Lieber Christian,
Dein Bericht vom 1. Januar hat mich an meine eigenen Erlebnisse erinnert. Um Dir zu antworten, habe ich mich registrieren lassen (Außerdem finde ich diese Seite sehr gut). Die erste Antwort fand ich sehr passend, dem würde ich nach meinen Erfahrungen beipflichten.
Bei mir fingen die Probleme auch in der Pubertät an: Stress unerträglich, Konzentrationsprobleme, sich „weit weg“ fühlen, total ungesunde Haare, sehr nervös.
Das waren die noch relativ „harmlosen“ Anfänge, bei denen man auch an Depressionen denken konnte. Inzwischen glaube ich, dass bei den meisten Menschen, bei denen Depressionen diagnostiziert werden, eigentlich eine körperliche Ursache dahinter steht. Denn Erkrankungen des Darms oder des Stoffwechsels wirken sich auf den ganzen Körper aus, warum nicht auch auf das Organ Gehirn?
Mir geht es gut, seit ich kein Gluten mehr esse!
Hier sind meine Erlebnisse und meine Schlussfolgerungen:
Gluten schädigt den Darm, das muss nicht immer mit Zottenrückgang und ständigem Durchfall einhergehen. Wenn der Darm geschädigt ist, kann er seine Funktion nicht mehr richtig wahrnehmen. Der Darm hat eine Schutzfunktion. Stoffe, die im Körper nichts verloren haben, sollen die Darmwand nicht passieren können. Wenn diese Barriere geschädigt ist, gelangen Stoffe in den Körper, die dort Schäden anrichten. Ich kann nicht genau sagen welche Schäden, aber ich habe mich ganz verschlackt und vergiftet gefühlt.
Ebenso hat der Darm die Aufgabe, die Nährstoffe, Mineralstoffe, Vitamine usw. in der richtigen Form durch die Darmwand weiterzugeben. Wenn diese aber ihre Arbeit nicht mehr ordentlich ausführen kann, wird der Körper nicht mehr richtig versorgt. Daraus folgen Mangelzustände. Außerdem stellt der Darm z.B. Vitamin K selbst her, diese Aufgabe kann er möglicherweise auch nicht mehr wahrnehmen.
Diese Mangelzustände und „Vergiftungserscheinungen“ wirken sich auf alles weitere negativ aus, da ist natürlich das Gehirn nicht davon ausgeschlossen. (Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Erschöpfung, Zustand, als würde man „neben sich Stehen“. Depressionen sind außerdem eine logische Folge davon, wenn es einem so „dreckig“ geht.
Mir war es unerklärlich, warum ich mich wie vergiftet fühlte und warum ich dermaßen Mangelerscheinungen hatte, obwohl ich versuchte, mich immer gesünder zu ernähren: Vollkorn, Dinkel, Bio, Obst, Gemüse, keine Süßigkeiten, kein Kaffee, nicht Rauchen.
Rauchen und Kaffee konnte ich überhaupt nicht vertragen! Trotz meiner Bemühungen wurde alles immer schlimmer.
Die ärztlichen Untersuchungen brachten keine auffälligen Ergebnisse und man riet mir, mich psychologisch behandeln zu lassen. Heute weiß ich, dass es mir nicht weitergeholfen hätte. Schlimm war für mich, nicht ernst genommen zu werden.
Mit den Jahren wurde alles immer schlimmer.
Hier einige Symptome der letzten Jahre, bevor ich meine Ernährung umgestellt habe:
- ständige latente Kopfschmerzen
- schlimme Gelenkschmerzen, zuerst Hüfte, dann Schultern, Knie, Fußgelenke (fühlte sich an, wie komplett verschlackt)
- abgrundtiefe Schwäche: für eine sportliche Frau, die immer zwei Stufen einer Treppe auf einmal hochspringt schlimm, wenn man die Treppe nur noch langsam hochgehen kann und dann außer Atem ist. Ein Zimmer staubsaugen, dann war ich für diesen Tag erledigt. Haushalt, Garten, Schwangerschaften, Babys stillen, drei Kinder zu versorgen- fast unlösbare Aufgaben in diesem Zustand. Ich war ein Wrack, ein Schatten meiner selbst, der nur noch versuchte, zu funktionieren. Ich konnte im Stehen einschlafen vor Erschöpfung.
