Sinn des Lebens im Alter
Hallo Kayen
Ja, dieses Gefühl kenne ich sehr gut. Es kommt bei mir immer in der Natur. Aber selbstverständlich nicht überall. Es gibt Plätze, da bin ich tief ergriffen. Oder auch manchmal betroffen. Oder vielleicht besser gesagt: getroffen. Nämlilch getroffen von einem Gefühl, das ich nicht beschreiben kann. In einer Kirche hatte ich dieses Gefühl nur einmal. Es ist viele Jahre her. Es war in Südfrankreich, nicht allzu weit von der Atlantikküste. Leider habe ich den Namen des Ortes vergessen. Es war eine ganz alte romanische Kirche. Die Stimmung dort war unbeschreiblich. Aber nicht religiös (obwohl ich damals noch katholisch war), sondern einfach ergriffen von der Stimmung. Ich vermute, dass die Erbauer solch alter Kirchen ein tief mit der Natur und allem Sein verbundenes spirituelles Gefühl hatten, sonst hätten sie einen solchen Platz nicht errichten können. Ich nehme mal an, dass es bei Gebäuden nur selten auftritt, insbesondere dann nicht, falls man ein Gebäude rein "materiell"oder mit Hilfe des Intellekts errichtet. Also nach einem Plan, genau alles ausgerechnet. Mit anderen Worten: also nur auf intellektuelle Weise.
Ich habe selbst einmal ein kleines Badehäuschen gebaut (in Neuseeland). Dieses habe ich ganz ohne Plan gemacht, nur meiner Eingebung folgend. Dieses kleine Gebäude ist so schön geworden, dass man es kaum verlassen möchte. Jeder Besucher war bisher davon fasziniert.
Ja, du hast sicher Recht, diese Gefühle mit "innerer Verbundenheit" zu erklären. Ich schrieb ja schon in vorigen Postings, dass ich sicher bin, dass wir alle auch Spirit sind. Über diesen Spirit, der ja "nicht Materie" ist, sind wir mit allem verbunden und Grenzen der Materie gibt es nicht. Wir aund überhaupt alles, was Materie ist, das ist gleichzeitig auch Spirit. Nur können wahrscheinlich Planzen das nicht so bewusst wahrnehmen und Tiere vielleicht nur gelegentlich. Obwohl ich bei Tieren oft denke, sie können es noch besser als wir, insbesondere Hunde oder auch Pferde und manche Affen. Wir Menschen nehmen diesen unseren eigenen Spirit kaum wahr, weil wir so mit unseren Gedanken (die ja im Gehrin auf intellektuelle - also auf materielle Weise - entstehen) beschäftigt sind. Du hast auch vollkommen Recht mit deiner Aussage, dass wir bei solchen Orten sehr leicht unsere Ganzheit finden können. Nämlich die Verbindung von Materie (Körper) und Spirit. Ob wir sie auch dann finden, wenn wir sie willentlich suchen, das möchte ich eigentlich anzweifeln. Denn dann ist ja schon wieder unser Verstand dabei und der verhindert eher das spirituelle Erlebnis. Das, was den Spirit wahrnehmen kann, das nenne ich "Seele". Aber dieser Begriff ist bei mir nicht dasselbe wie das, was man in der christlichen Lehre damit meint. Wenn man in einer Kirche ganz bewusst nach einem solchen Erlebnis sucht, dann sehe ich eine Gefahr darin. Diese Gefahr ist, dass man dann sehr wahrscheinlich in die Kirche geht mit der Vorstellung, die uns die entsprechende Lehre vorgibt. Daher kommt sicher auch, dass manche religiösen Menschen Erscheinungen haben von Engel, von Marie oder Jesus oder sonstigen religiös vorgegebenen Gestalten. Es könnte sein, dass diese Fantasien dann eigentlich vom Verstand ausgehen und nicht von dem, was ich Seele nenne, als von einem intuitiven und überhaupt nicht vom Verstand beeinflussten Erleben. All das ist natürlich kaum zu beweisen und auch ich kann es nicht beweisen. Wer aber auf derselben Wellenlänge empfangen kann, der wird das verstehen. Wer nicht - und insbesondere wer alles rein intellektuell "bewiesen" haben will, der wird nicht verstehen, was ich meine.
Das mag nun überheblich rüber kommen, aber es ist überhaupt nicht so gemeint.
