Landi356
Guten Morgen,
eine lange Krankheitsgeschichte begleitet mich und trieb mich schon mal, mit anderem Profil, in dieses Forum. Aktuell kämpfe ich mit dem Thema Alkohol. Es gibt viele Geschichten von lustig und amüsant über erschreckend bis hin zu strafbaren Handlungen, die mit dem Thema Alkohol zusammen hängen. Ich versuche mich aber kurz zu halten, da ich davon ausgehe, dass das die Wahrscheinlichkeit auf produktiven Ausgang fördert.
Kurzer Abriss meiner Trinkerkarriere:
Mit 13 den ersten sehr heftigen Absturz. Bier, Wein und diverse Schnäpse. Inkl. schlafloser Nacht, Erbrechen, Filmrissen, Versuch des Verheimlichens. In dieser Gruppe merhfach Abstürze erlebt.
Bei meinen Eltern gelernt, dass jeden Tag Alkohol getrunken wird. Beide trinken einige Liter Bier am Abend. Großvater (evtl durch Kriegstraumata) hat sich regelrecht zu Tode gesoffen. 16 Jahre Vollrausch habe ich mitbekommen mit stetiger Steigerung bis zur Todesursache Leberzirrhose. Dessen zweiter Enkel, mein Cousin, auch seit Jahrzehnten Trinker.
Ich glaube nicht, dass Süchte vererbar sind, aber das Vorleben, zB tägliches Trinken, hat definitiv Einfluss auf das Verhalten und die Akzeptanz der Kinder.
Nach den ersten heftigen Trinkerfahrungen im jungen Alter hatte ich ein paar Jahre in denen ich fast gar nicht trank. Das ergab sich durch das Umfeld. Wir trafen uns zwar fast täglich in einer Kneipe, aber es wurde kein Alkohol getrunken. Mit Start der Ausbildung (21Jahre alte) hatte ich wieder ein trinkendes Umfeld und ich steigerte meinen Konsum und hatte zunehmens Spaß daran. Ja, ich profilierte mich darüber ein Stück weit. ZB „Klar, kann ich nach 2 oder 3 Bier noch fahren“ und fühlte mich cool dabei.
Im Studium (24 Jahre) nahm der Druck zu und in meinem Umfeld hörte ich das erste Mal Vorsätze wie „Ich trink jetzt nur noch 2 Mal pro Woche“ Das war für mich unerreichbar wenig. Wenn ich eine gute Woche hatte, dann schaffte ich 2 nüchterne Tage. Aber das war selten. Viel Party, noch mehr Alkohol. Ich begann mit Ausdauersport um nicht noch fetter zu werden. Und so ergaben sich auch neue Trinkmöglichkeiten: Mit dem Rad kann, bzw darf man auch recht stark alkoholisiert fahren. Ich konnte mehr Trinkmöglichkeiten wahr nehmen und auch neue installierten wir: Eine „Büdchentour“ Also von Trinkhalle zu Trinkhalle radeln und immer ein Bier heben. Lange Radtouren (+100 Km ) verbanden wir mit Biergärten.
Umzug mit 32 Jahren. 400Km weit weg. Wollte einiges ändern. Ganz anderes Umfeld. Auf einmal gab es Veganer, Bio-Hipster und hardcore-Abstinenzler in meinem Umfeld. Nicht nur, aber das waren die engsten Kontakte in der neuen Heimat. Ich ernährte mich viel, viel gesünder und der Sport war nur noch Sport, kein Steigbügelhaltern fürs Trinken.
Allerdings gabs eine neue Herrausforderung: unregelmäßiger Schichtdienst. Und so trank ich alleine. „Damit ich besser in den Schlaf komme, einfach mal runterfahren….“ hörte ich eine Stimme in mir. Und auch wenn mir manchmal das Bier nicht schmeckte, so trank ich es dennoch. Und von meinen Eltern hatte ich ja auch einen Trick gelernt: Bier nie über 4 Grad trinken. Und tatsächlich: wenn es richtig kalt ist, dann schmeckt man das Ekelige daran nicht mehr.
Meine Ärztin, mit der ich darüber sprach, empfahl mir natürlich mehrfach nicht mehr zu trinken, ganz besonders bei den Schlafproblemen. Aber das Reden half wenig.
Jetzt bin ich schon länger ohne Arbeitsstelle. Dafür gibt es eine Vielzahl von Gründen und den Zustand finde ich grundsätzlich annehmbar. Finanziell mangelt es mir nicht, da ich sehr sparsam bin. Unbefriedigend ist wenn dann der Zustand des Unproduktiven, des Sich-Nicht-Einbringens. Ich sehe aber nur wenig Zusammenhang zwischen Alkohol und diesem Zustand. Ich erwähne es nur, damit klar ist, dass ich alle Freiräume habe um zu gestalten.
Mein Ziel will ich festlegen: Ist es Abstinenz? Ist ein kontrolliertes Trinken? Oder noch etwas anders, das ich nicht auf dem Schirm habe? Es ja immer einen dritten Weg!
