Hallo FataMorgana!
Wo hast du denn nachgelesen, dass das Spritzen "heikel" ist? Du kannst der Katze doch nur mit jeder Spritze etwas Gutes tun. Wenn es zwischendurch schief geht, dann geht es eben schief. Was solls? Diätfutter sollte nach Möglichkeit zusätzlich sein. Wenn es nicht geht, dann geht es nicht, falls die Katze es z.B. nicht verträgt. Dann wird die Insulin-Dosis dem angepasst. (Achtung, immer die gleiche Menge Futter, sonst lieber weniger Insulin)
Schwierig könnte es werden, dass deine Katze sich spritzen lässt. Sie muss immerhin stillhalten, es muss zum Tagesrhythmus gehören. Jeden Morgen und jeden Abend zur gleichen Zeit muss gespritzt werden, so und so lange vor der Mahlzeit. Um zu wissen, ob du die richtige Dosis spritzt, muss regelmäßig Blut abgenommen werden, damit der Langzeit-Zuckerspiegel geprüft werden kann. Außerdem ist es gut, täglich die Pipi mit einem Teststreifen zu prüfen, damit du siehst, wie der aktuelle Blutzuckerspiegel ist. Bekommt die Katze zu viel Insulin, kann sie unterzuckern, bekommt sie zu wenig, steigt der Blutzuckerspiegel hoch. Wenn ihr damit erst eingespielt seid, dann merkst du z.B. daran, ob die Katze viel trinkt oder gerade besonders müde ist, wo der Zuckerspiegel gerade ungefähr ist.
Aber du musst dir eins klarmachen. Mit der Diabetes, besonders einer nicht besonders gut eingestellten, können auch weitere Krankheiten kommen, die dann auch wieder behandelt werden müssen. Ihr müsst euch genau überlegen, was ihr wollt. Halbe Sachen könnt ihr euch gleich schenken. Die Diabetes aber zu ignorieren und irgendwelches Diabetiker-Futter zu geben, wäre fahrlässig der Katze gegenüber. Eine unbehandelte Diabetes ist äußerst unangenehm und meiner Meinung nach Tierquälerei. Und an meiner Katze habe ich gesehen, dass es für das Tier KEINEN Stress bedeutete, für mich aber schon. Es ist nicht angenehm, fünf Jahre lang jeden Tag früh aufstehen zu müssen, immer zur richtigen Zeit zu Hause zu sein und und und. Wenn jemand das nicht tun will, verstehe ich das voll und ganz. Aber man sollte sich ganz klar über die Konsequenzen und das Für und Wider sein. Die eigenen Ängste und eigene Unlust sollte man nicht auf das Tier abschieben, sondern man sollte sich offen eingestehen, dass man das Geld nicht hat, die Zeit nicht hat, die Nerven nicht hat... Aber dass DAS TIER unter der Behandlung leidet, ist die falsche Begründung.
Wir konnten uns nie vorstellen, dass meine Katze sich jemals eine Spritze geben lassen würde. Aber sie machte alles mit, pinkelte sogar in einen Becher, damit ich dort die Werte bestimmen konnte.
Alles in allem war es eine sehr, sehr schwere Zeit, die uns auch viel Geld kostete, die es aber unbedingt wert war, denn eine so enge Beziehung, wie sich während der Krankheit (immerhin 5 Jahre) entwickelte, ist etwas ganz Besonderes.
Natürlich ist das Spritzen besonders am Anfang ein Problem. Man weiß nicht, wie man die Katze und die Spritze anfassen soll. Immerhin muss man das Nackenfell so hochziehen, dass in der Mitte ein Hohlraum entsteht und man muss durch das Fell in diesen Hohlraum stechen. In diesen muss man treffen, denn das Insulin darf nicht ins Fleisch. So hockt man also da, hält mit einer Hand das Fell hoch und fragt sich, wie man mit der anderen Hand die Spritze so hält, dass man das Insulin aus der Spritze in die Katze spritzt (die ja auch noch stillhalten muss). Nach einigen Versuchen, die natürlich in die Hose gingen, fühlt man genau, dass man nur dann richtig in der Katze steckt

