Krasse Szenen und frohe Freude

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Mal was zum Nachdenken aus einer online-Zeitung, Der Westen, ein Artikel vom 14.5.2021 mit mehreren Fotos.
derwesten.de/ausgangssperre-nrw-aufgehoben-inzidenz-lippstadt-autokorso-eskaliert.html

Überschrift:
Ausgangssperre in NRW-Stadt beendet - dann kommt es zu krassen Szenen!
Direkt darunter das erste Foto - woran denkt man wohl bei "krasse Szenen", welche Bilder hat man da im Kopf?
Der Bild-Untertitel dazu:
"In einer NRW-Stadt wurde die Ausgangssperre wieder aufgehoben. Lippstadt war am Wochenende außer Rand und Band. (Symbolbild)"

Und was zeigt das Symbolbild?
Krasse Szenen außer Rand und Band?
Das Bild zeigt - nichts!
Also schon eine Stadtstraße bei Nacht, mit Beleuchtung, kein Auto ist zu sehen, 3 Menschen kaum zu erkennen.
Was für ein Symbol soll das sein?
Bei den Überschriften!

Der 1. Satz ist, wie ich gerade sehe, literarisch-journalistisch auch nicht so dolle:
"Lippstadt. Die Freude in Lippstadt (NRW) war froh, als die Ausgangssperre endlich aufgehoben worden ist."
Die frohe Freude, na gut, auf jeden Fall positiv. Oder hat die Freude sich gefreut, als .... man weiß es nicht!?

2. Satz:
"Doch dann eskalierte die Situation: Autokorsos, Drift-Manöver und Menschenansammlungen – in Lippstadt (NRW) spielten sich unfassbare Szenen ab, mit denen niemand im Ansatz auch nur gerechnet hätte!"
Bild dazu? "Unfassbare Szenen"?
Das Foto zeigt auch eine menschenleere Stadt mit Lichterspuren, kein Auto ist zu sehen.
Was soll uns das sagen?

Es geht so weiter.
Nach einem Satz "Aber was in der Nacht von Freitag auf Samstag dann passiert ist, war zu viel des Guten." wird ein Bild mit 4 Polizeiwagen gezeigt, bei Tag.
"Zu viel des Guten"! Ist das satirisch gemeint?

Weiter:
"Viele Autokorso-Teilnehmer hinterließen zu allem Überfluss vor Ort auch noch ihren Abfall und führten Drift-Manöver mit ihren Wagen durch."
und zuletzt:
"Bei solchen Szenen wäre es nicht überraschend, wenn der Inzidenzwert in Lippstadt bald wieder ansteigen wird…"
Dazu noch eine Nahaufnahme von einem Polizeiwagen, bei Tag natürlich, mit der Bildunterschrift:
"Die Aufhebung der Ausgangssperre ließ eine NRW-Stadt eskalieren! (Symbolfoto)"
So viel Symbolik ist ja schon fast mystisch-geheimnisvoll!?

Und man mag sich gar nicht vorstellen, wie in einer Talkshow diskutiert würde, ob der Inzidenzwert vom Abfall oder den Drift-Manövern mit Autos abhängt! Gibt es dafür etwa auch noch Experten?
Hoffentlich nicht!
Krass! Wass!?
 
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Du hast das Wichtigste vergessen.🥴
Die Polizei sanktionierte dabei insgesamt 30 Verfehlungen und sprach zahlreiche Platzverweise aus.:rolleyes:
 
Das ist Qualitätsjournalismus heute. Lernen die eigentlich deutsch, bevor sie für die Nachrichten schreiben? Ich habe nicht den Eindruck. Schlimm, wenn die Polizei so ausrastet! Und dazu noch der viele Müll! Du hast Recht, echt krass😫
 
