Hallo Sine,
Du bist doch eine Freundin von Fabelwesen?
Hier schicke ich Dir endlich meinen Spielteppich, den ich unseren Kindern vor 35 Jahren geknüpft habe. Es geht dabei um ein Motiv, das der Jugendstilkünstler Endel auf die Fasade eines Münchner Fotoateliers in der von -der -Tann- Straße gezaubert hat. Dieses Haus war eine besonders schöne Villa.
Leider hat es Hitler abreißen lassen, weil es beim Aufmarsch ins Haus der Kunst im Wege stand.
Der Teufel soll ihn holen.
Bei der Arbeit an diesem Teppich habe ich das erste Mal in meinem Leben ein solches Glücksgefühl gespürt, wie nie vorher und auch äußerst selten danach.
Besonders die Stelle, wo diese feinen staubgefäßartigen Fühlerchen am Kopf zu sehen sind, bin ich geradezu in eine Gefühl von Fliegen geraten. Ich glaube, das echte Modell des Drachen hat sich gefreut über seine Wiedererweckung und hat seine Kraft auf mich ausgeübt.
Als er fertig war, hatte meine jüngste Tochter gerade mit einer Erkältung zu tun und sie durfte sich zum Trost auf den neuen Teppich legen. Das tat sie ausgibig, aber erst einmal hat sie ihn mit aller Inbrunst bekotzt. Das war eine prima Einweihung und zeigt, welche Kraft in ihm steckte.
Heute liegt er nach ca 10 Jahren Verbannung auf dem Speicher (vielleicht auch zur Erholung) wieder für die Kinder bereit, gekotzt hat keines mehr darauf.
Na, ja, vielleicht kommen auch Drachen in die Tage
Liebe Grüße
Wahrnehmerin