Und im zweiten Schritt dann: Wie gelange ich an dieses Ziel und was für Fallstricke gibt es, die ich beachten kann und soll.
Wie ist der Zustand aktuell: Ich habe seit einigen Wochen nichts mehr getrunken und bin darauf richtig stolz! Ich habe momentan keinen Kontakt zu Alkohol, außer beim Einkaufen und durch Werbung.
Ich habe viel mit Ex-Drogensüchtigen gesprochen und bei illegalen Drogen höre ich ganz oft, dass es einen Vorteil bringt, dass sie nicht omnipräsent sind. Dass ein anderes, ein drogenfreies Umfeld, sehr hilft. Das kann ich verstehen, sehe aber wenig Chance das beim Alkohol umzusetzen. 97% der Deutschen trinken Alkohol. Meine Familie trinkt. Soll ich gehen sobald die ersten Flasche am Tag aufgemacht wird? Tatsächlich habe ich das nun schon länger bei meinen Eltern getan. Ich bin immer nur morgens oder mittags dort und sobald das erste Bier aufgemacht wird, bin ich gegangen. Aber ist das ein Zustand, den ich länger halten möchte? Familienfeiern fallen dann aus für mich. Meine besten und längsten Freundschaften sind häufig mit Alkoholtrinkern. Macht es überhaupt Sinn so in schwarz und weiß zu unterscheiden?
Es scheint alles wuschig und unstrukturiert zu sein in meinem Denken darüber. Ich weiß klar, dass ich die sozialisierten Muster (Jeden Tag braucht man Alk, jede Feier muss getrunken werden….) defintiv ändern möchte. Ich weiß von mir aber auch, dass ich zu schnell und zu hart urteile und dass ich schnell ins Extremistische rutsche. Also will ich eglt dass mein Ziel ist: Niemand anderem rein zu reden. Einen Weg für mich, ja. Aber nicht für die anderen.
Im Optimalfall gibt es hier einen Austausch, der mir hilft einen klareren Weg zu finden.
Liebe Grüße,
Bastian
PS: Alkoholikergruppe schrecken mich total ab. Zum Einen will ich nicht Umgang mit Trinkern aufbauen, zum anderen habe ich eine AA Gruppe vor 20 Jahren kennen gelernt, die richtig hefitg gebechert haben bei ihren Sitzungen. Das ist nicht überall so, klar. Aber es prägt mein Bild von AA heftig.
eine lange Krankheitsgeschichte begleitet mich und trieb mich schon mal, mit anderem Profil, in dieses Forum. Aktuell kämpfe ich mit dem Thema Alkohol. Es gibt viele Geschichten von lustig und amüsant über erschreckend bis hin zu strafbaren Handlungen, die mit dem Thema Alkohol zusammen hängen. Ich versuche mich aber kurz zu halten, da ich davon ausgehe, dass das die Wahrscheinlichkeit auf produktiven Ausgang fördert.
Kurzer Abriss meiner Trinkerkarriere:
Mit 13 den ersten sehr heftigen Absturz. Bier, Wein und diverse Schnäpse. Inkl. schlafloser Nacht, Erbrechen, Filmrissen, Versuch des Verheimlichens. In dieser Gruppe merhfach Abstürze erlebt.
Bei meinen Eltern gelernt, dass jeden Tag Alkohol getrunken wird. Beide trinken einige Liter Bier am Abend. Großvater (evtl durch Kriegstraumata) hat sich regelrecht zu Tode gesoffen. 16 Jahre Vollrausch habe ich mitbekommen mit stetiger Steigerung bis zur Todesursache Leberzirrhose. Dessen zweiter Enkel, mein Cousin, auch seit Jahrzehnten Trinker.
Ich glaube nicht, dass Süchte vererbar sind, aber das Vorleben, zB tägliches Trinken, hat definitiv Einfluss auf das Verhalten und die Akzeptanz der Kinder.
Nach den ersten heftigen Trinkerfahrungen im jungen Alter hatte ich ein paar Jahre in denen ich fast gar nicht trank. Das ergab sich durch das Umfeld. Wir trafen uns zwar fast täglich in einer Kneipe, aber es wurde kein Alkohol getrunken. Mit Start der Ausbildung (21Jahre alte) hatte ich wieder ein trinkendes Umfeld und ich steigerte meinen Konsum und hatte zunehmens Spaß daran. Ja, ich profilierte mich darüber ein Stück weit. ZB „Klar, kann ich nach 2 oder 3 Bier noch fahren“ und fühlte mich cool dabei.
