So, ich war vorhin in Eile, will hierzu aber noch eine Ergänzung schreiben.
Es ist natürlich purer Unsinn, CFS als Ausschlussdiagnose stellen zu wollen, wenn man gar nicht weiß,
WAS ALLES dann ausgeschlossen werden müsste und man sich einfach ein paar „gebräuchliche“, häufig oder auch manche seltener vorkommenden Krankheiten heraussucht, die man eben ganz nach Belieben ausschließen mag.
Als Beispiel:
CFS soll lt. Charité ausgeschlossen sein, wenn endokrinologisch ein Morbus Addison diagnostiziert wurde. Aus eigener Betroffenheit weiß ich, dass Endokrinologen zwar das Vollbild des lebensbedrohenden Morbus Addison kennen (ob sie es selber
erkennen ist ein anderes Thema) und als behandlungswürdig einstufen - und NUR DANN überhaupt eine behandlungswürdige Erkrankung diagnostizieren. Ein M. Addison kommt aber (mal wieder... ist ja ganz was Neues) nicht über Nacht. Das ist eine mehr oder weniger lange Entwicklung, bis sich ein richtiger Addison ausgebildet hat. Zuvor haben die meisten Menschen bereits Jahre lang eine NN(R)-Insuffizienz, NN(R)-Schwäche... die kann mit den genau gleichen Symptomen einhergehen wie das Vollbild Addison, also auch mit einer quälenden anhaltenden Erschöpfung (und wird im Grunde ja auch gleich behandelt,
WENN man sie behandelt). Endokrinologen aller von mir aufgesuchten Endo-Fachbereichen in Uni- und sonstigen Kliniken erkennen das Erkrankungsbild NN(R)-Schwäche in aller Regel nicht (an), ja verleugnen oftmals gar die Existenz. Und schon ist man ein CFS-Kandidat, obwohl man es (nur) an der Nebenniere hat, wie so viele Andere...
Chronische Sinusitis soll lt. Charité CFS ausschließen. Purer Unsinn, wenn man sich logisch erschließt, in welchem Zustand sich ein an CFS-Erkrankter befindet. Es ist nur schlüssig, dass ein solcher Mensch auch Infekt-Abwehrprobleme hat und von daher gerade auch zu häufigen HNO-Infekten neigt. Soll einem an CFS Erkranktem nun nicht CFS-spezifisch geholfen werden (sofern das überhaupt möglich ist), nur weil er neben CFS auch häufig einen Schnupfen bekommt? Dann dürfte niemand hier von sich behaupten, er habe CFS, der mehr als zwei Mal im Jahr sich mal die Nase ein paar Tage lang gehäuft schnäuzen muss...
Die Charité fahndet u.a. nach Blutparametern für (lavierte / maskierte) Depressionen (Somatisierung), bisher unerkannte Tumorerkrankungen etc. - sprich: Fakten, die zum Diagnoseausschluss führen, weil diese eine konkrete Ursache für einen bestimmten Symptomkomplex liefern.
Ja, die Charité fahndet. Interessant! Aber wenn sie doch gar nicht weiß, wonach sie alles fahnden könnte und sollte... wer will das denn bitte bestimmen, dass CFS als Erkrankung ausgeschlossen sein soll, wenn Dingsbums „A“ als vorhanden gefunden wird, und wenn Dingsbums „A“ nicht vorliegt, dann soll es CFS sein, obwohl ja aber noch Dingsbums „B“ vorliegen könnte, was aber niemanden interessiert, weil man gar nicht weiß, dass es ein Dingsbums „B“ und ein Dingsbums „C“ und ein Dingsbums „D“ auch noch gibt, die man allesamt erfahnden könnte, würde man sie kennen, und bei deren Vorfinden man CFS dann vielleicht auch mal lieber ausschließen sollte... Ganz vernünftig und logisch gedacht, muss doch jedem klar sein: es kann doch gar niemand wissen, was da alles eine Rolle spielt. Es ist doch pure Willkür, sich irgendwelche bestimmte, bereits bekannte Erkrankungen und Parameter herauszusuchen, nach denen man fahndet, wenn es noch unzählige unbekannte Parameter gibt, deren gefundenes Vorhandensein - so man davon wüsste - ebenso dazu führen würde, dass man aufgrund dieser Tatsache dann CFS ausschließen würde. Und nur weil man sie nicht kennt, hat der Mensch dann „CFS“, der eigentlich ja „nur“ das bislang unbekannte Dingsbums „D“ hat. Wahnsinnig toll und super wissenschaftlich, diese Art der Diagnosestellung!
