Den Tag nicht im Ärger abschliessen

admin

Administrator
Teammitglied
Themenstarter
Beitritt
01.01.04
Beiträge
15.096
Nun kommt etwas, wo selbstverständlich auch die Umwelt mitspielen muss. Es geht darum, dass das Ende eines Tages doch etwas ganz spezielles ist. Und wenn wir ins Bett gehen, um uns zu erholen und den nächsten Tag frisch regeneriert zu beginnen, dann sollten wir uns das nicht durch irgend etwas vermiesen lassen.

2 Szenarios:

1. Ich gehe mit gutem Gefühl ins Bett, schlafe sofort ein, schlafe gut durch, erhole mich somit und stehe frisch gestärkt am Morgen auf und freue mich auf den Tag.

2. Ich bin nach einem Streitgespräch mit meinem Partner arg genervt. Und einer von uns zwei hat keine Lust, dieses Problem aus der Welt zu schaffen. Somit gehe ich auch genervt ins Bett, wälze mich hin und her und arbeite das Problem im Kopf weiter aus. Ich schlafe später ein, schlafe unruhig, erhole mich somit nicht richtig und wache am Morgen müde auf. Die ersten Gedanken sind wiederum beim Problem vom Vorabend. Und so komme ich nicht umher, das Problem auch an diesem Tag wieder zum Thema zu machen. Im dümmsten Fall vermiest es auch diesen Tag.

Wie sieht es bei Euch aus? Gibt es Szenario 2 auch in Eurem Leben? Und passiert das oft? Wäre es nicht ratsam, man würde es anstreben, den Tag immer ohne Streit zu beenden?

Gruss, Marcel
 
Also, bei mir gibt es das nicht.
Ich versuche Streit (mit meinem Partner) immer am selben Tag zu beenden.
Wenn ich Ärger habe (mit Freunden oder auf der Arbeit) den ich nicht beseitigen kann, dann kann ich meisten nicht schlafen.
Die ganze Zeit geht mir das dann im Kopf rum und denke darüber nach wie es weitergehen soll...
Oder ich habe die ganze Nacht Angst da am nächsten Tag wieder hin zu müssen:eek:)
 
Genau das war gemeint. Aber dann gehst Du ja erfolgreich dagegen an und hast somit exakt die Probleme dann nicht, die ich beschrieben habe. Gibt es andere, welche mit diesem Problem kämpfen und allenfalls nicht so recht wissen, wie sie Erfolg dabei haben könnten?

Gruss, Marcel
 
Bei mir ist es so, dass ich aus beruflichen Gründen viel reflektieren muss. Einmal monatlich habe ich eine Supervision. Da sprechen wir oft über das abgrenzen und auch darüber dass viele von uns nicht ein oder durchschlafen können.
Ich habe so ,, nenne es mal Normalisierungen" gesammelt, die mir manchmal dabei helfen.

z. B. wenn ich mir einrede ich könnte Schuld an etwas sei, könnte ich den Gedanken haben.
wie konnte ich nur, wie kann ich nur, wie kann ich nur so schwach sein, wie kann ich nur so krank sein.

Dann hilft mir, wenn ich mir etwas sage wie z. B.
Das ich mich verstehe, das dass was ich getan habe einen Grund hat,habe ich getan was ich für richtig hilt, habe ich mir das vielleicht ausgesucht, oder hat es einen Grund. Würde es anderen Menschen mit den selben Belastungen oder Gedanken nicht genauso gehen.

Wenn ich bei mir Ärger oder Empöhrung spüre, könnte ich Sätze im Kopf haben wie z. B.
Das kann doch nicht sein. Ich fordere das der andere sich anders verhält.

Dann versuche ich die Situation zu verstehen indem ich mir die Gelassenheit erkläre.
z. B. Vielleicht wäre es besser, wenn es anders wäre. Aber so ist es nicht. Ich fordere es nicht Ich kann sehr gut aushalten wenn etwas nicht so ist wie ich es für richtig halte. Ist das was mich ärgert wirklich Teil meines eigenen Lebens.

