Themenstarter
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- 22.04.14
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[Zur Vereinfachung wähle ich die männliche Form, aber alles gilt natürlich sowohl für Männlein wie Weiblein]
Hypnose ist eine jener Therapien, um die sich am meisten Unwahrheiten und zu geringe oder auch zu hohe Erwartungen ranken. Das hat mitunter damit zu tun, dass es ganz verschiedene Arten von Hypnose-Richtungen gibt. Es gibt keine einheitliche „Lehre/Methode“. Gerne möchte ich hier ein wenig Aufklärung bieten, damit Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden können.
Der beste Weg, um den Zugang zur Hypnose zu finden, ist, zu verstehen, wie Hypnose funktioniert.
Unsere Bewusstseinsebenen
1) Das Unbewusste
Auf dieser Ebene laufen viele unserer körperlichen Automatismen ab wie z.B. das Immunsystem, das Hormonsystem, Herz- und Kreislaufsystem sowie der Stoffwechsel usw. Diese Ebene kann man direkt beeinflussen mittels Ernährung, Medikamenten und Bewegung oder indirekt durch Emotionen und Gedanken. Ansteuern kann man diese Ebene nicht willentlich, jedoch steht das Unbewusste mit dem Unterbewussten in Resonanz.
2) Das Bewusstsein
Unser rationales und analytisches Denken. Das sind unsere bewussten Gedanken, alles, was wir im Wachzustand überlegen, abstrahieren, abwägen und werten. Hier ist auch das Kurzzeitgedächtnis beheimatet. Unser Bewusstsein hat die Aufgabe, erste wahrgenommene Eindrücke aufzunehmen, zu bewerten, wo sie abgelegt werden und zu analysieren. Und auch der Wille gehört hierhin.
3) Das Unterbewusstsein
Auf dieser Ebene sind unsere Emotionen, Gefühle und Glaubenssätze zu Hause. Ebenso das Langzeitgedächtnis, weswegen einmal Gefestigtes nicht so einfach zu ändern ist. Das Unterbewusstsein ist relativ träge und hält an Gelerntem fest. Interessant ist, dass das Unterbewusstsein (als Vergleich zum Bewusstsein) zirka 85 – 95 % ausmacht. Das zeigt schon die Dominanz dieser Ebene. Fast alle Entscheide, die ein Mensch fällt geschehen im Unterbewusstsein und nicht mit unserer Ratio. Auch wenn der Wille (Bewusstsein) noch so stark ist: Wenn das Unterbewusstsein nicht mitzieht, bleibt im Endeffekt alles beim Alten. Daher werden ebenso die Verhaltensmuster, Süchte und Gewohnheiten vom Unterbewusstsein erhalten, solange es keinen Anlass für dessen Veränderungen gibt.
Zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein gibt es eine Art Grenzschutz. Man nennt dies den kritischen Faktor, und dieser stellt einen Schutz dar, der nicht einfach überwunden werden kann. Wäre dieser Schutz nicht da, würden wir alles ungefiltert von unserem Bewusstsein ins Unterbewusstsein hereinlassen, was höchst anstrengend wäre. In diesem Sinne ist dieser Filter wichtig und notwendig. Allerdings verhindert dieser Filter auch, dass der Zugang zu unserem Unterbewussten so einfach zu erreichen ist. Es gibt verschiedene Wege, den kritischen Faktor durchbrechen zu können. Einerseits sind das starke (positive und negative) Emotionen, Traumata, Schockzustände, Zustände starker Schmerzen, Drogeneinflüsse und Einwirkung durch Autoritätspersonen. Es gibt auch schöne Dinge, die den kritischen Faktor überwinden können, z.B. eine berauschende Naturszenerie, die jemanden vollkommen in ihrer Schönheit überwältigt oder eine andere sehr sinnliche Erfahrung (Musik, Sex, kreatives Schaffen etc.).
Therapeutische Durchbrechung des kritischen Faktors
Nun gibt es Wege, um den kritischen Faktor (die Barriere zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein) gezielt zu durchbrechen. Dies ist möglich mit einer sehr tiefen Meditation oder eben mit Hypnose. Vielleicht gibt es auch noch andere Techniken, die mir jedoch nicht bekannt sind.
Was ist nun Hypnose?
