Wuhu,
von Fr Dr Scheibenbogen gibt es ein aktuelles Interview zum Thema "CFS/ME und Long-Covid" in der Zeit.de:
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28. April 2021
"Wer Fatigue hat, schafft es oft kaum noch, ins Badezimmer zu gehen"
... Betrifft das auch Menschen, bei denen die akute Corona-Infektion mild verläuft?
Scheibenbogen: Nach allem, was wir bisher wissen, kann ich ziemlich sicher sagen: Ein Schnupfen verursacht kein Chronisches Fatigue Syndrom. Auch, wer sich nach einer Corona-Infektion länger abgeschlagen fühlt oder Geschmacksstörungen hat, aber nicht eine ganze Palette von Symptomen, bei dem wird das wahrscheinlich nicht in CFS übergehen. Diese Menschen kann ich also beruhigen. Auch wenn diese Symptome sehr belastend sind und Angst machen können: Die Chancen stehen gut, dass sie wieder zurückgehen.
Anders ist das bei den Patientinnen und Patienten, bei denen wir die Diagnose CFS stellen. Die meisten mussten wegen ihrer Corona-Infektion zwar nicht in der Klinik behandelt werden, waren aber meist ein, zwei Wochen richtig krank und hatten eine ganze Reihe unterschiedlicher Beschwerden (MedRxiv: Kedor et al., 2021). ...
Hier also der Hinweis, dass es sich nun tatsächlich um ein Post-Virales-Syndrom bei CFS handeln soll; Meine Gedanken dazu: SARS-Viren gibt es wohl schon so lange wie es Menschen gibt (und sog "XMRV" war ja auch schon mal im Gespräch), die meisten kamen damit ganz gut klar, so wie es zB auch bei EBV etc pp ist - einige wenige erholen sich erst lange nach so einer Infektion, manche leider nie mehr - hoffentlich ist es bei "Long-Covid" nicht ebenso...
... Warum geht bei manchen die Covid-19-Infektion in ein Chronisches Fatigue Syndrom über?
Scheibenbogen: Das weiß man nicht genau. Es gibt verschiedene Theorien. Für mich scheint derzeit am plausibelsten, dass das Immunsystem nach der Infektion noch nicht wieder zur Ruhe gekommen ist. Was dabei genau passiert, ist unklar. Die Körperabwehr könnte wie bei einer Entzündung generell aktiver sein. Oder Teile des Immunsystems könnten sich gegen bestimmte Rezeptoren des autonomen Nervensystems richten. Vieles spricht dafür, dass es sich beim CFS um eine Autoimmunerkrankung handelt. Das würde auch am plausibelsten erklären, warum wir mehr Frauen mit CFS sehen. Denn Frauen neigen eher zu Autoimmunreaktionen als Männer. Möglich wäre auch, dass die Entzündung für so eine Fehlreaktion eine bestimmte Schwelle überschreiten muss. Das könnte erklären, warum sehr leichte Verläufe eher nicht chronisch werden.
Bedenklich finde ich allerdings, dass sie aktuell womöglich unsichere Impfungen empfiehlt:
... Gilt das auch für leichte Verläufe, die in seltenen Fällen nach einer Corona-Impfung noch auftreten könnten?
Scheibenbogen: Ja, weil es – wenn überhaupt – nur leichte Verläufe sind, rechne ich fest damit, dass die Corona-Impfung auch vor Langzeitfolgen schützt. ...
Viele, die "klassisches" CFS bekamen, bringen das nämlich unmittelbar mit einer (bzw mehrer) Impfung(en) in Zusammenhang...
Interessant auch ihr Statement zum Sub-Thema, welches betreffend Besserung von "klassischem" CFS durch "Corona"-Imfpungen aufkam, sowie ihre Impfempfehlung:
... Es gibt immer wieder Berichte von Ärzten und auch eine von Patienten initiierte Studie, wonach die Impfung nicht nur vorbeugend wirken könnte, sondern sogar Langzeitbeschwerden nach einer Corona-Infektion lindern soll. Ist das plausibel?
Scheibenbogen: Die Patienten-Studie, die Sie ansprechen, hat gezeigt, dass sich die Symptome bei etwa 30 Prozent der Teilnehmer zwei Wochen nach der Impfung besserten, bei 20 Prozent wurden sie schlechter, bei 50 Prozent blieben sie unverändert. Da sieht man also keinen klaren Effekt. ...
... das sind bislang nur Vermutungen. Ich rate unseren Patienten im Moment ganz pragmatisch, sich sechs Monate nach der Infektion impfen zu lassen,
so wie es die Stiko empfiehlt. Die Chance, dass die Beschwerden weniger werden, besteht. Aber die Impfung wird wohl nicht die Therapie von Long Covid oder CFS sein. ...
Das hätte ich nun nicht erwartet; Was ist mit den geimpften mit "klassischem" CFS nach der 3., 4., 5. usw usf Woche? Es soll ja auch "C"-Impf-Nebenwirkungen geben, die einem CFS ähneln bzw gleichen...
Zum Thema Therapie:
... Wie behandeln Sie Menschen, bei denen Sie nach einer Corona-Infektion die Diagnose CFS stellen?
Scheibenbogen: Im Moment behandeln wir die Covid-Patienten so wie unsere anderen CFS-Patienten auch. Eine gezielte Therapie gibt es bisher leider nicht, wir können uns nur auf die Symptome konzentrieren. Vor allem müssen die Menschen lernen, Überlastung zu vermeiden, und sie müssen Techniken üben, um Stress zu bewältigen. ...
Das wissen direkt und indirekt Betroffene von "klassischem" CFS seit langem, schade, dass es erst "Corona" benötigt, dass das nun auch einer größeren Anzahl von Menschen aufgezeigt wird...
... Vor Corona bezweifelten selbst manche Ärzte, dass CFS eine schwerwiegende Krankheit ist.
Scheibenbogen: Es gibt ein großes Problem mit der Akzeptanz. Selbst manche Professoren tun die Erkrankung noch heute als psychisch ab, sie wird von vielen in ihrer Schwere nicht ansatzweise anerkannt. Auch das soziale Umfeld der Patientinnen akzeptiert sie häufig nicht, manchmal nicht einmal der Hausarzt. Das sind schwerkranke Menschen, und niemand kann ihnen sagen, was mit ihnen los ist. In dieser Dramatik läuft das schon seit Jahrzehnten ab, wurde aber zu wenig beachtet. Wir setzen uns an der Charité schon lange dafür ein, dass das Krankheitsbild CFS besser erforscht wird, damit wir die Menschen endlich besser behandeln können. Aber erst jetzt, durch Corona, gibt es endlich mehr Aufmerksamkeit.
Die anderen Teile vom Interview, ua auch was es nun an CFS-Forschung geben könnte, die ebenso bisher stiefmütterlichst behandelt wurde, bitte
@ Quelle lesen...