Ich möchte da mal einen wichtigen anderen Aspekt ins Spiel bringen:
Wenn man sich mit dem generellen gesundheitlichen Wert eines Lebensmittels beschäftigt, ist dieser Ansatz im Grunde falsch, denn der gesundheitliche Wert eines Lebensmittels richtet sich nicht nach der Art des Lebensmittels, sondern danach, was wir daraus machen.
Wenn wir als Beispiel mal eine Karotte nehmen, dann ist der gesundheitliche Wert einer frisch aus dem Boden gezogenen Karotte eindeutig am höchsten, denn sie enthält alles, was die Natur vorgesehen hat. Raspeln wir sie, gehen schon erste Vitalstoffe verloren, als Sauergemüse noch einige mehr. Bis hierhin ist das nicht weiter tragisch, die Verluste sind relativ gering und deshalb sind solchermaßen verarbeitete Lebensmittel auch echte "Fitmacher" und dienen der Gesunderhaltung.
Erhitzt man die Karotte, treten schon höhere Verluste auf - so hoch, daß eine Ernährung die nur aus erhitzten Nahrungsmitteln besteht, nicht mehr geeignet ist, die Gesundheit zu erhalten. Die Karotte ist nur noch ein "Sattmacher" - nicht wirklich gesundheitsabträglich, aber eben auch nicht mehr gesundheitsfördernd.
Verarbeiten wir die Karotte noch weiter, indem wir sie konservieren oder gar Teile davon extrahieren und isoliert verwenden, dann wird die Karotte plötzlich gesundheitsschädlich, weil sie nun verarbeitungsbedingt so viele Vitalstoffe eingebüßt hat, daß der Organismus diesen Mangel nicht mehr ohne Folgen durch körpereigene Depots ausgleichen kann. Das führt zu Stoffwechselstörungen und auf lange Sicht zu Krankheiten. So verarbeitete Lebensmittel kann man nur noch als "Schlappmacher" bezeichnen.
Es gibt also nicht "Das Gesunde Lebensmittel" - gesundheitsfördernd ist eigentlich alles, was die Natur für den Verzehr vorgesehen hat, ob das nun Knoblauch, Broccoli, Rotkohl, Lauch, Zucchini, Salat, Kirschen, Tomaten, Getreide oder sonst was ist - WENN wir es so verzehren, wie es von der Natur vorgesehen ist: Möglichst naturbelassen. Alle diese Lebensmittel werden gesundheitsschädlich, wenn wir sie fabrikatorisch durch die Mangel drehen, sie konservieren und präparieren. Leider merken wir das nicht, weil die Folgen erst mit rund 20 Jahren Verspätung einsetzen.
Die Idee, daß einzelne Nahrungsmittel besonders gesund sind, resultiert auf einer analytischen Betrachtungsweise, bei das Lebensmittel chemisch aufgespalten und in seine einzelnen Bestandteile zerlegt wird. Jeder einzelne dieser Stoffe hat isoliert betrachtet bestimmte Wirkungen auf den Organismus und dort, wo man im Labor positive Wirkungen gefunden hat (oder glaubt gefunden zu haben), überträgt man diese Wirkung auf diejenigen Lebensmittel, die einen besonders hohen Anteil des jeweiligen Stoffes enthalten. Das macht aber keinen Sinn, denn das Lebensmittel enthält tausende von Stoffen, größtenteils unerforscht, die alle in Wechselwirkungen zueinander stehen - man weiß also gar nicht, ob das Lebensmittel die gleiche Wirkung hat, wie der isolierte Stoff.
Eine andere Variante, wie man vorgeblich gesunde Lebensmittel 'findet', liegt in der Statistik. So hat man bspw. festgestellt, daß in Ländern, in denen mehr Rotwein getrunken wird, statistisch gesehen weniger Herzinfarkte vorkommen. Also wird flugs daraus konstruiert, daß der Rotwein vor Herzinfarkt schützt und da er tausende von Stoffen enthält, sind auch schnell ein paar gefunden, mit denen man ein Erklärungmodell zusammenbasteln kann. Daß der Grund für das geringere Auftreten von Herzinfarkt vielleicht gar nicht im Trinken von Rotwein liegt, sondern ganz andere Gründe hat, die in der Studie nicht untersucht wurden, fällt dabei unter den Tisch. Für den statistisch wenig bewanderten Bürger reichen ein paar Zahlen und schon glaubt er, daß Rotwein vor Herzinfarkt schützt. Oder Tomaten vor Krebs. Oder Knoblauch vor Vampiren...
Unabhängig davon haben einzelne Lebensmittel natürlich durchaus bestimmte Heilwirkungen auf einen bereits erkrankten Organismus - sowohl beim direkten Verzehr, als auch als Lieferant bestimmter Stoffe oder als "Informationsgeber" in der Homöopathie. Mit der Phytotherapie gibt es ja einen ganzen Zweig der Alternativmedizin, der sich mit der biologischen Krankheitsbehandlung durch Pflanzen auseinandersetzt. Aber diese Effekte sind vor allem für den bereits erkrankten Organismus von Bedeutung und weniger für den Gesunden zur Prävention. So kann man eine erhöhte Infektanfälligkeit nicht wirklich durch Essen von Zwiebeln vorbeugen - es sei denn, man rechnet dazu, daß die anderen Erkälteten nun sehr viel Abstand halten werden

- wohl aber ist die Zwiebel in der Homöopathie ein wirksames Mittel bei Fließschnupfen.
Wenn hier immer neue Lebensmittel aufgezählt werden, dann landen wir am Ende wieder beim Anfang: Wir haben eine riesige Auswahl an Lebensmitteln, von denen jedes irgendwie zur Gesunderhaltung beitragen kann. Der beste Rat, den man geben kann, ist daher: Geht in einen Gemüseladen, kauft nach Herzenslust ein und nehmt auf dem Rückweg im Buchladen ein schönes Buch über leckere Salate mit. Vor jeder Mahlzeit einen schönen Salat und wenn der Rest der Ernährung dann nicht gerade aus Schlappmachern besteht, klappt es auch mit der Gesundheit.