Hypnose ist also ein Weg zum Unterbewussten. Es gibt verschiedene Tiefen der Hypnose, und einige Stadien kann jeder selber erlangen. Wie oben erwähnt, kann dies durch Meditation gelingen oder auch durch emotional bereichernde und schöne Erlebnisse. Doch ist es schwierig, diese Zustände alleine herbeizuführen. Vielleicht liesse sich dies üben, aber dafür bräuchte man wohl eine lange Zeit. Daher ist die Hypnose als Technik eine effiziente Methode, um Zugang zu dieser Ebene zu finden, wo Probleme angegangen werden können.
Man kann es sich so vorstellen, dass der Klient abtaucht in sein Unterbewusstsein, wobei das Bewusstsein immer noch da ist. Es ist, als ob man eine Taschenlampe, die normalerweise das Bewusstsein beleuchtet, verschoben wird und nun das Unterbewusstsein beleuchtet. Das Bewusstsein ist nicht ausgeschaltet oder weg, sondern es kommt nur etwas anderes in den Fokus. Damit dies klappt, ist es von äusserster Wichtigkeit, dass der Klient das zulässt und will. Es ist nicht möglich, den Fokus auf das Unterbewusstsein zu lenken, wenn der Klient Bedenken hat oder eine Hemmung verspürt, aus welchen Gründen auch immer.
Der Zustand der Hypnose ist niemals statisch, sondern eher mit einer Wellenlinie zu vergleichen, ein Auf und Ab. Der Klient schwankt in Hypnose immer mal wieder zwischen „tief im Unterbewusstsein verweilen“ und wieder leicht an die Oberfläche (Bewusstsein) kommen. Gedanken aus dem Bewusstsein kommen und gehen auch im Zustand der Hypnose noch. Verschiedene Vertiefungstechniken sorgen dafür, dass der Klient immer wieder von der Oberfläche erneut hinunter in sein Unterbewusstsein kommt.
Viele Klienten berichten, dass sich Hypnose so anfühlt, wie wenn man morgens schon aufgewacht ist, die Augen aber noch nicht geöffnet hat. Man ist durchaus fähig, bewusst zu denken, ist aber noch vertieft in den Traum, der zu Ende geträumt werden möchte.
Therapie in Hypnose
Genau genommen ist der Zustand der Hypnose noch keine Therapie. Es ist ein natürlicher Zustand, den man anhand der Hypnose-Technik rasch erreichen kann. Hypnose-Therapie hingegen (oder Hypnotherapie) ist – wie der Begriff schon sagt – eine Therapieform, die im Zustand der Hypnose agiert. Was innerhalb der Therapie gemacht wird, ist unterschiedlich. Es gibt aufdeckende Therapieansätze (Forschen nach der Ursache) und zudeckende Therapieansätze (Positiv-Suggestionen, um das Negative/Störende zu überdecken). Hypnosetechniken können auch gut mit anderen Methoden verbunden werden. Psychiater und Psychologen nutzen vielleicht Ihre gewohnte Therapieform weiter, nur in Hypnose und erreichen daher schnellere Therapieerfolge. Andere aus der Komplementärmedizin können Hypnose ebenso gut mit ihrer Methode ergänzen. An allen Hypnose-Schulen werden lösungsorientierte Wege gelehrt, wie das Unterbewusstsein zu Gunsten des Klienten zu einer Veränderung animiert werden kann.
Suggestionen haben in der Hypnose-Therapie einen wichtigen Platz. Es ist eine bewusste Beeinflussung, die vorher mit dem Klienten abgesprochen wird. Im Rahmen einer Vorgesprächs (Anamnese) wird das Ziel des Klienten genau erarbeitet, und innerhalb der Hypnose kommuniziert der Klient, was er aus der therapeutischen Arbeit gelernt hat. Es wird in der Sitzung vom Therapeuten nichts aufgedrängt, weder Schlussfolgerungen noch wie darauf zu reagieren ist. Es ist nur der Klient selber, der in Hypnose seine Wahrheit erkennt, und diese Erkenntnis wird schliesslich als mehrmals wiederholte Suggestion im weiteren Verlauf eingebunden.
Mit Suggestion ist also nicht gemeint, dass der Therapeut dem Klienten sagt, was er zu tun hat, sondern der Klient sagt dem Therapeuten, was zu tun ist, und der Therapeut fungiert hier als Ausführender, der die Botschaften des Klienten immer fester verankert, bis diese im Unterbewusstsein Fuss gefasst haben.
