Verhaltensmedizin"), wo es ein Kapitel zum BPS-Modell gab, aber da standen nur viele Worte...Inhalt?
Deshalb jetzt werteneutral ein Schaubild:
Url:
https://www.google.de/search?q=biopsychosoziales+modell+henningsen&client=tablet-android-samsung&prmd=isnv&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwiQ2Nvjr8bXAhUNzqQKHTLHAt0Q_AUICSgB&biw=768&bih=1024#imgdii=IVxZgrx34_AmWM:&imgrc=uq2kl2pElcbguM:
Soweit wie ich das jetzt verstehen konnte, hier die Theorie:
Im Zentrum stehen körperliche Beschwerden - oftmals nicht erklärbar.
Fragen: Welche körperlichen, psychischen (Ich), sozialen (Ich und Du) Gegebenheiten führen zu dieser Erkrankung?
Mein Eindruck ist, es liegt ein Fokus auf dem psycho-sozialen Aspekt (s. z.b. auch die Leitlinie S3, wo eine ausführliche psycho-soziale Anamnese statt Diagnostik anhand medizinisch-wissenschaftlicher Techniken empfohlen wird, insbesondere bei höherer Symptomanzahl; ist aber auch bei vielen anderen Texten ähnlich.).
Weiter wird davon ausgegangen, dass persönliche (Fehl-)Bewertungen von körperlichen Symptomen, die eigentlich harmlos sind, zu der subjektiven Wahrnehmung von Krankheit führen (ähnlich einer "Hypochondrie").
Hieraus ergibt sich meiner Meinung nach zwangsläufig die Stellung von Psychotherapie und Sport: durch Umbewertung und Ablenkung werden die harmlosen "Körperregungen" wieder als harmlos bewertet, so dass sich die subjektive Wahrnehmung von "ich bin krank" auflöst.
Henningsen betontbin seinem Buch die Wichtigkeit, dass Psychotherapeuten im Sinne des BPS-Modells erzogen werden und behandeln.
Hier noch ein Text dazu:
Das biopsychosoziale Krankheitsmodell geht – wie ausführlich im Psychosomatik-Lehrbuch von Thure von Uexküll (3) erläutert – davon aus, dass Biologisches, Psychisches und Soziales nicht eigenständig sind, sondern Teile eines verflochtenen Ganzen darstellen, deren dynamische Wechselbeziehungen von kausaler Bedeutung für die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten sind (4).
[...]
Der menschliche Geist kann auf biologische und soziale System einwirken und diese verändern (3,4).
https://uexkuell-akademie.de/das-bio-psycho-soziale-krankheitsmodell/
Hier etwas aus "Pocket Guide Psychotherapie", Kap. 13.1, S. 224:
- Die Therapeut-Patient-Beziehung ist nirgends so stark beansprucht wie bei somatoformen Störungen. Diese Patienten gelten als schwierig zu behandeln und werden häufig als sehr anstrengend erlebt. [Bewertung: Klar, wenn man ihnen einredet, ihre Symotome entsprängen ihrer Phantasie.]
[...]
- In der Regel fällt es dem an einer somatoformen Störung leidenden Patienten schwer, sich aufgrund seines medizinischen Krankheitskonzepts auf eine Psychotherapie einzulassen. Hilfreich ist es, erst einmal sein somatisches Krankheitskonzept durch psycho-soziale Faktoren zu erweitern. Dem Patienten soll erklärt werden, dass Symptome nicht nur durch organische Ursachen entstehen, sondern dass Symptome auch durch psychischen Stress entstehen können.
[Bewertung: Erstmal eine gehörige Portion Lehrer-Schüler-Spiele, nachdem man die Person gedanklich entmündigt hat.]
Weiterhin natürlich null Beweise für diese Behauptungen. Die "Krankheitskonzepte" des Patienten sind per se falsch, die unbewiesenen Psycho-Modelle natürlich nicht. Bei Henningsen zumindest noch Verweise auf seine Paper. Wie wissenschaftlich Psycho-Paper sind, wurde anhand der PACE Studie ausführlich dargelegt.
Was mir auch am BPS-Modell missfällt, ist das Einreden des Therapeuten bzw. Psychiaters, die Körpersignale seien falsch und man dürfe keinesfalls auf sie hören. Das ist eine Anleitung zur Selbstentfremdung und Eigenverletzung meiner Meinung nach - und nicht nur fragwürdig.
Ach, ich kann den Zynismus dabei nicht lassen...Bitte sei mir nicht böse. Ich hab mir echt Mühe gegeben.
Mach's gut!