Hallo Bettina,
> die von HI betroffenen Leute sind absolute Experten auf diesem Gebiet.
Ich kenne viele Leute, die Experten auf dem Gebiet ihrer Krankheit sind. Sie sind aber in erster Linie Experten darin, mit der Krankheit zu leben, sonst hätten sie sie ja nicht mehr...
> Sie haben ihre Pläne mit erlaubten Lebensmitteln, raffinierte
> Kohlenhydrate gehören nicht dazu.
Ich kenne die Pläne nicht, aber ich weiß, daß Betroffene ihre Ernährung so gestalten, daß die Auslöser der Symptome nicht mehr darin vorkommen. Jemand mit HI meidet HI haltige Nahrungsmittel. Das vermeidet zwar die Beschwerden, ändert aber nichts an der Krankheit. Ich kann aber gerne einen solchen Plan kommentieren, wenn du einen zur Hand hast.
> Zusätzlich substituieren sie mit hochdosiertem Magnesium (600 mg)
> und Vit. B2 (Riboflavin, 400 mg).
Es macht nie viel Sinn, dem Organismus einzelne isolierte Stoffe zuzuführen, weil er sie nur verarbeiten kann, wenn er gleichzeitig andere Stoffe in passenden Mengenverhältnissen bekommt. Die Zufuhr isolierter Stoffe führt daher zwangsweise immer zu einem relativen Mangel an all diesen anderen Stoffen. Man kann damit also zwar ein Loch stopfen, reißt aber gleichzeitig etliche andere auf.
Wenn diese Stoffe im Organismus fehlen muß man nach der Ursache suchen, denn in einer naturbelassenen Ernährung sind sie mehr als ausreichend enthalten. Entweder der Betroffene ernährt sich falsch oder es liegen Verwertungsstörungen vor, die die Aufnahme verhindern.
> Dass die Migräne durch unverträgliche Nahrung getriggert wird,
> kann ich mir gut vorstellen.
Es hat nichts mit Unverträglichkeiten zu tun. Die heute typische stark verarbeitete Nahrung - insbesondere die raffinierten Kohlenhydrate - führen zu massiven Mangelsituationen, vor allem im Bereich der B-Vitamine. B1 bspw. wird für die korrekte Nervenfunktion benötigt. Es liegt nahe, daß da ein Mangel eine Rolle beim Migränegeschehen spielen kann. Und diese Vitamine kann man praktisch nicht isoliert zuführen, weil die Speicherkapazitäten des Organismus zu gering sind, um den Verzehr raffinierter Kohlenhydrate auszugleichen.
> Allerdings jetzt alles nur auf die Ernährung zu schieben, ist
> sicherlich zu einfach gedacht.
Nicht alles, aber in vielen Fällen ist das so. Probier es aus: Zwei Wochen reine Frischkost und dann reden wir nochmal...
> Immerhin gibt es bei dieser neurologischen Erkrankung noch eine
> Unzahl weiterer Trigger, die auch mit einer Diät noch bestehen bleiben.
Die Auslöser sind unbedeutend. Wichtig sind die eigentlichen Ursachen der Krankheit.
> Trotzdem bin ich offen für alles und werde auf jeden Fall die
> Diät mit meinem Sohn mitmachen.
Wie sieht die Diät denn im Detail aus?
> Was meinst Du damit, dass die Diät bei Zöliakie nicht sinnvoll ist?
Es hängt davon ab, was unter Diät verstanden wird. Üblicherweise versteht man darunter eine irgendwie eingeschränkte Ernährung. Da die Zöliakie ihre Ursache in einer Unterversorgung des Organismus, also in einem Mangel hat, ist eine Ernährung die diesen Mangel verstärkt, natürlich kontraproduktiv. Auch wenn sie mangels Auslöser die Symptome unterdrückt - die Krankheit verschlimmert sich dann im Verborgenen weiter.
> Was ist denn dann sinnvoll? Wie würde denn eine ursächliche
> Therapie aussehen?
Da die Zöliakie eine ernährungsbedingte Zivilisationskrankheit ist, die durch eine langjährige zivilisatorische Fehlernährung entsteht, ist die ursächliche Therapie eine möglichst naturbelassene Ernährung mit hohem Frischkostanteil. Gemieden werden müssen dabei alle raffinierten Kohlenhydrate (Fabrikzucker und Auszugsmehle), Fabrikfette (Margarine, raffinierte Öle, usw.), sowie Säfte und gekochtes Obst.
Außerdem spielt das tierische Eiweiß und hier besonders die Milch eine wesentliche Rolle, weshalb das tierische Eiweiß ebenfalls gemieden werden sollte.
Da die Darmschleimhaut durch die Krankheit bereits geschädigt ist, müssen anfangs die glutenhaltigen Getreide gemieden werden, bis die Krankheit ausgeheilt ist.
Gegessen werden sollten stattdessen: Frische Vollkornmehle und daraus hergestellte Produkte (anfangs aus Reis, Mais, Hirse, Buchweizen, Quinoa, Amaranth), naturbelassene Fette (Butter, Sahne Sauerrahm, Nüsse, Kerne, Saaten, usw.) und kaltgepreßte Öle (Bio-Qualität, nativ extra bzw. extra vergine), ein möglichst hoher Frischkostanteil (Gemüse, Blattsalate, Obst) und täglich ein Frischkorngericht.
Es handelt sich um eine vitalstoffreiche Vollwertkost nach Dr. Bruker. Unter den über 50.000 Patienten, die er Zeit seines Lebens hatte, waren etliche mit Zöliakie.
Ich weise aber ausdrücklich darauf hin, daß die Krankheitsbehandlung in die Hände eines Arztes gehört, der sich damit auskennt. Leider gibt es nur wenige Ärzte, die sich mit den tatsächlichen Ursachen der Zöliakie auskennen.
Eine kleine Ergänzung noch: Die Laktoseintoleranz tritt deshalb häufig in Folge einer Zöliakie auf, weil die Laktase ebenfalls von den Dünndarmzotten gebildet wird, die bei der Zöliakie geschädigt sind. Heilt die Zöliakie aus, nehmen die Darmzellen (sofern nicht völlig zerstört) die Laktaseproduktion wieder auf und dann wird auch die Laktose wieder vertragen.