Nun zu Befürchtungen, die der Hypnose-Therapie oft anhaftet wie Schnellkleber:
Befürchtung 1: Manipulation
Wie oben erwähnt, schützt uns unsere Schutzfunktion vor Missbrauch innerhalb der Therapie. Unser Unterbewusstsein ist kein kleines Kind, sondern ein höchst intelligenter Teil unseres Seins. Schon dies alleine verhindert, dass sich Klienten auf Bitte des Therapeuten hin die Kleider vom Leib reissen. Bricht im Therapieraum ein Feuer aus oder verlangt die Therapeutin etwas Komisches vom Klient, geht der innere Alarm sofort an, und das Unterbewusste blockt ab und schaltet das Bewusstsein ein oder – im Falle eines Feuerbrandes – schreckt auf und stellt die Flucht aus dem Raum an oberste Stelle. Das ist eine natürliche Schutzfunktion, die jeder Mensch hat. Sollte ein Therapeut doch einmal eine Suggestion machen, die ein Klient nicht möchte, dann wird er sie ganz einfach nicht annehmen. Es ist nicht so, dass suggestiv gleichbedeutend ist mit manipulierbar. Gerade das Unterbewusstsein ist sehr intelligent und trifft klare Entscheidungen. Etwas, was nicht dem eigenen Wunsch entspricht, wird sofort ignoriert und verneint, gerade weil das Unterbewusstsein viel besser in der Lage ist zu entscheiden, ob etwas gut oder schlecht für einen Klienten ist. So gesehen: In Hypnose ist man viel weniger manipulierbar als im bewussten Zustand.
Dass sich Menschen in einer Show-Hypnose zu allerlei komischen Sachen „verleiten“ lassen, hat ganz klar mit ihrer eigenen Bereitschaft zu tun. Wer in einer Show sitzt und nach Action lechzt, wird diese auch finden. Und wenn jemand seinen Namen in der Hypnose nicht mehr weiss und die Zuschauer lachen darüber, heisst das noch nicht, dass man den Mitmachenden ohne seinen Willen bloss stellt, sondern definitiv mit seinem Willen. Fände er das wirklich doof und es würde seine innersten Werte verletzten, würde es nicht funktionieren. Aber Show-Hypnose ist ohnehin ein komplett anderes Thema als Hypnose-Therapie.
Also, es geschieht in Hypnose nur was, was auch den inneren Werten des Klienten entspricht. Und im Falle einer äusseren Gefahr, übernimmt unsere Amygdala (Kampf- und Fluchtzentrum in unserem Hirn) den Part der Reaktion, und dies immer zu Gunsten des Betroffenen.
Befürchtung 2: Nicht mehr heraus kommen
Es noch nie jemals irgendwo auf der Welt vorgekommen, dass jemand nicht mehr aus der Hypnose herauskam. Das ist wirklich absolut unmöglich. Sogar aus dem allertiefsten Zustand – dem hypnotischen Koma – käme man problemlos von alleine wieder hinaus, wenn der Therapeut sich einfach klanglos davonstehlen würde. Es würde zirka 20 Minuten bis 2 Stunden dauern, und dann würde der Klient von selber wieder ins Bewusstsein kommen. Es sei denn, es gefällt einem dort so sehr, dass der Klient sich entschliesst, zwei weitere Stunden in diesem durchaus erholsamen Zustand zu bleiben.
Befürchtung 3: Kontrolle verlieren
Viele denken, dass mit dem Einlassen in die Hypnose die Kontrolle über sich selbst verloren geht. Das Gegenteil ist der Fall. Je mehr man sich auf die Hypnose einlässt und der inneren Wahrheit auf die Spur kommt, desto stärker gewinnt man die Kontrolle über sein Leben zurück. Es kann vorkommen, dass in einer Hypnose starke Gefühle heraufkommen, die der Klient auch äussern möchte. Es kann zu heftigen Ausbrüchen kommen, wenn der Klient merkt, dass ihm das gut tut und dazu dient, es dann loszulassen. Aber der Punkt ist, dass der Klient jederzeit selber entscheidet, inwiefern er das Gefühlte und innerlich Erlebte nach aussen trägt oder nicht. Wer ein Geheimnis für sich behalten oder gewisse Gefühle nicht vor dem Therapeuten zeigen möchte, kann dies steuern, egal wie tief er/sie in einer Hypnose ist.
Welche Hypnose-Richtung ist die beste?
Es gibt sehr viele verschiedene Hypnose-Richtungen und Hypnose-Ausbildungen. Einige befassen sich hauptsächlich mit sehr wirkungsvollen Suggestionen – ohne lösungsorientierten Therapieansatz – und andere suchen in den Sitzungen nach der Ursache eines Problems. Auch die Techniken an sich – also wie der Klient in Hypnose versetzt wird – sind sehr unterschiedlich. Es gibt schnellere und langsamere Techniken, und es ist keine besser oder schlechter, nur anders, und häufig entscheidet der Klient, zu was er einen besseren Zugang hat.