Ja, ich könnte jetzt noch viele weitere Beispiele anführen, aber irgendwann möchte ich auch mal noch was essen heute.
Davon abgesehen, was ich eben bereits erörtert habe, dass nämlich sowieso nie gewusst werden kann,
was dann Alles für eine CFS-Diagnose ausgeschlossen werden müsste, muss auch bedacht werden, dass viele Dinge zwar vorliegen können, aber selbst bei gründlicher Suche ganz einfach nicht zwangsläufig auch gefunden werden müssen. Eine Schwermetallvergiftung z.B. kann alle von CFS her bekannten Symptome verursachen, kann aber maskiert vorliegen, weshalb sie u.U. nicht ausfindig gemacht wird. Kieferherde z.B. können Menschen vollkommen flach legen, sie werden aber oftmals erst entdeckt, wenn der Kiefer auf Verdacht hin (!!) aufgemeißelt wird. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass selbst erfahrene Zahnärzte und Ärzte sogar sehr große und aktive Herde anhand bildgebender Untersuchungsmethoden nicht erkennen können. Wie viele Personen lassen sich aber schon auf Verdacht hin den Kieferknochen eröffnen? Auch all diese vielen unerkannt beherdeten Personen würden ggf. als an CFS erkrankt „durchgehen“, obwohl sie „lediglich“ Kieferherde haben... na super!
Ausschlussdiagnosen in der Art, wie man es bei CFS zu tun versucht, wo man gar nicht weiß, ja gar nicht wissen kann, was Alles ausgeschlossen werden müsste und was beim Patienten ggf. auch gar nicht sicher ausgeschlossen werden kann, weil man ja nicht sicher weiß, was er noch so alles an Unbekanntem oder Unentdecktem hat, sind rein logisch schon gar nicht möglich. Im Prinzip wissen das auch die Ärzte. Jetzt kann man sich vermutlich aussuchen, ob sie sich selber oder ob sie die Patienten verarschen...
Und das Eine noch zum darüber Nachdenken:
Es wird so großer Wert darauf gelegt, dass CFS eine „eigenständige Erkrankung“ sei. Gerade von eigenständigen Erkrankungen ist aber bekannt, dass sie gleichzeitig mit anderen eigenständigen Erkrankungen vorliegen können. Was für ein ausgemachter Unsinn also, die eigenständige Erkrankung CFS nur alleine deshalb ausschließen zu wollen, weil noch eine oder mehrere weitere eigenständige Erkrankungen beim Patienten vorliegen! Eine Borreliose kann doch auch eine zusätzlich vorliegende Malaria nicht ausschließen. Und eine Warze am Hintern schließt keinen Herzinfarkt aus! Gerade beim Vorliegen von CFS ist das Körpersystem sogar in ganz besonderer Weise für noch weitere Erkrankungen anfällig, natürlich auch für Erkrankungen aus obigen „Ausschlusslisten“.
Es ist ein absoluter Unfug, CFS nur dann haben zu „dürfen“ oder können, wenn all die anderen Dinge ausgeschlossen sind. Das Gegenteil ist viel eher zu erwarten.
Da CFS also rein logisch - wie bereits eingehend erörtert - nicht als Ausschlussdiagnose diagnostiziert werden kann (denn dann hätte kein einziger Mensch auf der Welt CFS), wird man früher oder später ohnehin wieder dahin zurückkehren müssen, CFS anhand der vorliegenden Symptomatiken und Laborparameter zu diagnostizieren, wenn man die Sache mit dem nötigen Ernst und der dazu notwendigen Portion gesunden Menschenverstand angeht. Oder man wird vielleicht dahin kommen, dass es dann eben doch keine eigenständige Erkrankung mit Namen „CFS“ geben kann, da kein Mensch die künstlich und beliebig aufgestellten Kriterien erfüllen kann. Die Zukunft wird es zeigen...
Gruß
Lukas