„Bei der Immunglobulin-Therapie der Multiplen Sklerose gibt es einen vernünftigen theoretischen Ansatz, inzwischen umfangreiche Erfahrungen aus kleineren Studien und in mehreren Kliniken in Deutschland auch langjährige praktische Erfahrungen außerhalb von Studien.
Die therapeutisch angewendeten Immunglobuline werden gewonnen von größenordnungsmäßig 1000 Spendern, die in einen einzigen großen Pool zusammengegeben werden. Die Grundlagenforschung hat dabei ergeben, daß durch diese Immunglobuline bei Autoimmun-Erkrankungen die autoaggressiven Immunglobuline, die der Patient bildet, gebunden und damit unschädlich gemacht werden. Durch Gabe einer großen Menge von Immunglobulinen in den Körper kommt es zu einer Reduktion der körpereigenen Immunglobuline,
aber auch der immunglobulinbildenden Zellen und der Entzündungsvermittler (Zytokinine).
Durch diese Mechanismen wird somit der körpereigene autoimmune Entzündungsprozeß positiv beeinflusst und eingedämmt. Besonders tierexperimentelle Untersuchungen haben gezeigt, daß Immunglobuline die Reparatur der Hüllsubstanz der Nerven beschleunigen, was insbesondere fiir die Multiple Sklerose relevant ist, da diese Erkrankung zunächst nur diese Hüllsubstanz zerstört. Diskutiert wird außerdem eine mögliche Rolle von Viren bei der Auslösung oder Unterhaltung des autoimmunen Entzündungsprozesses bei der MS. Auch gegen diese Viren könnten spezielle Immunglobuline im großen Spenderpool vorhanden sein, die der Patient selbst möglicherweise nicht in ausreichender Menge produziert.
Die zitierten Aussagen entsprechen dem augenblicklich international akzeptierten Wissensstand und es besteht breite Übereinstimmung in der Schulmedizin, daß Immunglobuline insgesamt eine wichtige therapeutische Option bei Autoimmun-Erkrankungen darstellen. Auf der Basis von xperimentellen, insbesondere auch tierexperimentellen Untersuchungen sind bereits mehrere offene Studien durchgeführt worden, in welchen mmunglobuline zur Behandlung der MS eingesetzt wurden...
... Ich selbst habe inzwischen eigene beschränkte Erfahrungen in der Immunglobulin-Behandlung von chronisch-progredienten MSPatienten gewonnen, die für mich ebenfalls so vielversprechend sind, daß ich davon ausgehe, daß Immunglobuline in Zukunft einen festen Platz in der Palette der Behandlungsmöglichkeiten der Multiplen Sklerose bekommen werden...
... Gerade meine Erfahrungen in der Behandlung von vielen jungen MS-Patienten mit rasch progrediertem Krankheitsverlauf haben mich in der Ansicht bestärkt, daß alle einigermaßen erfolgversprechenden Maßnahmen zum Stop der Krankheitsprogression eingesetzt werden sollten, bis man eine wirksames Mittel gefunden hat. Diese jungen Patienten können nicht warten, bis international breit akzeptierte Behandlungsmethoden ausgearbeitet sind, falls dies für die breite Palette der MS-Betroffenen überhaupt jemals gelingt. Sie haben jetzt Anspruch auf Behandlung, aber von dem behandelnden Arzt ist auch zu erwarten, daß er wissenschaftlich fundierte Methoden einsetzt und den Behandlungserfolg auch sorgfältig kontrolliert.
Abschließend kann ich für den vorliegenden Fall sagen, daß nach dem augenblicklichen wissenschaftlichen Erkenntnisstand die Immunglobulin- Therapie der MS eine viel versprechende, wenngleich noch experimentelle Methode ist, um die Krankheitsprogression auch bei chronischen Verläufen zu stoppen. Herr Dr. A. H. hat sicherlich langjährige Erfahrung in dieser Behandlungsmethode und er bedient sich überdies der Zusammenarbeit mit einer Neurologin, die einen Erfolg der Therapie bescheinigt, zumindest was einen Teilbereich der neurologischen Störungen anbelangt...
... Die eingesetzten Immunglobuline stellen zumindest nach dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand eine vielversprechende Behandlungsmöglichkeit der Multiplen Sklerose das, wenngleich diese Therapie noch nicht allgemein anerkannt. Allgemein akzeptiert sind dagegen die Gabe von den das Immunsystem stärkenden Substanzen wie Aminosäuren, Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine...
Die Stufendiagnostik ist grundsätzlich im Rahmen schulmedizinischer Behandlungen üblich. Dies gilt auch bei der Multiplen Sklerose. Meines Erachtens erfolgte hier sowohl Diagnostik, insbesondere aber die Behandlung, unter der Beachtung der Stufendiagnostik“