Woran erkenne ich einen guten Hypnose-Therapeuten?
Wie gesagt, es kommt nicht auf die Technik oder die Methode an. Jede Technik und jede Methode hat ihre Vorteile, und es ist auch nicht für jeden das gleiche optimal.
Viel wichtiger als die Methode ist die Verantwortung des Therapeuten. Ich habe hier ein paar Punkte zusammengestellt, die ich generell bei der Arbeit im geistig-psychologisch und seelischen Bereich für wichtig erachte. Diese Grundsätze habe ich bei beiden meiner Therapie-Ausbildungen (zwei vollkommen verschiedene Richtungen) gelernt, und ich finde es äusserst wichtig, danach zu handeln:
Der Therapeut soll jeden Klienten unvoreingenommen behandeln. Rückschlüsse und Diagnosen zu stellen sind nicht seine Aufgabe und liegen häufig auch nicht in seiner Kompetenz. Der Klient soll ein leeres Blatt sein, das der Therapeut von Null auf kennen lernt. Er kann / darf selbstverständlich Hypothesen aufstellen, aber im Endeffekt zählt für ihn das Unterbewusste oder das Biofeedback des Klienten, das Antworten liefern kann.
Der Therapeut soll keine Schlussfolgerungen treffen, nur der Klient. Wenn ein Klient in Hypnose entdeckt, dass er einen Konflikt mit einem nahestehenden Menschen auflösen muss, dann kann man dies 1:1 als wahr annehmen. Wenn aber ein Klient in Hypnose verschiedene Farben, Symbole oder Metaphern erfährt, dann werden diese nur vom Klienten gedeutet und nicht vom Therapeuten. Der Therapeut kann und darf Ideen bringen, was es bedeuten könnte, muss aber äusserst objektiv und neutral bleiben.
Nicht zuletzt sollte ein Therapeut seine eigene Person in der Behandlung zurücknehmen, auf den Klienten eingehen und ihn jederzeit wertefrei und respektvoll behandeln. Doch dies versteht sich eigentlich von selbst.
Wer Mühe hat, einen geeigneten Therapeuten zu finden, soll sich doch umhören bei Freunden und Bekannten. Eine Werbung von anderen Klienten – also von Leuten, denen man vertraut, ist immer die beste, finde ich. Und es ist auch nicht verboten, den Therapeuten zunächst am Telefon zu konsultieren und diesen etwas zu testen.
Nun noch ein letztes Thema. Dies richtet sich eher an Hypnose-Therapeuten als an Klienten: Konkurrenz
Leider zeigt es sich immer wieder, dass Auszubildende fast jeder Therapiemethode ihren Weg für den besten halten. So auch in der Hypnose-Therapie. Vielleicht mag es bessere, effizientere oder seriösere Methoden geben als andere. Dies zu beurteilen ist jedoch schwer, und ich bin mir sicher, dass jede Methode tolle Lösungsansätze bereithält. Am allerwichtigsten ist der Therapeut selbst, wie er sich mit seiner Arbeit auseinandersetzt und nicht die Schule, nach der er es gelernt hat. Der Abschluss an einer bestimmten Schule ist noch kein Garant für seriöses Arbeiten, denn was derjenige mit dem Gelernten macht, ist im Endeffekt ihm überlassen.
Aus diesem Grund habe ich hier eine Bitte: Es wäre schön, wenn hier im Hypnose-Thread keine wertenden Dinge geschrieben werden nach dem Motto „Melde dich doch da, denn dort findest du seriöse Therapeuten“. Dies jedoch, ohne eine Begründung anzugeben, warum diese besonders seriös sein sollen. Hypnose-Therapie ist keine anerkannte Ausbildung und darf im Prinzip von jedem praktiziert werden. Die Integrität und das Verantwortungsbewusstseins des einzelnen Therapeuten ist das einzige Gütesiegel, auf das Klienten sich verlassen können. Es gibt schlechte und gute Ärzte. Es gibt schlechte und gute Friseure. Und ja…es gibt auch schlechte und gute Hypnose-Therapeuten.
Bitte also Tipps und Adressen wenn möglich ohne Adjektive verpacken, die andere Hypnose-Richtungen abwerten (es sei denn, es gibt wirklich einen triftigen Grund, anderen vor Halsabschneidern zu warnen).