), wenn es GANZ LEICHT zu spritzen geht. Außer, man hat durch die Katze hindurchgestochen und spritzt es auf der anderen Seite wieder raus. Dann ist die Katze von außen nass und man darf es nicht noch mal versuchen, denn man weiß ja nicht, wie viel schon in der Katze drin ist. :schock: Aber wie gesagt, das lernt man im Laufe der Zeit. Lieber manchmal zu wenig als auch nur einmal zu viel. Zu viel ist gar nicht gut... Ich habe übrigens vorher laaange an einem Kissen geübt.

Und ich hatte so große Angst, dass ich jeden Tag aufs Neue den berüchtigten Tunnelblick bekam. Es lag mir so gar nicht, durch ein Fell durchzustechen, ich musste mich sehr überwinden. Aber man lernt es. Die Alternative war indiskutabel, ein Blick in die Augen meines Katers waren genug, um alle Zweifel zu beseitigen. Irgendwann waren die Katze und ich Profis,

wie geschmiert flutschte die Spritze in die Katze wie durch Butter, nicht durch Leder, das Spritze-Aufziehen war Routine, ich ploppte wie ein Profi die Luft aus der Kanüle, zog immer genug Insulin auf, um zum Luftblasen-Entfernen genug Spielraum zu haben. Hatte ich am Anfang zu wenig Insulin aufgezogen und musste ich dann zu viel Insulin mit den Luftblasen aus der Spritze rauslassen, dann konnte ich wieder von vorne anfangen, weil nicht mehr genügend drin war.

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Ich habe es dann immer so gemacht, dass ich schon einige Zeit vorher alles vorbereitete: eine Serviette, auf der die Spritze lag, einen speziellen "Spritz-Wecker", der nur dafür benutzt wurde, damit der Klang nicht mit anderem in Zusammenhang gebracht wurde, klingelte ich glaube eine halbe Stunde vor der Futterzeit. Der Wecker bedeutete, jetzt gibt es die Spritze. Dann wusste die Katze Bescheid und ich auch. Ich konnte so nicht die Zeit vergessen und die Katze dachte wohl, wenn der Wecker geht, dann ist Frauchen gezwungen, den Kater einmal zu piken – wat mutt, dat mutt...
Was meinst du, was ich in diesen fünf Jahren für Protokolle geschrieben habe?!? Die Ärztin musste ja wissen, wie alles geglückt hatte, wie die Katze drauf war und und und, dazu immer die Pipi-Werte – es war schon Stress pur, mach dir nichts vor. Aber wenn du deine Katze liebst und es durchziehen willst, dann wirst du das schon hinkriegen. Das alles kostet viel Geld – das Insulin, die Untersuchungen, besonders am Anfang, bis irgendwann alles vernünftig eingestellt ist und seinen Gang geht.
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen. Falls du noch was wissen willst, melde dich. Und falls du dich entscheidest, nicht zu spritzen, dann ist das völlig legitim. Das bedeutet dann aber, dass du deiner Katze rechtzeitig ein gnädiges Ende bereiten musst, damit sie sich nicht quält. Ich hatte damals gedacht, es könnte doch so sein, dass die Katze immer müder und müder wird, je mehr sie überzuckert, und dass sie dann irgendwann einschläft. Zum Glück habe ich DAS gleich am Anfang abgehakt, denn SO läuft es nicht. Ohne Behandlung wird das Tier kranker und kranker, die Systeme brechen zusammen, nach und nach, das Tier quält sich und du merkst es evtl. nicht einmal, da sich Katzen Qualen erst anmerken lassen, wenn es ganz schön heftig ist.
Denk in Ruhe drüber nach, es kommt nicht auf einen Tag an. Schlaf drüber, so lange du brauchst, es darf dich niemand zur Eile drängen. Du musst eine Entscheidung treffen, die entweder den Vorzeitigen Tod des Tieres oder aber für dich sehr viel Einsatz und Aufopferungsbereitschaft bedeutet.
Viele liebe Grüße :wave:
Sonora