@Falkusznet: Find ich gut, dass du andere Postings wenigstens ernstnimmst und nachfrägst.
Mein Problem bei der ganzen Debatte ist immer wieder und wieder das: Es gibt keine eindeutige Diagnostik und keine unumstrittenen Therapien bei ME/CFS. Als einzige Reaktion kommt darauf: Lies erstmal die "Orginalquellen" oder das, was diesbezüglich schon hier oder auf cfs.aktuell gepostet wurde. Dort stehen aber (bestenfalls) differenzierte Hypothese, basierend auf einzelnen zumeist sehr spezifischen Studien - von Eindeutigkeit keine Spur.
Nehmen wir Frau Scheibenbogen von der Charité, meinem Eindruck nach die mit Abstand seriösteste Anlaufadresse bzgl. ME/CFS in Deutschland, zumindest die Einzige, die sich an einer renommierten Klinik und auch mit entsprechender Ausbildung dem Thema hierzulande annimmt. Sie trägt auf einer Fatigatio-Tagung vor:
"Prof. Scheibenbogen berichtete dann über die übliche Ausschlussdiagnose und Diagnostik des CFS und die Möglichkeiten, andere Krankheiten oder Erreger, die dabei entdeckt werden, zu behandeln. Sie berichtete über die in der Literatur erwähnten Behandlungsversuche mit Immunmodulatoren wie Ampligen, Interferon Alpha, Immunglobulinen und Corticosteroiden, mit Antiinfektiva wie Valcyte, Acyclovir und Tetracyclinen sowie symptomatische Behandlungsformen mit den Schmerzmitteln und Entzündungshemmern Ibuprofen oder Benuron, sowie Antidepressiva, die man in ganz niedriger Dosis nur zur Verbesserung des Schlafes gibt, oder Ritalin – nur zur kurzfristigen Steigerung der Konzentration, nicht als langfristige Behandlung. Man müsse das ausprobieren.Die Behandlung mit Valcyte, einem spezifischen Antibiotikum gegen EBV, bringe nur bei etwa der Hälfte der Fälle eine Besserung, aber keine Heilung. Sie sehe nicht die eindeutig positivien Ergebnisse, wie man sie in der Studie von Montoya gesehen hat"
(
https://www.cfs-aktuell.de/januar11_8.htm)
Man müsse das ausprobieren. Trial and Error. Mehr ist leider noch nicht. Apropos Montoya. Der Mann gilt als einer der führenden ME/CFS Experten der USA, immerhin in Stanford - er verweist in der Diagnostik-Sparte seiner Homepage
https://web.archive.org/web/2014111...tigue.stanford.edu:80/overview/diagnosis.html
auf das Center for Disease Control and Prevention, wo sich bzgl. der Diagnose folgendes findet:
CDC - Diagnosis - Chronic Fatigue Syndrome (CFS)
For doctors, diagnosing chronic fatigue syndrome (CFS) can be complicated by a number of factors:
There's no lab test or biomarker for CFS.
Fatigue and other symptoms of CFS are common to many illnesses.
For some CFS patients, it may not be obvious to doctors that they are ill.
The illness has a pattern of remission and relapse.
Symptoms vary from person to person in type, number, and severity.
No lab test.
Auch die Diagnostik von Frau Scheibenbogen ist nicht allzu differnziert (Lymphozytentypisierung, Antikörpertests für die gängigen Erreger).
Meine Frage nochmal: Wenn man annimmt, dass sowohl psychischen Erkrankungen als auch ME/CFS chronische Entzündungsprozesse und ein aus dem Gleichgewicht geratenes Immunsystem zugrundeliegt: Wie lassen sich die Unterschiede anhand konkreter Labormarker nachweisen??? Und wer kann diese Tests machen, wenn sie in Stanford und an der Charité offenbar nicht gemacht werden?
@Boooa, Falkusznet: Ihr scheint ja mehr zu wissen, also Namen bitte. Könnte ja sein, dass es derselbe ist...
Was mich aufregt, dass hier ein Forschungsstand suggeriert wird, den es nicht gibt - und wenn man nachfrägt, kommen nur heiße Luft oder Beleidigungen.
Auch ich bin dezidiert der Meinung, dass ME/CFS eine körperliche Erkrankung ist. Ich hatte kein ME/CFS, sondern offenbar eine chronische Mandelentzündung. Und wer sagt, sein ME/CFS wurde durch die Psychoanalyse geheilt, hatte schlicht kein ME/CFS. Das Problem ist, dass einem offenbar mit psychischen Erkrakungen, einer chronischen Mandelentzündung und im Zweifel vielem mehr
auf dem Stand der heutigen Forschung sowohl anhand der Symptomatik wie auch den Labormarkern vermeintlich eindeutig von 'Experten' ME/CFS diagnostiziert werden kann. Es ist aber nicht eindeutig. Und das Dilemma ist, dass z.B. eine Psychotherapie, die bei ME/CFS unumstritten kontraindiziert ist, bei einem so Diagnostizierten plötzlich doch hilft, was nur heißt, dass die Diagnostik davor falsch gewesen ist. Und dass das Trial and Error am Ende doch Erfolg hatte.