Hypnose ist eine jener Therapien, um die sich am meisten Unwahrheiten und zu geringe oder auch zu hohe Erwartungen ranken. Das hat mitunter damit zu tun, dass es ganz verschiedene Arten von Hypnose-Richtungen gibt. Es gibt keine einheitliche „Lehre/Methode“. Gerne möchte ich hier ein wenig Aufklärung bieten, damit Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden können.
Der beste Weg, um den Zugang zur Hypnose zu finden, ist, zu verstehen, wie Hypnose funktioniert.
Unsere Bewusstseinsebenen
1) Das Unbewusste
Auf dieser Ebene laufen viele unserer körperlichen Automatismen ab wie z.B. das Immunsystem, das Hormonsystem, Herz- und Kreislaufsystem sowie der Stoffwechsel usw. Diese Ebene kann man direkt beeinflussen mittels Ernährung, Medikamenten und Bewegung oder indirekt durch Emotionen und Gedanken. Ansteuern kann man diese Ebene nicht willentlich, jedoch steht das Unbewusste mit dem Unterbewussten in Resonanz.
2) Das Bewusstsein
Unser rationales und analytisches Denken. Das sind unsere bewussten Gedanken, alles, was wir im Wachzustand überlegen, abstrahieren, abwägen und werten. Hier ist auch das Kurzzeitgedächtnis beheimatet. Unser Bewusstsein hat die Aufgabe, erste wahrgenommene Eindrücke aufzunehmen, zu bewerten, wo sie abgelegt werden und zu analysieren. Und auch der Wille gehört hierhin.
3) Das Unterbewusstsein
Auf dieser Ebene sind unsere Emotionen, Gefühle und Glaubenssätze zu Hause. Ebenso das Langzeitgedächtnis, weswegen einmal Gefestigtes nicht so einfach zu ändern ist. Das Unterbewusstsein ist relativ träge und hält an Gelerntem fest. Interessant ist, dass das Unterbewusstsein (als Vergleich zum Bewusstsein) zirka 85 – 95 % ausmacht. Das zeigt schon die Dominanz dieser Ebene. Fast alle Entscheide, die ein Mensch fällt geschehen im Unterbewusstsein und nicht mit unserer Ratio. Auch wenn der Wille (Bewusstsein) noch so stark ist: Wenn das Unterbewusstsein nicht mitzieht, bleibt im Endeffekt alles beim Alten. Daher werden ebenso die Verhaltensmuster, Süchte und Gewohnheiten vom Unterbewusstsein erhalten, solange es keinen Anlass für dessen Veränderungen gibt.
Zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein gibt es eine Art Grenzschutz. Man nennt dies den kritischen Faktor, und dieser stellt einen Schutz dar, der nicht einfach überwunden werden kann. Wäre dieser Schutz nicht da, würden wir alles ungefiltert von unserem Bewusstsein ins Unterbewusstsein hereinlassen, was höchst anstrengend wäre. In diesem Sinne ist dieser Filter wichtig und notwendig. Allerdings verhindert dieser Filter auch, dass der Zugang zu unserem Unterbewussten so einfach zu erreichen ist. Es gibt verschiedene Wege, den kritischen Faktor durchbrechen zu können. Einerseits sind das starke (positive und negative) Emotionen, Traumata, Schockzustände, Zustände starker Schmerzen, Drogeneinflüsse und Einwirkung durch Autoritätspersonen. Es gibt auch schöne Dinge, die den kritischen Faktor überwinden können, z.B. eine berauschende Naturszenerie, die jemanden vollkommen in ihrer Schönheit überwältigt oder eine andere sehr sinnliche Erfahrung (Musik, Sex, kreatives Schaffen etc.).
Therapeutische Durchbrechung des kritischen Faktors
Nun gibt es Wege, um den kritischen Faktor (die Barriere zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein) gezielt zu durchbrechen. Dies ist möglich mit einer sehr tiefen Meditation oder eben mit Hypnose. Vielleicht gibt es auch noch andere Techniken, die mir jedoch nicht bekannt sind.
Was ist nun Hypnose?
Hypnose ist also ein Weg zum Unterbewussten. Es gibt verschiedene Tiefen der Hypnose, und einige Stadien kann jeder selber erlangen. Wie oben erwähnt, kann dies durch Meditation gelingen oder auch durch emotional bereichernde und schöne Erlebnisse. Doch ist es schwierig, diese Zustände alleine herbeizuführen. Vielleicht liesse sich dies üben, aber dafür bräuchte man wohl eine lange Zeit. Daher ist die Hypnose als Technik eine effiziente Methode, um Zugang zu dieser Ebene zu finden, wo Probleme angegangen werden können.