Dadurch ist entstanden das ich mit ein bisschen Übung auch privat ,, Normalisierungen" sagen kann. Nicht immer, aber immer öfter.
z. B. als ich mich mit meiner 16 jährigen Tochter mal gestritten hatte und wir nicht zu einer gemeinsamen Lösung gekommen sind. Sie ging im Streit aus dem Haus und ich musste den ganzen Tag und auch noch Abends als sie längst wieder zu Hause war darüber nachdenken.
Ich hatte immer wieder Frahen im Kopf; Ist das richtig was ich tue. Ist das in Ordnung? Kann ich etwas anders machen?.

Die ,, Normalisierung" war hier für mich.
Muss ich immer alles überwachen?auf alles aufpassen, dass ich alles richtig
tue? Ist das der Sinn meines Lebens das ich alles richtig tue?
Nein das ist es nicht, wichtig ist das ich meine Tochter liebe und das ich ihr die Freiheit lasse die sie braucht um sich selbst zu finden und selbst Erfahrungen und auch eigene Lösungswege entwickeln zu dürfen. Haben wir doch alle getan.
Das hat mir geholfen, meinen eigen Dickkopf bei seite zu legen. Ich ging zu ihr hin und erklärte ihr das.
Wir haben uns umarmt und ns anschließend ein bisschen über unsere eigenen Dickköpfe gelacht.

Ich glaube das es nicht nur wichtig ist über einen Ärger oder Streit mit z. B. Kindern oder Partnern, zu reden. Sondern den anderen in seiner Einzigartigkeit ersteinmal zu akzeptieren. Und jedem seine Meinung zu lassen. Es könnte ja sein, dass mir eine neu Sichtweise begegnet.

LG Klaudia
 
Nein. im Streit sollte man nicht Schlafen gehen. Aber Streiten will gelernt sein.

Ich habe auch ganz viele Jahre gebraucht aber inziwischen gibt es eigentlich nie so eine Situation, wo wir im Streit den Tag beenden.

Was für mich hilfreich war:

Ich Sätze: Also man sollte nie sagen: Du sollst dieses oder jenes tun oder nicht tun. Viel besser ist es zu sagen. Ich komme mit deiner Meinung einfach nicht zurecht weil...
Das macht einen ganz riesigen Unterschied im Kommunikationsverhalten. Der andere fühlt sich ernst genommen und nicht manipuliert. Er wird nicht mit Vorwürfen überschüttet. Es wird gar nicht verucht einseitig zu entscheiden, was richtig und was falsch ist, sondern man erfährt viel mehr von dem anderen, indem man sagt, was man selber empfindet und nicht dem anderen vorschreibt, was er zu denken hat. Probiert es mal aus. Bei mir (oder uns) haben sich fast alle Kommunikationsprobleme dadurch gelöst.

Aber: Traurig beendet man den Tag manchmal trotzdem. Wenn man sich etwas so schön vorgestellt hat, der andere hat aber die meinung nicht geteilt. Aber jeder hat das Gesicht bewahrt. Oft passiert es dann aber bei uns, dass einer dem anderen am nächsten Tag Blumen mitbringt, weil er ja den anderen nicht traurig machen wollte. Und oft lenken dann beide zugleich ein, was auch kompliziert sein kann.;) Aber das ist so viel besser, als vernichtende Vorwürfe.

Noch ein Beispiel: "Du sollst nicht immer so spät nach hause kommen"
Oder "Ich habe ein Problem damit, wenn du immer so spät kommst, weil wir da so wenig zeit für uns haben."

Was gefällt euch besser?

Ich weiß gar nicht mehr, wo ich die Ich-Sätze her hatte. Ich glaub, das ist auch Encouraging-Trainig gewesen. https://www.encouraging-training.de/

Viel Glück wünscht Anne
 
Den Tag nicht mit Ärger abschließen.

Hallo Anne
Ich finde die Ich Form sehr gut. Hat mir auch schon viel gebracht.

Ich glaube es fällt meinem gegenüber dann auch einfacher und er fühlt sich nicht angegriffen, weil eine mögliche Antwort offener bleibt.

Schön das es Euch hier gibt.:)


Musste das mal loswerden, weil ich in den letzten Tagen etwas niedergeschlagen war. Das hatte etwas mit meiner Diagnose zu tun mit der ich erstmal zurecht kommen muss. Morbus Brechterew.:schock:

LG Klaudia
 
Hallo Klaudi,
Morbus Brechterew
lass dich ganz sehr umarmt sein. Ich wünsche dir viel Kraft und Mut.

