Glutaminsäure oder Glutamin (bei Darmproblemen durch nitrosativen Stress)
Hallo Kate!
Um eine sowieso schon komplizierte Diskussion nicht noch komplizierter zu machen, beschränke ich mich hier auf eine Klarstellung. Du hast geschrieben:
Glutaminsäure und Glutamat sind nicht genau dasselbe. Glutamat ist soweit ich weiß das Salz der Glutaminsäure. Ich könnte mir dennoch vorstellen, dass die Begriffe labortechnisch synonym gebraucht werden.
Die Begriffe Glutaminsäure und Glutamat werden meines Wissens nicht nur labortechnisch, sondern in der Medizin insgesamt weitgehend synonym gebraucht. So war es jedenfalls in allen Texten, die ich bisher dazu gelesen habe; so ist es in der Datenbank Pubmed; so ist es in dem Handbuch, aus dem ich zitiert habe (die Überschrift des Abschnitts lautet wortwörtlich "L-Glutaminsäure (Glutamat)") und so steht es auch ausdrücklich zu Beginn des
Wikipedia-Artikels über Glutaminsäure, wo es heisst: "In Biologie und Medizin wird die Glutaminsäure meist Glutamat genannt, da die Verbindung im Körper dissoziiert vorliegt."
Eine ausführlichere Darstellung findet sich zum Beispiel
hier (von 1997) oder
hier (von 2005). In dem ersten der beiden Texte heisst es:
Glutamat wird als Geschmacksverstärker eingesetzt, die Applikationsform ist bevorzugt das Mono-Na-Salz, im amerikanischen als MSG (Mono-Sodium-Glutamat) bezeichnet.
Das Vorliegen der dissoziierten bzw. undissoziierten Form hängt vom pH ab. Im sauren Bereich vorwiegend als Glutaminsäure (Magen) im physiologischen Bereich (neutral bis alkalisch) dissoziiert als Glutamat.
Im folgenden wird dabei immer von Glutamat gesprochen.
[...]
Glutaminsäure (aus Proteinen während der Verdauung hydrolysiert oder aus zugesetztem Glutamat) wird mittels eines aktiven Transportsystems absorbiert und in der Mucosa größtenteils verstoffwechselt [...]
Das verstehe ich so: Ob du Glutaminsäure oder (den Geschmacksverstärker) Glutamat zu dir nimmst, macht spätestens im Magen keinen Unterschied mehr. Dort liegt beides als Glutaminsäure vor, und im Darm wird es dann zu Glutamat. Was Wirkung und Nebenwirkungen angeht, liegt der entscheidende Unterschied vielmehr zwischen derjenigen Glutaminsäure, die in der Nahrung in
gebundener Form vorliegt und deshalb während der Verdauung nur ganz langsam freigesetzt wird, und der
freien Glutaminsäure/Glutamat, die, eben weil sie schon frei sind, sehr schnell resorbiert werden und dann eventuell zu einem unnatürlichen Anstieg im Blut führen.
Die Bezeichnung "Glutamin" auf der Verla-Packung ist also nicht nur, wie Apoman bemerkt hat, chemisch falsch (weil es tatsächlich Glutaminsäure ist), sondern auch irreführend, weil viele Leute das Zeug vermutlich nicht nehmen würden, wenn ihnen klar wäre, dass das faktisch dasselbe wie Glutamat ist. (Dass diese Sorge vermutlich unnötig ist, geht aus den beiden Texten ja klar hervor, aber wäre eine neue Debatte, die ich hier nicht eröffnen möchte.)
Die Frage, ob Glutamin oder Glutaminsäure besser für den Darm ist, ist davon natürlich unabhängig. Auch mein Hinweis auf die erniedrigten Glutaminsäurewerte im Aminosäureprofil hatte mit dem Darm gar nichts zu tun. Aber wenn bei Binnie der Wert trotz Nitrostress nicht erniedrigt war, ist das schon mal gut zu wissen.
Viele Grüße :wave:
Till