Man kann es sich so vorstellen, dass der Klient abtaucht in sein Unterbewusstsein, wobei das Bewusstsein immer noch da ist. Es ist, als ob man eine Taschenlampe, die normalerweise das Bewusstsein beleuchtet, verschoben wird und nun das Unterbewusstsein beleuchtet. Das Bewusstsein ist nicht ausgeschaltet oder weg, sondern es kommt nur etwas anderes in den Fokus. Damit dies klappt, ist es von äusserster Wichtigkeit, dass der Klient das zulässt und will. Es ist nicht möglich, den Fokus auf das Unterbewusstsein zu lenken, wenn der Klient Bedenken hat oder eine Hemmung verspürt, aus welchen Gründen auch immer.
Der Zustand der Hypnose ist niemals statisch, sondern eher mit einer Wellenlinie zu vergleichen, ein Auf und Ab. Der Klient schwankt in Hypnose immer mal wieder zwischen „tief im Unterbewusstsein verweilen“ und wieder leicht an die Oberfläche (Bewusstsein) kommen. Gedanken aus dem Bewusstsein kommen und gehen auch im Zustand der Hypnose noch. Verschiedene Vertiefungstechniken sorgen dafür, dass der Klient immer wieder von der Oberfläche erneut hinunter in sein Unterbewusstsein kommt.
Viele Klienten berichten, dass sich Hypnose so anfühlt, wie wenn man morgens schon aufgewacht ist, die Augen aber noch nicht geöffnet hat. Man ist durchaus fähig, bewusst zu denken, ist aber noch vertieft in den Traum, der zu Ende geträumt werden möchte.
Therapie in Hypnose
Genau genommen ist der Zustand der Hypnose noch keine Therapie. Es ist ein natürlicher Zustand, den man anhand der Hypnose-Technik rasch erreichen kann. Hypnose-Therapie hingegen (oder Hypnotherapie) ist – wie der Begriff schon sagt – eine Therapieform, die im Zustand der Hypnose agiert. Was innerhalb der Therapie gemacht wird, ist unterschiedlich. Es gibt aufdeckende Therapieansätze (Forschen nach der Ursache) und zudeckende Therapieansätze (Positiv-Suggestionen, um das Negative/Störende zu überdecken). Hypnosetechniken können auch gut mit anderen Methoden verbunden werden. Psychiater und Psychologen nutzen vielleicht Ihre gewohnte Therapieform weiter, nur in Hypnose und erreichen daher schnellere Therapieerfolge. Andere aus der Komplementärmedizin können Hypnose ebenso gut mit ihrer Methode ergänzen. An allen Hypnose-Schulen werden lösungsorientierte Wege gelehrt, wie das Unterbewusstsein zu Gunsten des Klienten zu einer Veränderung animiert werden kann.
Suggestionen haben in der Hypnose-Therapie einen wichtigen Platz. Es ist eine bewusste Beeinflussung, die vorher mit dem Klienten abgesprochen wird. Im Rahmen einer Vorgesprächs (Anamnese) wird das Ziel des Klienten genau erarbeitet, und innerhalb der Hypnose kommuniziert der Klient, was er aus der therapeutischen Arbeit gelernt hat. Es wird in der Sitzung vom Therapeuten nichts aufgedrängt, weder Schlussfolgerungen noch wie darauf zu reagieren ist. Es ist nur der Klient selber, der in Hypnose seine Wahrheit erkennt, und diese Erkenntnis wird schliesslich als mehrmals wiederholte Suggestion im weiteren Verlauf eingebunden.
Mit Suggestion ist also nicht gemeint, dass der Therapeut dem Klienten sagt, was er zu tun hat, sondern der Klient sagt dem Therapeuten, was zu tun ist, und der Therapeut fungiert hier als Ausführender, der die Botschaften des Klienten immer fester verankert, bis diese im Unterbewusstsein Fuss gefasst haben.
