körperliche Züchtigung im Kindesalter - Auswirkungen auf die Psyche?
Hallo zusammen,
ich brauchte einige Zeit um mir Gedanken zu machen ob und inwieweit ich meine Geschichte hier erzählen möchte, aber ich denke, es könnte auch für manch einen von Vorteil sein und deshalb erzähle ich sie...
So war es, dass ich, als unsere kleine Tochter geboren wurde, eigenlich wieder ein recht gutes Verhältnis zu meinen Eltern hatte. Ich war der Meinung, mit den üblen Teilen der Vergangenheit abgeschlossen zu haben und meinen Eltern absolut verziehen zu haben. Leider habe ich da jedoch "die Rechnung ohne den Wirt" gemacht, denn mein Unterbewußtsein klopfte wieder massiv bei mir an. Es ergab sich eine Situation, dass mein Mann und ich auch mal Ehepaar sein wollten und wir baten meine Eltern ein paar Tage auf unsere kleine Tochter aufzupassen, damit wir verreisen könnten. Sie sagten es uns zu, jedoch kurz vor dem Termin ergab sich eine Situation, die auf einmal mit aller Macht all die doch noch unverarbeiteten Dinge wieder zum Vorschein brachten- Ich erinnerte mich an Dinge, die ich seit meiner Kindheit total verdrängt hatte und die mich total schockierten. Ich hatte auf einmal die Befürchtung, dass meine Eltern die gleichen Dinge wie mir, unserem Kind antun könnten. Ich versuchte danach das Gespräch mit meinen Eltern zu suchen und ich muß sagen, es folgten völlig unerfreuliche Monate. Meine Mutter verdrängte wieder alles und machte mir Vorwürfe, dass ich ja eigentlich schuld gehabt hätte, an ihrem Verhalten, mein Vater versuchte zu vermitteln oder hielt dagegen: "irgendwann müßte ja mal Schluß sein". Mir ging es während dieser Zeit psychisch sehr schlecht, das Verhältnis drohte gänzlich zu eskalieren, da wir keinen gemeinsamen Nenner fanden und auch ein Gespräch absolut nicht möglich war. Meine Schwester, die zuvor oftmals mit mir über ihre Probleme gesprochen hatte, die sie wegen der körperlichen und psychischen Fehlgriffe meiner Eltern hatte, schlug sich auf die Seite meiner Eltern und denunzierte mich. Tja und dann kam Weihnachten - das gruseligste Weihnachten was man sich unter diesen Bedingungen vorstellen kann. Es kam Silvester und wir ließen es ganz bleiben uns noch ein gutes neues Jahr zu wünschen. Direkt darauf ging es mir total schlecht. Ich hatte schlimmste Bauchschmerzen, Krämpfe, Übelkeit, Kreislaufprobleme. Der Arzt behandelte mich auf Magen-Darm-Virus. Nach 9 Tagen ging es mir so schlecht, dass ich den Notarzt gerufen habe. Ich kam mit einem Dickdarmdurchbruch und eitriger Bauchfellentzündung ins Krankenhaus. Dort schnitt man mir ein Stück Darm raus, da ich dort auch noch Divertikel hatte, obwohl ich mich über Jahre vollwertig ernährt hatte. Es ging mir sehr lange sehr schlecht und man wußte auch nicht, ob ich das überleben würde. Aber ich habe es geschafft und was soll ich sagen - psychisch ging es mir danach so gut wie selten zuvor. Ich habe mich danach mit meiner Erkrankung auseinander gesetzt, da ich der Meinung bin, dass nichts umsonst geschieht und alles eine tiefere Ursache hat. Ich habe herausgefunden, dass diese Divertikel und überhaupt der Darm für die Vergangenheit stehen - also für "unverdaute, belastende" Dinge aus deiner Vergangenheit. Der Durchbruch hat mir gezeigt, dass eine Grenze erreicht war und dadurch, dass man ein Stück Darm herausgeschnitten hat, wurde quasi auch ein Stück belastende Vergangenheit entfernt. Was ich mit meiner Geschichte sagen möchte - es sind nicht die offensichtlichen Dinge die die Psyche belasten. Und manche Tat prägt sich so tief im Unterbewußtsein ein, dass auch mit sehr großer zeitlicher Verzögerung sich das Problem in einem körperlichen Gebrechen manifestiert. Das muß doch gewiß nicht sein - oder? Ich denke, jeder sollte versuchen seine Kinder mit Achtung und Liebe großzuziehen. Hinter Schlägen oder psychischen Verletzungen kann ein Kind keine Achtung und Liebe erkennen. Heute habe ich wieder ein relativ gutes, jedoch distanziertes Verhältnis zu meinen Eltern. So soll es auch bleiben, denn für mehr reichen meine Gefühle nicht mehr. Ich vertraue ihnen heute auch unsere Tochter an und bin mir sicher, dass sie heute nicht mehr so handeln werden. Ich kann heute auch ihre Beweggründe nachvollziehen. Sie waren jung, Berufsneulinge, Beziehungsprobleme... aber im Endeffekt ist das alles keine Entschuldigung, denn Kinder bedeuten Verantwortung und der sollte man sich bewußt sein, wenn man Kinder bekommt.
Liebe Grüße
Chiara