- Regelmäßig hatte ich Herzschmerzen, Stechen in der Herzgegend. Ärztliche Untersuchung: Herz ist gesund
- Morgens geschwollene Finger
- Zahnfleischprobleme, Zähne fühlten sich an, wie nach einem Biss in eine Zitrone (rau)
- Gedächtnis-, Konzentrations-, Erinnerungs-, Wortfindungsprobleme
- Reizbar
- Fingernägel und Haare total ungesund
- Immer wieder zuckende Augenlider
- Ganz schlimme Schlafstörungen
- Ständige langwierige Nebenhöhlenentzündungen
- In meinem Gesicht habe ich ausgesehen wie eine wandelnde Leiche, eingefallene, dunkel umrandete Augen, blass, eingefallenes Gesicht, wie meine geliebte Omi mit 80 Jahren
Ich schätze, das sind die Langzeitfolgen durch Mangelerscheinungen und eine Art Verschlackung als Folge eines kranken Darms. Da helfen auch keine Vitaminpillen oder Mineralstoffpräparate.
Erst mit fast 40 Jahren (vor vier Jahren) kam der Umschwung, meine Rettung, denn ich glaubte, das nicht mehr lang durchstehen zu können.
Ich wünsch mir für Dich, Christian, dass es Dir nicht so ergeht und, dass Du so jung schon herausfindest, was Dir so schadet.
So, nun zu meiner Rettung:
Meiner Schwester ging es ebenfalls sehr schlecht. Sie recherchierte selbst im Internet, nachdem ihr kein Arzt weiterhelfen konnte. Und nach detektivischer Kleinarbeit und Kombination der Ergebnisse, entschied sie sich dafür, Gluten für einige Zeit konsequent weg zu lassen. Nachdem sie das ca. 3 Monate durchgeführt hatte, beschwor sie mich, es unbedingt auszuprobieren. (Oft liegt so eine Unverträglichkeit in der Familie, muss aber nicht sein).
Ich konnte es mir nicht vorstellen, eine Nahrungsmittelunverträglichkeit zu haben. Aber ich probierte es aus:
Schon in den ersten Tagen spürte ich eine Erleichterung. Ganz wichtig: Ich konnte wieder durchschlafen. Nach zwei Wochen konnte ich definitiv sagen, dass es mir gut tut und ich blieb dabei, obwohl es nicht immer leicht fiel. Nach ca. 2 Jahren fühlte ich mich wieder wie ein normaler Mensch. Mit der Zeit fühlte ich mich „10 Jahre jünger als 10 Jahre vorher“.
Die Gelenkschmerzen verschwanden nach und nach. Der ständige Kopfdruck ebenso. Ich war wie ein neuer Mensch. Mein Gehirn funktioniert wieder super!!! Die Lösung von Problemen gehe ich wieder zielgerichtet an.
Gerne verzichte ich auf eine knusprige frischgebackene Brezel, eine leckere Pizza usw.
Bei dm z.B. gibt es glutenfreies Brot und Mehl, schmeckt halt anders, aber es ist tausendmal besser, als so krank zu sein.
Wenn der Darm so geschädigt ist, kann sich auch eine Laktoseunverträglichkeit u.a. dazugesellen. Aber ich denke, dass sich das mit der Zeit wieder regelt.
Zöliakie (Sprue) bzw. Glutenunverträglichkeit wurde bei mir nie ärztlich festgestellt, aber ich bin eines der lebenden Beispiele, dass dies auch ohne Nachweisbarkeit bestehen kann.
Es ist nicht so einfach, das immer einzuhalten, da z.B. auch in Gerstenmalz (Bier, manche Schokolade) und in Glucosesirup (meist aus Weizen, in fast allen Bonbons, Süßigkeiten, Schokolade, süße Joghurts.....und vielem, vielem mehr) Gluten versteckt enthalten ist und, wenn man sich sein Essen nicht selbst richtet, es wirklich nicht einfach ist. Zutatenlisten studieren, da wird man geübt mit der Zeit, es lohnt sich. Kartoffeln, Maisnudeln, Hirse das ist doch auch gesund.
Ich schreibe hier als Laie, also ohne medizinische Begriffe, allein nach meinen persönlichen Erfahrungen, Erkenntnissen und Schlussfolgerungen.
Dir, Christian, wünsche ich, dass Du durch Vergleich mit den Erfahrungen anderer und der Beobachtung Deines Körpers bald herausfindest, was Du tun musst, damit es Dir wieder gut geht. Ich finde es super, dass es dieses Forum gibt. Alles Gute wünscht Dir Ruth.