Du hast das Wichtigste vergessen.🥴
Die Polizei sanktionierte dabei insgesamt 30 Verfehlungen und sprach zahlreiche Platzverweise aus.
Stimmt🧐dabei wird nicht klar, ob das jetzt mit dem Abfall oder den power-slide-Manövern zu tun hatte.
"Viele Autokorso-Teilnehmer hinterließen zu allem Überfluss vor Ort auch noch ihren Abfall und führten Drift-Manöver mit ihren Wagen durch. Die Polizei sanktionierte dabei insgesamt 30 Verfehlungen und sprach zahlreiche Platzverweise aus."
Da es keine direkten Unfälle gab, wurden auf jeden Fall die Autoabstandsregeln der StVO eingehalten!
Erstaunlich vielleicht, dass man das Wort Querlenker nicht irgendwie mit eingebaut hat!
 
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Ich denke, es geht gar nicht um freien Journalismus, sondern um eine systemkonforme Meldung, in der mitgeteilt wird, dass Menschen, die sich nicht systemkonform verhalten und übermütig werden, die Macht der Exekutive zu spüren bekommen werden. Also eher eine einschüchternde Warnung.
 
Also eine absoluteTrash clickbait Seite als repräsentativen Journalismus des Mainstreams darzustellen - oder was soll man unter diesem Thread verstehen?

Wie einfach ist das denn, das schlechteste an Journalismus herauszufischen, was man finden kann und dann darüber abzulästern?

Verstehe ehrlich gesagt den Sinn dieses Threads nicht....
 
Ich denke, es geht gar nicht um freien Journalismus, sondern um eine systemkonforme Meldung, in der mitgeteilt wird, dass Menschen, die sich nicht systemkonform verhalten und übermütig werden, die Macht der Exekutive zu spüren bekommen werden. Also eher eine einschüchternde Warnung.
Sowas ähnliches kam mir vorhin auch in den Sinn, dass in dem Artikel die "frohe Freude" über die Aufhebung der Ausgangssperre (die offiziell eher Ausgangsbeschränkung heißt, oder?) mit Darstellungen verbunden wird, die zeigen, dass die Leute eigentlich gar nicht mit ihrer Freiheit umgehen können. Wie war das dann vor 1 Jahr? Und man droht gleich mit möglicher Erhöhung der Inzidenzwerte - also wird weiter mit Angst gearbeitet, so als soll sich gar nichts normalisieren. Könnte man meinen.
 
Vielleicht ist der Artikel ja von einer KI (Künstliche Intelligenz) geschrieben und bebildert worden. Viele Redaktionen setzen solche Systeme für banale Meldungen wie Sportergebnisse, Produktbeschreibungen und den Wetterbericht ein. Die schriftstellerische Qualität der Texterzeugnisse ist dabei meist gering. :)


Erkenntnisse über den Zustand der Welt würde ich aus einen solchen Pressemachwerk nicht unbedingt ziehen wollen.
 
Der Westen ist das Onlineportal der Funke Mediengruppe. Die Funke Mediengruppe ist in mehreren Ländern tätig und wurde vor einigen Jahren als Deutschlands drittgrößter Zeitschriften- und Zeitungsverlag beschrieben. Sie besitzt in Deutschland mit Eigentumsmehrheit oder als großer Minderheitsgesellschafter dreizehn Tageszeitungstitel, die alle vom Inhalt her recht ähnlich sein dürften. Denen gehört natürlich noch viele mehr. https://de.wikipedia.org/wiki/Funke_Mediengruppe#Tageszeitungen
Man kann also davon ausgehen, dass ihre Produkte ähnliche Inhalte haben, von vielen Menschen gelesen und diese Menschen entsprechend beeinflusst werden. Egal wie gut oder schlecht die Inhalte formuliert wurden.

