wenn Vergangenheit nur in Gedanken existiert - warum haben denn (fast)alle Menschen ihr Leben lang mit Prägungen aus ihrer Kindheit/Jugend zu kämpfen?
Weil sie ihren Gedanken Glauben schenken.
Nichts prägt uns mehr als das, woran wir glauben und am Stärksten glauben wir der Vergangenheit respektive dem, was wir GLAUBEN erlebt zu haben.
Doch so etwas wie eine reale Vergangenheit gibt es nicht. Frag mal einen Polizisten, wie real Zeugenaussagen sind und du verstehst, was ich meine. Und bei diesen Zeugenaussagen geht es um Situationen, die meist soeben erst passiert sind.
Was uns prägt ist nicht die Vergangenheit, sondern das, was wir wahr genommmen haben, das was wir verinnerlicht haben.
Ein aktuelles Beispiel. Von manchen Medien hören und lesen wir, dass die Griechen faul waren und deshalb jetzt Probleme haben. Nun haben das viele Menschen als wahr genommen und verinnerlicht. Doch wer hat das auch überprüft?
Nimm den Nahostkonflikt. Die Palästinenser und die Israelis haben ein ganz bestimmtes Bild des jeweils anderen und das ist nicht sehr schmeichelhaft. Oft ist es sogar so schlecht, dass sie bereit sind den anderen zu töten - OHNE dass sie sich die Mühe gemacht hätten, den anderen auch zuerst persönlich kennen zu lernen und ihre Vorurteile zu überprüfen.
Kurzum. Was uns prägt ist nicht die Vergangenheit, sondern die eigenen Gedanken über die Vergangenheit.
Dann müssen wir uns nur laufend in der Gegenwart entscheiden - für das Lichte oder das Dunkle.
Können wir uns für das einzige was es gibt entscheiden? Ich meine nein. Wir können uns nur dessen bewusst werden.
Ich frage mich, ob es wirklich möglich ist, die ganze Vergangenheit aus einer ruhigen Distanz zu betrachten.
Offenbar gibt es Dinge in deiner Vergangenheit, die dich beunruhigen. Damit dies möglich ist, muss du diesen Dingen Glauben geschenkt haben. Das heisst, du glaubst, dass es genau so gewesen ist und DESHALB ist es beunruhigend.
Doch war es wirklich so? Stimmt deine Beurteilung? Oder war es nur ein "Mayaschein"?
Das was wir erinnern können, kann von uns in die eine oder andere Richtung bewertet werden. Entscheiden wir uns für eine positive Bewertung, in dem Sinne, ich habe gelernt oder in dem Sinne, es wurde mir etwas geschenkt oder in jedwede andere positive Richtung, dann kann sie uns ein Fundament sein, für ein bejahendes Leben.
Ich glaube nicht, dass du dich für eine Bewertung entscheiden kannst. Die Bewertung ist einfach die logische Folge deiner Erinnerung. Deshalb kann es hilfreich sein, die Erinnerung zu prüfen.
Ob sich dadurch das Bewusstsein verändert, ich weiß es nicht.
Ich schon
Dazu eine kleine Geschichte aus meinem Leben. Ich mochte Milch nicht und Milch war, da hatte meine Mutter keinen Zweifel, sehr gesund und auch lebensnotwendig für die Entwicklung eines Kindes.
Du kannst dir also vorstellen, dass das ein Dilemma war. Also gab sie mir Ovomaltine, Nesquick und wie all die Getränke hiessen, aber die mochte ich auch nicht. Auch Butter nicht und Sahne nicht.
Weil sie mich liebte und weil sie an die Milch glaubte, sollte ich es trinken. Zum Glück glaubte sie aber nicht, dass Zwingen hilft und so gab sie es irgendwann auf, mir irgendwelche "Michkreationen" aufzutischen. Und ja, ich bin trotzdem gross geworden
Ihr Glaube, dass Liebe und Zwang nicht zusammenpassen, haben sie davon abgehalten, mich zu zwingen. Doch viele Kinder haben dieses Glück nicht. Manche Eltern schlagen ihre Kinder, weil sie glauben, das sei nötig.
Sie schlagen also - so absurd das klingen mag - ihre Kinder aus Liebe, untermauert von der Ueberzeugung "Wen der Herr liebt, den züchtigt er."
Eltern tun also Dinge aus Liebe, die aus Sicht des Kindes bestenfalls unverständlich - wie die Geschichte mit der Milch - aber auch sehr böse sein können. Deshalb lohnt es sich die Vergangenheit zu prüfen, denn wenn die Eltern etwas aus Liebe getan haben, wie könnte man ihnen dann nicht verzeihen....?! (Das gilt natürlich nicht nur für die Eltern, sondern für alles, was geschehen ist und man nicht loslassen kann.)
eben: dann wären 99% Krankheiten vom Tisch, neid, missgunst, all die krankhaften Veranlagungen im Sinne von "Der Andere hatt mehr Lego als ich" wären weg................
Das ist auch meine Ueberzeugung, auch wenn es sich nicht beweisen lässt.
Bei denen die die Vergangenheit nur als Gedanken existiert bringt der Titel des Treads auch nichts: Gedanken muss man nicht verzeihen - mann muss daran wachsen
Niemand muss. Verzeihen ist das Resultat eines Bewusstseinsprozesses. Und um diesen geht es im Buch.
Liebe Grüsse
chiron