Platon II.
Hallo Tiger, ein alter Mann ist ja kein D-Zug. Ich hatte es doch schon versprochen! Und hier kommt noch ein bisschen was!
So, Kommen wir nun wieder zu Platon, den Karl Popper in etwa als „Wegbereiter des totalitären Staates“ bezeichnet hat.

Aber darin erschöpft sich sein Wirken natürlich nicht.
Als besonders wirksam – bis heute – hat sich seine Ideenlehre erwiesen.
Ich greife mal ein bisschen vorweg: Die platonische Ideenlehre wurde später von dem (christlichen) Philosophen und Kirchenvater Augustinus aufgenommen und mit der hebräischen Religion verschmolzen. (Wer jetzt "Ätsch, Beat!" ruft, würde von Platon zurechtgewiesen werden, denn alles "Diesseitige" ist im "Fluss". Aber das kommt weiter unten!)
Formen - Ideen
Weiter oben war ja schon zu lesen, dass es Philosophen gab, die feststellten, dass „alles fließt“, wie Empedokles und Demokrit. Und dass es trotzdem Unveränderlichkeiten in der Natur gibt (Die Theorie von den „vier Wurzeln“ [Elementen] und die Atomtheorie.)
Platon näherte sich diesen Fragen auf neue Weise.
Er postulierte, dass alles was es in dieser Welt gebe, in der Welt, in der alles mit den Sinnen zu erfahren sei, in der Sinnenwelt also, „fließe“. Das heißt, es gebe keinen Grundstoff, die nicht in Auflösung übergehen.
Absolut alles, was der „Sinnenwelt“ angehöre, bestehe aus einem Material, an dem die Zeit zehrt.
Aber gleichzeitig sei alles nach einer zeitlosen Form gebildet, die ewig und unveränderlich sei.
Und jetzt sind wir bei der ersten Frage. Natürlich habt Ihr recht, es ist nicht möglich, hundertprozentig identische Kuchen herzustellen. Dennoch, wenn ich zum Beispiel fünfzig Lebkuchenmännchen backe, sind sie immer als Lebkuchenmännchen zu erkennen, auch wenn das eine mal dicker ist, dem anderen vielleicht ein Arm fehlt usw.. Möglich wird das durch die Verwendung von einer Form. Wie bei Utas schönen Kuchen. Trotzdem bleibt „jedes ein Individuum“, wie Phil so schön festgestellt hat.
Zur zweiten Frage: Sind alle Pferde gleich? Es gibt eine für mich unüberschaubare Anzahl an Pferderassen. Jede hat ein anderes Aussehen und auch andere Eigenschaften.

Trotzdem sind sie alle als
Pferde erkennbar. Das einzelne Pferd „fließt“ auch, es kann alt und klapprig werden. Es bleibt aber ein Pferd. Die „Form Pferd“ ist unveränderlich.
Platon dachte sozusagen: Es muss eine Form für alles materiell Seiende, zum Beispiel für Pferde geben. Und zwar in einer anderen Welt.
Er glaubte an eine eigene Wirklichkeit hinter der Sinnenwelt. Er nannte sie die Welt der Ideen. Die Ideen sind sozusagen die Formen, die Ur- und Musterbilder von dem, was uns an Naturphänomenen begegnet.
Sicheres Wissen – Die Vernunft

Platon war der Überzeugung, dass sicheres Wissen über die Materielle Welt nur mit der Vernunft zu erlangen ist, nicht mit unseren fünf Sinnen. Beispiel: unsere Vernunft sagt uns, wie viele Farben ein Regenbogen hat. Nicht aber, welches für uns die schönste Farbe ist.
„Über das, was wir wahrnehmen oder empfinden, können wir nur eine unsichere Meinung haben. Aber über das, was wir mit der Vernunft erkennen, können wir sicheres Wissen erlangen!“ Jostein Gaarder.
Die Winkelsumme eines Dreiecks wird immer 180 ° betragen. Die „Idee“, dass Pferde auf vier Beinen laufen, wird auch immer bestehen. Auch wenn alle Pferde alt und krank werden können.
Zwei Welten
Platon ging also von der realen Existenz zweier Welten aus. Einmal von der „diesseitigen“ Sinnenwelt. Nur unvollkommen ist alles Existierende mit unseren fünf Sinnen zu erfassen. Vor allem: in dieser Welt ist alles im Fluss.
Und dann existierte für ihn die andere, die Ideenwelt, über die wir sicheres Wissen erlangen können, wenn wir unsere Vernunft gebrauchen. Beispiel: Wir können uns die Form eines Kuchens mit unserer Vernunft vorstellen, wenn wir den Kuchen sehen. Die Form müssten wir gar nicht per Augenschein kennen.
Alle Ideen in der Ideenwelt sind, laut Platon, unveränderlich und von ewigem Bestand.
Die Seele – Wohnsitz der Vernunft
Wie die Welt an sich, sei – so Platon – auch der Mensch ein zweigeteiltes Wesen. Wir haben einen Körper der „fließt“, respektivce sich verändert. Alle Sinne seien mit dem Körper verbunden, gehörten also in „diese“ Welt.
Aber – wiederum Platon zufolge – haben wir auch eine unsterbliche Seele und sei der „Wohnsitz der Vernunft“. Eben weil die Seele nicht materiell sei, könnten wir mit ihr ein Stück der Ideenwelt begreifen.
Platon war der Überzeugung, dass es die Seele schon gegeben habe, bevor sie sich im jeweiligen Körper niederließ. Zuvor sei sie in der Ideenwelt gewesen, wo sie bereits „gelebt“ habe. Nach eintauchen in den mensc vhlichen Körper habe sie aber alles aus der Ideenwelt vergessen. Nur langsam tauche beim Menschen die Erinnerung an die Welt der Ideen wieder auf, wenn er ihre materiellen Abbilder sieht. Damit werde die „Sehnsucht nach der eigentlichen Wohnung“ der Seele, nämlich der Ideenwelt, geweckt. Platon sprach von „Liebessehnsucht“, Eros.
Für Platon waren die Phänomene der Natur „Schattenbilder der ewigen Formen, bzw. Ideen“.
Der Mensch – Platons Menschenbild
Platon zufolge besteht der Mensch aus drei Teilen, denen jeweils eine Charaktereigenschaft zugesprochen wird.
Zu m Kopf gehöre die Vernunft, zur Brust der Wille und zum Unterleib die Lust, bzw. das Begehren. Die Vernunft solle nach Weisheit, der Wille nach Mut und die Lust nach Zügelung streben, damit der Mensch Mäßigkeit zeige.
Die Vernunft der Männer und Frauen
Was unter der Vernunft im Sinne Platons zu verstehen ist, haben wir oben gesehen. Platon war der Überzeugung, dass Männer wie Frauen gleichermaßen „vernünftig“, das heißt u. a. auch philosophisch denken können. So war er zum Beispiel der Meinung, dass Frauen genauso gut wie Männer einen Staat lenken könnten. An seiner „Akademie“
waren selbstverständlich auch Frauen zugelassen.
Dass sein „Ideeller Staat“ nach heutigen Maßstäben ein „totalitärer“ ist, sehe ich dem Platon mal nach. Er war ein Kind seiner Zeit.
Bis bald, herzliche Grüße von Leòn
P.S.: Na, Tiger, was sagst Du? Hast Du noch was zu ergänzen?www.gifart.de/gif234/tiger/00009585.gif