Ernährung ohne Gallenblase

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11.02.21
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Hallo an alle, die hier lesen und/oder schreiben

Ein Mann aus meiner näheren Verwandtschaft musste sich aufgrund einer starken Gallenkolik (es war nicht die erste!) gerade erst die Gallenblase operativ entfernen lassen. Ich habe inzwischen mit ihm telefoniert und er macht sich nun Sorgen wegen der Ernährung. Der Arzt im Spital sagte ihm, dass er keine Diätvorschriften kenne nach einer Gallenblasenentfernung und er könne normal essen.

Nun, mein Verwandter hat da so seine Zweifel, denn jetzt fehlt doch der Einschuss von Galle nach einem fettreichen Essen.

Kurz: Hat jemand persönlich Erfahrung mit der Ernährung ohne Gallenblase? Was sollte man meiden? Was tut besonders gut? Lieber 4-6 kleine Mahlzeiten, als 2-3 grosse? Keine Rohkost?

Wer hat Tipps oder eigene Erfahrung?

Mit lieben Grüssen

Aquarius61
 
Hallo Aquarius,

es gibt ja Gründe, warum überhaupt erst Gallensteine entstehen wie bei dem Mann aus Deiner Verwandschaft. Insofern ist für mich der springende Punkt vor und nach einer Gallenblasen-Entfernung die Ernährung.

Hier werden viele Punkte genannt, was bei der Ernährung nach einer Gallenblasen-Op: wichtig ist:

...
Natürlich ist die Bekömmlichkeit einzelner Lebensmittel von Mensch zu Mensch verschieden, so dass nach einer Gallenblasenoperation auch die hier dargestellten Nahrungsmittel zu Verdauungsproblemen führen könnten. Um sich einen Überblick über die eigene Bekömmlichkeit verschaffen und einen angepassten Plan für die Ernährung bei einer Gallenblasenentfernung aufstellen zu können, ist es hilfreich, ein Ernährungstagebuch zu führen. ...


Nach einer Gallenblasenentfernung ist es tatsächlich oft so, dass keine strengen Diätvorschriften gegeben werden, da sich der Körper in den meisten Fällen gut anpasst. Trotzdem gibt es ein paar Tipps, die deinem Verwandten helfen können, die Ernährung besser auf die veränderte Situation abzustimmen, vor allem in den ersten Wochen nach der OP.

Fettreiche Mahlzeiten können zunächst schwer verdaulich sein, da die Galle jetzt kontinuierlich in kleinen Mengen in den Darm abgegeben wird und nicht mehr „auf Vorrat“ für eine größere Fettverdauung zur Verfügung steht. Es wäre sinnvoll, Fett in der Ernährung zu reduzieren und auf leicht verdauliche Fette wie z. B. Olivenöl oder Kokosöl zurückzugreifen. Sehr fettreiche Speisen wie Sahnesoßen, frittierte Gerichte oder stark verarbeitetes Essen könnten in der Anfangszeit problematisch sein.

Statt 2-3 großer Mahlzeiten machen kleinere Portionen über den Tag verteilt oft mehr Sinn. Das entlastet den Verdauungstrakt und sorgt dafür, dass die Galle kontinuierlich arbeiten kann, ohne überfordert zu sein.

Rohkost kann in den ersten Wochen manchmal Blähungen oder Bauchkrämpfe verursachen. Gekochtes Gemüse oder gedünstete Speisen sind für viele besser verträglich. Hier kann er ausprobieren, was gut funktioniert, da das individuell unterschiedlich ist.

Ein guter Tipp ist auch, auf blähende Lebensmittel wie Kohl, Zwiebeln oder Hülsenfrüchte zunächst zu verzichten oder sie gut vorzubereiten (z. B. Gewürze wie Kümmel verwenden), bis der Verdauungstrakt sich angepasst hat.

Ballaststoffe sind weiterhin wichtig, aber diese sollten vor allem aus gut verdaulichen Quellen wie Haferflocken, Bananen oder gedünstetem Gemüse stammen, statt aus grober Rohkost.

Zu beachten ist außerdem, dass der Körper auch ohne Gallenblase irgendwann oft wieder normal mit Fett umgehen kann. Es geht also darum, ihm Zeit zu geben, sich anzupassen. Bei Beschwerden wie Durchfall oder Übelkeit nach bestimmten Lebensmitteln sollte man diese vorübergehend meiden und langsam wieder einführen.

Falls Unsicherheiten bleiben oder starke Beschwerden auftreten, wäre ein Besuch bei einer Ernährungsberatung sinnvoll. Die können einen individuellen Plan erstellen, der langfristig hilft.


Grüsse,
Oregano
 
Wer hat Tipps oder eigene Erfahrung?
Hallo Aquarius61, ich grüsse Dich,
auf Deine Frage hin, kann ich nur auf die Erfahrungen meiner Mutter zurückgreifen.
Nachdem ihr die Gallenblase im Alter von 68 Jahren, ebenfalls nach mehreren Koliken entfernt wurde, lebte und genoss weiterhin alles wie gewohnt, weil ihr Arzt meinte, sie müsse nun selbst herausfinden und erkennen, was sie vertragen kann und was nicht.
Meine Frau Mama war da sehr eigenwillig und absolut beratungsresistent.
Sie hatte oft heftige Beschwerden nach z.B. viel Kaffee mit Sahne und Zucker, nach Sahne- oder Buttercremetorten, nach ihrem geliebten Eisbein und Sauerkraut, nach geräuchert- oder gepökeltem Schweinefleisch in Eintöpfen und was es da sonst noch so alles, an eh schon schwer Verdaulichem gibt.
Wenn es ihr nach dem Essen besonders schlecht ging, nahm sie Magentabletten. Und tat so, als wenn diese helfen würden.

Erst einige Zeit später stellte sie ihre Ernährung um. Sie reduzierte plötzlich alles, was ihr Beschwerden bereitete und sie liess sich auch auf Ideen Anderer ein, sprich sie lernte dazu.
Ein Bekannter hatte nach der Entfernung der Gallenblase (so sagte er) keine Probleme mit Nahrungsmitteln.

Mein Fazit: Jeder muss selbst erkennen, was er nach dem Verlust der Gallenblase noch vertragen kann.
Ich persönlich würde auf die Reaktionen meines Körpers achten und dementsprechend auf überwiegend basische Lebensmittel wechseln.

Liebe Grüsse
zausel
 
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