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Bei der Fructoseintoleranz ist dies anders. Hier werden – abhängig von der Ausprägung der Fructoseintoleranz – mitunter noch bedeutsame Mengen gut vertragen. Erst wenn eine bestimmte Schwelle, die individuell sehr unterschiedlich sein kann, überschritten wird, treten die oben erwähnten Symptome auf. Während der Erwachsene ohne Fructoseintoleranz 30 g oder mehr gut vertragen kann, führt diese Menge bei der Fructoseintoleranz zu besagter Symptomatik. Die Schwelle kann bei 10 g liegen oder auch schon bei 5 g. Sehr Empfindliche bemerken bereits bei einer Menge von 1 g oder weniger deutliche Beschwerden.

Nach der Ausprägung der Fructoseintoleranz muss sich dann auch die Strenge der diätetischen Maßnahmen richten. Besonders fatal: Fruchtzucker ist – anders als der Name vermuten ließe – keineswegs nur in Früchten und Fruchtprodukten enthalten. Der übliche Haushalts- oder Kochzucker besteht aus Rüben- oder Rohrzucker. Dabei handelt es sich um ein Disaccharid (Zweifachzucker). Er besteht zur Hälfte aus Glucose und aus Fructose. Darum gibt es bei Fructoseintoleranz auch eine Unverträglichkeit gegenüber allen mit normalem Zucker hergestellten Lebensmitteln.

In der Medizin kennen wir noch das Fructoseintoleranz-Syndrom, welches von der hier beschriebenen Fructoseintoleranz unbedingt abzugrenzen ist. Beim Fructoseintoleranz-Syndrom wird Fructose zwar normal aufgenommen, kann dann aber im Körper nicht weiter verarbeitet werden, weil ein bestimmtes Enzym hierfür fehlt (Ketose-1-phosphat-aldolase). Dadurch kommt es zu einem Anstieg der Fructose im Blut.
Glucose (der eigentliche Blutzucker) wird verdrängt und es kommt zu Symptomen einer Unterzuckerung, die bis zum Schock führen können. Es handelt sich um einen Stoffwechseldefekt und nicht wie bei der im Folgenden beschriebenen Fructoseintoleranz um eine Darmaufnahmestörung. Auch beim Fructoseintoleranz-Syndrom gilt jedoch: Die Zufuhr von Fructose muss bis auf ein Minimum reduziert werden.

Was sind die Ursachen der Fructoseintoleranz?
Die Fructoseintoleranz ist genetisch bedingt.
https://ifz-langen.de/files/uploads/dokumente/patienteninfos/Merkblatt Fruktose.pdf

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die hereditäre Fruktose-Intoleranz beruht auf einem seltenen Enzymdefekt, der den Fruktoseabbau in der Leber betrifft. Die Aldolase B der Leber, die normalerweise das Substrat Fruktose-1-Phosphat in Dihydroxyacetonphosphat und Glycerinaldehyd spaltet, fehlt oder ist inaktiv. Stattdessen ist nur die Aldolase A vorhanden, ein Glykolyseenzym, dessen Substrat normalerweise Fruktose-1,6-Bisphosphat ist und das Fruktose-1-Phosphat nur mit fünfzigfach geringerer Geschwindigkeit spaltet.
Das erste Enzym des Fruktoseabbaus, die Fructokinase, ist nicht betroffen, so daß die Fruktose regulär in die Leberzelle gelangt, phosphoryliert wird (Fruktose -> Fruktose-1-Phosphat unter ATP-Verbrauch) und die Zelle nicht mehr verlassen kann. Aufgrund des Aldolase B-Enzymdefekts kann Fruktose-1-Phosphat nur sehr langsam gespalten werden, reichert sich an und hemmt Enzyme der Glykolyse, der Gluconeogenese und des Glykogenstoffwechsels. Hypoglykämien können dadurch die Folge sein, da im Hungerzustand das Glykogen nicht mehr oder nur noch vermindert abgebaut wird und auch keine Glukose aus Aminosäuren oder Glycerin gebildet werden kann.

Menschen, die an einer durch diesen Enzymdefekt hervorgerufenen hereditären Fruktose-Intoleranz (Fruktoseunverträglichkeit/Fruktosämie) leiden, zeigen eine ausgeprägte Hypoglykämie, abdominelle Schmerzen und Erbrechen. Falls die Ursache nicht bemerkt wird, kommt es zu einer chronischen Leber-/Nierenschädigung bis hin zur Leberzirrhose.
Diese Krankheit kann nicht medikamentös, sondern nur durch eine strenge fruktose- und saccharosearme Diät behandelt werden, die ein nahezu symptomfreies Leben ermöglicht.
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https://www.labor-gaertner.de/index.php?id=576

Ich weiß nicht, ob Menschen, die häufig Unterzuckerungen erleben, bewußt ist, daß das an einer hereditären Fruktose-Intoleranz liegen kann. Wenn aber der Gedanke aufkommt, sollte das im Labor überprüft werden.

Grüsse,
Oregano
 
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