Hallihallo,
Jetzt habe ich grade in so einem E-Book gelesen, dass eben bei vielen Indios/ Landbevölkerung - von Mittel- über Südamerika über Afrika, über Java bis China, die Ernährung zu 97 % aus Gemüsen, Wurzeln, Bohnen, Früchten, Hülsenfrüchten, Mais, Nüssen, Maniok usw. bestand, und nur zu 3 % auch einmal Fleisch, Fisch oder Eier, oder auch in einem Fall sogar völlig ohne tierische Lebensmittel auskamen.
Da wäre es interessant, wie das festgestellt wurde. (ich tippe wieder einmal auf die - für diesen Zweck imho ungeeignete - Isotopenanalyse. Aber ev. findest Du im Buch andere Hinweise).
Heute ist es in Indonesien, Kambodcha, Malaysien etc. so, dass alles auf den Teller kommt, was Protein hat. Je nach Budget wird alles gefangen/gegessen, was man sich nur vorstellen kann. (auch die kleinen Geckos. Sonstige Insekten, deren Larven, Ratten, Hunde. Ich hatte sie stark im Verdacht auch Katzen zu essen. Das wurde aber irgendwie verlegen weggelacht.)
Ich bin bei meinen Asienreisen in keinen Landstrich gekommen, der proteinarme Ernährung hatte. Eher das Gegenteil. Die "Reicheren" haben immer mit Chicken, Egg oder sonstigem Fleisch bestellt/gekocht.
Reis+Gemüse war für jene, die sich die Eiweißeinlage nicht leisten konnten/denen das Extra zu teuer war. (das war nur bei den kleinen Essenswagerln, die überall rumstehen. Dort kostet Reis mit Gemüse immer weniger als Reis+Eiweißeinlage. Reis + Gemüse ist im Regelfall 90-95% Reis + ein paar Flankerln Gemüse. Nicht so wie bei uns, wenn wir zB chinesisch essen gehen. Wird vermutlich auch regional unterschiedlich sein. Ich kann nur berichten, was ich auf meinen Reisen gesehen habe).
mWn haben sie manche Eiweißquellen vor Touristen versteckt. (eher im Hinterkammerl was reingetan). Und bei Rückfrage war immer alles "chicken" (Huhn), auch wenn es nicht wie Huhn ausgeschaut hat.
Entlang der Küste gabe es für Einheimische und Touris immer reichlich Fisch. (zB auch in der Form, dass es Fischsuppe mit Reis zum Frühstück gab und Fisch+Reis+ein paar Gemüseflankerl zum Mittag und Abendessen. )
Gefragt was sie essen, kam immer vA Reis an 1 Stelle und dann eben "was sich sonst so ergibt". Erst als mir mal ein Rikscha Fahrer erzählt hat, wie er das macht (wenn er keinen Erfolg bei der Jagd hatte - er hatte Fallen aufgestellt und immer alles gegessen, was da reinkam), dann hat er sich am Abend auch gern Gekos (diese kleinen, süßen Echsen) zwischen die Zähne geschoben. Ich - damals noch vegetarisch - fand das natürlich ekelig und hab mich so halb ernst, westlich, zivilisationsgeschädigt drüber (leise) echauffiert. Er war ganz erstaunt und meinte, er kann ja nicht Touristen schleppen, wenn er nur Reis zu essen bekommt. Er sei arm, und könne sich kein Chicken leisten. Also müsse er eben essen, was er findet. Und da er am Tag arbeitet, kann er nicht jagen und hat daher Fallen aufgestellt im Hinterhof. Besonders lecker fand er Schlangen. Die musste er aber jagen usw.
Den meisten anderen befragten war es eher peinlich darüber zu reden. Wer was auf sich hielt, hat nur Chicken (Huhn) erwähnt. Quasi ein Statussymbol sich das leisten zu können. Fisch war neutral. Aber eben andere Quellen (Insekten, Ratten, Hunde etc.) wurden nur in 2 Einzelfällen genannt. Deckel drauf, weil es im Umgang mit Touris natürlich nicht so prickelnd ist, darüber zu reden. Insekten waren aber tlw. auch wieder "cool" - vA in Thailand haben viele über Touris gelacht, die es davor geekelt hat.
Und da schließt sich für mich der Kreis: viele werden bei Befragungen falsche Auskünfte geben. Einerseits das, was als "cool" gilt stärker hervorheben. Andererseits jenes, das keinen hohen Status hat, eher unter den Tisch fallen lassen. (da erinnere ich uA an die Hazdas, die lt. manchen "Studien" in Honig zu baden scheinen. Mir fehlt da Evaluierung, wann sie "so viel Honig" essen. Ich vermute mal nur, wenn sie unter Beobachtung stehen. Für sie hat die Honigernte ja was von einem Volksfest. Wenn ein Gast angekündigt ist, kundschaften sie Honigquellen aus und geerntet wird dann immer publikumswirksam vor dem Gast/Forscher. Das heißt aber nicht, dass sie auch unbeobachtet die gleichen Nahrungsmittel (von der Quantität her) einnehmen.
