Hallo Sabine,
Du rennst bei mir teilweise offene Türen ein

Rate mal, warum ich noch keinen Neurostress-Test gemacht habe... Das setzt mir einfach zu weit hinten in "meiner" vermutlichen Ursachenkette an und Geld habe ich auch nicht übrig... Für einen gestressten Manager, der Geld hat und eine schnelle bequeme Besserung will, mag sich das ganz anders darstellen. Wenn ich überschüssiges Geld hätte, würde ich sicher gern mal kucken

wie meine Neurotransmitter so aussehen. Und dann nach allerlei Maßnahmen (Entgiftung, "Kuklinski-Behandlung", Darm in Ordnung bringen,...) nochmal kucken

... Einfach weil es mich interessiert, wie es sich entwickelt. Aber so setze ich eben auch weiter vorn an.
Wegen der Genetik bin ich einfach nicht so sicher wie Du, dass deren Rolle nicht doch ziemlich groß ist. Verstehe mich nicht falsch, ich stelle gar keine feste These auf. Wenn aber 50% der Menschen aufgrund einer genetischen Variante garkeine GST-M1 haben und man Korrelationen zum gehäuften Auftreten von Krebs feststellt, dann scheint es schon eine - große! - Gruppe zu geben, die von vorn herein schlechtere Karten hat. Bei den anderen Arten GST gibt es ebenfalls Varianten, wenn auch zahlenmäßig nicht so häufig vertreten. Oder nehmen wir Kuklinskis These, dass es durch chronischen nitrosativen Stress (der auch durch Chemikalienbelastung entstehen kann) früher oder später zu irreversiblen Genschäden der Miitochondrien kommt, die dann eben auch weiter vererbt werden können. - Was mich vielleicht noch mehr in diese Richtung denken lässt: Ich kenne eine Menge Leute, die leben viel ungesünder als ich und haben schon jahrzehntelang den Mund voller Metall, und die sind arbeitsfähig, haben dazu teils noch Familie, pflegen Hobbys, gehen aus und fühlen sich ganz wohl. Ob die nun tatsächlich gesund sind, ist natürlich völlig unklar, manch einer fühlt sich ganz wohl und hat "plötzlich" Krebs... Vielleicht habe ich mich etwas unklar ausgedrückt, weil mir diese Leute irgendwie schon beneidenswert gesund erscheinen. Natürlich hast Du recht, dass wir insgesamt eine ziemlich kranke Spezies sind.
Mit der Ignoranz hatten wir wohl auch ein Missverständnis: Ich meinte das als Verhaltensweise (eben bestimmte Fakten ignorieren, nicht mit berücksichtigen und darstellen). Wegen dem was dahinter steht, gebe ich Dir völlig recht. Die Verquickungen zwischen Wirtschaftsinteressen und Medizin, speziell auch medizinischer Forschung, sind bekannt und öffentlich*. Und das zu leugnen bzw. zu übersehen braucht schon eine erhebliche Fähigkeit zum Abspalten von Realitätsinhalten. Das erschreckt mich auch.
* Siehe z.B. hier
Randomisierte Studien sind immens teuer, die Kosten liegen bei schätzungsweise 5 000 bis 10 000 Euro pro Patient (3). Die Kosten einer in den USA laufenden Studie zur Chelattherapie der kardiovaskulären Erkrankung beträgt 30 Millionen US-Dollar (12). Wegen hoher Kosten bei zugleich geringer staatlicher oder gemeinnütziger Förderung wandert die klinische Forschung zunehmend in die Domäne der pharmazeutischen Industrie ab, wo sie Zulassungs- und Marketinginteressen gehorcht (3). Die Folge ist, dass prioritär nur Therapien erforscht werden, die patentierbar und gewinnversprechend sind. Gemeinhin investiert die pharmazeutische Industrie nur in Medikamente, deren geschätzter Umsatz über 300 Millionen Pfund pro Jahr liegt (13). Viele Erfolg versprechende Therapien werden deshalb nur schlecht oder nie überprüft, zumal wenn sie sich nicht durch Patente schützen lassen.
Das ist nicht aus einer "Alternativ-Zeitung", sondern aus:
Deutsches Ärzteblatt: Archiv "Evidenzbasierte Medizin: Konkurs der ärztlichen Urteilskraft?" (15.08.2003) . (Rohi hat weitere Artikel zum Thema evidenzbasierte Medizin
hier aufgelistet)
Ebenso stimme ich Beat zu, dass NEMs sinnvoll sein können, wenn sich die Ursache nicht oder nicht schnell genug (um Schlimmeres zu verhindern) finden oder behandeln lässt.
Einen schönen Abend wünscht Euch

Kate