Andere Quellen als rationale Quellen sind irrationale Quellen. Warum soll ich die gelten lassen? Wie können irrationale Quellen zu Erkenntnis führen?
träum weiter!
"Das Gegenteil von Religion ist nicht Wissenschaft, sondern Spiritualität." Thomas Metzinger
vielleicht kann dieser Film den Horizont etwas erweitern.
https://www.youtube.com/watch?v=lvWFuDZANfY
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einige vereinfachte Ausführungen:
so wie an den Religionisten wie Joh70 die Erkenntnisse der letzten Jahrhunderte vorüber gegangen sind, sind an Scientisten wie BunnyDog die Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte vorbeigegangen.
(Eigentlich weiss man das alles seit Jahrtausenden, aber jeder will das Rad permanent neu erfinden)
beide benutzen das selbe Denkmuster und unterscheiden sich nur darin, dass sie sich eine unterschiedliche Ausgangslage für ihre Argumente konstruieren.
Wenn jemand die Bibel wörtlich auslegen will, dann ignoriert er, dass Sprache nicht dazu geeignet ist, eindeutige(!) Informationen zu transportieren - dafür war sie nie gedacht und ist sie prinzipbedingt nur beschränkt geeignet. jedes Wort erlaubt unendlich viele Interpretationsmöglichkeiten.
jemand der behaupt, nur rational zu agieren, der verleugnet, dass jede Logik nur so gut ist, wie die ihr zugrunde liegenden Prämissen. Ist die Prämisse falsch, dann kann jeder beliebige Unsinn gefolgert werden. ("ex falso quodlibet").
in letzter Instanz basiert jedoch jeder Vorgang im Gehirn auf einem Erleben. und somit basieren auch die Axiome der Physik und Mathematik letzendlich auf menschlichem Erleben, so ausgefeilt die darauf basierenden Konstrukte auch sein mögen. (z.B. George Spencer-Brown)
der eine konstruiert sich einen Gott als Erklärungsmodell, der andere glaubt an Photonen etc.. (ein Kernphysiker: "ein Photon ist eigentlich nur eine Delle im Nichts")
beides sind jedoch nur unterschiedliche Modelle, die geschaffen wurden, um Gesetzmässigkeiten für erlebte Phänomene und unterschiedliche Zwecke anzunähern, und daraus für die Zukunft Handlungsrichtlinien abzuleiten.
worum geht es nun eigentlich?
Der bewusste-logisch-rational-sprachliche Teil macht nur einen kleinen Teil des Gehirns aus, der zig-millionenfach weniger Daten pro Zeiteinheit verarbeitet als der unbewusste Teil.
da letzerer nicht bewusst ist - wie der Name schon sagt- merkt man eben nur nicht direkt was er so macht. und da der sprachliche Teil dem rationalen Teil zugeordnet ist, sind die unbewussten Prozesse auch nicht mit den üblichen sprachlichen Begriffen des Alltags erfass- und beschreibbar.
Der Religionist merkt nun, dass da mehr ist als sein rationales Bewusstsein, definiert einfach als Ursache dafür Gott, und argumentiert von diesem Ausgangspunkt aus weiter rational(!) (wobei er nicht soweit geht, dass er erkennt, dass sein Modell=Theologie nicht selbstkonsistent ist - andere Interpretationsmöglichkeiten werden ignoriert)
Der Scientist entgeht dem Dilemma, indem er einfach definiert, dass da ausser seinem logisch-bewussten Teil weiter nichts existiert, alles was darüber hinaus geht als Einbildung abtut und unbequeme Erkenntnisse der Hirnforschung, Psychologie, Philosophie, Logik etc. ignoriert.
(ungefähr so wie kleine Kinder, die sich die Hände vor die Augen halten, und dann meinen, dass das was sie erschreckt dann weg ist.)
Er merkt dabei nicht, dass auch er sich in Konstrukten verfangen hat, die keine eindeutigen und objektiven Erkenntnisse zulassen (siehe Hirnforschung, Quantenphysik) und ebenfalls nicht selbstkonsistent sind (Paradoxientheorie)
so gibt es auch (fast) keine vollständig rationalen Menschen. die einzigen, die man so nennen könnte, sind die mit einer Schädigung eines bestimmten Areals des Frontalhirns, das für die Verknüpfung von rationalem Denken und Intuition zuständig ist (-> Phinneas Gage, Damasio). Solche Menschen versauen aber dann alles was sie angehen - aber das streng logisch.
Was macht man nun?
man versucht sein Gehirn möglichst umfassend zu nützen, also sowohl rational-bewussten Teil als auch unbewusste Prozesse, und muss dazu beide Teile "unter einen Hut bringen".
zur Kommunikation mit dem Unbewussten ist aber Sprache nicht direkt und schon gar nicht im wörtliche Sinn geeignet, wie oben schon angedeutet. Das Unbewuste teilt sich z.B. mit, indem es Bilder, Gefühle, Körperempfindungen ect. hervorruft.
Umgekehrt kann man auf diesem Weg auch wieder Einfluss nehmen.
wenn man sich nun den Aufbau und die Funktionsweise des Gehirns ansieht (siehe z.B. Studien und Untersuchungen der Hirnforschung, Physiologie und Psychologie), dann stellt man fest, dass die Ansätze zur umfassenden (und für psychische und physische Gesundheit erforderlichen) Nutzung des Gehirns wieder genau zu dem führen, was seit Jahrtausenden durch Erfahrung herausgefunden wurde und unter dem Begriff Spiritualität läuft.
(obwohl man mit den mentalen Techniken der modernen Psychologie/Physiologie eigentlich auch diesen Terminus nicht mehr bräuchte - diese begrifflichen Schubladen sind auch nur künstliche Konstrukte)
ohne diese Spiritualität wäre die Menschheit nicht überlebensfähig gewesen.
und wieso haben wir nun die Diskussionen, wenn man das schon Jahrtausenden weiss?
wenn jemand (wie z.B. J. Krishnamurti) spirituelle Erkenntnisse/Techniken vermitteln will, muss er leider die Sprache benutzen. dies kann aber nur über Metaphern funktionieren (s.o.).
ausserdem will der Mensch eine logische Erklärung haben, wenn er etwas tun oder akzeptieren soll. Diese muss dabei nicht stimmen, sondern nur plausibel erscheinen.
die Oberschlaumeir hören nun diese Metaphern, nehmen sie wörtlich als Begründung, und denken sie hätten alles(!) verstanden(!) - ohne verstanden zu haben, dass es nicht auf den Wortsinn ankommt. sie geben nur die Worte weiter, ohne das Gesamtpaket, das vermittelt werden soll - das Ergebnis nennt man dann Religion.
da es aber natürlich unterschiedliche spirituelle Techniken und unterschiedliche Metaphern gibt, gibt es dann unterschiedliche Religionen.
wer aber den Grundsatz nicht verstanden hat, muss auf "seinen" Metaphern beharren und die anderen bekämpfen, da nicht erkennen kann, dass es gleichwertige andere Metaphern gibt und er daher befürchten muss, dass er wenn er diese Metaphern aufgibt, auch z.B. den Halt und die Sicherheit verliert, die sie ihm geben.
die Scientisten zähle ich hier auch zu den Religionisten - die Bischöfe oder Imame heissen dann eben Professoren