Im Studium (24 Jahre) nahm der Druck zu und in meinem Umfeld hörte ich das erste Mal Vorsätze wie „Ich trink jetzt nur noch 2 Mal pro Woche“ Das war für mich unerreichbar wenig. Wenn ich eine gute Woche hatte, dann schaffte ich 2 nüchterne Tage. Aber das war selten. Viel Party, noch mehr Alkohol. Ich begann mit Ausdauersport um nicht noch fetter zu werden. Und so ergaben sich auch neue Trinkmöglichkeiten: Mit dem Rad kann, bzw darf man auch recht stark alkoholisiert fahren. Ich konnte mehr Trinkmöglichkeiten wahr nehmen und auch neue installierten wir: Eine „Büdchentour“ Also von Trinkhalle zu Trinkhalle radeln und immer ein Bier heben. Lange Radtouren (+100 Km ) verbanden wir mit Biergärten.
Umzug mit 32 Jahren. 400Km weit weg. Wollte einiges ändern. Ganz anderes Umfeld. Auf einmal gab es Veganer, Bio-Hipster und hardcore-Abstinenzler in meinem Umfeld. Nicht nur, aber das waren die engsten Kontakte in der neuen Heimat. Ich ernährte mich viel, viel gesünder und der Sport war nur noch Sport, kein Steigbügelhaltern fürs Trinken.
Allerdings gabs eine neue Herrausforderung: unregelmäßiger Schichtdienst. Und so trank ich alleine. „Damit ich besser in den Schlaf komme, einfach mal runterfahren….“ hörte ich eine Stimme in mir. Und auch wenn mir manchmal das Bier nicht schmeckte, so trank ich es dennoch. Und von meinen Eltern hatte ich ja auch einen Trick gelernt: Bier nie über 4 Grad trinken. Und tatsächlich: wenn es richtig kalt ist, dann schmeckt man das Ekelige daran nicht mehr.
Meine Ärztin, mit der ich darüber sprach, empfahl mir natürlich mehrfach nicht mehr zu trinken, ganz besonders bei den Schlafproblemen. Aber das Reden half wenig.
Jetzt bin ich schon länger ohne Arbeitsstelle. Dafür gibt es eine Vielzahl von Gründen und den Zustand finde ich grundsätzlich annehmbar. Finanziell mangelt es mir nicht, da ich sehr sparsam bin. Unbefriedigend ist wenn dann der Zustand des Unproduktiven, des Sich-Nicht-Einbringens. Ich sehe aber nur wenig Zusammenhang zwischen Alkohol und diesem Zustand. Ich erwähne es nur, damit klar ist, dass ich alle Freiräume habe um zu gestalten.
Mein Ziel will ich festlegen: Ist es Abstinenz? Ist ein kontrolliertes Trinken? Oder noch etwas anders, das ich nicht auf dem Schirm habe? Es ja immer einen dritten Weg!
Und im zweiten Schritt dann: Wie gelange ich an dieses Ziel und was für Fallstricke gibt es, die ich beachten kann und soll.
Wie ist der Zustand aktuell: Ich habe seit einigen Wochen nichts mehr getrunken und bin darauf richtig stolz! Ich habe momentan keinen Kontakt zu Alkohol, außer beim Einkaufen und durch Werbung.
Ich habe viel mit Ex-Drogensüchtigen gesprochen und bei illegalen Drogen höre ich ganz oft, dass es einen Vorteil bringt, dass sie nicht omnipräsent sind. Dass ein anderes, ein drogenfreies Umfeld, sehr hilft. Das kann ich verstehen, sehe aber wenig Chance das beim Alkohol umzusetzen. 97% der Deutschen trinken Alkohol. Meine Familie trinkt. Soll ich gehen sobald die ersten Flasche am Tag aufgemacht wird? Tatsächlich habe ich das nun schon länger bei meinen Eltern getan. Ich bin immer nur morgens oder mittags dort und sobald das erste Bier aufgemacht wird, bin ich gegangen. Aber ist das ein Zustand, den ich länger halten möchte? Familienfeiern fallen dann aus für mich. Meine besten und längsten Freundschaften sind häufig mit Alkoholtrinkern. Macht es überhaupt Sinn so in schwarz und weiß zu unterscheiden?
Es scheint alles wuschig und unstrukturiert zu sein in meinem Denken darüber. Ich weiß klar, dass ich die sozialisierten Muster (Jeden Tag braucht man Alk, jede Feier muss getrunken werden….) defintiv ändern möchte. Ich weiß von mir aber auch, dass ich zu schnell und zu hart urteile und dass ich schnell ins Extremistische rutsche. Also will ich eglt dass mein Ziel ist: Niemand anderem rein zu reden. Einen Weg für mich, ja. Aber nicht für die anderen.
Im Optimalfall gibt es hier einen Austausch, der mir hilft einen klareren Weg zu finden.
Liebe Grüße,
Bastian
PS: Alkoholikergruppe schrecken mich total ab. Zum Einen will ich nicht Umgang mit Trinkern aufbauen, zum anderen habe ich eine AA Gruppe vor 20 Jahren kennen gelernt, die richtig hefitg gebechert haben bei ihren Sitzungen. Das ist nicht überall so, klar. Aber es prägt mein Bild von AA heftig.