Kinder brauchen genug Möglichkeiten, eigene Erfahrungen zu sammeln. Übermäßiges Beglucken dient nicht unbedingt einer sinnvollen Entwicklung des Kindes. Eltern sollen da sein, wenn sie gebraucht werden, aber sie sollten sich ganz bewusst zurückziehen, wenn das Kind eigene Erkundungen anstellen will. Auch mal ein aufgeschlagenes Knie gehört zur Lebenserfahrung eines Kindes dazu. Eine Mutti darf gern dann da sein, um zu trösten. Ziel sollte aber nicht sein, jegliches Abenteuer zu unterbinden.
Eltern sollten den Kindern viel Hilfe zur Selbsthilfe geben. Es ist viel sinnvoller, dem Kind frühzeitig beizubringen, wie es selbstständig z.B, mit dem Stadtbus zu einem Termin fahren kann, als jahrelang als Taxi zu fungieren. Kinder sind erstaunlicherweise sogar meist stolz auf das, was sie schon allein können. Ich finde es unglücklich, dass manche Eltern die Unselbständigkeit der Kinder geradezu bewusst fördern. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Eltern vielleicht Angst vor einer Selbständigkeit der Kinder und dem eigenen Verlust ihrer Aufgaben zur Kinderbeförderung haben. D.h. ich glaube oft, dass manche Eltern übermäßiges Beglucken mehr zur eigenen Selbstbestätigung brauchen, als das dem Kind wirklich gut tun würde.
Eltern sollten die Neigungen
der Kinder fördern. Interessiert sich das Kind mit Hingabe für Regenwürmer, sollten sie Hinweise der Eltern bekommen, wo vielleicht noch mehr zu finden sind, die das Kind untersuchen könnte.
Fängt es an Schach zu spielen, sollte man versuchen, eine Schachgruppe aufzutreiben, in der sich das Kind mit anderen Kindern messen kann.
Würden die Eltern es schön finden, wenn das Kind Klavier spielen kann, das Kind das aber nicht mögen würde, sollte es die Freiheit haben, das abzuwählen.
Eltern dürfen und sollen natürlich Orientierung geben. Das Kind soll aber trotzdem seinen ganz eigenen Weg suchen und finden dürfen in Unterstützung der Eltern.
Natürlich brauchen Kinder eine verlässliche Eltern-Kindbeziehung. Aus dieser heraus können sie sich entfalten.
Das schließt ein, dass sie natürlich auch schon lange vor dem 3. Lebensjahr eigene Erfahrungen mit anderen Kindern in einem guten (!) Kindergarten für eine überschaubare Anzahl Stunden pro Tag sammeln können. Sie werden begeistert sprudelnd nach so einem Vormittag ihren Eltern dann in die Arme fallen und von ihreren Abenteuern erzählen. Für das Ego des Kindes ist das eine tolle Sache.
Ich habe das Gefühl, dass klingt ein bisschen radikal. Ich würde aber sagen, dass ich trotzdem ein ausgesprochen liebevolles, gutes Verhältnis zu meinem 14 jährigen Sohn habe, dem es ganz gewiss an Nestwärme nie gefehlt hat, und er große Stücke auf mich hält. Soooo schlimm kann es für ihn offenbar nicht sein.