Zudem kann man das Gleiche, was oben berichtet wurde, in einem ganz anderen Portal genauso lesen, so dass es wohl tatsächlich ein Polizeibericht war, den der Westen da umgesetzt hatte, um die Warnung zur Leichtsinnigkeit gleich noch mit einzubringen.
Und hier der Originalbericht: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/65855/4911902

Also habe ich jetzt durch diesen Artikel doch Erkenntnisse gewonnen.
Nämlich einmal die, dass die Polizei am 10.5.21 eine Meldung mit dem Titel POL-SO: Lippstadt - Verfehlter Jubel um Rücknahme von Ausgangssperren zu diesem Vorfall vom 8.05.21 online gestellt hat und der Titel/Inhalt des von Gleerndil geposteten Artikels vom 14.05.21 nicht zu ähnlich sein durfte, damit man nicht gleich auf den Polizeiartikel stösst, der am 14.5.21 immerhin schon 1 Woche alt war.
Die andere ist, dass der Artikel keine Bilder des Vorfalls enthalten kann, da kein Reporter dabei war.
 
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... dass es wohl tatsächlich ein Polizeibericht war, den der Westen da umgesetzt hatte ...
Ich find so bezeichnend nichtssagend die Stelle "Etliche Teilnehmer der dortigen Autokorsos hinterließen vor Ort ihren Abfall". Ja, was denn, 10 m³ Abfall? Oder wovon ist die Rede? Hier im Rheinland kennt man / kannte man die Rosenmontagszüge, da gehen Räumtrupps hinterher, um die Städte überhaupt begehbar zu halten nach dieser großen Karnevalsfreude für einige Jecken, wie die hier offiziell heißen. Hätte man nicht wenigstens ein Beweisfoto von diesem Abfall zeigen können, anstatt Symbolfotos von leeren Straßen? "Freude, die froh war" (Zitat) und leere Straßen und 4 Polizeiautos bei Tag. Da war vermutlich gar kein Journalist vor Ort mit einer Kamera. Der hätte doch mal driftende Autos mit qualmenden Reifen aufnehmen können. Ein bisschen Action zu der frohen Freude!
 
Die Seite verdient Geld damit, Leute unter Vorspiegelung von Journalismus mit grob irreführenden Schlagzeilen und Auslassungen auf die Seite zu locken.

Die Funke-Mediengruppe gibt Zeitungen wie „Berliner Morgenpost“, „Hamburger Abendblatt“ und „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ heraus und Zeitschriften wie „Hörzu“ und „Frau im Spiegel“. Das Wort, das sie verwendet, um das Konzept von „Der Westen“ zu beschreiben, lautet „Reichweitenportal“. Das klingt zwar einerseits unangemessen spröde angesichts der Abgründe, die sich täglich auf der Seite auftun. Es benennt aber immerhin korrekt das einzige, worum es der Seite geht. „Reichweite“ ist hier als Gegensatz zu Qualität, Sorgfalt, Skrupel oder Anstand zu verstehen. Beim Versuch, die Reichweite zu erhöhen, sind der Funke-Mediengruppe alle Mittel recht.

Es ist natürlich das etablierte Lügenmodell der gedruckten Regenbogenpresse, aber online wirkt es ungleich stärker – nicht zuletzt dank Angeboten wie Google News, die auch nicht so genau hingucken bei einem Lügenangebot aus seriösem Haus und jede Manipulation tolerieren. Online mischen sich die falschen Schlagzeilen von „Der Westen“ unter die seriösen Suchergebnisse.

Es ist ein zutiefst unjournalistisches, unethisches Geschäftsmodell, und das Schockierende daran ist, dass die Branche das toleriert. Die Funke-Mediengruppe produziert sowohl soliden, seriösen Journalismus als auch die Sorte Müll, gegen die solide, seriöse Journalisten regelmäßig ankämpfen müssen. Und trotz all der Sonntagsreden über die Bedeutung von Journalismus im Kampf gegen Fake News kann sich die Funke-Mediengruppe das leisten, ohne befürchten zu müssen, aus Verbänden und Institutionen ausgeschlossen zu werden.


Ich sehe darin eher das Versäumnis der Regierung diese Narrenfreiheit einzuschränken, als dass man es als deren Instrument bezeichnen könnte. In Bewertungen über derWesten reagiert sich die Allgemeinheit sowieso in Schimpftiraden darüber ab, wie man zum Beispiel hier sehen kann:

 
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