Ubrigens stimme ich dir in ganz vielen Dingen in deinem Beitrag oben zu. Ich hab das eigentlich nur noch mal ergänzen wollen, deshalb hab ich dich nicht wiederholt.

Anne
 
Danke!!!!


Das tat jetzt aber auch mal gut.

Es ist schön das ihr da seid!!!!!!!!!!!!!!!:wave:
LG Klaudia
 
Anna hat es sehr gut beschrieben:Im Streit sollte man nicht Schlafen gehen. Aber Streiten will gelernt sein.
Ich habe auch erst vor einigen Jahren mitbekommen, dass man ICH bezogene Sätze gebrauchen soll. Ich versuche auch möglichst, den Tag abzuschliessen ohne Streit, denn man weiss ja nie, wenn es der Letzte gewesen ist.

Friedvolle Tage

Panda
 
Im Prinzip finde ich auch,d aß ein STreit beendet sein sollte, wenn der Tag sich neigt.
Und die Ich-Botschaften sind eine gute Sache, wenn damit die Botschaft tatsächlich so rüberkommt, daß der andere sich nicht angegriffen fühlt. Pech ist, wenn man zwar in der Ich-Form spricht, trotzdem aber letzten Endes dem Streitpartner die Schuld und Aktion zuschiebt.
z.B. so: Ich fühle mich zutiefst gekränkt, weil Du so ein riesengroßes Rindvieh bist :p) . Oder: Ich bin so traurig, weil Du Dich nie so veränderst, wie ich das haben will.
Damit wird man wenig Erfolg haben. Noch weniger, wenn der Streitpartner den Trick mit den Ich-Botschaften kennt und darauf erst recht ablehnend und allergisch reagiert.

Gruss
Uta :)
 
Im Endeffekt ist es wichtig, keine DU-Botschaften zu senden. Wenn man das unterdrückt, dann wirkt das nicht "manipulierend" und erfüllt trotzdem seinen Zweck.

Gruss, Marcel
 
Ich habe noch was dazu gefunden:
Wenn mal wieder der Haussegen schief hängt, dann vermeiden Sie es sich gegenseitig mit Vorwürfen zu überhäufen oder gar den Partner mit Schuldzuweisungen in die Enge zu treiben.
Sie lenken damit vom eigentlichen Problem ab. Der Streit dauert dann ewig, ohne dass jemals eine für beide Seiten befriedigende Lösung erzielt wird.
Lösen Sie Probleme mit Hilfe von Ich-Botschaften. Drücken Sie Ihre Gefühle aus, anstatt den Anderen zu beschuldigen.
Ein Beispiel: Es geht Ihnen auf die Nerven, dass Sie jeden Morgen Kaffee und Frühstück machen, während Ihr Partner noch im Bett liegt.
Falsch wäre es, Ihn mit dem Vorwurf "Du alter Langschläfer. Mach' deinen Kaffee doch selber" zurecht zu weisen. Ihr Partner fällt womöglich aus allen Wolken. Er ärgert sich über die Beleidigung und es gibt Streit.
Benutzen Sie statt dessen folgende Formulierung: "Ich würde mich freuen, wenn ich einmal in der Woche ein bisschen länger liegen bleiben darf. Kannst Du vielleicht ab und zu mal das Frühstück machen?" Ihr Partner fühlt sich nicht in die Ecke gedrängt. Er erkennt, wie er Ihnen einen Gefallen tun kann.
https://www.philognosie.net/index.php/tip/tipview/16/ (jetzt muss ich googeln, was "Philognosie" ist :p) ...)

Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, daß es oft noch wesentlich besser ist, nicht einmal zu sagen "ich würde mich freuen...." sondern einfach etwas einzuführen, z.B. so:
"Morgen bleibe ich länger liegen. Bitte mache Du doch den Kaffee und das Frühstück. Ich komme dann dazu".
Ich habe mit solchen klaren "Einführungen" sehr gute Erfahrungen gemacht, weil Männer gerade im Haushalt oft mindestens ein Pfund Tomaten auf den Augen und Ohren haben und sehr klar "instruiert" werden wollen (meine Meinung). :)
Uta
 
Nun, da ist der Mittelweg sicher nicht schlecht. Du kannst den ersten Satz ja mit "ich würde mich freuen..." beginnen. Und nach der ersten Reaktion kannst Du dann ja in klare Anordnungen übergehen ;)
Die brauchen wir eventuell tatsächlich und sind dann sogar froh drum, aber erst in dem Moment, wo wir uns dazu entschieden haben, es überhaupt zu tun.