Nun zu Befürchtungen, die der Hypnose-Therapie oft anhaftet wie Schnellkleber:
Befürchtung 1: Manipulation
Wie oben erwähnt, schützt uns unsere Schutzfunktion vor Missbrauch innerhalb der Therapie. Unser Unterbewusstsein ist kein kleines Kind, sondern ein höchst intelligenter Teil unseres Seins. Schon dies alleine verhindert, dass sich Klienten auf Bitte des Therapeuten hin die Kleider vom Leib reissen. Bricht im Therapieraum ein Feuer aus oder verlangt die Therapeutin etwas Komisches vom Klient, geht der innere Alarm sofort an, und das Unterbewusste blockt ab und schaltet das Bewusstsein ein oder – im Falle eines Feuerbrandes – schreckt auf und stellt die Flucht aus dem Raum an oberste Stelle. Das ist eine natürliche Schutzfunktion, die jeder Mensch hat. Sollte ein Therapeut doch einmal eine Suggestion machen, die ein Klient nicht möchte, dann wird er sie ganz einfach nicht annehmen. Es ist nicht so, dass suggestiv gleichbedeutend ist mit manipulierbar. Gerade das Unterbewusstsein ist sehr intelligent und trifft klare Entscheidungen. Etwas, was nicht dem eigenen Wunsch entspricht, wird sofort ignoriert und verneint, gerade weil das Unterbewusstsein viel besser in der Lage ist zu entscheiden, ob etwas gut oder schlecht für einen Klienten ist. So gesehen: In Hypnose ist man viel weniger manipulierbar als im bewussten Zustand.
Dass sich Menschen in einer Show-Hypnose zu allerlei komischen Sachen „verleiten“ lassen, hat ganz klar mit ihrer eigenen Bereitschaft zu tun. Wer in einer Show sitzt und nach Action lechzt, wird diese auch finden. Und wenn jemand seinen Namen in der Hypnose nicht mehr weiss und die Zuschauer lachen darüber, heisst das noch nicht, dass man den Mitmachenden ohne seinen Willen bloss stellt, sondern definitiv mit seinem Willen. Fände er das wirklich doof und es würde seine innersten Werte verletzten, würde es nicht funktionieren. Aber Show-Hypnose ist ohnehin ein komplett anderes Thema als Hypnose-Therapie.
Also, es geschieht in Hypnose nur was, was auch den inneren Werten des Klienten entspricht. Und im Falle einer äusseren Gefahr, übernimmt unsere Amygdala (Kampf- und Fluchtzentrum in unserem Hirn) den Part der Reaktion, und dies immer zu Gunsten des Betroffenen.
Befürchtung 2: Nicht mehr heraus kommen
Es noch nie jemals irgendwo auf der Welt vorgekommen, dass jemand nicht mehr aus der Hypnose herauskam. Das ist wirklich absolut unmöglich. Sogar aus dem allertiefsten Zustand – dem hypnotischen Koma – käme man problemlos von alleine wieder hinaus, wenn der Therapeut sich einfach klanglos davonstehlen würde. Es würde zirka 20 Minuten bis 2 Stunden dauern, und dann würde der Klient von selber wieder ins Bewusstsein kommen. Es sei denn, es gefällt einem dort so sehr, dass der Klient sich entschliesst, zwei weitere Stunden in diesem durchaus erholsamen Zustand zu bleiben.
Befürchtung 3: Kontrolle verlieren
Viele denken, dass mit dem Einlassen in die Hypnose die Kontrolle über sich selbst verloren geht. Das Gegenteil ist der Fall. Je mehr man sich auf die Hypnose einlässt und der inneren Wahrheit auf die Spur kommt, desto stärker gewinnt man die Kontrolle über sein Leben zurück. Es kann vorkommen, dass in einer Hypnose starke Gefühle heraufkommen, die der Klient auch äussern möchte. Es kann zu heftigen Ausbrüchen kommen, wenn der Klient merkt, dass ihm das gut tut und dazu dient, es dann loszulassen. Aber der Punkt ist, dass der Klient jederzeit selber entscheidet, inwiefern er das Gefühlte und innerlich Erlebte nach aussen trägt oder nicht. Wer ein Geheimnis für sich behalten oder gewisse Gefühle nicht vor dem Therapeuten zeigen möchte, kann dies steuern, egal wie tief er/sie in einer Hypnose ist.
Welche Hypnose-Richtung ist die beste?
Es gibt sehr viele verschiedene Hypnose-Richtungen und Hypnose-Ausbildungen. Einige befassen sich hauptsächlich mit sehr wirkungsvollen Suggestionen – ohne lösungsorientierten Therapieansatz – und andere suchen in den Sitzungen nach der Ursache eines Problems. Auch die Techniken an sich – also wie der Klient in Hypnose versetzt wird – sind sehr unterschiedlich. Es gibt schnellere und langsamere Techniken, und es ist keine besser oder schlechter, nur anders, und häufig entscheidet der Klient, zu was er einen besseren Zugang hat.