Du wirst sicher auch damit Recht haben, dass viele Menschen (ob nun bewusst oder unbewusst) nach diesem Gefühl suchen und meinen, in einer Religion das finden zu können. Ob man es dort finden kann oder ob man nur meint, es dort finden zu können, ist wohl schwer heraus zu finden. Nachdem Religionen überwiegend Gedankenkonstrukte (also eine Lehre!) sind, vermute ich, dass man dies dort nicht so leicht finden kann. Vielleicht gibt es Menschen, die es können. Vielleicht ist es aber auch nur eine Einbildung, eine Art von Fantasie. Man erlebt das, was man erleben will und was andere Menschen erzählt haben. Ich sehe hier eine Ähnlichkeit mit den Erfahrungen von Nah-Toten. Ich habe darüber ja auch schon geschrieben. Auch diese Menschen erleben das, was sie aus ihrem Leben wissen und was sie geglaubt haben oder womit sie geprägt wurden.
Bei einem Naturerlebnis könnte diese Erwartung, von der ich gerade sprach, zwar auch mit eine Rolle spielen. Wenn man jedoch in eine ganz fremde Gegend kommt, in ein Gebiet, das von niemandem bisher beschrieben wurde uns somit ein "unbeschriebenes Blatt" ist und man gar nichts erwarten kann und auch gar nicht beabsichtigt, etwas zu erleben und wenn dann eine solche Stimmung oder Gefühl aufkommt, plötzlich da ist, wie du beschrieben hast, dann hat das mit Religion überhaupt nichts zu tun. Ich vermute, dass dieses Gefühl dann mehr autentisch ist als ein Erlebnis religiöser Art. Aber ich gebe gerne zu, dass es trotzdem vorkommen kann. Wahrscheinlich bei "einfachen" Menschen. Bei Menschen, die nicht intellektuell denken oder davon geprägt sind. Also Menschen, die nicht alles mit ihrem Verstand erklären wollen, sondern die intuitiv fühlen können und fast möchte ich sagen, die ihren Verstand anhalten oder abschalten können. Zumindest für eine kurze Zeit. In dieser Zeit des Staunens beim Betreten eines solchen "magischen Ortes", wenn der Verstand vor Staunen und Überraschung nahezu stille steht, da stellt sich dieses unbeschreibliche und schöne Gefühl ein.
Wenn ich das nun aufschreibe, dann ist dies natürlich eine intellektuelle Tätigkeit. Schon allein das Schreiben ist ja eine intelligente Handlung. Allerdings habe ich in meinem Leben schon so unendlich viel geschrieben, dass es fast schon automatisch geht und ich kann meine Gedanken, aber auch meine Gefühle frei laufen lassen. Jedoch ist es trotzdem schwierig, Gefühle und Empfindungen überhaupt in Worte zu fassen. In einem persönlichen Gespräch wäre dies viel besser.
Professor Dürr, den ich sehr schätze, sagte mal in einem Vortrag sinngemäss so: "Es gibt Momente, wo man mit einem Menschen auf einer Wellenlänge liegt. In einem solchen Fall braucht es oft nur angedeutete Worte. Man versteht sich auch ohne viel zu reden. Was hier geschieht, das ist ein Austausch über eine nicht materielle Seinsform." Genau so hat Dürr es zwar nicht gesagt, ich gebe dies mit meinen Worten wieder. Aber es war sinngemäss so.
Worüber wir uns - falls wir auf der gleichen Wellenlänge kommunizieren - austauschen können und insbesondere auch verstehen können, das ist nach meiner Meinung das, was ich Spirit nenne. Und das Werkzeug dazu ist unsere Seele.
Eigentlich müsste ich nun über den Begriff "Seele" auch noch eine ganz Menge sagen. Aber es wird zu viel, ich lasse es lieber für heute.
Aber nun fällt mir gerade noch etwas ein, was zu diesem Themenkreis gehört: Es gibt auch Menschen hier im Forum, mit denen ich sehr gut kommunizieren kann und wo ich meine, sie verstehen mich und ich verstehe sie. Selbst wenn man nicht immer der gleichen Meinung ist. Bei deinen Beiträgen habe ich z.B. so ein Gefühl. Ebenso bei Rota und Clematis. Jedoch absolut nicht mit Gerd.
Das ist nun kein Werturteil, sondern nur eine Feststellung. Ich bitte darum, mir diese Bemerkung nicht falsch oder abwertend auszulegen. Ich wollte damit nur sagen, dass es Menschen gibt, die auf derselben Wellenlänge leben und ähnliche Empfindungen haben und sich deshalb gut austauschen können. Selbst dann, wenn sie nicht immer gleicher Meinung sind.
Ja, wir haben mit diesen Gedanken ein sehr interessantes Kapitel eröffnet. Bin mal gespannt, was jetzt für Antworten kommen werden!
Schöne Grüße nach Deutschland
Werner