Alles andere würde vielleicht bei gewissen Männern (wie mir) eher das Gegenteil auslösen und es gäbe einen Wettbewerb darum, wer nun länger das Bett hütet.

Gruss, Marcel
 
Uta schrieb:
Im Noch weniger, wenn der Streitpartner den Trick mit den Ich-Botschaften kennt und darauf erst recht ablehnend und allergisch reagiert.

Uta :)

Keine Sorge, kaum ein Mann beschäftigt sich mit Beziehungsproblemen. Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass er das mit den Ich-Botschaften kennt. ;)

Anne
 
Dass Du da die Männer aber nicht unterschätzt, Anne ;)
Und ich denke mal, Männer setzen sich auch mit Beziehungsproblemen auseinander. Einfach auf andere Art.

Gruss, Marcel
 
Na ich will sie ja gar nicht über einen Kamm scheren. Die allerwenigsten lesen aber ein Buch, um der Lösung der Probleme näher zu kommen, oder sind bereit zu kämpfen. Sie hoffen eher, dass die Probleme ganz allein wieder verschwinden. Ja du bist bestimmt eine Ausnahme, Marcel ;)

Anne
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Anne,
Männer mögen sich nicht so gerne mit Beziehungs-Fragen auseinandersetzen, das mag schon sein.
Aber wer z.B. als Mann im Vertrieb, Verkauf oder ähnlichen Sparten arbeitet, wird die Technik der Ich-Botschaften bzw. des Rüberbringens von Botschaften im Beruf lernen und deshalb sehr wohl die Absicht erkennen und evtl. verstimmt sein :eek:) :p) .

Gruss,
Uta
 
Kann sein, aber ausprobieren kann mans ja und besser als vieles andere ist es ohnehin, auch wenn es der andere kennt. Mein Mann war jedenfalls sehr überrascht, als auf einmal keine Vorwürfe mehr kamen. Ich war ja auch nett :) und hab es nicht so zurechtgedreht, wie du , Uta, es weiter oben beschrieben hast.
 
Hallo Ihr Lieben!

Bin zwar momentan etwas im "Katzenfieber" :D aber zu unserem Wochenthema:
Wenn ich abends in mein Bett geh, dann reflektiere ich immer noch ein paar Minuten über den vergangenen Tag. Was schön war und was ich als nicht so angenehm empfunden hab.
Wenn ich argen Ärger hatte, kann ich mittlerweile so auch ganz gut damit "abschliessen".

Anschliessend mach ich mir kurz Gedanken, was ich am nächsten Tag unbedingt machen möchte.

Dann, wenn ich körperliche Beschwerden hab, nehm ich mir noch das Buch von der L. Hay vor, und versuche mir den positiven Affirmationssatz einzuprägen... meist bis ich dann ganz ins Traumland hinübergleite...

Mir tut das recht gut! :) Kann es jedem nur empfehlen.

Lieber Gruss Karin
 
Anne schrieb:
Keine Sorge, kaum ein Mann beschäftigt sich mit Beziehungsproblemen. Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass er das mit den Ich-Botschaften kennt. ;)

Anne
ha, da kennst du aber die männer schlecht!
in meiner letzten beziehung ist mir mein partner ständig auf die "psychologisch wertvolle" tour gekommen – mich hat das regelmäßig total auf die palme gebracht. ich bin es gewohnt, einfach geradeheraus zu sagen, was sache ist und nicht lange drumherum reden zu müssen, und so soll es auch bleiben.
mich hat es auch immer wahnsinnig fertig gemacht, wenn ich ins bett gehen musste, ohne dass ein streit vorher geklärt war, oder wenigstens ansatzweise ein lösungsversuch oder kompromissvorschlag da war. aber mein partner hatte regelmäßig "jetzt gerade nicht" den kopf dafür, wollte lieber einfach warten, bis sich die probleme in luft auflösen und hat einfach alles total abgeblockt, was ihm unangenehm war (alles aber immer streng nach den regeln der kommunikationspsychologie). natürlich hat sich dann aber nichts in luft aufgelöst, im gegenteil – vor einem halben jahr haben wir uns getrennt.

lg
herta
 
Oben