(ich erinnere an den Hawthorne Effekt, der geht in eine ähnliche Richtung: da wurde geschaut, wie sich geänderte Arbeitsbedingungen auf die Produktivität auswirken. Zur Überraschung der Forscher, stieg die Produktivitiät selbst dann noch, als die Näherinnen kaum mehr Licht hatten. Erklärung: solange sie das Gefühl hatten, man beschäftigt sich mit ihnen, bemühten sie sich enorm.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hawthorne-Effekt)
Oder einfacher: wenn man Gäste hat/beobachtet wird, kocht/isst man anders, als wenn man alleine is(s)t.
In Kambodscha hat man während er Roten Khmer Herrschaft auf Pflanzliches gesetzt, durch alle Schichten alle tierischen Eiweißquellen verunmöglicht, daraufhin wurde wirklich alles gegessen an tierischem Protein, was irgendwie auffindbar war. Sie haben im Geheimen alles mögliche gezüchtet/versucht auf dem Weg zu überleben. Da gibt es dutzende Berichte Überlebender, was sie essen mussten, um nicht zu verhungern (ja, es gab auch zu wenig pflanzliche Nahrung. In den Berichten ist aber vA die Rede von den Eiweißquellen. Daher schien das vom Hungergefühl her vorgeherrscht zu haben. Heißes Land. Daher wenig Fett kommt noch dazu.
Bestimmte Spinnen sind bis heute in einer Region Kambodschas als Nahrungsmittel üblich:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gebratene_Spinne
(eben weil die Leute die "im Geheimen" mit wenig Platzbedarf damals züchten konnten, um was zu essen zu haben).
Dahingehend fände ich es unlogisch, dass es in früheren Zeiten freiwillig vegetarischer zugeganen sein soll. (auch in Europa - Wild war nur für den Fürsten. Das "gemeine Bauernvolk" hatte zum Teil keine Wahl und musste Getreide etc. essen. In manchen Wäldern durften Kaninchen gejagd werden. In anderen Wäldern/Fürstentümern gehörte jedes Tier dem Fürsten/Lehensherrn)
Nich vergessen darf man aber dabei auch andere Faktoren unserer Lebensweise. Stress. Angeblich sind über 80, oder gar 90 % aller Krankheiten stressinduziert.
Haltungsbedingungen spielen natürlich auch Rolle. Wenn sich nur Futter als Faktor verändert hat (wie zB bei uns in der Familie oder in div. Zoos), dann sieht man die Effekte dennoch deutlich.
Ausserdem hat sich mal jemand damit befasst, wieso Tiere in der freien Wildbahn niemals unrund laufen, während das bei uns ab einem gewissen Alter fast bei allen Menschen so ist. Er kam dann darauf, dass sich das u.U. durch die ständige Angespanntheit, die sich die Menschen in unserer Zivilisation befinden ergibt. Das führt dann wohl zu Ablagerungen in den Gelenken.
Man kann also nicht alles an der Ernährung festmachen.
Die Tiere in freier Wildbahn leben im Regelfall kürzer als in Gefangenschaft. (wer es nicht mehr "bringt", stirbt/verhungert, wird vom Clan ausgestoßen...)
Tiere in freier Wildbahn können generell auch durchgeknallt und vA sehr gewalttätig sein. Grad wenn ein altes Alphatier von einem jungen verdrängt wird, versucht es tlw. hinterrücks dem Neuen Ärger zu machen - und kann sich dann unterordnen und im Clan bleiben, oder beleidigt außerhalb des Clans sterben. Oder junge Affenmänchen warten bis der Alpha anderwertig beschäftigt ist und fallen in der Gruppe über Affenweibchen her. Gruppenvergewaltigungen sind im Tierreich (auch zB bei Killerwalen) nicht unüblich.
Vor wenigen Tagen hab ich mir eine Doku angeschaut, in der gezeigt wurde, wie eine Schimpansenbande eine Gorillafamilie angreift und deren Baby gezielt getötet hat (dort in der Gegend passiert das öfter, ist also gezielt und wird vermutlich innerhalb des Schimpansenclans von Generation zu Generation weitergegeben). Sie haben die Strategien gezeigt, mit der die Schimpansen den Gorillas (die in der Unterzahl sind) auflauern. Wie in der menschlichen Kriegsführung (Hinterhalt etc.).
Bei Futtermangel ist das ein bekanntes Verhalten - logisch. Allerdings war die besagte Gegend sehr futterreich. Also ging es dort um eine für Außenstehnde nicht nachvollziehbare Rivalität.
Die Gorillas werden dort selbst auf "nicht Schimpansen Gebiet" von den Schimpansen verfolgt und angegriffen.
Wie Du selbst an anderer Stelle geschrieben hast - es ist nicht alles "Eitel-Wonne-Sonnenschein" im Tierreich.
lg togi