Woran erkenne ich einen guten Hypnose-Therapeuten?
Wie gesagt, es kommt nicht auf die Technik oder die Methode an. Jede Technik und jede Methode hat ihre Vorteile, und es ist auch nicht für jeden das gleiche optimal.
Viel wichtiger als die Methode ist die Verantwortung des Therapeuten. Ich habe hier ein paar Punkte zusammengestellt, die ich generell bei der Arbeit im geistig-psychologisch und seelischen Bereich für wichtig erachte. Diese Grundsätze habe ich bei beiden meiner Therapie-Ausbildungen (zwei vollkommen verschiedene Richtungen) gelernt, und ich finde es äusserst wichtig, danach zu handeln:
Der Therapeut soll jeden Klienten unvoreingenommen behandeln. Rückschlüsse und Diagnosen zu stellen sind nicht seine Aufgabe und liegen häufig auch nicht in seiner Kompetenz. Der Klient soll ein leeres Blatt sein, das der Therapeut von Null auf kennen lernt. Er kann / darf selbstverständlich Hypothesen aufstellen, aber im Endeffekt zählt für ihn das Unterbewusste oder das Biofeedback des Klienten, das Antworten liefern kann.
Der Therapeut soll keine Schlussfolgerungen treffen, nur der Klient. Wenn ein Klient in Hypnose entdeckt, dass er einen Konflikt mit einem nahestehenden Menschen auflösen muss, dann kann man dies 1:1 als wahr annehmen. Wenn aber ein Klient in Hypnose verschiedene Farben, Symbole oder Metaphern erfährt, dann werden diese nur vom Klienten gedeutet und nicht vom Therapeuten. Der Therapeut kann und darf Ideen bringen, was es bedeuten könnte, muss aber äusserst objektiv und neutral bleiben.
Nicht zuletzt sollte ein Therapeut seine eigene Person in der Behandlung zurücknehmen, auf den Klienten eingehen und ihn jederzeit wertefrei und respektvoll behandeln. Doch dies versteht sich eigentlich von selbst.
Wer Mühe hat, einen geeigneten Therapeuten zu finden, soll sich doch umhören bei Freunden und Bekannten. Eine Werbung von anderen Klienten – also von Leuten, denen man vertraut, ist immer die beste, finde ich. Und es ist auch nicht verboten, den Therapeuten zunächst am Telefon zu konsultieren und diesen etwas zu testen.
Nun noch ein letztes Thema. Dies richtet sich eher an Hypnose-Therapeuten als an Klienten: Konkurrenz
Leider zeigt es sich immer wieder, dass Auszubildende fast jeder Therapiemethode ihren Weg für den besten halten. So auch in der Hypnose-Therapie. Vielleicht mag es bessere, effizientere oder seriösere Methoden geben als andere. Dies zu beurteilen ist jedoch schwer, und ich bin mir sicher, dass jede Methode tolle Lösungsansätze bereithält. Am allerwichtigsten ist der Therapeut selbst, wie er sich mit seiner Arbeit auseinandersetzt und nicht die Schule, nach der er es gelernt hat. Der Abschluss an einer bestimmten Schule ist noch kein Garant für seriöses Arbeiten, denn was derjenige mit dem Gelernten macht, ist im Endeffekt ihm überlassen.
Aus diesem Grund habe ich hier eine Bitte: Es wäre schön, wenn hier im Hypnose-Thread keine wertenden Dinge geschrieben werden nach dem Motto „Melde dich doch da, denn dort findest du seriöse Therapeuten“. Dies jedoch, ohne eine Begründung anzugeben, warum diese besonders seriös sein sollen. Hypnose-Therapie ist keine anerkannte Ausbildung und darf im Prinzip von jedem praktiziert werden. Die Integrität und das Verantwortungsbewusstseins des einzelnen Therapeuten ist das einzige Gütesiegel, auf das Klienten sich verlassen können. Es gibt schlechte und gute Ärzte. Es gibt schlechte und gute Friseure. Und ja…es gibt auch schlechte und gute Hypnose-Therapeuten.
Bitte also Tipps und Adressen wenn möglich ohne Adjektive verpacken, die andere Hypnose-Richtungen abwerten (es sei denn, es gibt wirklich einen triftigen Grund, anderen vor Halsabschneidern zu warnen).