Ich will leben
hallo,
da dachte ich heute vormittag schon: "auch wenn man noch so viele freunde hat; am ende ist man doch alleine!"
aber ich musste mich eines besseren belehren lassen.
es gibt echt doch noch so wahnsinnig liebe menschen auf dieser welt und es gibt glaub doch einen gott, der mich vielleicht manchmal ein wenig lieb hat.
da haben sie doch zwei stunden, bevor ich auf die eisenbahn hätte müssen von der praxis meiner ärztin angerufen.
ich solle nicht kommen. wir würden telephonsprechstunde machen. sie können nicht verantworten, dass ich in meinem zustand die reise täte.
ich dürfe nur kommen, wenn mich jemand mit dem auto fährt.
ich bekam echt voll die oberkrise!
gerade, wo ich mich ein klitzeklein wenig besser fühle seit montag, wo ich gestern extra meine gute vorlesung mit der lehrerin, welche voll nett ist - ich kenne sie zwar erst durch mail-kontakt, schlittern liess und wo ich vorsorglich den unterricht für donnerstag abgesagt habe - extra wegen diesem arzttermin! - und da soll ich zu hause bleiben.
so was verträgt mein herzchen nicht mehr! das wird da ganz doll traurig!
wenn es sich freut, dass es wenigstens noch ein bisschen leben kann. da wird es zu hausarrest genötigt.
okay.
ich hoffe bei vielen terminen, dass der andere absagt, weil es mir einfach zu schrecklich geht, aber ich nicht absagen möchte, weil mich das dann so traurig macht.
doch heute war das nicht so. gar nicht. ich habe mich voll und ganz darauf eingerichtet.
so handelte ich also aus, dass ich jemanden anrufen werde, und der mich dann mit dem auto fahren wird. (in gedanken hatte ich jemanden, welcher mich höchstens am dorfbahnhof hätte abholen kommen, oder mich dann nach der sprechstunde dorthin hätte bringen können. es wäre ihm aber nicht möglich gewesen, mich auch in die nachbarsstadt an den bahnhof zu fahren.
ich rief diesem lieben menschen an, und bekam zur antwort, dass er versucht, jemanden zu mobilisieren, der mich einfach von praxis zum bahnhof bringt.
ich sah orange und griff zum telephon.
sämtliche freunde aus der nachbarstadt sagten ab.
auch die freunde aus meiner stadt.
nur eine freundin aus der nachbarstadt nahm das telephon nicht ab und so habe ich sie auf gemeinste weise ausgenutzt.
es war mir wirklich sehr wichtig, dass ich noch einmal vor dem klinikaufenthalt zu meiner ärztin kann gehen.
ich rief also in der praxis an und sagte, diese freundin würde mich begleiten.
auf die nachfrage, ob sie mich auch wirklich mit dem auto fahren würde und während der sprechstunde bleiben würde, wurde mir bange.
schliesslich kann ich ja nicht die lüge auftischen, dass mich die freundin ums eck ablädt, weg geht und ich ihr nach der sprechstunde wieder anrufe, damit sie mich an der ecke wieder holt.
ich war so in not, dass ich dachte, ich schwindele eben vor, dass die freundin doch kurzfristig absagen musste.
ich war wirklich so in not, dass ich zu einem elenden schwindler geworden wäre und auf fieseste weise meine freundin als hinhalter benutzt hätte. so unglücklich war ich darüber!
aber ich meine; es ist ja auch nicht recht, dass die mich in der praxis erst so kurz vor termin anrufen und nicht schon letzte woche. weil da hätte ich echt jemanden organisieren können!
es wäre wirklich nur ein notschwindler gewesen, weil das eben alles so kurz kam und ich so verzweifelt traurig wurde.
die von der praxis waren eigentlich böse, weil ich hätte die begleitung anscheinend schon von meiner stadt haben müssen und nicht erst aus der nachbarstadt. doch ich habe es geschafft, dass sie mir doch erlaubten, zu kommen statt telephontermin.
trotzdem ich ja den schwindler hatte, war mir das alles nicht recht und ich rief immer und immer meiner freundin an, ob sie die sache, von der sie keine ahnung hat, wirklich machen könnte.
ich rief aber auch einen lieben bekannten aus dem internet an.
nach langem versuchen nahm er ab!
und da habe ich erfahren, dass mich gott nicht immer in der nase hat!
mein lieber bekannte war so spontan und hatte zufälligeweise (sofern es zufälle gibt...) zeit und keinen termin für heute nachmittag.
er ist wirklich so, so fest obervoll lieb!
ja und mei; habe ich mich gefreut, als ich da in der nachbarstadt am bahnhof sass und auf das auto wartete. es war eine riesenfreude, den lieben kollegen nach so langer zeit wieder zu sehen! es war wirklich richtig schön für mich! er durfte mit mir in die sprechstunde, weil ich es recht fand, wenn er schon mitkommt, dass er auch etwas lernen kann. und bei meinem arzt kann man immer lernen! weil mein arzt ist ein ganz, voll gescheiter. und mein bekannter fand, sie sei sehr kompetent.
also so ist das.
wenn man in not ist, dann tut sich doch manchmal noch unerwartet und unverhofft ein kleines fensterchen auf und dahinter leuchtet ein helles sönnelchen über einem duftenden blumengärtchen.
mal angenommen, die von der praxis hätten nicht angerufen...
der liebe bekannte würde nicht schauen, dass er beim nächsten termin hoffentlich auch mitkommen darf.
und ich hätte nicht so ein leckeres zitroneneis bekommen.
auch wenn es voll die bauchkrämpfe macht...
ich habe es genossen!
das war nach langer etlich schlimmer zeit einfach ein so schäner tag!
viele liebe grüsse von shelley :wave:
p.s.:
und jetzt werde ich meine freundin anrufen und ihre sagen, was ich böses vorhatte. ich werde sie auch fragen, ob sie vielleicht auch einmal bereit wäre, mit mir mitzukommen, wenn sie nicht gerade zu viele arbeit hat.
p.p.s.:
mein lieber bekannte heisst ab heute übrigens mackenzie. (name geändert!)
weil ich doch in der praxis sagte: meine freundin mackenzie kommt heute mit mir mit!
na, ja.
jetzt ist er eben mackanzie.
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