Wie lange bleiben Benzodiazepine nach dem Ende des Entzug/der Entwöhnung im Körper?
Diese Frage wird oft von Patienten mit langanhaltenden Symptomen gestellt. Es ist möglich, dass eine der Ursachen für protrahierte Symptome darin besteht, dass sich Benzodiazepine selbst noch nach Monaten im Körper befinden, unter Umständen tief im Gewebe des Gehirns oder von Knochen. Könnte langsame Elimination von diesen Regionen die Entzugssymptomatik unterhalten?
Wie in vielen anderen die Benzodiazepine betreffenden Aspekten, ist eine Antwort auf diese Frage nach wie vor nicht klar. Benzodiazepin-Konzentrationen werden im Blut gemessen, und es zeigt sich, dass sie spätestens nach 3-4 Wochen auf ein nicht mehr erfassbares Niveau abfallen. Informationen über Benzodiazepin-Konzentrationen im Gehirn oder anderen Geweben ist nur sehr schwierig zu erhalten, ganz besonders natürlich beim Menschen. Benzodiazepine gelangen in das Gehirn und werden im Fettgewebe (Lipid-haltig) gelöst, einschließlich in allen Fettreserven des Körpers. Es ist durchaus denkbar, dass geringe Reste in diesen Geweben für längere Zeit verbleiben, ohne dass ihre Gegenwart im Blut nachweisbar wäre. Die meisten Körpergewebe sind jedoch in einem Zustand des Gleichgewichts mit dem Blut, von dem sie ununterbrochen durchströmt werden, und es gibt keinen bekannten Mechanismus, der Benzodiazepine auf Dauer im Gehirn und anderen Geweben festhält. Es gibt keine Information darüber, wie lange sich Benzodiazepine in Knochen befinden, die einen niedrigeren Fettgehalt haben, jedoch eine wesentlich niedrigere Rate der Zellerneuerung.
Wie dem auch sei, Konzentrationen der Benzodiazepine, die sich längere Zeit nach dem Ende des Entzugs noch im Körper befinden, müssen sehr niedrig sein, anderenfalls würden die Substanzen in nachweisbaren Quantitäten in das Blut zurückgelangen. Es ist nur schwer vorstellbar, dass derartig niedrige Konzentrationen ausreichen, klinische Effekte im Sinne von persistierenden Entzugssymptomen selbst nach Monaten oder gar Jahren zu verursachen. Es ist aber durchaus denkbar, dass selbst sehr niedrige Konzentrationen in der Lage sein könnten, eine völlige Normalisierung der Funktion der GABA-/Benzodiazepin-Rezeptoren im Gehirn zu verhindern. Wenn dies zuträfe, würde es bedeuten, dass die natürliche beruhigende Wirkung von GABA (siehe Kapitel I) nicht voll wieder hergestellt wäre, und dies könnte bedeuten, dass sich das Nervensystem in einem anhaltenden Zustand der Hyperexzitabilität befindet. Mögliche Faktoren, die zur Entstehung protrahierter Symptome beitragen können, sind in Tabelle 4 aufgelistet...